Fanfic: Verliebt in Domino - Oder auch nicht

minder eleganten Schreibtisch etwas abgelegen, an der hinteren Glasfront. Oh, also das ist jetzt ja faszinierend.
„Du delegierst mir einfach Aufgaben und wenn Du Probleme hast, wende Dich nur an mich.“
Ich nicke dankbar. Also werde ich nicht mit Monty Burns alleingelassen. Mich besserfühlend lasse ich mich auf meinen Ledersessel sinken. Sehr bequem, wie ich feststelle.
Das erste was ich mache, ist das Foto meiner Familie aufzustellen. Wir posieren allesamt vor den Pyramiden von Gizeh. Unser letzter gemeinsamer Urlaub. Ich bin von Ägypten direkt nach Japan geflogen.
Dann fahre ich den Rechner hoch. Ein ultramodernes Teil, wie ich bemerke. Mit riesigem Flatscreen Monitor.
Die nächste Viertelstunde bekomme ich eine Einweisung in die Firmeninternen Programme und diverse Zugangsdaten. Und o là là, sogar Zugriff auf den Kalender des Chefs. Ich überfliege ihn kurz. Heute keine Besprechungen, dafür Unmengen Telefonate und... Hui! Der arbeitet Samstags? Wann macht der eigentlich Hausaufgaben?
Als sie mir hier alles erklärt hatte, zeigt sie mir noch die Telefonanlage. Ein Touchscreen mit Headset und ein ‚normales’ Telefon. Alles vom feinsten hier.
„Ich würde Dir raten, das Headset nicht abzunehmen, es hat Stimmerkennung. Wenn es klingelt, sagst Du einfach ‚Ja’ und meldest dich. Das kleine hier, kannst Du auf das Headset umleiten, mit separatem Ton.“
Ich bin so baff, dass ich nur nicken kann.
„Manchmal musst Du Briefe übersetzen. Er wird das Meiste an dich delegieren, da Du einige recht exotische Sprachen beherrschst.“
Ich wollte sie gerade noch etwas fragen, als die Türen aufgerissen werden – Herzschlag – und mein neuer Chef in seiner ganzen Größe vor mir steht. Meine ich das nur, oder ist die Temperatur gerade um einige Grad gefallen? Irgendwie so kalt hier drin.
Mich auf meine gute Kinderstube besinnend, stehe ich höflich auf und verbeuge mich leicht.
„Hajimemashite[1]. Maeve Muldoon.“
Eiskalte blaue Augen starren mich gefährlich an. Na toll. Mr. Burns ist eigentlich Mr. Freeze. Na, hat jemand das Wortspiel bemerkt?
„Ich weis wer Sie sind!“, faucht er. Dann knallt er mir einige Papiere auf den Tresen. „Sie haben 30 Minuten Zeit, das zu übersetzen und in den blauen Konferenzraum zu bringen. Und vergessen Sie meinen Kaffee nicht!“ Und schon rauscht er, mit einem silbernen Koffer in der Hand, davon. Von wegen keine Besprechungen. Pah!
Das waren zu viele Schocks für mich an einem Tag. Ich lasse mich auf den Sessel fallen und begegne dabei Kimikos mitleidigem Blick.

Also gut, ich angle mir die Dokumente. Aha. Ein Vertrag mit einem Deutschen Unternehmen. War er deshalb so gereizt, weil die sich keine Mühe gemacht haben, ihn gleich zu übersetzen? Oder will er mich einfach nur testen.
Ich übersetzte simultan, während ich den Vertrag erneut abtippe. Sechs Seiten. Happig, für den ersten Tag. Aber wie war das gleich noch mal? Disziplin und Motivation gepaart mit Arbeitseifer. Genau! Innerlich salutiere ich.
„Ich mach den Kaffee.“ Höre ich Kimiko murmeln.
Ich nicke nur und nach zwanzig Minuten habe ich den Text übersetzt, abgetippt und ausgedruckt. Und Kimiko bringt gerade den dampfenden Kaffee auf einem silbernen Tablett, während ich die Dokumente, Original wie Übersetzung in zwei Ledermappen einsortiere.
Dann lasse ich mir den Weg erklären und mache mich auf zu Frosti, dem Schneemann ... ähm... Chefchen.

