One-shot: Das Monster des Vollmondes
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„Großvater, ich bin wieder da!!! Schau was ich gefunden habe!!! Das wird ein klasse Abendessen!“, rief der Junge voller Freude, während er mit den Armen ruderte, um den Blick des alten Mannes auf sich zu lenken. Das Kind hatte pechschwarze Haare, die ihm nach allen Seiten vom Kopf abstanden; das war allerdings nicht das Bemerkenswerteste an ihm. Seine größte Eigenheit war sein langer braun behaarter Schwanz. Ebenso erstaunlicher war es, dass er gerade nichts weniger als einen ausgewachsenen Wolf hinter sich herzog!
„Bravo, Goku! Das war sehr gut!“, lachte der Mann, während er den Kopf des Jungen streichelte. Der Name des Mannes war Son Gohan.
Goku brachte seine Jagdbeute in ihre kleine Hütte, ein sehr armes und einfaches Haus, aber sie brauchten nicht mehr. In diesem dichten und wilden Wald war das das einzige Zeichen menschlicher Zivilisation im Umkreis von mehreren hundert Kilometern.
Sofort kam der Junge zurück und stellte sich vor seinen Großvater auf.
„Großvater, es ist Zeit für die Übungen!“
„Ich habe verstanden… warte auf mich… du kannst dich in der Zwischenzeit aufwärmen!“
„Gut…“, antwortete Goku höflich und lief auf eine kleine Wiese neben der Hütte, während Son Gohan das letzte Holz hackte. Trotz seines Alters war er noch so gut in Form, dass sogar ein junger Athlet neidisch werden könnte. Bald darauf gesellte er sich zu den Aufwärmübungen seines Enkels; am Ende dessen vollführten die beiden einige Kata, um sich auf das wirkliche Training vorzubereiten. Genau, sie trainierten Kampfsport.
„Goku! Konzentrier dich mehr! Du bist viel zu unruhig! Schau, so… mit Ruhe…“, korrigierte man Goku immer wieder. Mit Mühe wiederholte er die Kata mit der vorgeschriebenen Ruhe, aber nach wenigen Minuten fiel er wieder in seine übliche ungeduldige Art zurück. „Goku! Konzentrier dich! In einem Kampf ist Konzentration alles!“
Nach den Kata begann der für den Jungen interessante Teil: Freikampf. Während der alte Meister eine spezielle Kampfposition einnahm, wartete Goku mit einer offenen Pose auf den ersten Angriff. Wie oft hatte Gohan ihm gepredigt, er solle das bitte ändern, aber er hatte sich nie umstimmen lassen.
„Gut! Dann komm, Goku!“
„Es geht los, Großvater!“
Goku vollführte einen Sprung von über fünf Metern und griff mit einem fliegenden Kick an, aber Gohan wehrte ihn mit einem Unterarm ab und griff sich das Bein, um den Jungen dann zu Boden zu werfen.
„Was war das denn?! Los, noch mal! Du kannst es doch viel besser!“, lachte der Mann dann über Gokus eingeschnappter Mine.
„Ich komme! Yahaaa!!!“
Wieder sprang er auf den Gegner zu, diesmal mit einem Hagel von Faustschlägen. Trotz der Geschwindigkeit wehrte Gohan alle ab und konterte seinerseits mit einem kräftigen Faustschlag, der den Jungen mitten ins Gesicht traf.
„Aua!!! Autsch… Mist…. Na warte…!“, schimpfte Goku und spannte seinen rechten Arm an. „Schere… Papier… Stein!!!“
Mit all seiner Kraft sprang er auf Gohan zu, der angesichts seiner Faust sich darauf beschränkte dem Angriff auszuweichen, sodass Goku durch seinen eigenen Schwung getragen einen Flug von mehreren Metern machte und schließlich zu Boden fiel.
„Aber warum??? Uff, warum klappt das denn nie???“, knurrte der kleine Kämpfer während er sich wieder erhob.
