Die Vergangenheit kommt wieder

Akemi Miyano

„Das war zwar deine Idee, aber denk ja nicht, dass ich dich alles alleine machen lasse. Ich helf dir so gut wie es nur geht“, meinte Jodie. Es schien als wollte sie nicht einfach nur ein fünftes Rad am Wagen sein, sondern ebenfalls bei allem mit helfen. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet, doch irgendwie hatte ich es gehofft. Ich wollte mein eigenes Ding drehen ohne ihre Hilfe.
„Wenns unbedingt sein muss“, entgegnete ich nicht unbedingt erfreut. Ohne dass sie mir noch etwas sagen konnte, ging ich einfach los. Ich hatte noch einige Sachen zum vorbereiten und dabei musste sie nicht unbedingt dabei sein. Ich konnte mir schon denken, wie sie mir nach schaute und dass sie am liebsten los geschrien hätte, aber dazu hatte sie keine Zeit mehr. Ich war schon weg gewesen.
Jodie musste sich dann auch auf den Weg gemacht haben und traf ihre Vorbereitungen, wer weiß, wie lange diese gingen, aber ich war mit mir selber beschäftigt und packte alles ein. Am nächsten Morgen ging es schon sehr früh zum Flugplatz und wir flogen in dem Jet des FBI's nach Japan. Japan, solange hatte ich es nicht mehr gesehen und nun würde ich wieder in meine Heimat kommen. Endlich war ich wieder zu Hause, aber das Gefühl war schon komisch gewesen. Auf der einen Seite war es schön, da ich mich auch etwas danach sehnte, aber auf der anderen Seite, war es nicht so toll, da ich vielleicht auch meine Familie wieder sehen würde.
„Freust du dich wieder in deiner Heimat zu sein?“, fragte Jodie nach. Es wunderte mich schon, da sie die ganze Zeit während des langen Fluges nichts sagte, aber nun nach ihrer Landung musste auch sie etwas sagen.
„Mhmmm“, murmelte ich nur und spielte ihr einen Jetlag vor. Vielleicht konnte mich das davor bewahren, ihr eine Antwort zu geben. Was erwartete diese Frau? Wollte sie wirklich ein ernstes Gespräch darüber mit mir führen oder wollte sie einfach nur mit jemanden reden?
„Ist schon gut, wenn du nicht reden willst, dann lass es. Ich kann dich ja nachher noch fragen“, meinte Jodie und zog etwas aus ihrer Tasche raus. Es waren zwei Karten, eine mit der Adresse ihrer Wohnung und eine mit der von Akai. „Hier, James hat uns zwei Wohnungen besorgt wo wir bleiben können“, sagte Jodie und reichte mir die Karte mit der Adresse zu meiner Wohnung.
„Hmm“, sprach ich etwas. Wozu brauchte ich eine eigene Wohnung? Ich hätte sie mir auch selber besorgen können und war nicht abhängig von James.
„Na gut, dann nicht“, entgegnete Jodie. Es gefiel ihr scheinbar nicht, dass ich nicht so gesprächig war wie sie, aber mir war das eigentlich egal gewesen. Sollte sie doch denken, was sie wollte.
„Wir sehen uns nachher“, meinte ich und machte mich auf den Weg. Ich kannte den Flugplatz in Tokyo und wusste wo ich hin musste, wenn ich weg wollte. Außerdem brauchte ich auch keine Einführung in die Stadt wie die anderen. Ich kannte mich schon aus und wollte mal in alte Gegenden laufen und mich umsehen. Zwar war von James etwas anderes vorher gesehen, aber mir war das egal, immerhin brauchte ich seine Einweisungen nicht mehr. Wohin wollte ich nun eigentlich? Ich wollte meine Familie nicht sehen, aber was würde ich machen, wenn ich einen von ihnen treffen würde? Vielleicht würden sie mich auch gar nicht erkennen, immerhin hab ich mich doch ziemlich verändert. Ich brauchte etwas Ablenkung und fing an los zu laufen. Innerlich erhoffte ich mir, dass das Joggen etwas brachte und es tat auch wirklich kurz gut, zumindest solange bis mein Handy anfing zu klingeln. Es war James und ich konnte nicht einfach auflegen.
