One-Short

Das Ende vieler Streiche

„Und nun will ich euch nicht länger aufhalten, lasst die Feier beginnen!“
Albus Dumbledore klatscht vergnügt in die Hände und wirft einen letzten Blick auf die versammelten Schüler.
Er wird sie vermissen, jeden Einzelnen von ihnen.
Kein Jahrgang hat je so viel Streiche gespielt und darüber ist er sehr dankbar, aber die Marauder werden ihm trotzdem fehlen.
Sie haben die Lehrer so manches Mal an den Rand der Verzweiflung getrieben…
Es verging wohl keine Woche, an dem nicht einer von ihnen Nachsitzen oder eine Strafarbeit erledigen musste.
„Sie werden so schnell erwachsen, Minerva.“
Er erinnert sich noch gut daran, wie die jungen Erwachsenen, die ihm nun zu winken, applaudieren oder tuscheln als Erstklässler nach Hogwarts kamen.
„Manche werden wohl nie wirklich erwachsen werden.“,
gibt seine Stellvertreterin trocken zurück.
Er macht eine kurze Pause und spricht dann dass aus, was ihm schon sehr lange auf der Zunge liegt.
„Was denkst du, sind sie bereit für unseren Orden?“
McGonagall lächelt nur und nickt dann.
„Ich frage mich, was sie für ihre Zukunft planen…“

James Potter lehnt sich lässig an eine Säule, er ist fest entschlossen, heute Abend mit dem hübschesten Mädchen im Raum zu tanzen.
Er kann sein Glück noch gar nicht fassen, Lily Evans ist seine feste Freundin.
Womit hat er sie verdient?
Er weiß es nicht, aber er ist dankbar für diese Fügung des Schicksals, wie er sie im Stillen nennt.
Im Moment steht Lily bei ihren Freundinnen und spricht mit ihnen.
Ihre grünen Augen strahlen wie Smaragde, ihre kunstvoll hochgesteckten Haare leuchten zauberhaft.
Wenn man ihn nach seinen Plänen für die Zukunft fragt, zuckt er nur mit den Schultern, aber in Wirklichkeit hat er eine feste Vorstellung.
Er will seine Lily heiraten und Kinder mit ihr bekommen, einen Jungen namens James Junior und ein Mädchen.
Dazu vielleicht einen gut bezahlten Job im Ministerium, als Auror oder Fluchbrecher…
Lily löst sich endlich von ihren Freundinnen, James sieht seine Chance gekommen und geht mit schnellen Schritten auf sie zu, auf seinen Lippen sein berühmtes, selbstsicheres Grinsen.

Remus steht etwas abseits von der Tanzfläche am Buffet, solche Veranstaltungen mochte er noch nie.
Er sitzt lieber gemütlich mit seinen Freunden im Gemeinschaftsraum und liest ein gutes Buch…
Es versetzt ihm einen kleinen Stich, wenn er daran denkt, dass solche Abende nun der Vergangenheit angehören.
Alle beschwören, dass sich nichts ändern wird, aber er weiß es besser.
Sie werden immer noch Freunde sein, aber wie oft werden sie sich treffen können?
Sirius will Auror werden, James wird seinem Freund wahrscheinlich folgen… Sie werden einfach keine Zeit mehr für ihn haben.
Remus schätzte seine Chancen realistisch ein, er ist immerhin ein Werwolf.
Er wird vielleicht einen Job bei Flourish und Blotts bekommen, wo er Bücher abstauben muss…
Mit einem bitteren Lächeln denkt er an seine Freunde, die große Pläne haben – er kann sich so etwas nicht leisten.
„Moony, warum so trübselig? Wir haben es geschafft!“
Typisch Sirius, Remus würde alles darum geben, auch so sorglos sein zu können.

