Sunheart
nicht sauer auf mich, dass ich im Jungenzelt schlafe?“, fragte ich sie neugierig und ziemlich direkt. Sie schüttelte leicht den Kopf. „Nein, wieso denn? Ich bin eigentlich eher froh, ich glaube nicht, dass ich mit den Jungen im Zelt hätte schlafen wollen.“ Aha. Sie war wohl nicht so ein Sasukefan wie die anderen beiden. Ich glaube mit ihr könnte ich klar kommen! Ich grinste sie an.
Ein paar Schritte weiter bückte sie sich zu einem Busch hinunter. „Oh schön, hier hat es Beeren, die sind bestimmt lecker!“ Sie griff schon nach einer, da hielt ich ihr Handgelenk fest. „Die würde ich sein lassen, die sind nämlich giftig!“, meinte ich ratgebend. „Oh wirklich? Woran erkenne ich denn welche giftig und welche nicht giftig sind?“, meinte sie schüchtern. Ich lächelte ihr freundlich zu. „Tja, das ist nicht ganz so einfach, deshalb würde ich erstmal die nicht ganz so bekannten am Strauch hängen lassen!“ Sie nickte zustimmend und wir gingen weiter.
Später, auf dem Rückweg, hielten mich Ino und Sakura plötzlich zurück. „Wir sagens dir nur einmal, lass heute Nacht die Finger von Sasuke!“, zischten sie mir drohend zu. Was bildeten die sich eigentlich ein? „Hey, wie kommt ihr denn dadrauf? Ich werde ihn sicherlich nicht anrühren!“, wehrte ich ab. „Das wird auch besser für dich sein, sonst...“ „Was sonst?“, fragte ich frech zurück. Doch da drehten sie sich auch schon um und gingen Richtung unserem Lager zurück. Ich warf Hinata einen viel sagenden Blick zu, dann machten auch wir uns auf den Rückweg.
Der Abend verlief ohne weitere Probleme. Ich unterhielt mich noch ein wenig mit Choji, der mir lauter Fragen zu den einzelnen Grillgerichten stellte. Aber ansonsten hielt ich mich im Hintergrund und wollte eigentlich nicht stören. Irgendwann verschwand ich dann ins Zelt. Ich hatte schließlich noch die Hoffnung, dass ich dann schon schlief, wenn die Jungs kamen. Allerdings verflog diese Hoffnung, als ich ins Zelt hinein kroch. Dort lag Sasuke bereits in der einen Ecke. Mist! Wieso hatte ich nicht gemerkt, dass er schon ins Zelt gegangen war. Genau als ich ihn erkannt hatte, hatte auch er mir einen Blick zugeworfen und unsere Augen trafen sich. Er hatte nachtschwarze Augen und auch sonst sah er ja verdammt gut aus, aber ich verbot es mir weiterhin so einen Typen an zu starren! Also wendete ich ruckartig den Kopf und legte mich in die andere Zeltecke. Ich schloss die Augen, um mich entspannen zu können und versuchte mir vorzustellen, zu hause in meinem Bett zu liegen.
Glücklicherweise funktionierte es wirklich.
Es war tiefe Nacht. Allerdings konnte ich ein wenig erkennen, da der Mond am Himmel stand. Wo war ich hier nur? Es wirkte hier irgendwie sandig, wie eine Dünenlandschaft.