„Was gibt es?“, fragte ich nach, als ich das Telefon ans Ohr hielt.
„Wo sind Sie?“, wollte James von mir wissen, da ich ihm nichts gesagt hatte und ich mich auch eigentlich nicht um das ganze gekümmert habe.
„In Tokyo“, antwortete ich noch etwas trotzig. Wo sollte ich sonst sein?
„Akai, sagen Sie mir wo sie sich gerade befinden“, sagte Black. Ich konnte aus seiner Stimme heraus hören, dass er nicht gerade gute Laune hatte, weil ich weg war, aber dagegen konnte er nun auch nichts mehr machen, immerhin wusste er nicht wo ich war.
„Ich bin joggen und in der Nähe der großen Hauptstraße“, antwortete ich dann. Noch musste ich das machen, was mein Boss von mir wollte, immerhin hatte er noch die Möglichkeit gehabt und konnte mich von meinem Auftrag entbinden. Genau das, was ich nicht wollte. Ich wollte diesen Auftrag ausführen und alles dafür tun, weswegen ich auch nicht versuchte mich weiter mit ihm anzulegen. Das tat ich zwar in der Vergangenheit ab und an, aber nun war es genug gewesen, zumindest für den Anfang.
„Kommen Sie sofort zurück“, bat James mich. „Ich werd Ihnen allen dann zusammen alles erklären und zeigen, wo Sie hier was finden“, meinte der Mann.
„Sie wissen aber schon, dass ich hier aufgewachsen bin? Ich seh nicht ein, dass ich wieder zurück komme und mir von Ihnen alles zeigen lasse“, entgegnete ich mit rollenden Augen.
„Dann melden Sie sich wenigstens ab und an bei uns“, bat Black. Er konnte mich wohl doch verstehen.
„Wollten Sie noch was von mir?“, fragte ich nach. Immerhin dachte ich mir nicht, dass er mich nur deswegen anrief, vielleicht wollte er ja noch etwas anderes wissen oder sagen.
„Es geht noch um Ihren Namen. Solange Sie hier sind, dürfen Sie Ihren richtigen Namen nicht mehr benutzen...“, fing James an und schaute auf einen kleinen Zettel. Er hatte sich schon Gedanken wegen eines Namens gemacht und wollte mir diesen nun mitteilen.
„Und haben Sie schon einen neuen Namen für mich?“, wollte ich wissen.
„Natürlich“, nickte James und redete weiter in das Handy. „Ab heute nennen Sie sich Dai Moroboshi“, meinte der Boss und wartete auf die Reaktion.
„Gut, bis bald“, sagte ich und legte auch gleich schon auf. Mehr mussten wir nicht mehr reden und den Namen konnte ich mir schnell merken. Jetzt wollte ich wieder weiter mit dem joggen machen und lief einfach drauf los. Auf die Straße achtete ich nicht unbedingt so sehr, zumal die Autofahrer mehr auf einen Menschen achteten. Ich lief und lief, nein eigentlich ging ich ganz normal die Straße entlang und hatte wirklich schon fast alles um mich herum vergessen, ja wirklich, ich konnte meine Gedanken endlich abschalten. Ich hörte einen Wagen, er war hinter mir und ich lauschte seinen Geräuschen. Mit einem Mal bin ich einfach über die Straße gegangen, der Wagen kam wohl immer weiter auf mich zu und ehe ich mich versah lag ich schon auf diesem und anschließend auf dem Boden. Zwar konnte ich die Frau, die es fuhr nicht richtig erkennen, aber was ich erkannte war, dass sie ziemlich stark auf die Bremse trat. Ich lag am Boden und hatte die Augen nur einen Spaltbreit offen, kurz sah ich zu der jungen Frau, welche gerade aus ihrem Wagen gelaufen kam. Danach weiß ich nichts mehr, ich muss wohl bewusstlos geworden sein, auch wenn es etwas komisches für mich war, da ich doch sonst auch nicht so empfindlich war. Allerdings hörte ich Sirenen, es muss wohl der Krankenwagen gewesen sein.
