Fanfic: Verbrannte Erde

hatte.
„Mein Name ist Eva.“ Ihre Art zu sprechen, zeugte von einer sehr guten Erziehung.
„Komm, Du musst aus der Sonne. Bist Du schon kräftig genug, um alleine zu gehen? Oder soll ich Dich stützen?“
„Ich denke, es wird gehen.“ Eva versuchte aufzustehen.
„Warte, so wird das nichts.“ Lilith griff Eva unter die Arme und half ihr sich aufzurichten. Sodann legte sie einen Arm um Eva und ging mit ihr zurück zu den Dornbüschen. Sie half ihr sich im Schatten niederzusetzen und meinte: „Bleib hier, ich bin gleich wieder da.“ Ihr Bündel ließ sie bei Eva.

Lilith ging zurück zu dem Ort, an dem sie die Zweige gelassen hatte. Dort schnürte sie alles zu einem Paket und selbst die spitzen Dornen hatte sie vergessen. Sie war froh, nicht mehr die einzige Frau zu sein.

Mit dem Reisigpaket ging sie zurück zu Eva.
„Lebst Du hier?“ Sie sah sich um. Es schien, als würde es ihr langsam besser gehen.
„Ja. Siehst Du die Ruinenstadt dort hinten?“ Lilith deutete auf die stählernen Skelette der Hochhäuser.
Eva nickte.
„Auf dem Dach des höchsten Gebäudes. Zusammen mit meinem...“ Sie brach ab. Das Wort Gefährte wollte einfach nicht über ihre Lippen kommen.
„Ja?“ Eva betrachtete sie neugierig.
„Mit einem Freund.“
„Es gibt noch mehr Menschen?“ Sie freute sich. Ihre blauen Augen strahlten.
Wie naiv sie doch war. Spätestens in der ersten Nacht würde Adam sein wahres Gesicht zeigen. Lilith seufzte.
„Gehen wir jetzt dorthin?“
„Hmhm.“
„Was hast Du?“, fragte Eva besorgt.
„Es ist nichts. Komm, ich helfe Dir auf.“
Sie zog Eva auf die Füße und schlang sich das dünne Seil um den Körper, so dass das Reisigbündel auf ihrem Rücken hing. Kurz verzog sie das Gesicht. Dann legte sie Evas Arm um ihre Schulter, nahm ihr Bündel in die Hand und legte ihren anderen Arm um Evas Taille.
„Hast Du Schmerzen, Lilith?“
„Es geht. Kümmere Dich lieber um deine Gesundheit.“

Irgendwie hatte es Lilith geschafft, samt Dornenbündel und Eva, die steile Wand des Flussbettes zu erklimmen.
„Wir haben es fast geschafft“, meinte sie nach einiger Zeit.
Langsam gingen sie auf das höchste der verfallenen Gebäude zu. Dort angekommen lehnte sie Eva gegen die Mauer. Sie musste einige Kraft aufbringen, um die schweren Bretter zur Seite zu räumen, die den Eingang verdeckten. Lilith half Eva hinein und verschloss den Zugang wieder.
„Wir müssen noch die Treppen nach oben. Es könnte sehr anstrengend werden. Warte hier. Ich hole Hilfe.“ Sie setzte Eva vorsichtig auf die Stufen und ging dann die Treppen hinauf.

„Adam!“, rief sie völlig außer Atem, als sie oben ankam.
„Was ist nun schon wieder?“ Er war ungehalten. „Wo warst Du so lange?“
„Bitte, komm mit. Ich habe jemanden gefunden, aber alleine kann ich es nicht.“
„Wovon sprichst Du?“
Sie ließ das Dornenbündel fallen. Blutige Kratzer waren auf ihrem Rücken und den Schultern zu sehen, aber das ließ ihn kalt.
Adam kniff die Augen zusammen und beschloss, ihr ausnahmsweise zu folgen.

„Oh nein! Sie ist ohnmächtig!“ Lilith hastete zu Eva.
Adam blieb stehen, wie zu einer Salzsäule erstarrt. Auf den steinernen Treppen lag ein bezauberndes Geschöpf.
Sie muss ein Engel sein’, dachte er.
Adam nahm sie auf seine Arme und trug sie die Stufen nach oben.
Er brachte sie in das verfallene Haus und bettete sie auf Liliths Lager.

