Fanfic: silveRed

Kapitel: 333 Jahre

Unerwartet wirbelt es den Rothaarigen herum und taucht ihn in völlige Schwärze...
Nach einigen Minuten des Schreckens realisiert der am ganzen Leib bebende Junge, dass er noch am Leben ist. Gedämpft hört er das Knurren der Wölfe, worauf er sich vorsichtig umdreht, aber er kann nichts erkennen.
Als siech seine giftgrünen Augen endlich an die Finsternis gewöhnt haben, nützt es ihm, wie er resignierend feststellen muss, trotzdem nichts. Gezwungener maßen hebt er seine noch immer zitternde Hand und im nächsten Augenblick flammt ein magisches Feuer in ihr auf, die die Umgebung in ein hellblaues Licht hüllt. Mit einem Schlag wird Valentin bewusst, wo er sich befindet: In einer Höhle! Er muss sich wohl in seiner Angst so stark gegen den Fels gedrückt haben, dass er mit dem Rücken eine Seite der Tür hineingedrückt hat und diese sich dabei drehend wieder geschlossen hat, so dass er sich nun in dem Bergausläufer befindet.
Skeptisch mustert der Rothaarige die Tür. Die Wildtiere scheinen keine Anstalten zu machen die Jagd aufzugeben.
//Wie lange es dauern wird, bis sie den Mechanismus herausgefunden haben? Vielleicht ist das Glück ja auf meiner Seite ...//
Neugierig sieht er sich um. Die Höhle gleicht eher einem in Stein gehauenen Gang, indem es zudem noch ziemlich stickig und verdammt eng ist. An manchen Stellen muss er sogar den Kopf einziehen, dabei ist er gar nicht so groß. Auch einige Spinnweben zieht er mit sich, unterdessen er dem Gang, der einen leichten Fall ins Erdinnere aufweist, folgt.
//Hier passen diese Monster niemals durch! Ich bin gerettet!//
Mit jeden Schritt tiefer wird die Luft immer drückender, obwohl er durch die Jagd doch so einen Atemmangel hat. Im nächsten Atemzug gerät Valentin ins Stolpern, da sich der Druck der Wände von beiden Seiten ruckartig löst und der Gang viel breiter wird. Und wieder prallt sein Gesicht auf hartes Gestein.
Kapitulierend stöhnt der kraftlose Junge auf und bleibt einfach liegen. Während seiner Ruhephase bemerkt der Rothaarige, dass die Luft feuchter geworden ist, was ihn dazu ermutigt, aufzustehen. Wieder auf den Beinen setzt er seinen Weg fort. Der leichte Windhauch, der ihm ins Gesicht weht und in seine blutigen Schrammen sticht, beschleunigt seine Schritte. Auch fällt der Gang nicht weiter und in der Ferne, wo sonst nur tiefe Dunkelheit herrschte, wird es langsam heller.
Freudig den Ausgang ersehnend, stürzt Valentin darauf los- um nur wenig später wieder enttäuscht zu werden.
//Zu früh gefreut ...//
Jetzt findet er sich in einer weiten, sehr hohen Steinkammer wieder. Etwa vier Meter über ihm befindet sich ein riesiges Loch in der Decke, durch das der Mond hereinlugt und mit seinen Strahlen die Kammer ausleuchtet. Im Mittelpunkt der Höhle ragt ein breiter Steinaltar empor.
Valentin entspannt seine Hand, worauf das Feuer verschwindet. Behutsam nähert er sich dem Steinkasten mit Blick gen Öffnung gerichtet.
//Da komm ich nie im Leben hoch!//
Kurz vor dem Altar stoppt er und senkt den Blick darauf. Nun erinnert der Steinklotz doch eher an einen Sarg. In der Felsplatte sind mehrere kreisrunde Einebnungen, die wieder durch tiefe Rillen miteinander verbunden sind. Nirgendwo ein Anhaltspunkt, welchem Zweck es dient. Weder Mechanismen, noch eine Möglichkeit zum Öffnen.