Meine Augen machte ich erst wieder im Krankenhaus auf, erst zögerlich dann aber bestimmend. Im gleichen Augenblick hörte ich eine Stimme, eine weibliche Stimme, die so lieblich war, dass ich schon fast wieder vergessen hatte, was eigentlich passiert war.
„Sie sind endlich wach“, sagte die junge Frau erleichtert.
„Wer sind Sie?“, wollte ich wissen. Ich konnte mich immer noch an den Unfall erinnern, aber das Bild der Frau war verschwommen. Sollte sie es gewesen sein?
„Sie erinnern sich nicht? Ich habe Sie vorhin mit meinem Wagen angefahren“, erklärte die Frau mir.
„Ach Sie waren das also“, gab ich von mir und ließ in meinen Gedanken den ganzen Unfall nochmals Revue passieren.
„Es tut mir Leid, ich hab nicht aufgepasst“, entschuldigte sie sich. Es ging ihr ziemlich nahe, das erkannte ich. Sie fuhr wohl nicht jeden Tag einen Menschen an, aber irgendwie hab ich es mir auch denken können, als ich sie zum ersten Mal ansah.
„Es war auch mein Fehler, die Schuld trifft uns Beide“, sagte ich. Es stimmte ja, da ich auch absichtlich über die Straße ging.
„Haben Sie Schmerzen? Tut Ihnen der Kopf weh? Oder etwas anderes?“, wollte die Frau wissen. Sie saß tatsächlich an meinem Bett und versuchte sich um mich zu kümmern.
„Es geht mir gut. Schmerzen hab ich keine“, antwortete ich.
„Gott sei Dank. Ich werd nur schnell den Arzt her holen“, sprach sie. Sie stand schleunigst auf und ging schnellen Schrittes an die Tür.
„Warten Sie. Wie ist Ihr Name?“, fragte ich nach.
„Ich bin Akemi Miyano“, stellte sich Akemi vor. Auch ich wollte nicht so unhöflich sein und nannte ihr meinem Namen. Fast hätte ich Shuichi Akai gesagt, aber bevor ich sprechen konnte, fiel es mir wieder ein.
„Ich heiße Dai Moroboshi. Sehr angenehm“, gerade hatte ich noch die Kurve gekriegt und ihr meinen Decknamen genannt. Ich wunderte mich dann, Akemi verbeugte sich teilweise, was ich zuvor noch nicht gesehen hatte.
„Gleichfalls“, entgegnete Akemi. Danach lief sie aus dem Zimmer und holte den Arzt.
Für mich war es aber komisch gewesen, die ganze Zeit über musste ich etwas lächeln, als ich mit ihr sprach und sobald sie das Zimmer verließ, verstummte mein Lächeln und ich hatte wieder einen ernsten Gesichtsausdruck. Ich musste daran denken, dass es nun schlecht war, es war ein wirklich schlechter Zeitpunkt gewesen, jemanden kennen zu lernen. Langsam setzte ich auf und sah aus dem Fenster. Ich beobachtete alles was draußen vor sich ging. Ruhig irgendwo zu liegen konnte ich nicht und schließlich ging es mir auch gut. Mein Kopf schmerzte nicht, sicher weil ich einen Dickkopf hatte, und auch sonst schmerzte nichts. Am liebsten wäre ich sofort aus dem Krankenhaus verschwunden, aber dann musste ich wieder an diese Frau denken. Ich konnte nicht einfach gehen, ohne mich zu verabschieden und so besorgt wie sie war, würde sie
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