Bloody Rose
Das Leben eine Bluttrinkers
Todestag (Teil 1)
Mein Tag begann um 5 Uhr morgens. Nicht das ich mir den Wecker gestellt hatte oder so, aber im Moment konnte ich nicht mehr einschlafen. Ich ging spät ins Bett und wachte zu früh auf. Diesmal aber weckte mich meine Katze auf, als sie irgendwas unten zum zerbrechen brachte. Ich bin mir ganz sicher gewesen das sie es war. Wer auch sonst hätte sich dort herumgetrieben. Warum habe ich überhaupt dieses verdammte Ding?, fragte ich mich. Als Junge eine Katze haben. Tiere mochte ich nicht mal besonders. Ich fütterte Aisha mal ab und zu und der Rest ging mich nichts an. Streicheln tat ich sie auch nicht gern. Also wieso besaß ich sie nochmal?
Na gut ich gebe es zu. Ich weiß ganz genau wieso ich sie habe. Naja zum Teil. Aisha gehörte meiner Mutter. Doch als diese starb musste ich mich um diesen Quälgeist kümmern. Deshalb hasste ich Aisha so. Ja genau, weil sie meiner Mutter gehörte die ich eben so hasste. Dabei konnte das arme Ding gar nichts dafür. Das soll nicht fair sein? Wann bitteschön war und ist das Leben schon fair?
Ich schob die Bettdecke zur Seite schlürfte mit herunter hängenden Schultern ins Bad. Als ich mein Spiegelbild betrachtete, schwebte ein einziges Wort in meinem Kopf umher. Zombie. Unordentliches braunes Haar, haut so blass wie ein Geist und dann noch diese Augenringe. Vielleicht sollte ich heute einfach schwänzen und es mir auf dem Sofa gemütlich machen. Würde doch eh keinen interessieren wenn ich fehlen würde. Na abgesehen von diesem Fellknäuel, aber dies auch nur weil es irgendwann sein Essen im Futternapf nicht vorfinden würde.
Ich nahm meine Zahnbürste und machte mir einen riesen Klecks Zahnpasta rauf. Verflucht soll die Welt sein und die Lebewesen die darauf leben, dachte ich verärgert. Jeder dachte immer nur an sich selbst. Ich schob mir die Zahnbürste in den Mund und putzte mir träge sie Zähne. Also irgendwie wollten meine Arme nicht richtig arbeiten.
Bum! Dann hörte man wieder was zerbrechen. Ich zuckte kurz zusammen, dann wusch ich mir den Mund aus. Als ich aus dem Bad rausging schnappte mir ein Handtuch das gleich danach im hohen Bogen auf meinem Bett landete. Was zum Teufel ist da unten los? Bum! Schon wieder das Geräusch zerbrechender Gegenstände. Ich fragte mich wirklich was da unten kaputt gegangen war, aber ich hatte keine Lust runter zu gehen. Also ging ich erst mal zu meinem Kleiderschrank und schnappte mir irgendeine schwarze Jeans mit der Aufschrift G-Star hinten drauf.
„Hm jetzt brauch nur noch ...“, murmelte ich und sah zum Fenster.
Sie Sonne wurde von Schäfchenwolken bedeckt und schimmerte leicht hindurch. Scheint heut gutes Wetter zu sein, dachte ich und sah wieder zum Kleiderschrank. Ich knüllte die Jeans zusammen und warf sie auf mein Bett. „Schwarz zieht wärme an…“
Dann nahm ich mir eine blaue Jeans und ein khakifarbenes Shirt.
Einen kleinen Moment hielt ich inne und lauschte auf ein Geräusch von unten. Ich wurde nicht enttäuscht, denn kurz darauf krachte es schon wieder. Seufzend schlüpfte ich in die Jeans und streifte mir das Shirt über.
„Aisha ich komme jetzt.“, rief ich. Ja ich weiß dass es albern ist einer Katze sowas zu zurufen. Ist ja fast so als ob wir Verstecken spielten. Naja so in der Art war es ja auch. Ich gab ihr eine Chance sich darauf vorzubereiten dass ich sie anschreien würde. Aber ich glaube kaum dass sie das verstand.
