Fanfic: Verliebt in Domino - Oder auch nicht
Kapitel: Folge 2: Der Teufel trägt Nadelstreifen
A/N: An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass Ähnlichkeiten mit lebenden, toten oder fiktiven Personen rein zufällig und nicht beabsichtigt sind.
@ Itachi91: Noch mal vielen Dank!
Viel Spaß beim Lesen!
Folge 2: Der Teufel trägt Nadelstreifen
Langsam mache ich mir ernsthaft Sorgen. Das DeVito-Männchen ist schon seit zwei Stunden bei ihm und noch immer nicht zurück. Kimiko und ich haben beschlossen, nicht eher Pause zu machen, bis der Bedauernswerte aus diesem Büro gekommen ist.
Sie hat eine kurze Rundmail an sämtliche Kollegen verfasst und unsere Verabredung verschoben – auf unbestimmte Zeit.
~3rd Person View~
John Howard, seines Zeichens Chefbuchhalter der KC, saß nervös vor seinem Chef. Schon seit geraumer Zeit rann ihm der Schweiß unaufhörlich in Strömen vom Gesicht. Gehetzt blickten seine Augen immer wieder zu seinem Gegenüber. Er sah aus, wie das Kaninchen vor der Schlange.
Kaiba, hingegen, war die Ruhe selbst. Zumindest dem äußeren Anschein nach. Aber innerlich brodelte er. Genau zwei Probleme plagten ihn. Probleme von der Tragweite einer mittleren bis gigantischen Katastrophe. Manche würden es auch als Heimsuchung, Weltuntergang und dererlei Ungemach bezeichnen.
Zum einen war da eine undichte Stelle in der Entwicklungsabteilung. Aus unerfindlichen Gründen sickerten Top Secret Daten nach draußen. Ein Amerikanisch-Deutsches Konkurrenzunternehmen, das, so schien es, über Nacht aus dem Boden gestampft wurde, verwirklichte den Großteil der neuen Projekte.
Dann verschwanden Gelder. Immer wieder geringe Beträge. Aber auch das summierte sich irgendwann. Keiner hatte was gesehen und keiner wusste wohin. Entweder war es jemandem gelungen, sich in den Zentralrechner der KC zu hacken, was Kaiba rigoros ausschloss, oder ein Angestellter hatte seine Spuren so geschickt verwischt, dass nicht einmal ein Seto Kaiba dahinter kam.
Dieser Umstand bereitete dem jungen Mann Magengrimmen und Kopfschmerzen.
Er hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und sein Kinn auf die Handrücken gebettet. Mit seinen blauen Augen fixierte er seinen Angestellten genau. Trotz seiner Jugend hatte Kaiba genug Erfahrung im Lesen der Körpersprache anderer.
Howard blickte gehetzt von einer Zimmerecke zur anderen. Er konnte dem Blick des jungen Mannes vor ihm einfach nicht standhalten.
Er saß schon fast 20 Minuten auf diesem, für ihn, schier unbequemen Stuhl und sein Chef hatte noch kein Wort gesagt. Musterte ihn nur unentwegt.
„M-Mr. Kaiba, Sir...“, versuchte der dicke Buchhalter das Gespräch zu beginnen.
„Nun, Howard-san. Wie lange arbeiten Sie schon für mich?” Kaiba klang ungewöhnlich sanft.
Sogar jemandem wie Howard musste jetzt zwangsläufig auffallen, dass etwas im Busch war.
„F-Fast schon z-zehn J-Jahre, S-Sir.“ Er schluckte. „I-Ihr V-Vater...“ Howard brach ab.
Kaibas Blick wurde mit einem mal eiskalt.
„Ja?“ Aber seine Stimme hatte nichts an Freundlichkeit eingebüßt.
„E-Er hat mich d-damals e-eingestellt, aber das war noch vor ihrer Zeit, Sir“, beeilte sich der pausbäckige Buchhalter, den Satz zu Ende zu sprechen.