Fünf Minuten vor Ablauf der Frist klopfe ich etwas umständlich an die Tür des Konferenzraumes.
Ein barsches „Herein!“ und ich trete ein. Er sitzt an der Kopfseite des riesigen Tisches, die Glasfront im Rücken. Vor ihm steht ein hypermodernes Notebook und einige Papiere liegen auf dem Glastisch.
Mit einem höflichen „Bitte sehr, Sir,“ stelle ich ihm den Kaffee hin und lege ihm die Dokumente vor.
„Sehen Sie sich die Tabellen an, die ich Ihnen geschickt habe, lesen Sie die Schreiben durch und bereiten Sie die Präsentation für morgen vor.“ Klingt schon etwas freundlicher.
„Ja, Sir.“ Das ist so unnatürlich. Ich bin doch älter als er. Aber in der Geschäftswelt zählt das nicht.
„Maeve!“ Kein Muldoon-san? Aber, oh Wunder, er kennt meinen Namen. „Alle Dokumente sind streng vertraulich. Das Meeting dauert bis 11:00 Uhr. Bis dahin will ich alles auf meinem Schreibtisch. Korrigiert und ausgedruckt, die Kopien schicken Sie mir.“
„Natürlich, Sir.“ Ich verneige mich kurz und verlasse den Raum. Keine Minute zu früh, denn im Vorraum laufe ich diversen hohen Tieren und einem sehr bekannten Gesicht über den Weg. Zumindest denke ich das. Haben manche Leute eigentlich Doppelgänger? Ich grüße freundlich, ernte aber nur Brummen.
Eine gute Erziehung haben Sie da, Gentlemen. Bravo, liebe Mamis und Nannys.

„War was?“, frage ich, als ich als dem Aufzug trete und Kimikos entgeisterten Blick bemerke. Oje, nicht gut.
„Nein, nein, keine Anrufe oder so...“ Sie schluckt.
„Alles in Ordnung?“ Hoffentlich habe ich nichts falsch gemacht. Wäre doch schade, nach einem Tag schon auf der Straße zu landen, oder?
„Also, er redet normalerweise nicht so viel, da dachte ich... Na ja...“
Na toll, das wird ja immer besser. Ich hebe eine Augenbraue.
„Da dachte ich, er hat heute seinen guten Tag.“
Wie bitte? Geht’s noch? Was ist dann bitteschön sein schlechter Tag?
Aber ich werde mich hüten, meine Gedanken laut auszusprechen.
Ich setze mich wieder hin und schaue in mein Postfach. Da ist tatsächlich die Mail – gekennzeichnet als Vertraulich – mit sehr vielen Dateianhängen.

OK, wo fange ich an? Am besten mit den Schreiben. Damit bin ich erst mal beschäftigt. Beiläufig schaue ich auf die Uhr. Gut, erst Viertel vor Neun. Ich korrigiere, schreibe neu und drucke aus. Das Ganze ungefähr 15 mal. Abspeichern und weiter geht’s.
Nun zur Präsentation. Wow! Ich bin wirklich flink. Ob mein Chef hier Sklaventreiber beschäftigt? Eher Überwachungskameras und –programme. Verstohlen sehe ich mich um.
Gut, weiter im Text.
„Ähäm.“ Ein Räuspern lässt mich von meinem Bildschirm aufblicken.
Das kleine Männlein, welches nun vor mir steht, sieht aus wie eine Mischung aus Danny DeVito, Steve Urkel und Louis Tully, dem Buchhalter der Ghostbusters. Eine riesige Erich-Honecker-Gedächtnisbrille sitzt auf seiner Nase und das pausbäckige Gesicht schimmert in diversen Rottönen. Mit einem riesigen karierten Stofftaschentuch wischt er sich über die Stirn.
„Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte ich so ruhig wie möglich, ohne loslachen zu müssen.
„I-Ist Mr. K-Kaiba schon d-da?“ Mr. Kaiba? Ah, ein Gaijin[2], wie ich.
„Nein, er ist bis 11:00 Uhr in einem Meeting.“
„S-Sie sind seine neue S-Sekretärin?“ Oha. Der ist aber nervös. Wie zur Bestätigung nestelt er an seiner höchst eleganten erbsensuppengrünen Krawatte herum.
Ich hingegen, nicke nur.
„I-Ich bin J-John H-Howard, d-der Ch-Chefbuchh-halter. I-Ich muss etwas d-dringendes m-mit ihm b-b-besprechen.“
„Ich lasse ihm eine Nachricht zukommen und melde mich dann bei Ihnen.“
„D-Danke. M-Miss..?“
„Muldoon.“
„M-Miss M-Muldoon.“ Und damit entschwindet, nein besser watschelt, er zurück zum Aufzug.
Ich tippe eine kurze Nachricht und füge Sie in meine Antwort-Mail ein.