Geräuschvoll polterte ich die Treppen hinunter. Unten bog ich einmal um die Ecke und ging in Richtung Küche. Ich hatte erwartet dass in der Küche nur so das Chaos herrschen würde. Doch leider erwartete mich was ganz anderes. Die Küche sah genau so aus, wie ich die gestern Abend verlassen hatte. Und bitte denkt jetzt nicht dass ich unordentlich bin. Da ich hier alleine lebe habe ich mir angewohnt meinen ganzen Kramm wegzuräumen.
Komisch, dachte ich und sah mich um. Hey Moment mal! Wo ist die blaue Tasse die ich auf der Theke abgestellt hatte? Und die Vase mit den Blumen fehlt auch. Warum waren diese Gegenstände nicht an ihrem rechtmäßigen Platz? Wenn Aisha sie runter geworfen hatte, und das hatte sich definitiv so
angehört, warum waren hier dann keine Scherben? Sie könnte es ja unmöglich weggeräumt haben? Ich ging zum Mülleimer und schaute rein. Nein da sind nicht die Überreste der Sachen…
„Aisha?“, sanft sprach ich ihren Namen aus. Das half immer. Sie kam dann immer zu mir getrappelt, doch heute sollte dies nicht so sein. Ich wartete noch kurz, dann ging ich zum Wohnzimmer. „Aisha bist…“
Mitten im Satz hörte ich auf zu reden. Hatte ich mich gerade versehen oder fange ich etwa an verrückt zu werden? Ich könnte noch sehen wie dunkles Haar hinter der Ledercouch verschwand. Das konnte auf keinem Fall Aisha gewesen sein. Zum ersten weil sie eine Katze war und zum zweiten sie hatte nicht so lange Haare.
Ich machte einen Schritt vorwärts, bliebt danach aber wieder stehen.
„Vincent. Vincent komm mir nicht zu nahe.“, flüsterte eine raue Stimme hinter der Couch. Langsam wurde mir die ganze Sache zu ungemütlich. Ich meine Hallo? Das sitzt jemand in meinem Haus, hinter meiner Couch und sagt zu mir ich solle wegbleiben? Manche würden jetzt zum nächsten Telefon rennen und die Cops rufen. Mir war aber nicht danach. Ich war noch nie jemand der sich vorschreiben ließ was er zu tun und zu lassen hatte. „Ich weiß nicht wer sie sind und was sie hier machen, aber verschwinden sie gefälligst.“
„Vincent ich meine das ernst. Bleibt fern vom mir.“, warnte mich wieder die Stimme. Aber genau das veranlasste mich noch einen Schritt vorwärts zu tun. Du hast mir gar nichts zu sagen, dachte ich.
„Durst. Ich habe solchen Durst. Vincent du riechst so gut. Warum riechst du so gut?“, kurz darauf war ein tiefes Grollen zu hören, das ich im ersten Moment dachte das es draußen ein Gewitter gab. Doch der Blick nach draußen zeigte mir das Gegenteil. Ist das etwa ein Knurren? Kein Menschliches Wesen könnte solche Geräusche hervorbringen. Ja jetzt war ich mir ganz sicher. Ich war kurz davor völlig durchzudrehen. Wird mal höchste Zeit sich eine Freundin anzuschaffen, dachte ich.
„Ach halt doch die Schnauze und komm hinter der Couch hervor.“, sagte ich genervt und wollte hinter die Ledercouch sehen.
„Nein!“, kreischte das Wesen und ein Luftstoss ließ meine Haare aufwirbeln. Schützend hielt ich mir die Arme vor das Gesicht. Aber so schnell er gekommen war, war der Luftstoss auch schon wieder weg. Langsam ließ ich meine Arme sinken und stand benommen da. Was war das denn?
