Fanfic: Frag nicht nach dem Warum

Kapitel: Vergangenheit

Hallöchen! Das ist nun meine 2. SA-FF! Ich hoffe, sie gefällt euch!



„Yuri kommt zu uns und damit basta!“
„Aber er kann doch überhaupt nicht Fußball spielen, Seichi!“
„Genau, wir wollen schließlich gewinnen und das geht mit ihm nun mal nicht! Nichts für ungut, Yuri!“
„Ja, bistn netter Kerl, aber Fußball ist einfach nicht dein Ding, sorry!“
„Schon in Ordnung“, seufzte ich.

Es war Montag. Wieder einmal musste ich mir diese Diskussion anhören. Seichiro, mein bester Kumpel, wollte, dass ich in seiner Mannschaft spielte, doch wie wir alle wussten, konnte ich so gut Fußball spielen wie eine Kartoffel. Sei wollte das aber partout nicht einsehen. Er versuchte trotzdem jeden Montag Morgen mich in seine Mannschaft zu wählen. Wieso mussten wir aber auch jeden verflixten Montag in Sport dieses dämliche Spiel spielen?
Ich seufzte erneut. Mein Blick wanderte zu dem einzigen Jungen, der – außer mir natürlich – noch nicht in eine Mannschaft gewählt worden war – Masaki. Jeden Montag blieben wir beide bis zum Schluss übrig, denn auch Masaki war kein Fußballtalent. Eigentlich war er in keiner Sportart gut. Trotzdem wollten die anderen lieber ihn in ihrer Mannschaft haben, als mich, denn er schoss wenigstens keine Eigentore…
„Hey, nun wählt doch endlich einen aus, Jungs! Sonst ist die ganze Sportstunde vorbei!“, rief uns nun der Lehrer zu. Die Diskussion wurde lauter und schließlich fiel eine Entscheidung.
„Masaki, du kommst zu uns! Tut mir leid, Yuri…“, kam es von Kei. Ich seufzte. Na endlich. Je schnell wir das hier hinter uns brachten, desto schneller konnte ich mich wieder in meine normalen Klamotten schmeißen. Ich fühlte mich nämlich ziemlich unwohl in meinen Sportsachen. Es war ja nicht so, dass sie mit irgendwelchen peinlichen Blümchen oder so verziert waren, doch ich war nun mal kein sportlicher Typ – und das sah man mir an. Während die meisten Jungs aus meiner Klasse – ach, was sag ich die meisten aus unserer Schule – wie Profisportler durchtrainiert waren, sah ich hingegen aus wie ein Zahnstocher. Ich war zwar nicht annähernd so unsportlich wie Masaki – denn ich schwamm sehr gerne – doch trotzdem wollten sich keine Muskeln zeigen.
Als ich mich auf den Weg zur anderen Gruppe machte, suchte ich Seis Blick. Wie erwartet schmollte er. Wenn er nicht seinen Kopf durchsetzen konnte, war er manchmal bis zu einer Woche lang sauer. Er drehte sich zu mir um und lächelte mich entschuldigend an. Mit einer wegwerfenden Handbewegung gab ich ihm zu verstehen, dass mich das nicht weiter störte. War doch nur für vierzig Minuten, das würde ich schon überstehen. Ich bezog gerade meine Position als Abwehrspieler, als auch schon der Startpfiff ertönte.
„Okay, vierzig Minuten, das wirst du schaffen, Yuri! Du musst nur das runde Ding von dem eckigen Ding mit dem Netz dran fernhalten und schauen, dass du kein Eigentor machst! Das ist doch wohl zu schaffen!“ Ich war noch gedanklich mit meiner Selbstmotivation beschäftigt, als auch schon Takeshi, der Stürmer der gegnerischen Mannschaft, samt Ball auf mich zugerannt kam. Meine Knie fingen plötzlich an zu schlottern. Normalerweise hätte ich ja keine Angst vor einem Gegenspieler gehabt, doch Takeshi war Kapitän der Schulmannschaft – und das nicht unberechtigt! Der Kerl hatte einen Schuss drauf! Wo der Ball landete, wuchs kein Gras mehr!