Nachdem ich kurz vor 11:00 Uhr mit den Aufgaben fertig bin, schicke ich die Mail ab und mache mich auf ins Heiligtum der KC: das Büro von Seto Kaiba.
Tief ein und aus atmen, Mac. Vorsichtig drücke ich die Klinke nach unten. Die Tür geht tatsächlich auf.
Ich muss schlucken. Also das setzt dem Ganzen ja die Krone auf. Die Sonne scheint durch blank geputzte Scheiben auf einen riesigen Mahagonischreibtisch. Eine elegante grüne Matte dient als Schreibunterlage.
Und erst der riesige Ledersessel!
Na, auch bemerkt? Korrekt! In diesem Büro haust die Mutter der Klischees!
Also lege ich die Unterlagen fein säuberlich auf seinen sehr ordentlichen Schreibtisch und drehe mich um.
Noch eine Überraschung. Über der Tür hängt ein riesiges Börsen-Display. Der Kerl wird mir immer unheimlicher!
Hastig verlasse ich das Büro. Der soll mich hier ja nicht antreffen, wenn er zurückkommt.

Kaum eine Minute später, als ich wieder auf meinem Platz sitze geht auch schon die Fahrstuhltür auf und er stürmt herein.
„Holen Sie Howard her, aber plötzlich!“, blaffts, würdigt mich keines weiteren Blickes und stapft in sein Büro. Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss.

Ein paar Minuten später gleitet die Tür auf und ein ziemlich nervöser Chefbuchhalter schleicht herein. Er sieht noch angestrengter aus, als vorhin und sein Gesicht ist noch röter. Dicke Schweißperlen kullern daran herab und tropfen auf sein weißes Hemd. Mr. Howard holt sein Taschentuch hervor und wischt über sein Gesicht. Ich erkenne riesige Schweißränder unter seinem Arm.
Oh Gott, der arme Mann hat’s auch nicht leicht.
Etwas zögerlich betätige ich die Gegensprechanlage.
Ein ungehaltenes „Was?“ dringt durch das Headset in mein Ohr.
„Howard-san ist jetzt hier.“
„Er soll reinkommen.“ Aufgelegt.
Ich lächle dem armen Mann aufmunternd zu und mache eine mehr oder minder einladende Geste in Richtung Tür des Chefs.
Weitere rote Flecke bilden sich auf Howards Gesicht und nun auch auf seinem Hals. Er klopft an und schleicht hinein.

Kimiko und ich tauschen mitleidige Blicke aus.
„Guten Tag, die Damen!“ Eine fröhliche Stimme reißt uns aus unseren Gedanken.
Aus dem Fahrstuhl rollt ein Postwägelchen, gefolgt von einem schlaksigen jungen Mann, der so gar nicht in diese Firma passen will. Langes braunes Haar, Jeans, abgetragene Turnschuhe und ein SLAYER(!)-Shirt. Hinter ihm tritt ein Paradiesvogel aus dem Lift.
„Ich bring die Post für Kaiba-sama. Du bist sicher die Neue.“ Unkonventionelles Styling, unkonventioneller Bursche, und das hier wohl obligatorische Du, auch wenn es mich irritiert. „Ich bin
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