Ins Grübeln vertieft, fällt dem Jungen leider nicht auf, dass große Schatten Teile des Mondes verdunkeln. Zu spät hört er das mörderische Jaulen, dass er diese Nacht schon einmal vernehmen musste. Und schon belastet die schwere Körpermasse von einem der roten Wölfe auf seinen erschöpften Körper und drückt ihn auf die gut geschliffene Steinkante des altarähnlichen Sargs. Auch die anderen zwei folgen ihrem Anführer hinunter.
//Jetzt ist es doch aus ...ich habe Kyru feige im Stich gelassen! Was mach ich mir eigentlich noch vor? Feige weggelaufen bin ich, weil ich es selbst nicht mehr ertragen habe ... Wieso? Wieso meint es das Schicksal so schlecht mit uns?//
Die erste Träne befeuchtet seine Wange, der weitere nachkommen.
“Kyru ...”
Abermals vernimmt Valentin ein Jaulen, dieses Mal seinem Gehörgang ganz nahe. Starr vor Angst verkrampft sich sein gesamter Körper, um kurz darauf von den Klauen einer der Vordertatzen in der Rückenmitte durchbohrt zu werden. Wie auf Kommando spritzt ihm der rote Lebenssaft aus dem Mund und verteilt sich über die Steinplatte. Ein flehendes Röcheln rutscht ihm über die Lippen:
“Bitte, mach es kurz und schmerzlos ...”
Mit einem Ruck gleiten die gefährlich spitzen Knochen aus seinem Leib heraus, tiefe Löcher hinterlassend, aus denen die purpurne Flüssigkeit heraus kriecht.
Das Tier reißt ihn mit der Pfote herum und er schaut durch einen Schleier des Schmerzes in das helle Licht des Mondes, dass ihn schon die ganze Zeit begleitet hat. Von einer inneren Leere erfüllt registriert der sterbende Junge nicht einmal mehr, dass der blassgelbe Himmelskörper in ein dunkles Weinrot umschlägt.
Der gigantische Wolf springt zurück, worauf Valentins Körper, von der Last erlöst, von dem Felssarg herunterfällt. Geduckt und zum Angriff bereit, beobachten die drei Tiere das merkwürdige Spektakel, das sich ihnen darbietet.
Valentins Lebenssaft hat sich derweilen in den Einbuchtungen und Furchen verirrt. Vom Glanz des Mondes bestrahlt, schlägt die Flüssigkeit blasen, worauf sie sich in das Innere des Steinsargs verzieht. Wenig später bildet sich unterhalb der Kanten eine hell leuchtende Rinne und wie von höheren Mächten gelenkt, hebt sich die zehn Zentimeter dicke Steinpatte ein Stück nach oben, um dann blitzschnell in eine Ecke der Kammer zu fliegen, dass selbst einer der Wölfe nervös zur Seite springt.
“Hach ...der gute, alte Mond...”, seufzt plötzlich eine tiefe, raue Männerstimme, in der eine große Gelassenheit und Arroganz mitschwingt. Aus dem Sarg klammert sich eine extrem dürre und langfingrige Hand an die Außenkante. Die Hautfarbe ist so perlweiß, dass das rote Mondlicht von ihr reflektiert wird. In einem rasanten Ablauf von verschiedenen Bewegungen, so schnell, dass nicht einmal die monströsen Wölfe es verfolgen können, hat sich eine schlanke Gestalt aus dem Sarg erhoben und ihren Platz mit übereinander geschlagenen Beinen, die in einem hautengen, nachtschwarzen Leder stecken, auf den Steinrand gefunden. Die Hände übereinander gelegt ruhen auf dem Knie des oberen Bein und geben den ultimativen Kontrast zu dem Schwarz der Hosen. Durch die fast transparente Haut schimmern die weißen Knochen und die feinen Blutadern. Seine Oberbekleidung besteht aus einem strengen, türkisgrünen Mantel, der sich ebenso fest um die magere Geschalt mit den doch sehr breiten Schultern schmiegt. Diesen zieren zwei senkrechte Reihen von goldenen Knöpfen, die mit jeweils einem goldenen Kettchen verbunden sind.
