Kleinanzeigen
nicht immer so unhöflich.“ Sie erwiderte sein Lächeln. „Ich bin Kagome und ich komme wegen der Anzeige.“ „Ah, mein Name ist Miroku!“ Er musterte sie von oben bis unten und lächelte dann wieder. „Hm, recht hübsch bist du ja oder was meinst du?“ „Ts, ich meine, sie ist eine eingebildete Ziege!“ Kagome war etwas verwirrt wegen ihrer Diskussion, bis ihr die zweite Anzeige wieder einfiel. „Oh, ich meinte nicht die. Ich komme wegen des Jobs. Bin ich hier richtig?“ Beide starrten sie kurz an und Miroku lächelte wieder. „Sag das doch gleich! Natürlich, komm rein!“ Er führte sie ins Wohnzimmer und setzte sich mit ihr auf die Couch. Inuyasha folgte den beiden und setzte sich auf die Fensterbank. Kagome fand ihn recht eingebildet, aber er würde vielleicht bald ihr Chef sein und sie dachte sich, es wäre vielleicht besser, sich zu entschuldigen, auch wenn das eigentlich gar nicht ihre Art war. „Wegen heute Morgen, das war keine Absicht. Ich hatte nicht aufgepasst und es tut mir leid!“ Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und musste verwundert feststellen, dass er etwas rot um die Nase wurde. Schnell drehte er sich weg und murmelte, dass er auch daran Schuld gewesen wäre und dass es ihm auch leid täte. Miroku beugte sich leicht zu ihr vor und flüsterte ihr ins Ohr, dass Inuyasha schüchtern sei. Sie lächelte nur und betrachtete ihn, wie er auf der Fensterbank saß und nach draußen starrte. Von dem, was Miroku ihr erzählte, bekam sie kaum etwas mit.
„Hast du noch Fragen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht direkt dazu. Wer von euch hat die andere Anzeige aufgegeben?“ Miroku setzte wieder sein typisches Grinsen auf. „Die war von mir. Obwohl sie ihm wahrscheinlich eher weiterhelfen würde.“ Für den letzten Satz bekam er eine dicke Beule von Inuyasha. Miroku rieb sich den Kopf und grummelte irgendetwas, als sein Blick auf die Uhr fiel. „So ein Mist! Ich hab in fünf Minuten einen Kurs. Ich muss dann mal los, war schön dich kennen zu lernen. Inuyasha, zeig ihr dann doch bitte alles.“ Er schüttelte noch schnell ihre Hand, schnappte sich die Schlüssel und rannte dann aus der Wohnung. „Hey, Miroku, dass sind meine Autoschlüssel!“ Doch der Angesprochene antwortete nur mit einem „Danke“ und war weg. Eine Weile saßen Kagome und Inuyasha schweigend da und starrten auf die Tür. Dann beschloss Inuyasha das Schweigen zu durchbrechen. „Und warum suchst du einen Job? Ich dachte, du arbeitest in der Eisdiele „Mikado“.“ Kagome wunderte sich zwar, woher er das wusste, fragte aber fürs Erste nicht nach. „Ich habe heute Morgen gekündigt. Mein Chef war ein Ekel und ich hatte eigentlich gehofft, nicht wieder so einen zu erwischen.“ Inuyasha nickte gedankenverloren. Er hatte sie die ganze Zeit gemustert und war dann wieder an ihren schönen Augen hängen geblieben. Dann stutzte er und schaute sie erst verwirrt, dann aber ärgerlich an. „Was soll das heißen, „eigentlich“?“ „Na eben eigentlich. Deine Begrüßung war ja nicht gerade sehr freundlich. Was sollte das denn bitteschön heißen, als du sagtest, dass es klar wäre, dass „so eine wie ich“ auf diese Anzeige antwortet?“ Mit jedem Wort wurde sie giftiger und stand zum Schluss auf. „Na genau das! Auf so ´ne billige Anzeige antworten doch nur die verzweifelsten Weiber, die keinen finden. Kleine, verwöhnte Ziegen, wie du!“ Jetzt stand auch er auf und wurde immer lauter. Sie lief vor Wut leicht rot an und musste sich zusammenreißen. „Was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu reden, wenn du mich nicht mal kennst? Ich bin außerdem gar nicht wegen DIESER Anzeige hier, falls du das vergessen hast.“ Auch Kagome wurde lauter und hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt. Sie ging ein paar drohende Schritte auf Inuyasha zu und baute sich vor ihm auf. Er machte es ihr gleich. „Pah, denkst du, ich lass mich von dir einschüchtern? So wie du dich benimmst, bist du bestimmt das kleine Prinzesschen deiner Eltern.“ Die Wut in Kagome wich sofort und machte Platz für eine Leere, die sich in ihr auszubreiten begann. Sie sah ihn geschockt an, was er falsch verstand. „Ach, hab ich also Recht, ja? Kleine, reiche Familie und dem kleinen Prinzesschen wurden wohl die Mittel gestrichen, was? Und warum? Hast dich wohl zu oft mit deinen Geschwistern gestritten, wenn du welche ha-“ Verwirrt blickte er sie an und spürte dann einen stechenden Schmerz an seiner Wange. Sie stand vor ihm, kreidebleich und mit erhobener Hand. „Was...“ Aber noch bevor er ausreden konnte, drehte sie sich um und lief aus der Tür, ohne noch etwas zu sagen. Inuyasha stand immer noch verdattert da und hielt sich eine Hand auf die Wange. °Mensch, hat die nen Schlag drauf. Was ist das denn?° Er hatte zu Boden geschaut und bückte sich nun. Einen Meter von ihm entfernt hatte er einen dunklen Flecken im Teppich gesehen: Wasser! °Oder weint sie etwa? Ich Idiot!° Er stand wieder auf und lief ihr hinterher.