„Ahahaha! Schau… Du musst deinen Gegner immer in die Augen sehen… deine Faust ist sehr kraftvoll, aber langsam und vorhersehbar. Aber du warst trotzdem gut. Los, versuche es noch mal!“, erklärte der Meister lächelnd und mit großer Ruhe. Er wusste zu gut um die fehlende Geduld seines Enkels, die fast noch größer war als sein außerordentliches Talent für den Kampfsport.
Ein fast außerirdisches Talent. Goku war etwa neun Jahre alt, aber seine Kraft war jetzt schon um ein Vielfaches größer als die eines Erwachsenen. Für einen Moment musste Gohan an diesen Tag von vor achteinhalb Jahren denken, als er Goku mitten im Wald fand. Er war allein- man konnte sagen „vom Himmel gefallen“. Er hatte ihn in einer seltsamen Metallkugel gefunden, welche sich inmitten eines rauchenden Kraters befand, der über fünf Meter tief war. Wie oft hatte er sich gefragt, woher dieses Kind stammte… vom Himmel?
„Großvater, ich komme!“, warnte der Junge, dieser Satz brachte den Mann wieder in die Gegenwart zurück.
„Gut! Streng dich an!“
Das Training streckte sich hin bis zum Sonnenuntergang, als es Zeit fürs Abendessen wurde. Die beiden aßen den gebratenen Wolf, für sie war so eine Speise nicht so seltsam.
„Goku… heute ist wieder Vollmond… weißt du, was das heißt?“, wollte Gohan auf einmal wissen, seine Mine war plötzlich sehr ernst.
Goku hob seinen Blick vom Teller und nickte. „Ja, heute Nacht kommt das Monster des Vollmondes! Ich muss im Haus bleiben und ja nicht nach draußen gehen! Ich habe verstanden!“
„Gut. Brav.“, atmete Gohan auf und fand also gleich sein übliches ruhiges und wissendes Lächeln wieder. Diese Warnung sprach er jeden Abend vor Vollmond aus. Mit großem Schrecken erinnerte er sich an das letzte Mal, als das „Monster des Vollmondes“ gekommen war. Er hatte es nur mit allergrößter Mühe aufhalten können, eine große Narbe am Rücken blieb als ewige Warnung daran zurück. Aber die Gefahr an sich hatte er nie beseitigen können. Mit großer Sorge beobachtete er seinen Enkel, wie er mit seinem üblichen Appetit seinen dritten Teller verschlang.
„Gut. Jetzt wasche dir das Gesicht und die Zähen, dann ab ins Bett! Morgen zeige ich dir eine sehr interessante Sache!“
„Ist gut, Großvater!“
Wie immer befolgte Goku den Rat seines Großvaters und ging gleich ins Bett, Gohan schloss sorgfältig alle Fenster, damit nicht einmal der kleinste Lichtstrahl in das kleine Zimmer fallen konnte. Auch er legte sich in sein Bett und beobachtete seinen Enkel voller Sorge, er wartete stumm, bis er tief und fest schlief. Nach zehn Minuten zeugte der tiefe und gleichmäßige Atem davon, dass Goku sich im Land der Träume befand.
„Gut….“, dachte Gohan. „Jetzt, da er schläft, kann ihn nicht mal ein Erdbeben wecken. Es sieht alles danach aus, dass auch diesmal alles gut geht…“
Obwohl er versuchte wach zu bleiben wurden seine Lieder nach zwei Stunden schwer wie Blei und auch er schlief ein.
Dieser ruhige Schlaf dauerte nur wenige Stunden, ungewöhnlich für das Hause Son. Goku wurde unruhig, anscheinend träumte er von etwas sehr Unangenehmen.
„Nein… nein… es… explodiert… der Mond… nein, geh weg! Monster…! Nicht!“, stöhnte er im Schlaf, dann wachte er plötzlich auf. Er war außer Atem und schweißgebadet, es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, wann und wo er sich befand. Großvater Gohan hatte er nicht geweckt.