Da ertönte ein gellender Schrei. Was war da? Brauchte jemand Hilfe? Mein Puls ging schneller. Zuerst etwas zögernd, dann immer schneller rannten meine Beine über den sandigen Boden. Wieder ertönte ein Schrei, ein Schmerzensschrei. Plötzlich tauchte vor mir eine Szene auf. Eine Frau rannte, sie kam näher. Sie erkannte mich und griff mich bei der Hand. Ich fühlte mich auf einmal so klein neben ihr. „Du musst jetzt so schnell rennen wie du kannst!“ Ihre Stimme hörte sich Angst erfüllt an und war von Schluchzern begleitet. Sie zog mich mit sich und beinahe wäre ich gestolpert. Ängstlich blickte ich nach hinten, um zu erkennen, vor was wir da eigentlich davon rannten. Ich sah hinter uns, noch ein gutes Stück entfernt einen Mann rennen. Plötzlich tauchte hinter ihm etwas auf. Der Mann blieb stehen, drehte sich dem Etwas entgegen und breitete die Arme aus. „Du musst erst an mir vorbei, ich lass nicht zu, dass du ihnen etwas antust!“ Doch im selben Moment blitzte ein Katana im Mondlicht auf. Ein gequältes Stöhnen war zu hören und der Mann sackte zusammen, in zwei Hälften... Erschrocken drehte ich mich wieder nach vorne und rannte weiter, an der Hand von der Frau gezogen. Doch ein kurzer Moment und ich hörte ein Geräusch hinter mir. Ich wendete wieder den Kopf und sah dieses Etwas direkt vor mir. Doch die Frau stellte sich schon im selben Augenblick vor mich. „Nein, nicht sie!“, schrie sie der dunklen Gestalt entgegen. Dann wandte sie ihren Kopf mir zu: „Na los, lauf so schnell du kannst. Bring dich in Sicherheit!“ Danach drehte sie sich wieder zu diesem Etwas und nach einem kurzen Zögern rannte ich los, meine Füße flogen diesmal über den Boden. Wieder hörte ich ein Stöhnen und einen dumpfen Aufprall, doch ich schaute nicht mehr nach hinten, ich hatte viel zu viel Angst davor, das zu sehen, was geschehen war! Ich rannte einfach und rannte. Ich war noch nie so schnell gelaufen, wie in diesem Moment. Plötzlich tauchte dieses etwas direkt vor mir auf. Es war wohl ein Mann, unter einem großen schwarzen Umhang. Er hob wieder das Schwert nach oben, es blitzte abermals im Mondlicht auf. Man konnte deutlich die Blutspuren erkennen. Ein hämisches Lachen ertönte und das Schwert sauste mit aller Kraft auf mich zu...
Ich schreckte auf. Mein Puls war verdammt hoch. Das einzig beruhigende war, dass ich nur geträumt hatte, aber es war ein ziemlich intensiver Traum gewesen und der Schrecken stand mir noch ins Gesicht geschrieben. Ich brauchte dringend frische Luft! Hoffentlich hatte ich nicht im Schlaf geschrien. Ich schälte mich aus dem Zelt und atmete die kühle Nachtluft ein. Ich musste mich erstmal wieder beruhigen. Ich ging ein paar Schritte. Dann weiter durch den Wald, solange bis ich an einen kleinen Weiher kam. Erschöpft ließ ich mich ins Gras fallen. Ich starrte in den Himmel. Was war das nur für ein Traum gewesen? So ein grausamer Traum! Plötzlich durchzogen Schluchzer meinen Körper und die Tränen begannen mir über die Wangen zu laufen. Er war so grausam... womöglich war es eine Erinnerung aus meiner Kindheit... Die Heißen Tränen tropften mir nun vom Kinn. Wieso überkam es mich jetzt nur so, ich war doch sonst immer so stark!
„Ein Shinobi sollte keine Gefühle zeigen, so wie du es eigentlich schon den ganzen Tag getan hast.“ Erschrocken blickte ich auf. Neben mir saß Sasuke. Mist! Schnell wischte ich mir die Tränen vom Gesicht. War er etwa schon die ganze Zeit hier, es machte zumindest den Anschein. „Was tust du denn hier?“, fuhr ich ihn an. „Ich denke über etwas nach.“, erwiderte er darauf knapp. Ich schaute ihn groß an, wendete dann aber wieder den Blick ab. Nach einem kurzen Moment hatte ich mich wieder gefasst und erwiderte mit fester Stimme: „Du hast vollkommen recht, ein Shinobi sollte keine Gefühle zeigen, ansonsten ist er schwach!“ Er wendete mir seinen Blick zu und schaute mich ausdruckslos an. Ich blickte ihm ebenfalls entgegen und war wieder von seinen nachtschwarzen Augen gebannt. „Meine Gefühle kommen nie so offen hervor, ich hatte nur einen sehr intensiven Traum.“, entgegnete ich plötzlich.
