Winggoddess
so verhielt.
Sie wollte alles versuchen, damit es ihm besser ging.
Merle mochte Allen nicht besonders.
Das hatte sie nie getan.
Dennoch hatte sie ihn gebeten, ja sogar angefleht ihr zu helfen.
,,Was willst du, Allen?" Fragte Van mechanisch, ohne jedoch sein Training zu unterbrechen.
,,Nun, mein Freund, für den Anfang wäre ich mit einem ,,guten Morgen" schon bestens versorgt." Allen schmunzelte und trat einen Schritt näher.
Van antwortete nicht, ging in die Knie, streckte ein Bein vom Körper ab und
ließ sein Schwert wenige Millimeter über den Boden fahren,
bevor er sich auf seine freie Hand stützte, seinen Körper durch
die Luft gleiten ließ, um dann geräuschlos wieder mit dem Schwert in Angriffsposition, auf dem Boden aufzusetzen.
Allen seufzte in sich hinein und sein Blick verdunkelte sich.
Merle hatte ihn zwar schon auf Vans Verhalten vorbereitet, doch
das es derart schlimm war, hatte der Ritter des Himmels, nicht erwartet.
Allen atmete tief ein, bevor er sprach.
,,Milerna und ich geben in drei Tagen, eine Gesellschaft.
Wir haben einen Boten zu dir geschickt...Du hast die Einladung erhalten?"
,,Hmhm." Vans Stimme klang tonlos und äußerst desinteressiert.
Eine weitere meisterhafte Kendoeinheit, folgte.
Allen runzelte die Stirn.
Vans Bewegungen, sein Ausdruck, diese Kälte die ihn umgab.
Allen spürte einen Schauer, der sich durch seinen gesamten Körper zog,
als ihm bewusst wurde, dass vor ihm ein Mensch stand,
den er nicht mehr kannte.
Kälte, Gleichgültigkeit, eine unheimliche Stille ging von Van aus.
All dies nahm der Ritter des Himmels nun an Van wahr und
es erschreckte Allen zu Tode.
Das Herz in seiner Brust, krampfte sich zusammen,
je länger er Van beobachtete.
Alles an Van schien aufzuschreien und gleichzeitig vor Schmerz
verstummt zu sein.
Ein Anblick, der dem Ritter das Herz zerriss.
Beinahe schien es so, als würde Van sich bestrafen wollen.
Mechanisch wirkende Abläufe, ebenso Gefühlskalt und leblos, wie Vans kastanienbraune Augen, die von einem Schleier bedeckt zu sein,
schienen.
Denn jeglicher Glanz war aus ihnen gewichen.
Nein, das war keine Perfektion, die er vor sich hatte,
es war Resignation der gefährlichsten und vor allem,
selbstzerstörerischsten Art.
Die Resignation vor einem, von Leid und Schmerz erfüllten Leben,
aus dem alle Hoffnung von Dunkelheit, verdrängt worden war.
Allen spürte, wie sich sein Brustkorb verkrampfte und ein stechendes Gefühl der Schuld, sein Herz wie eine scharfe Rasierklinge, durchschnitt.
Allens Augen weiteten sich, in fassungslosem Schock.
Auf dem Mond der Illusionen:
Hitomi hatte sich die abgelegenste Ecke der Universitätsbibliothek
ausgesucht.
Wie ein Wall umrahmten sie mehrere Bücher über Psychologie.
Der Stapel zu ihrer linken, beschäftigte sich mit der allgemeinen Fachliteratur
zu diesem Thema.
Der Stapel zu ihrer rechten, bestand aus verschiedenen Büchern
die von Traumdeutung, Parapsychologie, Alchemie und Astrologie
handelten.
Doch das Buch in dem sie gerade las, handelte nicht von ihrem
Psychologie Studium , welches sie vor zwei Jahren begonnen hatte.
Nein, das kleine, schon etwas abgenutzt wirkende und in blauem Papier
eingeschlagene Buch, in welches Hitomi vertieft war, beschäftigte sich mit einem ganz anderen Thema...
>
,,Die Nibelungen ? Meine Güte Hitomi , nicht gerade ne besonders
heitere Lektüre, für die Mittagspause , oder ?
Wieso warst du nicht in der Mensa ,ich dachte wir wollten zusammen essen ?"
Fröhlich zwinkerte Yuikari ihrer Freundin zu, während sie die Bücherstapel beiseite schob und sich auf den Tisch setzte.
Hitomi starrte vor sich hin , kaum hörbar seufzte sie.
,, Van - ob ihm etwas zugestoßen ist ?" Ihr Blick verfinsterte sich.
Yuikari, die natürlich wusste worum es ging, da Hitomi ihr alles erzählt hatte,
nachdem sie damals auf die Erde zurück gekehrt war, verstand sofort.
,,Mach dir doch bitte nicht immer solche Sorgen, ich
bin mir sicher,dass es ihm gut geht, Hitomi."
Etwas ähnliches antwortete Yuikari immer, obwohl sie eigentlich wusste,
das irgendetwas nicht stimmen konnte.