„Du suchst Dir ab heute einen neuen Schlafplatz“, herrschte er sie an.
Entsetzt sah sie ihn an.
„Was stehst Du noch hier herum? Geh!“ Er wollte mit ihr allein sein. Mit diesem blonden Engel.

Zornig wandte sich die kleine Rothaarige um.

*~*~*

Eva erholte sich erstaunlich gut. Aber Adam hatte Lilith nicht mehr in ihre Nähe gelassen.
Heute war der erste Tag, an dem sich die beiden Frauen wieder sahen. Sie jäteten Unkraut in einem der Beete.
Eine Weile arbeiteten sie still nebeneinander her.
„Adam ist sehr klug“, beendete Eva das Schweigen.
Lilith schnaubte nur abfällig.
„Was ist mit Dir?“, fragte sie und ihre blauen Augen blickten unschuldig drein.
„Nichts, lass uns weiter machen.“ Damit war für Lilith das Gespräch beendet.

Nach dem Abendmahl – Lilith musste Adam und Eva bedienen – schickte er seine erste Gefährtin wieder in die Schlucht.
Nun war er mit Eva alleine. Heute Nacht würde er sie zu seinem Eigen machen.
Er flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr.
Sie errötete anmutig.
„Komm, es wird Dir gefallen“, säuselte Adam und ergriff Evas Hand.
Zögerlich ging sie mit ihm. Er führte sie zu einem weichen Lager im hinteren Teil des Gartens, das unter freiem Himmel lag. Sie ließen sich darauf nieder.

In dieser sternenklaren Nacht durchdrangen nur lustgetränkte Schreie die Stille.

*~*~*

Was beide nicht bemerkt hatten, war die früher zurückgekehrte Lilith. Mit Tränen in den Augen und schmerzverzerrtem Gesicht stand sie im Schatten einer Mauer. Das kleine Messer stak in ihrem Gürtel.

Adam und Eva lagen beieinander, ihre Körper in inniger Umarmung.
Lilith trat aus dem Schatten. Wütend fegte sie eine löchrige Vase von der Mauer.
Das Geräusch ließ die Liebenden aufschrecken.
„Wie kannst Du es wagen, sie derart zu benutzen!“, schrie Lilith. Ihr rotes Haar stand in alle Richtungen ab und ein dünner Schweißfilm ließ ihre sonnengebräunte Haut glänzen.
„Wovon redest Du, Weib?“ Er stand auf und ging drohend auf sie zu.
„Lilith, es war wunderschön.“ Eva war nun auch aufgestanden.
„Du hast sie missbraucht! So wie Du auch mich unaufhörlich missbraucht hast!“ Nun war alles egal. Jahrelang aufgestaute Wut und Zorn brachen aus ihr heraus. „Du, Du Monster! Du denkst, Du wüsstest alles besser, aber gar nichts weist Du! Und dieses naive Ding“, sie deutete auf Eva, „glaubt Dir auch noch alles! Ich sage es noch ein allerletztes mal: Ich. Bin. Nicht. Dein. UNTERTAN!“

Und wieder erhob er seine Hand gegen sie. Mehrmals. Er nannte es den gerechten Zorn.
Als er fertig war, wies er Eva an, sich nicht um die Wunden zu kümmern. Lilith musste für diesen Frevel bestraft werden.

In den frühen Morgenstunden kam Eva zu ihr. Sie trug ein Bündel bei sich.
„Es wäre besser, würdest Du gehen. Besser für uns alle. Du bist wild, widerspenstig und unbezähmbar.“
Von wegen naiv, dachte Lilith.
Wütend nahm sie ihr das Bündel aus der Hand und verschwand bei Sonnenaufgang.



A/N: Dies ist das erste von zwei zusammengehörigen Kapiteln. Wer diese Geschichte kennt, wird ungefähr wissen, was als nächstes passiert.

Das werden übrigens die beiden einzigen Kapitel in dieser Form sein. Aber ich finde sie passen sehr gut.

R&R, please.
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