„Sie haben also hinreichend Erfahrung mit der Buchhaltung eines weitweit operierenden Unternehmens, wie der Kaiba Corporation, nicht wahr?“ Mittlerweile saß er mit vor der Brust verschränkten Armen vor seinem Angestellten.
Howard nickt heftig.
„Und warum, wenn ich fragen darf, ist es Ihnen dann entgangen, dass offensichtlich über mehrere Monate hinweg, immer wieder kleine Beträge auf Auslandskonten in der Schweiz transferiert worden sind?“ Kaibas Stimme nahm einen immer schneidenderen Ton an.
„I-Ich... D-Das m-muss wohl ü-über meinen K-K-Kopf hinweg ge-m-macht worden s-sein.“
„Interessant.“
Howard zuckte zusammen. Das war alles? Kein Donnerwetter, keine fristlose Kündigung?
„Gehen Sie zurück an Ihre Arbeit.“ Damit widmete sich Kaiba wieder den Unterlagen vor sich.
Sein Buchhalter stand hastig auf und watschelte, so schnell er konnte, aus dem Büro.
~Maeves View~
Eilig huscht Howard-san an mir vorbei. Er sieht aus wie ein panischer Pinguin. Langsam frage ich mich, was Kaiba mit ihm gemacht hat.
Da höre ich auch schon seine Stimme.
„In mein Büro.“
Ich stehe auf, nehme meinen Block und stürze mich ins Vergnügen.
Nachdem ich auf mein zögerliches Klopfen keine Antwort erhalten habe, trete ich einfach ein.
„Hinsetzen“, meint er und deutet auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch.
Oh je, ich werd’ doch wohl keinen Fehler gemacht haben? Das wäre höchst peinlich, am ersten Tag.
„Haben Sie schon Erfahrung im Controlling gesammelt?“ Er steht am Fenster, den Rücken zu mir gewandt.
„Nur in der Ausbildung, Sir.“
„Glückwunsch, dann haben Sie nun Gelegenheit dazu, Ihre Kenntnisse aufzufrischen.“ Er dreht sich grinsend um. Es ist aber kein freundliches, sondern eher ein Pass-auf-oder-ich-fress-Dich Grinsen.
Ich nicke. Kaiba geht zurück an seinen Schreibtisch und nimmt vom Stapel, der darauf liegt, eine schwarze Mappe.
„Sie sind noch nicht betriebsblind. Sehen Sie sich diese Unterlagen durch. Wenn Ihnen was auffällt, sagen Sie mir bescheid. – Aber nicht über die Anlage. Persönlich.“ Er kann sehr nachdrücklich sein, obwohl seine Stimme neutral klingt.
„Ja, Sir.“
„Maeve, diese Unterlagen sind streng vertraulich. Keiner darf sie einsehen. Haben Sie verstanden?“
„Natürlich, Sir.“ Ich frage mich, was nun schon wieder los ist.
„Sie können gehen.“
Ich stehe auf und bin schon halb zur Tür hinaus als er mich noch einmal anspricht: „Bringen Sie mir noch einen Kaffee.“
„Ja, Sir.“ Das geht mir auf die Nerven! Ja, Sir. Nein, Sir. Selbstverständlich, Sir. Ich muss mir dringend etwas anderes ausdenken.
Kimiko sieht mich verwirrt an, als ich mit der Mappe in den Händen zurückkomme.
Dann klingelt das Telefon. Oha, erster Einsatz. Ich räuspere mich.
„Ja.“ Eine Pause entsteht. „Büro von Seto Kaiba. Sie sprechen mit Maeve Muldoon, wie kann ich Ihnen helfen?“, flöte ich in meiner freundlichsten Tonlage in das Headset.
Am anderen Ende meldet sich eine Männerstimme.
„Jaques Delacroix, hier. Ist Kaiba-sama in seinem Büro, meine Liebe?“
„Natürlich, Delacroix-san.“ Ich drehe mich zu Kimiko um. Sie sieht mich an, als sei sie dem Leibhaftigen begegnet.
„Ich komme dann nach oben, meine Liebe.“ Und schon hat er aufgelegt.