Kagome lief durch das Treppenhaus des Wohnblocks. Alles um sie herum verschwamm ständig. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sie jetzt einfach laufen. Sie rannte, so schnell sie konnte und wusste nicht einmal, wohin. Ihre Lungen schmerzten und ihr Atem war nicht mehr, als ein Keuchen, doch sie konnte nicht stehen bleiben, sie wollte nicht. Sie hatte Angst, dass, wenn sie stehen blieb, ihre Vergangenheit sie wieder einholen würde. Sie hatte es geschafft, stark zu sein. Fast ein ganzes Jahr hatte sie für sich und ihre Mutter gesorgt und ihre Trauer für sie beide runtergeschluckt. Sie konnte jetzt nicht aufgeben. Sie durfte jetzt nicht aufgeben!
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie ihre Umgebung gar nicht mehr wahr nahm- und schließlich über etwas stolperte. Sie war in den Park gerannt und schon fast im Zentrum dessen angekommen. Das, worüber sie gestolpert war, war eine Wurzel, doch das interessierte sie im Moment nicht. Sie wollte sich aufrichten und schaute sich um, doch dann hörte sie wieder dieses Piepen in ihrem Kopf. Sie drückte sich die Hände an die Ohren und kniff die Augen zu, aber das Geräusch wurde immer lauter. Sie begann zu schluchzen und Tränen rannen ihr wieder über die Wangen. Dann brach sie zusammen und kauerte wieder am Boden. „Bitte, hör auf! Es tut mir so leid!“
Inuyasha hatte sie im Park verschwinden sehen. Sie war einfach über die Straße gelaufen und ein paar Autos hupten ihr hinterher, aber sie schien es nicht einmal mitbekommen zu haben. Er folgte ihr, so schnell es ging, hatte sie aber schon bald verloren und musste sich auf seinen Instinkt verlassen. Er lief eine Weile, immer tiefer in den Park und hörte dann eine Stimme. Es war nicht mehr als ein Wimmern, aber er war sich sicher, dass sie es sein musste. Und dann sah er sie: Sie saß am Boden, die Knie angezogen, die Ohren und Augen fest verschlossen und weinte. „Kagome!“ Er ging langsam auf sie zu und kniete sich neben sie, als keine Reaktion kam. Sie flüsterte nur immer wieder, dass es ihr leid tat. „Kagome, bitte, sieh mich an!“ Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie leicht. Schockartig öffnete sie die Augen und starrte ihn an. Das Piepen war auf einmal weg. Ohne zu überlegen, warf sie sich in seinen Arm und krallte sich in sein Hemd. Er war zunächst etwas verwirrt, drückte sie dann aber an sich und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Ist schon gut. Es tut mir leid, dass wollte ich nicht!“, flüsterte er. Sie schluchzte noch eine Weile und beruhigte sich schließlich, blieb aber in Inuyashas Arm. „Es war meine Schuld!“ Er schaute auf ihren Kopf und wollte gerade sagen, dass es nicht ihre Schuld war, da er sie ja scheinbar verletzt hatte, als sie auch schon weiterredete. „Er...er wollte doch nur einmal vorne sitzen und ich hab nein gesagt. Er war doch noch so jung. Hätte er vorn gesessen, hätte er...wäre er nicht...es ist alles meine Schuld!“ Dann fing sie wieder an zu weinen. Inuyasha war recht überfordert mit dieser Situation. Was sollte er auch tun? Er hatte keine Ahnung wovon sie redete. Also hielt er sie einfach fest und strich ihr weiter über den Rücken. Ohne es zu merken, tat er genau das, was sie sich so sehr gewünscht hatte. Er gab ihr nicht das Gefühl, stark sein zu müssen und sie konnte sich scheinbar einfach in seinen Armen fallen lassen.
Nach ein paar Minuten merkte er, dass es dunkler wurde. „Kagome, wir sollten besser...“ Jetzt erst sah er, dass Kagome beim Weinen eingeschlafen war. Sie lehnte mit tränenverschmiertem Gesicht an seiner Brust und schlief, aber was ihn am meisten verwunderte war, dass sie leicht lächelte. Also nahm er sie kurzerhand auf den Arm und ging mit ihr aus dem Park heraus.
Kagome schreckte auf und saß kerzengrade im Bett. Moment mal, im Bett? Wie war sie denn nach Hause gekommen, sie war doch im Park. Verwirrt schaute sie sich um: Das war gar nicht ihr Zimmer! Aber wo war sie dann? Als sie neben sich ein Geräusch hörte, zuckte sie zusammen und drehte sich um. „Inuyasha?“ Er saß auf einem Stuhl neben dem Bett und schlief. Sie musste unwillkürlich lächeln, er sah einfach gut aus! Langsam öffnete er die Augen, gähnte und streckte sich ausgiebig. Dann bemerkte er, dass Kagome wach war und hielt in seiner Bewegung inne. „Guten Morgen, Kagome!“ Er lächelte sie ebenfalls an und sie wurde rot, als sie merkte, wie sie ihn anstarrte. „Guten Morgen.“, murmelte sie und senkte verlegen den Blick. „Was ist passiert, wieso hab ich hier geschlafen?“ „Ich hab dich im Park gefunden. Du hast geweint und es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Als du eingeschlafen bist, hab ich dich mitgenommen, weil ich ja nicht weiß, wo du wohnst.“ Sie nickte betreten und dann herrschte eine peinliche Stille. Kagome merkte förmlich, dass Inuyasha ihr eine Frage stellen wollte.
„Es war vor ungefähr einem Jahr. Ich war mit meiner Mutter und meinem Bruder auf dem Weg in