Fanfic: Frag nicht nach dem Warum
Kapitel: Vielleicht...?
Hey, Leute! Es geht weiter! Falls es überhaupt jemanden interessiert... T_T
Ich wachte mit dröhnenden Kopfschmerzen auf. Langsam öffnete ich die Augen und hielt verdutzt inne. Das war nicht mein Zimmer… schon wieder nicht. Aber diesmal war es auch nicht Seis… Bei dem Gedanken an meinen – ehemals – besten Freund schossen mir Tränen in die Augen und die Kopfschmerzen wurden stärker.
Wenn ich nicht bei Sei war – und das war offensichtlich, dass das hier nicht sein Zimmer sein konnte, denn dieses hier war aufgeräumt – wo zum Henker war ich dann gelandet? Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. Vielleicht war ich ja im Krankenhaus? Vielleicht hatte es „gestern“ – oder wann immer dieser grässliche Tag stattgefunden hatte – gar nicht gegeben? Vielleicht hatte ich alles nur geträumt? Vielleicht hatte ich mich an Seis Geburtstag so volllaufen lassen, dass ich das Bewusstsein verloren hatte und ins Krankenhaus gebracht worden war? Vielleicht… vielleicht waren Sei und ich ja immer noch… Freunde?
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen setzte ich mich schnell im Bett auf. Ebenso schnell wie sich Hoffnung in mir breit gemacht hatte, hatte ich sie wieder verloren. Nach genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass das hier kein Krankenzimmer sein konnte. Es sei denn die waren neuestens mit einem riesigen Flachbildfernseher und einem Wasserbett in der Größe eines halben Fußballfeldes ausgestattet. Hm… das wäre ja sogar noch im Bereich des Möglichen gewesen, wenn ich im KURO-HOSPITAL gelegen hätte, aber dort hätte Seis Vater sicher keine Bilder von seinem Sohn und seinem Bruder in den Krankenzimmern verteilt….
Taki! Oh mein Gott, das musste Takis Zimmer gewesen sein! Aber wieso…? Meine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Dann war das gestern also wirklich passiert… Ich hatte meinen besten Freund verloren und war dann in seines Onkels Armen ohnmächtig geworden. Toll, das klingt ganz nach mir. Ich wollte Taki jetzt nicht sehen, ich wollte im Moment niemanden sehen. Außer vielleicht… Sei. Ich wollte, dass er mir sagte, dass das gestern nicht er, sondern sein… sein böser, verschollen geglaubter Zwillingsbruder war, der mir diese grausamen Sachen an den Kopf geworfen hatte. Ich wollte, dass er mich tröstete. Ich wollte, dass er mich in den Arm nahm und mir schwor, immer bei mir zu bleiben, egal was passierte. Ich wollte…
Plötzlich wurde ich rot wie eine überreife Tomate. N-Nein, das mit dem Umarmen und Schwören das… das wäre, das wäre dann doch unpassend gewesen! Aus! Aber trotzdem wollte ich meinen besten Kumpel wieder haben, egal, was ich dafür hätte tun müssen. Entschlossen kroch ich aufs Bettende zu – oh Mann, bei dem Geschaukel wurde man ja seekrank und mir war immer noch schlecht vom Vorabend. War das überhaupt erst gestern passiert? Oder schon vorgestern? Energisch schüttelte ich den Kopf. Nicht daran denken, Yuri, sonst heulst du bloß wieder.
Als ich es endlich geschafft hatte, das Bettende zu erreichen, stand ich leicht schwankend auf und ging zur Tür. Leise, damit mich Taki nicht hörte, öffnete ich sie. Kurz schielte ich in den hellen Flur und schlich, als ich nichts Verdächtiges hörte, Richtung Vordertür. Ich hatte es fast geschafft – nur noch an der Küche vorbei! – als ich aus dieser eine Stimme vernahm. Zuerst dachte ich, dass Taki meinen Fluchtversuch bemerkt hatte und mich zurückrief, doch dann hörte ich noch eine zweite, mir wohlbekannte Stimme.