„Bring ihm schnell seinen Kaffee und geh bescheid sagen!“ Kimiko sieht sich panisch um.
Etwas verwirrt gehe ich zu der kleinen Küchenzeile, die geschickt hinter einem Spiegel verborgen liegt.
Mit der Tasse bewaffnet husche ich in Kaibas Büro.
„Kaiba-sama?“
Er sieht auf.
„Delacroix-san ist jeden Augenblick hier.“ Ich höre seinen Bleistift knacken.
„Keine Störungen, dann“, zischt er.
Oha. Gar nicht gut. Ich mache mich schleunigst davon. Hier ist etwas sehr seltsames im Gange.
Also, wo war ich stehen geblieben? Genau. Die Controlling-Mappe.
Kaum habe ich mich eingelesen, gleitet auch schon die Lifttür auf und mir verschlägt es die Sprache.
Ein gut gebauter, nein! Extrem gut gebauter Mann mittleren Alters tritt ein. Die linke Hand lässig in die Tasche seines Jacketts gesteckt, drückt seine Körpersprache nur eines aus:
Ich bin ein Womanizer, der Don Juan des 21. Jahrhunderts.
Er kommt genau auf mich zu. Kimiko atmet hörbar ein. Scheinbar weis er ganz genau um seine Wirkung auf Frauen. Nonchalant lehnt er sich an die Theke, und zeigt seine schneeweißen Zähne. Er hat eine warme tiefe Stimme mit einem angenehmen Timbre.
„Bonjour, Mademoiselle Muldoon.[1] Mein Name ist Jaques Delacroix. Ich nehme an, Sie haben mich bereits angemeldet?“ Keine Spur eines Akzentes. Ich schmelze dahin, will mich in den grauen Augen meines Gegenübers verlieren.
„Natürlich Monsieur[2] Delacroix.“ Er soll ruhig merken, dass ich seiner Landessprache mächtig bin. „Bitte sehr.“ Und schon gehe ich vor ihm her, zu Kaibas Büro und bitte ihn hinein.
So schlimm, wie Kimiko dachte, ist er doch gar nicht...
~3rd Person View~
Kaiba verabscheute Delacroix. Seit dem Verschwinden der Big 5, hatte er deren Position inne und er erwies sich als würdiger Nachfolger. Im guten, wie im schlechten Sinne. Kaiba vermutete schon lange, dass der Franzose gegen ihn arbeitete.
Warte nur ab, wenn ich volljährig bin, mein Freund..., grollte der junge Geschäftsführer in Gedanken.
Dann öffnete sich die Tür und seine Sekretärin brachte ihn herein.
Zurück gegeltes dunkelblondes Haar, ein schmales Oberlippenbärtchen und ein immerwährendes Blendaxgrinsen. Das waren einige Dinge, die ihn Kaiba besonders unsympathisch machten.
Und den obligatorischen Nadelstreifenanzug, den er trug. –So wie heute.
Ihm schien es, als würde der blonde Franzose ihn und seinen ausgefallenen Kleidungsstil parodieren. Noch ein Punkt auf der Unsympathie-Liste. Und wie seine Sekretärin schaute, schien Delacroix mehr als nur einen Stein bei ihr im Brett zu haben. Das machte einen weiteren Punkt.
„Ich habe es von Howard-san gehört. Schreckliche Sache.“
„So, wirklich?“ Kaibas Stimme war wie ein scharfes Schwert. Seine Miene drückte Hochmut und Arroganz aus. Wie fast immer spielte er den egozentrischen, verwöhnten Nachfolger von Gozaburo Kaiba. Eine Maske, die perfekt saß.
„Was gedenken Sie, in dieser Sache zu unternehmen, mon ami [3]?“
Kaiba fixierte ihn kalt.
„Ich muss dem Aufsichtsrat Bericht erstatten“, sagte der Franzose entschuldigend.
„Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Delacroix.“
Delacroix’ Augenbraue zuckte unmerklich. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er sich ertappt fühlte.
„Sie werden doch etwas in dieser Sache unternehmen,