Trotz meiner Angst stellte ich mich zwischen ihn und den Torwart. Meine Augen waren auf das Leder vor seinen Füßen gerichtet. Ich wartete darauf, dass er schoss, doch plötzlich stoppte er und stellte einen Fuß auf den Ball. Was sollte das denn jetzt werden? Ich hob meinen Blick und musste feststellen, dass Takeshi ein fieses Grinsen im Gesicht hatte. Ohne Vorwarnung setzte er sich wieder in Bewegung, holte aus – und schoss den Ball genau in meine Richtung! Das runde Ei hatte einen Zahn drauf, dass ich nicht anders konnte, als mich wegzudrehen. Keine Sekunde zu früh, denn schon prallte das Leder an meinem Rücken ab und flog in hohem Bogen vors Tor. Lee, der Torwart meiner Mannschaft, hatte wohl gedacht, dass Takeshi links an mir vorbeischießen würde und war dementsprechend in diese Richtung gesprungen. Nun jedoch war das Tor auf der rechten Seite völlig offen! Takeshi sprang in die Luft, zwinkerte mir noch einmal kurz siegessicher zu, und versenkte den Ball im Tor.
Peinlich berührt drehte ich mich zu Takeshi um. Er hatte das alles vorausgesehen! Dass ich mich wegdrehen und Lee in die falsche Ecke springen würde. Ich bin so ein Dummkopf! Hätte ich doch nicht so eine Heidenangst vor seinem Schuss gehabt, wäre das alles nicht passiert!
Ich stellte mich zurück auf meine Position. Meine Wut auf mich selbst war groß. Sei hingegen war wohl auf Takeshi sauer, denn er war auf ihn zugerannt, hatte ihn am Kragen gepackt und geschrieen: „HAST DU SIE NOCH ALLE? Du weißt, dass er nicht gut Fußball spielen kann und ein kleiner Tollpatsch ist, und TROTZDEM schießt du den Ball mit voller Wucht in seine Richtung?! Sag mal, GEHT’S NOCH?!“
Ui, Sei war wohl wirklich wütend. Wenn es um mich, seinen besten Kumpel, ging, dann kannte er kein Pardon. Umgekehrt war es natürlich genauso. Seine wasserblauen Augen glitzerten gefährlich und sein hellblondes – für mich etwas zu langes – Haar fiel ihm ins Gesicht. Jepp, Sei war definitiv sauer, denn seine Augen funkelten sonst immer belustigt und nicht gefährlich. Doch jetzt sollte er sich schnellstens wieder einkriegen, denn der Lehrer war schon auf dem Weg zu den beiden.
„Kuro! Lass Mikano sofort los, sonst setzts was! Finger weg, aber dalli!“, schrie er Seichiro an. Dieser ließ Takeshi zwar so schnell los, als hätte er sich verbrannt, doch er drehte sich prompt zu unserem Lehrer um.
„Aber Herr Ishimoto, haben Sie nicht gesehen, was Takeshi gemacht hat? Hätte er sich nicht weggedreht, hätte Yuri der Ball womöglich im Gesicht getroffen! Er hätte Yuri verletzen können!“ Anklagend zeigte er auf Takeshi. Ishimoto zog die Augenbrauen zusammen, stemmte die Hände in die Hüften und blaffte Sei an: „Also wirklich, Kuro! Du tust ja gerade so, als wäre Matsuo aus Glas! Bist du eine Glucke oder was?! Der Ball tut vielleicht ein bisschen weh, doch er wird nicht sterben, sollte er ihn treffen, also mach hier gefälligst nicht so einen Aufstand, klar?“
Geladen sah Sei wieder Takeshi an, der ein breites Grinsen im Gesicht hatte. „Genau, Seichi!“, fing er auch schon an, „Mach hier nicht so einen Aufstand. Yuris Milchgesicht tun ein, zwei Schrammen vielleicht ja ganz gut. Dann kommt er möglicherweise besser bei den Frauen an!“
Takeshi hatte gerade ausgesprochen, als auch schon Seis Faust in seinem Gesicht landete. Ich hatte so etwas zwar schon geahnt, doch ich konnte mich nicht rühren. Seichiros Blick hielt mich davon ab. Seine Augen hatten sich verdunkelt, man konnte unter Umständen sogar sagen, dass sie hasserfüllt blickten. So hatte ich ihn noch nie gesehen und das machte mir Angst.