Wenn er die feiernden Schüler betrachtet, steigt Abscheu in ihm auf.
Eines Tages wird der dunkle Lord sich erheben und dann wird ihnen das Lachen schon vergehen!
Lucius Malfoy nimmt einen Schluck Feuerwhiskey und lässt seinen Blick über die Menge tanzender Schüler schweifen.
In Momenten wie diesen wünscht er sich nichts sehnlicher, als sein wahres Gesicht zu zeigen…
„Lucius, da bist du ja. Wollen wir nicht auch tanzen?“
Narzissa, der Grund warum er überhaupt hier ist. Sie ist schließlich seine Verlobte und es ist ihr Abschlussball…
„Ich soll mich auf einer Tanzfläche mit Potter und dem Blutsverräter Black bewegen? Wohl kaum…“
Jetzt hat sich auch noch dieses dreckige kleine Halbblut eine Partnerin gesucht… Er wird nie verstehen, warum Dumbledore den Werwolf zugelassen hat.
„Na gut, dann suche ich mir eben jemand anderes.“

„Sieh mal, Narzissa tanzt mit Crabbe… Wenn das nicht Ärger gibt!“
Nojiko grinst frech und deutet auf den Bruder ihres Freundes, der ein wenig gequält aussieht.
Sie genießt den Abend, es ist schließlich ihr letzter in Freiheit.
In der Aurorenausbildung wird alles anders werden, keine Partys mehr mit Freunden sondern nur noch lernen, lernen, lernen.
„Woran denkst du?“
Remus braune Augen ruhen neugierig auf ihr, sie zuckt nur mit den Schultern.
Es wäre sinnlos, das jetzt zu erklären.
Sirius, ihr Freund, tanzt mit einer Ravenclaw Schülerin und James wirbelt Lily herum, nur Peter hat niemanden gefunden.
Er tut ihr ein bisschen Leid, aber sie kann auch nichts an seine Schüchternheit ändern.
„Dein Entschluss hat sich nicht verändert?“
Nojiko braucht einen Moment, bis ihr klar wird, worauf er hinaus will, dann antwortet sie:
„Nein, ich werde Aurorin…“
So wie ihre verstorbene Tante. Sie weiß, dass es gefährlich ist und dass sie es unter Umständen nicht überleben wird, aber das ändert nichts an ihrer Entscheidung.

Severus Snape steht neben einem Mädchen aus einem Haus und nickt immer wieder, während sie ihm von ihrem Vater erzählt.
Am liebsten wäre er heute Abend gar nicht erschienen, aber Regulus hat ihn überzeugt.
„Hörst du mir überhaupt zu?“
Er nickt wieder, völlig in Gedanken versunken und die hübsche Slytherin geht schließlich.
Es ist ihm egal, er interessiert sich nur für die Aufmerksamkeit von einer und die wird er wohl nie bekommen.
Was würde er darum geben, Nojiko Strife über das Parkett zu führen…
Mit einem Kopfschütteln verdrängt er den Gedanken.
Er sollte sich lieber auf seine neue Aufgabe konzentrieren, bald wird er seinen Eid leisten und dann…
Er würde ein Todesser sein, die Menschen würden ihn fürchten und respektieren.
Er sieht seiner Zukunft mit freudiger Erwartung entgegen, er wird mit seinen alten Freunden zusammen arbeiten und er wird für etwas längst Überfälliges kämpfen.
Mit zufriedenem Lächeln bahnt sich Severus seinen Weg durch die Menge um Lucius zu begrüßen.
In Zukunft wird ihn niemand mehr ungestraft Snivellus nennen!

