Sommerregen
Sommerregen
Der Wind bläst durch die Bäume, das Gewitter grollt laut über mir.
Die Blitze – rot, gelb, orange, weiß und sogar violett – erhellen den wolkenverhangenen Himmel.
Der Regen prasselt geräuschvoll – so geräuschvoll, dass ich die Musik von meinen Kopfhörern fast nicht mehr höre – auf den Boden und ich sitze am offenen Fenster und genieße das Lichtspiel und die frische Luft, auch, wenn mir der Regen manchmal direkt ins Gesicht klatscht.
Ich liebe Gewitter, Regen, Blitze – vor denen ich aber manchmal auch Angst haben kann – und das Geräusch das Regens, den Duft frischer, regengeschwängerter Luft und des Holzes der Bäume, die saubergewaschen werden.
Das ist nach dieser Hitzewelle genau das Richtige.
Schade nur, dass meine Mutter mir nicht erlauben wird, bei diesem Wetter spazieren zu gehen.
Eigentlich dürfte ich nicht einmal mein Fenster offen stehen haben, geschweige denn dran sitzen.
Ich sollte liegen, wie sonst auch immer.
Aber das kann ich jetzt einfach nicht. Nicht, bei diesem Wetter, auch, wenn sitzen sehr anstrengend wird.
Ich habe schon seit Jahren keinen Fuß mehr aus diesem Haus gesetzt und eigentlich liege ich nur im Bett.
Denn meine Krankheit macht mich bettlägerig und alles andere ist furchtbar anstrengend.
Irgendwann werde ich an dieser Krankheit sterben, das weiß ich, auch, wenn meine Mutter es einfach nicht wahrhaben will.
Sie versucht mein Schicksal „zu ändern“, aber es gibt keine Heilung.
Es ist mir egal.
Solange ich lebe, möchte ich das Leben dort draußen wenigstens sehen können. In meinem Kopf stelle ich mir das alles vor, wie es wäre, wenn ich nicht krank wäre.
Ich würde spielen, lachen, tollen und Freunde finden, mit denen ich mich treffen könnte.
Trotzdem kann man nicht leugnen, dass ich Angst vor dem Tod habe.
Aber wenigstens wird es nicht wehtun.
Der Arzt hat gesagt , ich werde vermutlich einfach irgendwann einschlafen, es nicht mal merken und einfach nie mehr aufwachen.
Ich hoffe, er hat recht, denn dann brauche ich nicht solche Angst zu durchleiden.
Aber daran will ich jetzt nicht denken, es regnet doch so schön.
Lächelnd schaue ich aus dem offenen Fenster und atme die frische Luft tief ein.
Wunderbar.
Meine Haare sind schon ganz nass, von dem Regen, den der Wind mir einmal mehr ins Gesicht weht, aber trotzdem.
So schön. So frisch und diese Lichter...
~°°°~*†*~°°°~
Als sich am nächsten Morgen die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, erstarrte ihre Mutter.
Sie saß am geöffneten Fenster, die Arme auf der Fensterbank, den Kopf auf ihre Arme gelegt und lächelte im Schlaf, während ihr ein paar Strähnen ihres nassen Haares ins Gesicht fielen.
Und irgendwie wusste ihre Mutter, als sie ihre Tochter so sah:
Sie würde nie mehr aus diesem Traum aufwachen.
Ihr letzter Blick hatte einem strahlendweißem Blitz gegolten, der sie mit sich genommen hatte...
†~Ende~†