Takeshi landete auf seinem Allerwertesten, hielt sich seine linke Backe und starrte ungläubig nach oben. Er schien auch ziemlich überrascht zu sein, dass Sei gewalttätig wurde, denn das war einfach nicht seine Art. Doch Ishimoto kannte uns Schüler allerdings nicht halb so gut. Ihn hatte der Schlag nicht so geschockt wie uns Jugendliche und somit war er derjenige, der Sei als Erster am Kragen packte und ihn kurz durchschüttelte, bevor Takeshis Freunde ihn in die Finger bekamen.
„Kuro!“, rief er, „KURO! Was zur Hölle sollte das jetzt wieder? Los, Abmarsch in den Umkleideraum. Nach der Sportstunde wirst du dich bei mir melden, verstanden?“
Sei nickte nur. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, denn er hatte den Kopf gesenkt und seine blonden Haare bildeten einen Vorhang. „Und du“, wandte Ishimoto sich nun an mich, „begleitest ihn. Sieh zu, dass er wieder zur Vernunft kommt!“
Mit einem knappen Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich begriffen hatte, was er von mir wollte. Schon hatte ich Sei am Arm gepackt und Richtung Umkleideraum gezogen. Ohne jedwede Gegenwehr ließ er mich gewähren. Mit schnellen Schritten überquerten wir den Fußballplatz, in der Gewissheit, dass und alle anstarrten. Ich brachte nicht den Mut auf, ihn anzusehen. Ich konnte mich einfach nicht zu ihm umdrehen. Aber vielleicht war das auch besser so. Wahrscheinlich wollte er gar nicht, dass ich ihn so sehe. Doch was war denn „so“? So wütend? So zornig? So überrascht? So… völlig verwirrt?
Wir näherten uns dem Raum, schnell streckte ich meine Hand nach der Klinke aus und öffnete die Tür. Ich zog Sei nach mir in das kleine Zimmer und schmiss die Tür hinter uns zu. Nun waren wir alleine, doch ich traute mich immer noch nicht, ihn anzusehen. Er hatte mir echt Angst gemacht. Sein Handgelenkt hatte ich immer noch umfasst und in diesem Moment zog ich nicht einmal die Möglichkeit in betracht, Sei loszulassen. Still stand ich vor der geschlossenen Tür, er war nur einen Meter hinter mir. Was würde mich erwarten, wenn ich mich zu ihm umdrehte? War er noch sauer? Vielleicht sogar sauer auf mich, weil er nur durch meine Schuld in diesem Dilemma steckte?
„Es ist nicht deine Schuld, Yu.“
Ich zuckte zusammen. Weniger wegen der Tatsache, dass er genau wusste, was ich dachte – wir wussten fast immer, was in dem anderen vorging – sonder vielmehr wegen dem Umstand, dass Sei als erster das Wort ergriff. Ich biss mir auf die Lippen und drehte dann den Kopf etwas nach rechts, damit ich mir meinen besten Freund aus den Augenwinkeln heraus ansehen konnte. Noch immer konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Wenn er doch nur den Kopf heben würde, dann-
Plötzlich blickte mein Gegenüber auf und was ich sah, würde ich wohl nie wieder vergessen. Sei weinte. Es war nicht sein Oh-mein-Gott-es-gibt-kein-Schokoeis-mehr!-Weinen sondern ein Ich-habe-keine-Ahnung-was-ich-tun-soll-Schluchzen. Ich hatte ihn noch nie
Suche
Profil
Gast
Style