Sie haben es endlich geschafft.
Nie wieder lernen, nie wieder Prüfungen und nie wieder still sitzen.
Sirius kann es noch gar nicht fassen, dass sie tatsächlich mit der Schule fertig sind.
Sie werden Hogwarts hinter sich lassen, sie sind erwachsen…
Er würde ein gefeierter Auror werden und es seiner Familie zeigen, die ihn einen wertlosen Versager hält.
Mit einem letzten Schwung wirbelt er das Ravenclaw Mädchen herum bevor der Tanz vorbei ist.
Er könnte die ganze Nacht lang feiern, so erleichtert ist er.
Wie hielten es Remus und Nojiko nur aus, so viel zu lesen? Die Wochen vor den Prüfungen waren genug für ihn gewesen.
Jetzt will er nur den Abend genießen…
Apropos Nojiko, wo ist seine Freundin?
Er entdeckt sie im Gespräch mit Remus vertieft und macht sich auf den Weg.
„Darf ich bitten?“
Nojiko lächelt ihm zu und macht dann einen kleinen Knicks.
„Aber sicher, du doch immer.“
Stolz grinsend führt er seine Nojiko auf die Tanzfläche, fest entschlossen, sie nie wieder gehen zu lassen.

Lily und James, Sirius und Nojiko… Wie er sie hasst!
Sie sind so arrogant und von sich selbst überzeugt, dass sie gar nicht bemerken, wie schlecht es ihm geht.
Er fühlt sich einsam, auch wenn er meistens von seinen Freunden umgeben ist.
Aber haben sie sich um ihn gekümmert, als seine Eltern starben? Nein.
Lucius hat sich für ihn interessiert, hat ihm seine Unterstützung angeboten und er hat sie dankbar angenommen.
Peter Pettigrew kann es kaum erwarten, sich an den Maraudern für all die kleinen und großen Gemeinheiten zu rächen.
Wie oft haben sie über ihn gelacht? Ständig war er das Ziel ihrer Witze und Streiche, aber damit ist jetzt Schluss.
Peter sieht sich nicht als Verräter, sie haben ihn schließlich im Stich gelassen.
Dachten sie denn, er lässt sich das ewig gefallen?
Mit einer abwesenden Handbewegung streicht er über seinen linken Unterarm, auf dem bald das dunkle Mal prangen wird.

Lily Evans genießt es, in James Armen über das Parkett geführt zu werden.
Er ist ein guter Tänzer, er ist lustig, charmant, intelligent…
Sie gerät schon wieder ins Schwärmen und lächelt über sich selbst.
Lily erinnert sich nicht mehr daran, wann sie sich in den Jungen mit den zerstrubbelten schwarzen Haaren verliebt hat, doch es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor.
Sie ist froh, dass sie ihren Stolz vergessen und eingewilligt hat, mit ihm auszugehen.
„Was ist?“
James sieht sie neugierig an und Lilys Lächeln wird noch breiter.
„Ich frage mich nur gerade, wie ich an einen Chaoten wie dich geraten konnte…“
Er zieht empört die Augenbrauchen hoch und zieht sie so nah wie er kann an sich.
„Hey, vergiss nicht, ich bin immerhin Schulsprecher.“
Die beiden lachen vergnügt und Lily lässt sich widerstandslos in eine schwungvolle Drehung ziehen.
Sie weiß zwar nicht, wie ihre Zukunft aussehen wird, aber sie ist sicher, dass sie sie mit James verbringen wird.

„Glaubst du denn, diese jungen Leute haben einen Plan für ihre Zukunft?“
Albus Dumbledore muss über den zweifelnden Tonfall seine Kollegin lächeln und nickt dann überzeugt.
„Ja, das glaube ich. Sie benehmen sich vielleicht manchmal wie Kinder, aber sie sind reifer als du es dir vorstellen kannst.“
Minerva zieht nur ihre fein geschwungenen Augenbrauen nach oben und lässt ihren Blick ein weiteres Mal über die Tanzfläche schweifen.
Sie wird diese kleinen Unruhestifter vermissen, auch wenn sie ihnen so manches graues Haar verdankt.
Dumbledore folgt ihrem Blick und seufzt tief.
Sie werden schneller erwachsen werden, als ihnen lieb ist und sie werden sich für eine Seite entscheiden.
Sie werden kämpfen, jeder auf seine Weise und viele werden sterben.
Minerva hat wohl
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