Ich dachte wieder an die Bilder und mein Körper begann zu zittern. Verdammt, es machte mich so schwach. Das einzige was mich je schwach gemacht hatte, war... Eine Träne rann mir wieder die Wange hinunter. „Tut mir Leid, ich will gar nicht so schwach sein...“ Es war nun schon ein Schluchzen. „...das einzige was mich je schwach gemacht hatte, waren... meine Eltern...“ Wieder eine heiße Träne. „Ich... ich kenne meine Eltern eigentlich gar nicht..., seit ich klein bin lebe ich bei meinem Onkel und meiner Tante... Niemand konnte mir je sagen, was mit meinen Eltern geschehen ist,... doch... man geht davon aus, dass sie... ermordet wurden...“ Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. „...den Traum, den ich geträumt habe..., er war... er war wahrscheinlich eine meiner Kindheitserinnerungen! Und ich... ich musste zusehen wie dieses seltsame Scheusal meine Eltern abgeschlachtet hat! Und vielleicht werde ich ihm eines Tages begegnen und mich dann an ihm rächen!“ Obwohl die aufkeimende Wut da war, nahmen die Schluchzer nun Überhand. Ich schaute Sasuke wieder ins Gesicht, in seine Augen. Es war mir peinlich wenn er mich so sah, aber es war nun eh schon zu spät und überrascht stellte ich fest, dass er seine Augen geweitet hatte. Verkrampft wandte er den Blick wieder ab und ich konnte sehen, wie sich sein Körper anspannte. Ich rechnete jeden Moment damit, dass er aufstehen und gehen würde, doch er blieb sitzen und begann leise zu sprechen. „Mir... mir geht es genauso. Meine Eltern... sie wurden... sie wurden von einem verdammten Verräter umgebracht! Allerdings kann ich mich noch sehr gut an sie erinnern, es ist noch nicht so viel Zeit vergangen, seit es passierte... Aber dennoch war ich... ich war zu schwach, ich konnte sie nicht retten! Aber ich schwöre, ich werde stark genug werden und mich an ihm rächen! Er soll für all das büßen, was er getan hat...!“ Er klang ziemlich verzweifelt und wütend zugleich. „Du... du weißt also wer deine Eltern umgebracht hat?“ Ich sagte es leise. Er nickte. „Es war mein Bruder.“ Mir stockte der Atem. Sein Bruder hatte seine Eltern umgebracht? Wie grausam musste ein Mensch sein, um so etwas tun zu können? „Wie konnte er nur so etwas tun?“, rutschte es mir da auch schon heraus. „Er hat nicht nur meine Eltern, sondern meine ganzen Verwandten, den ganzen Uchiha Clan umgebracht... Und all das... all das nur um zu sehen, wie stark er mittlerweile war! Dieses verdammte Schwein, er soll dafür büßen!“ Ich presste mir die Hand vor den Mund, um zu verhindern, dass ein weiterer Schluchzer über meine Lippen kam. Ich hatte immer angenommen, dass es grausam war, dass ich meine Eltern nicht kannte und sie ermordet wurden, aber wirklich grausam war Sasukes Vergangenheit. Der eigene Bruder schlachtet alle Menschen seines Clans dahin, die Eltern eingeschlossen und das nur, um seine Stärke zu testen... Es war mehr als grausam! Als ich sah wie verkrampft Sasuke da saß, ging es einfach nicht anders, ich rutschte zu ihm hinüber und legte meinen Kopf auf seinen