Das Glück liegt in Hierakonpolis
sehen, nur noch die Türe des Tempels die eben eilig geschlossen wurde.
„Worauf wartet Ihr?“, fuhr Seth die beiden Tempeldiener an: „Sucht…“
„Seth!“, Atemu zupfte sich eines der Blätter aus den Haaren: „Lass es. Wer es auch war, ist jetzt im Tempel und du wirst ihn nicht finden. Heute ist doch hier so viel los. Es ist nichts passiert und niemand wollte etwas Böses.“
„Das denkst du?“, Seth brummte argwöhnisch vor sich hin und schnaubte: „Wir sind auf dem Nil angegriffen worden und du… Ihr… Was wenn es derjenige war, der uns diese Kreatur auf den Hals gehetzt hat? Sucht ihn, jeden Fremden der nicht geladen ist, will ich wissen!“
„Wie Ihr wünscht“, einer der Tempeldiener, der Kleinere von beiden, verneigte sich, stellte sein Tablett mit den Ölen und dem Natron ab, dann eilte er in den Tempel.
„Warum tust du das?“, Atemu sah ihn ernst an: „Er wird nichts bringen und das weißt du auch.“
„Es geht um deine Sicherheit. Ich will nicht, dass sich hier irgendwer aufhält, der dir schaden will. Du bist nicht nur mein Vetter sondern mein Herr und ab morgen mein Pharao. Willst du es nicht verstehen? Wenn du schaden nimmst fällt das auch auf mich zurück und das werde ich nicht zulassen. Ich bin besser als Mahado…“, der Hohepriester murrte verstimmt. Auch wenn er im Moment Atemu duzte, so war und blieb es so, das er unter ihm stand und ihn beschützen musste und wollte. Niemals würde er es zulassen, dass Atemu etwas geschah, wenn er der Nähe war. Gerade jetzt wäre es seine Aufgabe gewesen, so etwas wie eben zu verhindern.
Atemu nickte kurz: „Doch, das tu ich, aber ich will keine Diener, ich will Freunde um mich.
„Freunde…“, wiederholte sein Gegenüber und lächelte verstohlen: „Lass das meinen Vater nicht hören, ja? Er ist übriges mittlerweile angekommen und will dich sehen, wenn du bei den Göttern warst. Wir sollten mit der rituellen Waschung beginnen, damit du im Heiligtum deine Opfergaben abgeben und beten kannst.“
Atemu schwieg und nickte nur zustimmend. Seth hatte Recht, er durfte Akunadin gegenüber nicht sagen, dass ihm Freundschaft zum Teil wichtiger war, als gute Diener zu haben. Sein Onkel war zu praktisch veranlagt um das zu verstehen. Unvorstellbar dass Akunadin es zulassen würde, dass Atemu sich nicht der Tradition entsprechend nach verhalten würde. Dass er es nur gut meinte, war auch nur ein kleiner Trost.
Die Waschung verlief ähnlich wie die nach dem Aufstehen, nur das es keine Haare mehr gab, die man ihm noch abrasieren konnte, oder seiner Ansicht nach durfte. Seine Haut mit Natron abgerieben und dann immer wieder mit dem kühlen Wasser aus dem See übergossen, damit auch wirklich kein Schmutz mehr auf seinem Körper zurück blieb. Nach einer halben Stunde war er im See fertig und wurde mit einem weichem Leinen getrocknet, bevor man ihm einen frisch gewaschenen, weißen Schurz an, der aus dem feinsten Leinen gearbeitet worden war. Neue Sandalen gehörten ebenfalls dazu, damit er als reiner Mensch vor die Götter treten konnte.