Innocent Bird

Innocent Bird

Sie stand dort. Allein. Das Gebäude erhob sich hoch vor ihr. Ihre Schule sah nachts bedrohlich auf sie herab. Warum sie hier war wusste sie nicht. Sie musste weg.
Zuhause konnte sie nicht bleiben.
Ihr Vater hatte ihre Mutter geschlagen und sie war weinend zu Boden gegangen. Das Mädchen musste alles mit ansehen. Sie stand wie versteinert da und sah ihre Eltern an. Ihre Mutter sah zurück und schrie sie fast an: „Geh Christine! Geh weg! Du musst das hier nicht sehen! Es ist nichts Schlimmes!“
Dann rannte sie. Schneller und schneller. Weit weg. Christine wusste nicht wohin. Sie ist gelaufen und schließlich vor der düsteren Schule, die ein ehemaliges war Schloss war, stehen geblieben. Sie sah diese mit Tränen in den Augen an. Sie hatte sogar eine Spitze wo eine riesige Uhr war.
Gong Gong Gong Gong Gong Gong…
Die Uhr schlug Mitternacht. Die Schläge vergingen wie Stunden. Sie starrte ihn den dunklen Himmel wo die Raben in den Blätterlosen Kronen der Bäume tanzten. Sie beneidete sie. Frei zu fliegen ohne Schmerz und Trauer.
Plötzlich hörte sie eine Melodie. Sie dachte sie hätte sich diese nur eingebildet, doch trotzdem sang sie.
Ihre Stimme klang rein…

…Ihre Stimme schuf eine Melodie. So wunderschön das man nicht darüber hinweg hören konnte. Die Raben saßen auf den Ästen und lauschten ihr. Auch er hörte sie. Schon die ganze Zeit beobachtete er sie.
„Diese Stimme. Engelsgleich. Ich erliege ihr vollkommen. Ich muss sie haben.“
Dann verschwand er in der dunklen Ecke der Schule und ging vorerst zurück dahin, wo er her kam. Sie lachte. So dumm war sie doch. Warum sang sie? Keiner hörte sie? Aber es war doch befreiend.
Sie ging mit zufriedenem Gesicht den Weg den sie gekommen war. Zurück zu ihren Eltern. Ohne furcht. Hoffte sie.
Doch sie ahnte nicht, dass dieser befreiende Gesang ihr, ihre Freiheit rauben wird.

Am nächsten Tag in der Schule ist sie so müde das sie fast einschläft. Der gestrige Abend war für sie so befreiend und doch so Angst einflössend.

Der Englischlehrer erklärte grade zum hundertsten Mal eine Zeitform die sie schon lange beherrschte. Sie legte ihren Kopf auf die Schulbank und nickte ein.
Als Christine aufwachte lachten alle um sie herum. Fragend schaute sie zu ihrer besten Freundin die rechts neben ihr saß. Diese deutete mit ihren Augen vor Christine. Sie folgte diesem Blick und sah vor sich ihren Lehrer stehen. „Der Unterricht ist dir wohl langweilig, Fräulein Christine?!“
Sie wurde rot. Der Lehrer wedelte wie wild mit seinem Notizblock herum.
„Also da du ja so wenig einsiehst was du falsch gemacht hast, darfst du jetzt verantworten das alle einen Test über den eben erklärten Stoff schreiben!“
„Oh nein! Toll, Christine. Klasse gemacht!“
Alle fauchten zu Christine. Selbst Laura, ihre beste Freundin sah sie böse an. Ein bisschen fühlte sie sich schlecht aber das verflog während des Schreibens des Testes. Sie war aus der ganzen Klasse, wie so oft, die Einzigste die keinen Fehler gemacht hatte.
Ihr Lehrer biss sich vor Wut fast die Unterlippe auf. Sie konnte ihn daraufhin nur dumm angrinsen.
Aller Ärger mit ihrer Familie war vergessen. Es hatte ihr hier so viel Spaß gemacht, dass sie völlig vergessen hatte was ihr Vater gestern ihrer Mutter angetan hatte.
Doch kaum war der Unterricht vorbei spürte sie wieder den Schmerz, mit ansehen zu müssen was ihr Vater ihrer Mutter antat.
Nein!
Sie wollte nicht nachhause.
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