„So ist es am besten, Taki“, murmelte Sei gerade. „Es ist das Beste für ihn.“
Scharf sog ich die Luft ein. Wovon redeten sie? Und vor allem über wen? Wieso klang Sei so bedrückt? Seine Stimme brach am Satzende.
Wütend fuhr Taki seinen Neffen an: „Das BESTE für ihn?! Hast du überhaupt eine Ahnung davon, in welchem Zustand der Junge war, als ich ihn gefunden habe? Seichiro, ich sage dir, so wolltest du ihn nicht sehen. Er war völlig am Boden und das meine ich wortwörtlich. Ich finde, Yuri hat es nicht verdient, so behandelt zu werden! Du bist ihm zumindest eine Erklärung schuldig.“
Ich erschrak, als ich meinen Namen vernahm und taumelte. Schnell stützte ich mich an dem Türstock ab und zog mich hastig zurück, als ich einen Blick in die Küche erhaschen konnte. Seis Gesicht war in meine Richtung gewandt, doch hoffte ich, dass mich niemand bemerkt hatte. Sie redeten über MICH!
Als Sei weiter sprach, war seine Stimme plötzlich anders. Sie klang härter, fast schon gefühllos. „Taki, das geht dich nichts an. Matsuo ging mir schon lange auf die Nerven. Ich halte es keinen Tag länger mehr mit ihm aus. Ständig muss ich ihn beschützen, ihn vor den anderen verteidigen, und – Gott! – ist der Junge tollpatschig! Und dann sieht er mich immer mit diesen treuen Hundeaugen an, da kommt mir das Kotzen! Er soll sich bloß von mir fernhalten, sonst kann ich für nichts garantieren.“
„Seichiro!! Was ist denn plötzlich in dich gefahren? Wieso…“ Taki sprang von seinem Sitz auf, packte Sei bei den Schultern und drehte ihn zu sich um. Wütend schrie er ihn an, während er seinen Neffen unsanft schüttelte. Den Rest von Takis Geschrei hörte ich schon nicht mehr. Jetzt, wo Sei die Küchentür nicht mehr im Blick hatte und sein Onkel mit ihm beschäftigt war, konnte ich unbemerkt fliehen. Schnell huschte ich an der Tür vorbei, schlüpfte in meine Schuhe, öffnete leise die Haustür und schloss sie sanft hinter mir. Ohne mich auch nur ein einziges Mal umzudrehen und mich zu vergewissern, dass meine Flucht unbemerkt blieb, lief ich nach Hause. Tränen der Verzweiflung rannten mir übers Gesicht. So viel, wie ich in den letzten Stunden geweint hatte, sollte man meinen, dass ich keine Tränen mehr übrig hatte, und trotzdem lief mir das salzige Nass in Bächen über die Wangen. Die Sonne knallte herab und ließ mich schwitzen. Ich konnte nur ein paar Stunden bei Taki geschlafen haben, denn nach dem Stand der Sonne zu urteilen, war es gerade mal früher Nachmittag. Völlig erschöpft und durchgeschwitzt kam ich zu Hause an. Die Tür war abgeschlossen, also durchsuchte ich meine Hosentaschen nach dem Schlüssel. Als ich ihn endlich gefunden hatte, ließen ihn meine zitternden Hände fallen.
„Verdammt!!“, brüllte ich, als ich mich nach dem silbernen Ding bückte. Ich stand gerade wieder aufrecht, als sich die Tür vor mir öffnete. Kaya stand mit vor Überraschung geweiteten Augen vor mir. „Yuri, was schreist du denn… Oh mein Gott, Yuri, was ist passiert?!“ Ich musste wirklich ein erbärmliches Bild abgeben, wenn sogar meine nicht zu schockende kleine Schwester ob meines Anblicks die Fassung verlor.
