Bloody Rose
nicht aus meinen Ohren ausschließen, deswegen drangen auch mal ab und zu solche Wörter wie „Englischarbeit“ oder „Hausaufgaben“ zu mir durch. Zum Glück war sie eins dieser Mädchen die nicht andauernd über Schminke und die neusten Trends sprachen. Das hieß aber nicht dass sie nicht entzückend aussah. Dunkelbraunes, welliges Haar das ihr bis in den Rücken reichte. Zierliche und schlanke Gestalt. Blaue Augen die Reinheit wiederspielgelten. Haut so weiß wie Schnee und dann noch diese kirschroten Lippen. Sie und ihre Schwester waren sehr begehrt bei den Jungs. Nur ein unterschied trennte die Schwestern von einander. Candy zog sich nicht so nuttig wie ihre Schwester an. Aber egal wie schön die Gold-Twins auch waren, mich ließ es kalt. Ach und der Spitzname kam nicht davon dass sie so „Goldig“ waren sondern, weil das ihr Nachname war. Cassandra und Cindy Gold.
U-Bahn Volksdorf. Endhaltestelle. Bitte alle aussteigen.
„Vinvin komm.“, sagte Candy und erhob sich. Sie packte mich schon wieder am Arm und zog mich mit sich.
„Ja ich komme…“, murrte ich und stolperte ihr hinterher. Als ich wieder festen Boden unter mir hatte entzog ich ihr meinen Arm. „Hör auf mich andauernd hin und her zu zerren. Ich kann selber laufen und verdammt nochmal nenn mich nicht Vinvin!“ Ich hatte das Gefühl das sie bei jedem Wort immer mehr in sich zusammen sank und ich konnte schwören dass ihre Augen glasig waren als ich mich umdrehte und wütend davon stampfte.
„Vinvin?“, hörte ich sie mit brüchiger Stimme sagen. Meine Schritte wurden immer langsamer bis ich letztendlich zum stehen kam. Ich fühlte mich total unwohl in meiner Haut, weil ich sie so gemein behandelt hatte. Aber ein wenig lag es auch daran das die ganzen Leute mich so anstarrten. Neue Regel: Sei niemals vor Publikum gemein zu einem Mädchen.
Vorsichtig drehte ich mich um. Ich traute mich gar nicht sie anzusehen, in der Befürchtung das bittere Tränen ihr über das Gesicht gekullert waren. Doch sie stand genau noch so da wie ich die verlassen hatte. Sie hatte ihr kleinen Hände zu Fäusten geballt, aneinander gedrückt und so gehalten das sie gegen ihr Kinn stießen. Ihre Augenbrauen hatte sich auf eine komische Weise zusammen gezogen und ihre Augen waren immer noch gefährlich feucht. Das betonte ihren traurigen Blick.
Ich seufzte. Aber es war ein freundliches seufzen. „Ach Cindy.“, sagte ich mit extra sanfter Stimme.
Ich legte meinen Kopf schief und schaute auf den Boden, dann sah ich sie an und lächelte. Mit langen Schritten ging ich zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schulter.
„Vinvin bist du noch sauer?“, fragte sie mit leiser Stimme.
Ich schüttelte leicht den Kopf, so dass mir meine Strähne ins Gesicht fiel. Mit ihren langen, schlanken Finger wischte sie ihn mir weg.
„Auf dich kann man nie lang genug sauer sein. Aber kommt jetzt.“
Immer noch mit meinem Arm um ihre Schulter gingen wir weiter. Wir kamen an einer Frau mit einem orangenen Rock vorbei die gerade eine Zigarette rauchte. Mann, wär ich ein Modefreak würde ich sagen, das der Rock total out war. Aber da ich nun mal keiner war, ließ ich die Bemerkung aus.
„Was für ein süßes Paar die zwei doch sind.“, hörte ich sie hinter mir sagen.
Ich nahm meinem Arm von Cindy Schulter runter und ging rückwärts, bis ich die Frau mit dem hässlichen orangenem Rock zur meiner linken fand.
„Erstens: Sie ist nicht meine Freundin. Zweitens: Rauchen ist ungesund. Das sollten sie als Erwachsene wissen.“ Mit zwei Fingern entnahm ich ihrem Mund die Zigarette und ließ sie zu Boden fallen, dann trat ich drauf und machte eine schnelle Bewegung nach recht um 90° Grad.
Sie starrte mich mir offenem Mund an, brachte jedoch kein Wort über ihre Lippen.
„Immer wieder gern.“, sagte ich und schenkte ihr ein Lächeln. „Jetzt können wir weitergehen Cindy.“
Ich schloss mich ihr wieder an und wir gingen still schweigend weiter.