Langsam drehte er sich im Bett um, aber er konnte nicht mehr einschlafen. Er mochte sich drehen und wenden wie er wollte, umsonst. Zu allem Unglück wollte es das Schicksal so, dass sein Blick auf eines der vier Fenster fiel, durch das ein dünner Lichtstrahl fiel. Seltsamerweise erregte dieser Strahl seine Neugierde so weit, dass Goku aufstand und nach draußen lugte, um zu sehen, woher es kommen möge. Da er so nichts erkennen konnte, huschte er schnell zur Tür und sah nach draußen.
Das Knarren der Tür riss Gohan unsanft aus seinen Träumen, sofort sah er zu Gokus Bett, mit großem Schrecken stellte er fest, dass es leer war.
„Goku! Ich habe dir doch befohlen nicht nach draußen zu gehen!“, brüllte er auf der Suche nach seinem Enkel. In der Tür entdeckte er seinen Affenschwanz. „Goku! Komm zurück! Das Monster kommt!“ Aber der Junge schien ihn nicht zu hören. Gohan sprang nach vorne und wollte Goku nach drinnen ziehen, doch dieser war schneller und lief nach draußen. Nun schäumte das Blut das Mannes vor Adrenalin, solche Angst hatte er nun.
„Großvater… warum ist es so hell, auch wenn es Nacht ist?“ hörte er Gokus Stimme schon weit weg.
„Goku!!! Ich befehle dich sofort wieder herzukommen!!! Hörst du mich???“, schrie Gohan fast in Panik.
Er lief hinter dem Jungen her, der sich im Schatten eines Baumes befand, der Vollmond prangte hoch am Himmel über ihnen. Ein Schritt weiter und Goku trat aus dem Schatten und wurde vom Licht des Vollmondes bestrahlt.
„Ohhh! Wie schön… der Vollmond! Ich habe ihn noch nie so gesehen…“ Gohan warf sich vor Goku und deckte ihn mit seinem Mantel zu. „He, was tust du da, Großvater???“
„Nichts… ich schütze dich vor dem Monster! Komm, wir gehen zurück…“, erklärte Gohan nervös und versuchte ihn mit Bestimmtheit in Richtung Hütte zu schubsen, aber plötzlich versteifte sich der Körper des Kindes. „Goku! Jetzt mach schon! Bitte!!!“
Aber es war zu spät, er hörte ihn nicht mehr. Wie hypnotisiert starrte er diese leuchtende Kugel am Himmel an, seine Augen hatten die Farbe des Blutes angenommen, die Schläge seines Herzens schienen Paukenschläge. Bevor Großvater Gohan eingreifen konnte, hatte diese seltsame Metamorphose schon begonnen. Der Körper des Jungen blähte sich auf und zerriss seine Kleider, sein Gesicht verzerrte sich immer mehr zu einer monstergleichen Fratze. Mehr noch: Goku wuchs in die Höhe und sein ganzer Körper bedeckte sich mit einem dichten Fell. Gohan musste diese Szene angsterfüllt und machtlos mit ansehen, nun war sein Enkel mehr als zehn Meter groß. Er war zu einem schrecklichen und unglaublich aggressiven Wehraffen geworden. Das Monster des Vollmondes.
„Goku!!! Mein Gott, beruhige dich!!! Ich bin es, dein Großvater, Gohan!!! Ich bitte dich!!!“, schrie er so laut wie möglich, aber Goku hörte ihn nicht. Sein Gebrüll ließ den ganzen Urwald erzittern, all seine Bewohner wurden davon geweckt und begannen voller Furcht zu fliehen. Ein Faustschlag entwurzelte ein dutzend hundertjähriger Bäume, sein Tritt zerbröselte einen tonnenschweren Felsen. Gohan musste