„Ka…ya…“, flüsterte ich, bevor ich mich in ihre Arme warf und wieder losheulte. Was sollte ich bloß tun? Was sollte ich nur tun? Kayas dünne Arme schlossen sich hinter meinem Rücken. So stark sie nur konnte, drückte sie mich an sich. „Weißt du was, Yuri? Du nimmst jetzt erstmal ein heißes Bad und ich mach dir was Leckeres zu essen. Und dann erzählst du mir in aller Ruhe, was los ist, ja? Mum und Dad sind heute nicht da, also kannst du so viel rumschreien, wie du willst.“
Kaya war wirklich die allerbeste kleine Schwester, die man sich nur vorstellen konnte. Sie tat alles für mich. Natürlich war das auch umgekehrt so. Leicht nickte ich, um ihr zu zeigen, dass ich mit ihrem Vorschlag einverstanden war, und löste mich von ihr. Taumelnd lief ich auf die Treppe zu. Mir war verdammt schwindelig. Meine Hände krallten sich am Geländer fest. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war ein Aufenthalt im Krankenhaus von Seis Vater. Ein Schluchzen entfuhr mir erneut. Schon legte sich ein Arm um mich und half mir bei den Stufen. „Langsam, Bruderherz, sonst purzelst du noch die Stiegen runter und dann ist dein schönes Gesicht hinüber.“ Sanft stieß Kaya mit ihrem Kopf gegen meinen als wir oben angekommen waren. Von wegen schönes Gesicht. Takeshi hatte doch Recht! Ich hatte ein Milchgesicht. Ich war nicht schön, ich wirkte mädchenhaft. Ich erweckte den Eindruck, dass man auf mich aufpassen musste. Und das war anscheinend einer der Gründe, wieso Sei sich von mir abgewandt hatte.
„So, da wären wir. Ich lass dir ein Bad ein und du ziehst dich derweilen aus, ja? Keine Angst, ich dreh mich nicht um.“ Sie setzte mich auf den geschlossenen Klodeckel und machte sich daran, die Wanne einzulassen. Ich konnte mich nicht rühren. Ich versuchte zwar, mir mein Shirt über den Kopf zu ziehen, doch ich hatte einfach keine Kraft mehr.
„Yuri? Soll ich dir helfen?“, fragte mich Kaya sanft und auch etwas verlegen. Klar, wir kamen zwar gut miteinander aus, aber SO gut nun auch wieder nicht. Ich schüttelte den Kopf, machte allerdings keine Anstalten mich zu bewegen. Ein leiser Seufzer entwich ihr, als sie sich daran machte, mir mein T-Shirt über den Kopf zu streifen. „Bäh, das stinkt! Was hast du bloß getrieben?“ Ihre Worte waren mehr an sich selbst als an mich gerichtet, somit versuchte ich auch erst gar nicht, zu antworten. Kaya hielt mich an den Händen und zog mich auf die Beine. Dann ging sie in die Hocke, drehte demonstrativ ihr Gesicht zur Seite und machte sich an meiner Hose zu schaffen. Normalerweise wäre es mir peinlich gewesen, mich von meiner Schwester ausziehen zu lassen, geschweige denn mich nackt vor ihr zu zeigen, aber im Moment war mir alles egal. Alles außer Sei.
Ich bemerkte nur am Rande, dass Kaya mich in Richtung Wanne schubste und ich in diese einstieg. Sie verließ das Badezimmer und ließ mich allein mit meinen Gedanken. Und meine Gedanken waren natürlich bei Sei…
Ich wusste nicht, wie lange ich schon in der Badewanne saß, als meine Schwester leise an die Tür klopfte und hereinspähte. „Yuri, alles okay? Meinst du nicht, du solltest langsam mal da raus kommen? Du sitzt schon seit über einer Stunde da drin. Das Wasser muss doch kalt sein und deine Finger sind bestimmt schon ganz