Das Glück liegt in Hierakonpolis
hm…?“
Atemu hatte sie urplötzlich nach hinten auf das Nachtlager gedrückt und sie geküsst, damit sie Ruhe gab und auch vielleicht auf diese Weise nachgab oder so verstand das es ihm durchaus ernst war. Dass er sie nicht gut kannte, war ihm bewusst, aber das konnte man doch ändern.
„Ehen unter Geschwistern sind durch aus normal im Königshaus. Für mich wirst du niemals meine Schwester sein, auch wir wenn wir denselben Vater haben. Das interessiert mich auch gar nicht. Bin ich dir wirklich so zu wider, dass du es nicht mal versuchen willst?“
Er merkte nicht, dass sie nicht Mal versucht hatte ihn zurückzustoßen, im Gegenteil, ihre Finger hatten sich in seine Schulter gegraben. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Atem war flach.
„Du verdammter Idiot!“, fuhr Isahra ihn plötzlich an und boxte ihm halbherzig in die Seite als sie sich wieder aufgerichtet hatte: „Musstet du mich jetzt auch noch küssen? Reicht es dir nicht dass ich deinen Augen schon verfallen bin?“
Atemu legte den Kopf schief: „Warum machst du es mir dann so verflucht schwer?“
„Warum stellst du innerhalb eines halben Tages mein Leben auf den Kopf?“, gab Isahra zurück.
„Hm… Gute Frage, genau wie die, was passiert ist. Im Stall, hattest du das noch nicht…“, als er über ihre Kratzer am Arm fuhr, stockte er ruckartig: „Hast du Dartz etwa vertrieben?“
„Ähm… ja, schon. Ich hab mich mit ihm angelegt und er hat sich dann zurückgezogen. Erst einmal, aber er meinte er komme wieder. Ich hab es Shada schon gesagt…“, gab sie zu und sah ihn an: „Er war mir suspekt.“
Er nickte und steifte über ihren Arm: „Das nächste mal, sagst du Shada oder meinen anderen Freunden gleich bescheid. Du bist nicht dazu da um meine Gäste oder Feinde von mir fernzuhalten. Das geht das nächste Mal sicher ins Auge.“ Er sah zu ihr auf und lächelte mild: „Du kommst doch morgen mit mir nach Theben?“
Sie wandte den Blick der Sonne zu, die sich schon weit gesenkt hatte, nur noch ein paar Minuten und sie würde endgültig von Nut verschluckt sein, dann stand sie auf.
„Willst du gehen?“, Atemu runzelte die Stirn und sah zu wie sie die Stoffe um ihren Körper auf den Boden fallen ließ. Isahra stand mit dem Rücken zu ihm, aber auch wenn ihre Haare alles verdeckten, was ab dem Po aufwärts ging, so wusste er, das sie nur wunderschön sein konnte. Mit den Augen folgte er ihren Bewegungen, die auf die andere Seite des Bettes führten.
„Kann ich dir morgen die Antwort geben? Es wird gleich dunkel, der Tag war lang und anstrengend. Wir beide haben viel Neues erfahren und auch erlebt. Diese ganzen Eindrücke muss ich erst noch ordnen, ehe ich dir eine Antwort geben kann. Auch du solltest noch mal eine Nacht darüber schlafen bevor…“
„Ich habe meine Entscheidung getroffen, sie wird sich nicht mehr ändern“, unterbrach Atemu sie, als er sich ans Kopfende des Bettes setzte und sich daran lehnte. Er betrachtete ihren Rücken und ihre Haare, in denen sich die letzten Sonnenstahlen fingen. Warum hatte sie sich ausgezogen, wenn sie noch Zeit von ihm haben wollte? Sollte er den Blick abwenden?
Sie wandte sich zu ihm um und lächelte ein wenig, was ihm Röte ins Gesicht treib. Die Untergehende Sonne im Hintergrund ließ die Spitzen ihrer schwarzen Mähne wie Gold leuchten und verlieh diesem Mädchen etwas Geheimnisvolles: „Was macht dich so sicher?“
Statt zu antworten streckte er ihr die Hand hin, doch anstatt das sie sofort seinen Worten folgte, nahm Atemu ihr Zögern wahr. Fast schien es, als bebte ihr Körper als sie sich hob, aber seiner nicht entgegen kam. Es kostete ihm viel Überwindung, doch blieb er sitzen: „Komm her.“
Isahra brauchte noch einen kurzen Moment, dann legte sich ihre Hand auf die Seine. Sie atmete tief durch, als sie sich dazu überwand der sanften Führung seiner Hand nachzugeben und sich neben ihm erneut auf dem Bett niederzulassen, doch anstatt ihn anzusehen drehte sie sich im letzten Moment, so dass sie ihm zur Hälfe den Rücken zuwandte.
