Magic Memories

wirklich ein schlaues Mädchen“, meinte Shu ironisch. Lange hatte sie für diese Erkenntnis gebraucht, aber nun hatte sie diese gehabt. Nun blickte Shuichi auch auf sie herab und fragte sich, was sie nun mit dieser Information anfangen würde.
Ran schluckte und wich nach hinten. Sein Blick, er durchbohrte sie förmlich und ängstige sie, aber sie wollte nicht wieder zurück weichen. Sie wollte keine Angst zeigen. „Ich....“, sie wusste nicht, was sie sagen sollte und brachte nur noch einen kleinen Seufzer heraus.
„Scheinst ja nicht gerade erfreut zu sein, mich hier wieder zu sehen“, meinte er. Er erinnerte sich wieder daran, was er ihr sagte. Sie sei eine törichte Frau und das nur weil sie weinte. Shuichis Stimmte war monoton gewesen und ohne jegliches Gefühl gewesen. Dann zog er den Zigarettenfilter aus dem Mund und trat diesen am Boden aus. Am liebsten hätte er sich noch eine zweite angezündet, aber nach dem Rauchen war er nicht süchtig gewesen und brauchte es nicht. Rauchen, das war nur eine Gewohnheit und er brauchte es nicht oft. Einmal in wenigen Stunden ein, dass konnte ihm keiner verübeln, auch wenn sich seine, blonde und quirlige Partnerin, immer darüber aufregte. Doch immer wenn sie was sagte, rauchte er erst Recht mehr. Er merkte schnell, dass das Mädchen versteinert da stand und nicht wusste, was sie sagen oder tun sollte. Solche Verhaltensmuster erkannte er schnell und sie sorgten dafür, dass er wusste, um welche Art von Mensch es sich handelte. Das Mädchen, sie war jemand, der schon mal ängstlich sein konnte, aber vielleicht auch, sollte es je zum Äußersten kommen, ausrasten.
Rans Gesicht nahm nun wieder Farbe an, alles was sie von ihm hörte, auch wenn es nur wenige Worte waren, hatte sie getroffen und sie wurde blass. Mit so einer Begegnung hatte sie nicht gedacht und wusste deswegen auch nicht, was sie sagen sollte. „Eh? Eigentlich bin ich erfreut, dass ich Sie getroffen habe. Es ist nur so, ich frage mich, was sie an einem Ort wie diesen Machen. Sie müssten doch in den Staaten sein und weiter arbeiten“, sagte Ran leise. So richtig war sie sich nicht bewusst gewesen, warum sie es sagte, aber sie merkte, dass sie ihm Vertrauen konnte, auch wenn sie damals Angst hatte, aber heute hatte sie ein anderes Gefühl gehabt. Shuichi machte einen wirklich kühlen Eindruck auf Ran, allerdings fand sie auch, dass er einen Beschützerinstinkt hatte, sonst würde er nicht so mit ihr reden.
Shuichi ging ein wenig zur Seite und lehnte sich an der kalten Wand, eines Geschäftes. Seinen Fuß hob er an, stellte diesen nach hinten und sah sie, durchdringend an. Das Mädchen konnte wirklich viel reden, wenn sie nicht gerade vor Angst starr stand, fiel ihm auf. Und dann war sie auch noch wie viele andere Frauen gewesen und plapperte einfach darauf los, egal ob man es nun hören wollte oder nicht.
„Urlaub“, antwortete er ihr auf die Frage, was er hier machte. Etwas Anderes hätte er auch schlecht sagen können oder sollte er ihr erzählen, dass er hinter einer Organisation her war, die skrupellos zu den Menschen waren, die diese quälten und als Ziel ihren Machthunger hatten? Nein, das konnte er nicht sagen, damit hätte er ihr nur Angst gemacht und über seinen Beruf gesprochen.
In Japan war er mehr oder minder als undercover Agent gewesen, zwar wussten seine Feinde, dass er wohl hier war, allerdings würden diese nicht an einem öffentlichen Platz nach ihm Ausschau halten.
Noch konnte er sich hier frei bewegen wie er wollte, doch möglicherweise würde sich das bald ändern. Was sollte er nun noch sagen? Er war kein Mann von vielen Worten, redete fast nie und trieb manchmal damit seine Feinde in den Wahnsinn. Er hatte seine ganz eigene Art gehabt, vom erledigen der Arbeit. Er setzte darauf mit klaren und wenigen Worten, seinem Feind psychisch in die Enge zu treiben und dann zu zu schlagen.

„Lächeln Sie eigentlich nie?“, fragte Ran nach. Danach war es wieder lange still zwischen den Beiden gewesen.
Shuichis Art, sie war anders gewesen, als Ran es sich dachte. Mit so einem Menschen hatte sie bisher wenig zu tun gehabt. Aber genau das faszinierte sie gerade an ihm. Er behandelte sie nicht, wie die anderen Menschen, auf die sie tat. Ran hatte keine Angst mehr vor ihm gehabt, eher hatte sie Angst vor der Situationen und vor dem, was noch passieren würde. Als sie hörte, dass er hier Urlaub machte, lächelte sie ein kleines bisschen und es fiel ihr auf, dass er nie lächelte. Warum das wohl war?
Die Stille beunruhigte sie ein wenig, es rauchten zwar immer wieder Menschen an beiden vorbei, doch irgendwie herrschte eine unangenehme Ruhewelle.