Aber was hätte sie sagen sollen ?
Sie wusste ja, das Hitomi nicht einfach nach Gaea gehen und
nachsehen konnte, was mit Van war.
,,Glaubst du dass er mich vergessen hat Yuikari?"
Hitomis tiefgrüne Augen füllten sich mit Tränen.
,,Nein.Wenn der Kerl auch nur eine intakte Gehirnzelle besitzt, dann
hat er das nicht!"
Yuikaris Lachen wirkte unbeholfen.
Hilflos sah sie zu, wie Tränen sich ihren Weg über das feingeschnittene Gesicht ihrer besten Freundin suchten, um lautlos von ihrem Kinn hinab zu fallen.
Hitomi schluchzte und verzweifelt griff sie sich ins Haar, während sie ihren Kopf senkte.
,,Hitomi - ich ..."
Yuikari sprang vom Tisch, kniete sich neben den Stuhl ihrer Freundin und
antwortete ihr mit einer trostspendenden Umarmung.
Denn jedes Wort von ihr wäre zu wenig gewesen, als dass es jenes Mitgefühl hätte ausdrücken können, dass sie in diesem Moment empfand.
Nach einer Weile löste Hitomi die Umarmung, die ihr wieder etwas
Kraft gegeben hatte.
,,Danke Yuikari, ist schon gut. Ich bin in Ordnung. Alles o.k."
Yuikaris Mahagonifarbene Augen unterwarfen Hitomi einem prüfenden Blick.
,,Ich würde dir so gerne helfen Hitomi - ich weiß nur nicht was ich tun soll.
Ich wünschte,ich könnte dir deinen Van herbringen, mit den Fingern schnipsen und ihn dir her zaubern...siehst du so! "
Yuikari schnipste. Kein Geräusch.
Yuikari schnipste noch einmal. Wieder kein Geräusch.
Krampfhaft versuchte sie es nun mit beiden Händen, doch noch immer
war nur der reibende Ton ihrer Finger zu hören.
Hitomi schmunzelte.
,,Das konntest du schon im Kindergarten nicht.
Hör lieber auf, sonst bekomme ich noch einen Lachkrampf."
,,Pah! Fräulein Kanzaki denkt wohl, sie könne es besser, ja ?
Aber so bist du ja immer, denkst du wärst besser, schöner..."
,,Schneller !"
Beide lachten herzlich.
,,Ja, schneller auf alle Fälle." Spöttelte Hitomi und stupste ihrer
Freundin in die Seite.
,,Sag mal Hitomi ,wo wir gerade beim Thema sind.
Es ist halb drei, solltest du nicht längst beim Lauftraining sein ?"
...!
,,Whaaaa, Mist! Nicht schon wieder! Yuikari wir sehen uns später !
Mit diesen Worten raffte Hitomi ihr Zeug zusammen und rannte los.
Hitomi wirbelte, als sie an den Tischen, an denen ihre Mitstudenten
in ihren Büchern vertieft waren,sämtliche Schmierzettel und
andere Papiere auf, die wie fallendes Laub hinter ihr durch die Luft tanzten.
Kaum draußen, konnte sie endlich beschleunigen.
Quer über den Rasen, über die Sitzbänke, Mitstudenten, alles was einem
so im Weg stehen kann, wurde von ihr ohne große Mühe zurückgelassen.
Die große Treppe war eher eine Sache der Übung, aber zum Glück kam
Hitomi ja regelmäßig zu spät zum Training und kannte jede der
zwanzig Stufen genau.
Weitsprung war eine ihrer Lieblingsdisziplinen und sie beherrschte sie wie keine andere.
Wie eine Katze landete sie leichtfüßig, einen halben Meter hinter dem letzten Absatz.
Sofort sprintete sie weiter Richtung Sportplatz.
Von weitem sah sie bereits das grölend, jubelnde Sprinterteam ,
dass sie bereits zu erwarten schien.
Nach Atem ringend, hatte sie ihr Ziel erreicht.
,,Wenn du so weiter machst, wirst du dir noch mal alle Knochen brechen, Hitomi."
Sie lächelte. Ein kleiner Schweißtropfen rann über ihr Gesicht, wo vor wenigen Minuten noch die salzige Bitternis einer Träne geflossen war.
,,Amano Sempai." Brachte sie schließlich hervor und ihr Lächeln wuchs zu einem Strahlen.
Amano war nach seiner Zeit in Ameriaka als frischgebackener Sport -Dozent an die Universität gekommen.
An Hitomis Universität...
So, als erstes, die Damen wenn ich bitten darf." Amano legte die Pfeife an den Mund und blies hinein, während die Sprinterinnen sich ihren Startblock suchten.
Hitomi wollte gerade dasselbe tun, als jemand sie an ihrem Handgelenk zurück hielt.
,,Hitomi, können wir reden?" In Amanos Augen lag Besorgnis.
,,J-ja. Natürlich."
Sie sah ihn aus großen, grünen Tiefen, überrascht an. [/b]