Atemu schluckte die Enttäuschung hinunter, da sie ihm schon wieder ihren Anblick und ihre Augen entzog, aber es war deutlich, dass sie sich fürchtete. Er musste sich also zusammenreißen und versuchen es behutsam anzugehen. Der Prinz beugte sich etwas nach vorn und küsste ohne Vorwahrung diejenige ihrer Schultern, die ihm am Nächsten war. Süßer Duft von Honig und Blumen stieg ihm in die Nase. Ihre Haut fühlte sich warm und weich an: „Du hast dich noch nie einem Mann genähert? Keine Angst, ich tu nichts, dass du mir nicht erlaubst.“ Er flüsterte heiser und zog mit der freien Hand das Leinentuch auf dem Bett über sie. Sie gab nach und fiel sich zu ihm zurücksinken, so dass sie an seiner Brust lag.
„Nein… Es ist nicht so, dass sich keiner für mich interessieren würde, aber…“, Isahra sah zu ihm auf: „… Papa hat gesagt, dass mein Glück hierher kommt, nach seinem Tod und mich holt.“
Atemu nickte langsam, sein Vater war wirklich oftmals so gewesen, aber es war sein Glück gewesen, das sie es geglaubt hatte. Er legte seine Arme um ihre Hüften und küsste sie auf die Stirn: „Dann hoff ich dass ich dem gerecht werde.“
„Bestimmt…“, Isahra wand sich unter seinem Armen näher an ihn, so dass sie enger an ihm lag. Ihre Beine hatte sie angewinkelt und unter ihren Fingerspitzen hämmerte sein Herz in einem erregten Rhythmus, der sich noch verstärkte als ihre Lippen seine Brust berührten.
Er schob seine Hand unter ihre Haare in ihren Nacken. Mit sanftem Nachdruck verleitete er sie zu ihm aufzusehen. Dieses mal was er es, der ihre Augen als fester zu ihrer Seele missbrauchte und was er sah gefiel ihm sehr gut. In den hellbraunen Augen spiegelte sich nichts, außer Liebe, er hatte sie innerhalb seines halben Tages für sich einnehmen können, genau wie auch sie es mit ihm getan hatte. Sein Finger glitt über ihre Wange, dann gab er seinem Drang nach und küsste sie. Erst besinnlich, dann stürmischer bis sie seinen Kuss mit derselben Leidenschaft erwiderte, die er in diese Berührung der Lippen fließen lies. Als Atemu sich von ihr löste, waren ihre Augen geschlossen und öffneten sich langsam.
Isahra lächelte ihn an. „Ich komm mit“, sagte sie, dann kuschelte sie sich an seine Brust, wo ihr Atem sich nach nur einer Minute soweit beruhigt hatte, dass er es wusste. Sie schlief.
Atemu streichelte ihr über die Haare und die Schulter. Sie wirkte friedlich und er erinnerte sich an seinen Vater. An seine Worte, die er ihm auf seinem Sterbebett hinterlassen hatte.
„Atemu, mein Sohn. Du wirst in deinem Leben noch viel Schönes, aber auch Schlimmes erleben. Du bist von Freunde umgeben, aber du wirst jemand brauchen, der dich als Mensch sieht. Ich hatte deine Mutter und auch du wirst eine Frau finden, die dich im ersten Moment fesselt. In Hierakonpolis wirst du dein Glück finden. Es wartet dort auf dich…“
Der Prinz sah noch mal auf das schlafende Mädchen in seinem Arm: „Darum bin ich gekommen... Um dich zu finden.“ Er küsste sie auf die Schläfe als der letzte Sonnenstrahl der Nacht Platz machte und fand dann selbst Schlaf.
- Gute Nacht, möge Nut euch in ihren Armem wiegen und euch schöne Träume senden-