Die langen strähnigen Haare, die doch so seidig wirken, sind so tiefschwarz, dass es den Anschein hat, dass nicht einmal das Mondlicht ihnen Glanz verleiht vermag. Arrogant lächelt der Fremde in die Runde und funkelt die Wildtiere gierig aus seinen weißen, pupillenlosen Augen an.
Die Gefahr, die von dem Mann ausgeht, erahnend, setzt sich einer der rotfelligen Wölfe in Bewegung - Richtung Ausgang.
Regelrecht gelangweilt streckt die finstere Gestalt eine Hand aus, die sie darauf krampfartig zur Faust ballt. Im nächsten Moment zerreißt es den Wolf, der soeben aus dem Loch springen wollte, so feingliedrig, dass es schon eher an einen blutigen Regen erinnert. Die anderen beiden teilen das Schicksal ihres Gleichgesinnten.
Fast schon fröhlich springt der Fremde von seinem Platz hoch und schlendert zu den noch immer am Boden liegenden Jungen. Sich über ihn beugend nimmt er das Kinn des Rothaarigen zwischen Daumen und Zeigefinger und lässt die Kinnlade aufklappen, worauf er auch seinen Mund einen Spalt öffnet.
Ein schwarzer nebelhafter Rauch kommt aus dem mysteriösen Mann heraus, um in einem Bogen durch die Mundöffnung in Valentin einzudringen. Dessen leblosen Körper hebt es leicht an, solange bis der Austausch zu Ende ist.
Schlagartig reißt der Junge die Augen so weit auf, das sie drohen heraus zufallen und sich wild auf die Seite wirft. Ein schmerzliches Aufstöhnen entflieht seinen Lippen. Es schleudert ihn noch einige Male mit lauten Schmerzesschreien herum, bis Valentin endlich zur Ruhe kommt.
“Tsss... Dachte schon du würdest nie damit aufhören!”, raunt die abyssische Stimme seines Retters, der sich inzwischen mit der großen Steinplatte beschäftigt.
Überrascht springt Valentin auf und sieht an sich herab: Die tiefen Wunden sind nicht verschwunden, aber die Blutung hat aufgehört und seine Kräfte scheinen vollständig zurückgekehrt zu sein.
Vorsichtig dreht er den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen ist. Dem Jungen fällt nichts besseres ein, als die Gestalt verzweifelt anzufauchen:
“Wer verdammt noch mal bist du denn schon wieder!?”
Selbstgefällig im Schneidersitz hockend, schüttelt der Mann nur abfällig mit dem Kopf.
“Keinen Respekt! Und das, obwohl ich dir gerade das Leben gerettet habe ...”
Aufgeregt lässt Valentin seine Blicke umherschweifen. Sofort entdeckt er den blutbesprenkelten Boden, was ihm die Kinnlade herunterklappen lässt.
“Wow, warst du das etwa!?”
Der Fremde bringt die Platte zurück an ihren Ursprungsort. Dann erst antwortet er dem verblüfften Jungen mit sarkastischem Unterton:
“Nein, du hast die Wölfe zum Weinen gebracht und weil sie ihre Böse Tat nicht verkraftet haben, sind sie zerplatzt ...”
Missmutig starrt Valentin den zwei - Meter - Mann an. Unbeeindruckt spricht der Fremde weiter:
“Glaub bloß nicht, dass ich das aus Mitleid tat. Dieses Wort existiert nicht für mich, genauso wie Freundschaft, oder gar Liebe ... Ich rettete dich nur, weil ich es musste ...”
Ein diabolisches Grinsen, selbst der Teufel hätte es nicht besser gekonnt, huscht über die blassen Lippen des
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