Ich beugte mich langsam über die Couch und blinzelte ein paar Mal, als ich dort nichts vorfand. Dann rieb ich mir Augen und sah erneut hin, in der Hoffnung diesmal was Ungewöhnliches zu sehen. Hab ich mir das ganze eingebildet? Ich drehte mich wieder um und rannte in die Küche. Die Vase und die Tasse waren nicht da. Ich ging auf Nummer sicher und durchwühlte die Schränke und Schubladen doch vergebens. Von Aisha fehlte auch jede Spur. Blödes Vieh verschwand einfach an meinem Todestag. Ja ihr hab richtiggehört. An meinem Todestag. Heute würde Schluss mit meinem Leben sein. Mit meinem Menschlichen Leben. Aber hören wir auf, über meinen Tod zu reden.
Mein Blick fiel auf die Wanduhr. „Was schon so spät? Man ich komme zu spät.“
Ich schnappte meinen Rucksack der auf einem Stuhl ruhte und rannte los. Die Haustür fiel donnernd hinter mir zu. Eigentlich schloss ich immer ab, aber ich hatte wirklich keine Lust zu spät zu kommen.
Als ich bei der Bushaltestelle ankam war mein erster Gedanke ob ich den Bus schon verpasst hatte. War ziemlich wahrscheinlich, denn erstens: Der Bus müsste schon seid fünf Minuten hier gewesen sein und zweitens: Hier war kein Schwein anwesend, außer mir natürlich.
„Hi Vinvin.“, unterbrach mich eine weibliche Stimme.
„Wie, was, wo?“, sagte ich verwirrt, aber als ich die Person erkannte wich zurück. „Was machst du denn hier?“
„Vinvin sei doch nicht so unhöflich. Cassandra ist schon längst in der Schule, also kannst du dich wieder beruhigen.“
„Ja ja schon verstanden.“
Cassandra und Cindy. Zwillinge. Das gleiche Aussehen jedoch besaßen beide verschiedene Persönlichkeiten. Ja außer ihrem äußerem ähneln sie sich kein bisschen. So wie Engel und Dämon. Wobei Cass ganz sicher der Dämon gewesen wär. Cindy war liebevoll und gutmütig. Hm jetzt fällt mir ein das die beiden doch noch eine Gemeinsamkeit hatten. Sie waren in mich verliebt. Nein, ich habe es nicht selber rausgefunden, sondern sie haben es mir gesagt. Ich habe ihnen einen Korb gegeben. Doch was tun sie anstatt aufzugeben? Sie machten weiter und wollten meine Liebe gewinnen. Lustig wie? Aber da ich nun leider jemand war und es immer noch ist, der sich nicht schnell verliebte wurde die ganze Sache immer schlimmer. Schließlich entfachte sich das lodernde Feuer des Krieges zwischen ihnen. Aber damit noch nicht genug. Es steckte andere Mädchen an und das alles nur wegen Cassandra. Jedoch jetzt Schluss damit. Den Rest erzähl ich euch in der Gegenwart meines Persönlichen Teufels.
„Vinvin!“, unterbrach Cindy mich schon wieder.
„Was ist denn jetzt schon wieder? Und hör auf mich Vinvin zu nennen. Mein Name ist Vincent!“, fuhr ich sie an. Sie war zwar nett und ein kleiner Engel, aber mein Gott konnte sie nerven.
„Vinvin lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.“, sie warf mir einen Vernichtenden Blick zu den ich gar nicht kannte. Vermutlich hatte sie ihn von Cass gelernt. „Und komm jetzt! Sonst fährt der Bus weiter.“ Sie packte mich am Arm und zerrte mich nicht gerade freundlich in den Bus. Hab gar nicht gemerkt das der Bus gekommen ist…
Ich setzte mich vorne an einer der Viererplätze und „natürlich“ musste Cindy sich daneben setzen. Absichtlich sah ich nach draußen und versuchte sie zu ignorieren was mir ziemlich schwer fiel.
„Vinvin weißt du ich hab gehört…“
Ganz konnte ich ihr Geplapper