Lächeln? Das kannte er eigentlich nicht mehr.
Warum?
Oft schon hatte er sich diese eine Frage gestellt. In der Öffentlichkeit sah es oft danach aus, dass er ein stillschweigender Mensch war, aber bei näherer Betrachtung kriegten viele Angst, Angst, wenn sie seine 'giftgrünen' Augen zu sehen bekamen. Doch ihm war es egal, sollten die Menschen doch denken, was sie wollten, er blieb wie er war. Keiner konnte ihn ändern, auch wenn sie es versuchten, es hatte nie geklappt.
Warum er nie lächelte, das hatte ihn auch schon seine Kollegin gefragt und immer wieder gab er als Antwort, dass er nichts im Leben hätte, dem er ein Lächeln schenken konnte. Warum auch? Er hatte alles verloren.
„Du bist ein zähes Kerlchen“, hatte Jodie immer gesagt und damit hatte sie auch Recht.
Er war immer hart ihm nehmen gewesen und ließ sich nie unterkriegen, weil dies ein Zeichen von Schwäche wäre, einer Schwäche, die er nie zulassen würde.
Als er ihr Lächeln sah, wollte er sich am Liebsten umdrehen, er mochte es nicht, wenn Menschen einfach so anfingen zu Lächeln, ohne das sie einen Grund hatten. Und so wie sie lächelte, würde er ihr kein lächeln schenken, das konnte er gar nicht und meinte, es schon verlernt zu haben.
Die Stille war sein Freund gewesen, wenn es still war, konnte er sich viel besser konzentrieren und auch besser nachdenken. Kurz schloss er seine Augen, nur um sie im nächsten Moment wieder auf zu reißen.
„Warum sagst du nichts?“, wollte er von ihr wissen und fragte sich, ob er sie schon so sehr eingeschüchtert hatte, dass sie wieder verstummte.
„Es schien Sie ja nicht zu interessieren, was ich bisher gesagt habe, also hab ich aufgehört“, sagte Ran und musterte ihn nun. „Sagen Sie mal, ist das Leben als FBI Agent nicht manchmal schwer?“, wollte sie wissen. Doch eigentlich wollte sie ihn nur in ein Gespräch verwickeln, damit nicht wieder die Ruhe eintreten würde. Hinzu kam noch, dass sie so viele Fragen an ihn hatte und so viel wissen wollte.
„Leicht ist es sicher nicht“, antwortete er und sah sie, erneut durchdringend an. Seine grünen Augen fixierten das Mädchen und er musterte sie. Sie war, wie er, aus Japan und trotzdem hatte sich vieles, nach seinem Weggang geändert, so auch das Verständnis der jungen Menschen für die Arbeit der Polizei oder anderen amerikanischen Institutionen.
„Wissen Sie was. Ich glaube, ich könnten so etwas nie durchhalten. Ich finde mich im Leben meistens nicht alleine zurecht und dann tappe ich auch noch in alles mögliche herein“, meinte Ran und sie dachte daran, dass sie immer von den Anderen gerettet werden musste, immer mussten sich die Anderen um sie kümmern und sie selber wurde für stark gehalten, nur weil sie Karate machte. Aber das alles war wie eine Farce gewesen. „Ich könnte niemals eine solche Leistung vollbringen“, rutschte es ihr heraus.
„Man tut was man kann“, sagte Shuichi.
Wieder war er wortkarg gewesen, aber das störte ihn nicht. Und auch wenn sie viel erzählte und nur sprach, er merkte, was in ihr vor ging. Dafür hatte er einen Blick gehabt, er hatte geahnt, dass sie nicht so war, wie andere sie sahen.
„Bei der Arbeit lernt man es...“, murmelte er leise. Oh ja und wie man das tat, das Training war hart gewesen und man wurde auf alle möglichen Situationen getrimmt und sollte zeigen, wie man reagieren würde. Alle verschiedenen Szenarien waren sie in der Ausbildung durch gegangen, für alle möglichen Abläufe wurde trainiert, alles dargestellt, damit man in einer wirklichen Situationen entsprechend reagieren konnte. Das Wichtigste dabei war allerdings, dass man seinen Schützling, den Menschen, beschützen musste, egal was kommen wollte, auch wenn man mal den Feind entwischen lassen musste.
„Fühlst du dich schwach?“, wollte er von ihr wissen und war selber erstaunt gewesen, dass er sie das fragte.
„Wo...woher...?“, Ran war erstaunt gewesen. Er hatte sie gerade wenige Minuten gesprochen und schon schien es ihr, als würde er sie kennen und wüsste, wie es in ihr vorging. „Was ist aber, wenn man das Gefühl hat, dass man nichts für seine Mitmenschen tun kann? Ich hab das Gefühl, dass ich immer beschützt werde, aber ich eigentlich nutzlos bin und die Menschen in Gefahr bringe“, murmelte das Mädchen. Wieder erinnerte sie sich an damals.
Damals.
Wegen ihr war Shinichi in Gefahr gewesen und sie wollte nicht wieder, so viel Angst um einen Menschen haben. Vielleicht ging Shinichi auch deswegen und wollte sie nicht mehr sehen.
„Das ist doch Schwachsinn“, pflaumte er sie an. „Solange du nur versuchst einem Menschen zu helfen, sollte dein Gewissen rein sein, denn das alleine reicht manchmal schon aus“, fügte er hinzu und sah nach oben. Der Himmel war nun bewölkt gewesen und es sah sehr nach Regen aus, wie damals, in den Staaten. „Du bist ein Mädchen, du kannst sicher nicht jedem helfen und solltest dir deswegen keine Gedanken machen.“ Klare Worte hallten durch den Ort und die Menschen zogen sich langsam zurück. Viele suchten ihr zu Hause auf, andere traten in die Geschäfte um vom kalten Regen nicht überrascht zu werden, der binnen weniger Minuten los gehen würde.


„Danke“, sprach Ran leise. Seine Worte fanden Anklang bei ihr und sie fühlte sich schon viel besser. Er
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