„Vinvin gehst du mit mir zum Englischunterricht?“, fragte Cindy mich. Doch bevor ich antworten konnte, kam mir ihre teuflische Schwester zuvor. „Nein Cin, er geht mit mir.“, Cassandra hatte ihre Hände an meine Schulter gelegt und lugte hinter mir hervor. Ich legte meine Hände auf ihre und schob sie weg. Dann drehte ich mich um und sah sie an. Sie hatte einen viel zu kurzen schwarzen Rock an und diese Netzstrumpfhosen die ich hasste. Ihre Füße wurden von schwarzen Stiefeln bedeckt die Monsterabsätze besaßen. Der reinste Selbstmord.
Dann hatte sie eine weiße Bluse an mit einem viel zu tiefen Ausschnitt.
„Hallo Vinvin.“, sagte sie mit merkwürdiger Betonung in der Stimme und kam einen Schritt auf mich zu. Ich wiederum trat einen Schritt zurück.
Das war sie. Cassandra, mein höchstpersönlicher Dämon. Sie tat immer alles um ihrer armen Schwester eins Auszuwischen. Darunter gehörte auch mich ihr auszuspannen. Bei dem Versuch habe sie sich in mich verliebt. So sagt sie jedenfalls. Cassandra war ein richtiges Luder. Sie hatte bis jetzt jeden Jungen aus ihrem Jahrgang als Freund gehabt. Ich ausgeschlossen, weil ich ihr einen Korb gegeben hab. Cass gab aber nie locker, genauso wenig wie ihre Schwester Cindy. Das schlimmste aber an der Sache war, das alle Mädchen Cass hassen(was ich gut verstehen kann)und nun versuchten sie mich vor ihr zu bekommen. Das kann man Wahrhaftig einen Krieg nennen. Einen Zickenkrieg. Doch leider war ich an keines dieser Mädchen interessiert. Manche haben es verstanden, andere wiederum wollen es einfach nicht in ihren Dickschädel eingehen lassen.
„Ich habe Vinvin als erstes Gefragt, also geht er mit mir.“, protestierte Cindy.
„Er ist aber nicht an dir interessiert. Nicht war Vinvin?“
Ich seufzte. Immer stritten sie sich um meine Aufmerksamkeit. Das ging einem echt auf die Nerven. Langsam hob ich den Kopf und lächelte Cassandra an.
„Du hast Recht. Fast jedenfalls. Ich habe nicht auch nur das geringste Interesse an einer von euch.“ Während Cindy mich mit offenem Mund anstarrte, blitzte es in Cassandras Augen gefährlich auf. „Also Ladys, wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet.“ Ich schob Cass ein Stück zur Seite und ging an ihr vorbei. Auf halber Strecke zum Englischraum kam Victorica mir entgegen. Sie hatte einen schwarzen Rock an - der aber nicht so kurz war wie der von Cass – und ein weißes T-Shirt.
„Hallo Vincent. Gehen wir zusammen zu Englisch?“
„Aber sicher doch Vic.“, sagte ich und schaute über Schulter zu den Gold-Twins. Bevor ich mit Victorica losging, winkte ich den beiden zu und lächelte fies.
„Du nutzt mich doch etwa nicht aus um Cassandra und Cindy loszuwerden, oder?“ Beim sprechen sah sie Schnurrstracks nach vorne.
„Nein ich doch nicht. Wir sind doch Best Friends.“, schnurrte ich und grinste.
Ja jetzt ist es raus. Victorica ist meine beste Freundin. War auch nicht schwer zu erraten. Wir kannten uns schon von Kindesbeinen auf an und an unserer Beziehung hatte sich noch nichts geändert. Wir waren nur Freunde. Beste Freunde halt. Die meisten solcher Freundschaften gingen kaputt in dem sich der eine in den anderen verliebte. Bei uns war das nicht so und es würde sich auch nie ändern. Da war ich mir ganz sicher…
Die Tür zum Klassenzimmer stand weit offen. Manche Schüler saßen schon an ihren Plätzen, doch vom Lehrer war nichts zu sehen.
Ich schlenderte zu meinem Platz und ließ mich auf den Stuhl fallen. Victorica warf mir ihren Rucksack zu. „Vinc ich muss mal kurz weg. Besetz mal den Platz für mich!“, rief sie und machte auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Raum.
„Claro.“, sagte ich obwohl sie nicht mehr zu sehen war.
Wenige Sekunden nachdem Victorica den Raum verlassen hatte, betrat Cindy das Zimmer, gefolgt von Cassandra. Cindy zögert doch dann kam sie mit unsicheren Schritten auf mich zu. Ich sah sie an und verzog keine Miene, aber das hatte schon gereicht um ihr klar zu machen dass sie unerwünscht war. Sie änderte ihren Kurs und steuerte auf einen anderen Platz zu. Jetzt war Cassandra an der Reihe und die konnte man nicht so schnell einschüchtern. Mit ihren Monsterstiefeln kam auf mich zu. Klick, klack, klick, klack machten ihr Absätze auf dem dunkelgrünem Linoleum.
Sie legte eine Hand auf den Tisch und beugte sich vor. „Vinvin hast du was dagegen wenn ich mich neben dich setze?“
„Aber so was von.“, sagte ich und sah sie feindselig an.