Magic Memories

musste nicht einmal viel sagen, aber das was er sagte, reichte ihr. Auch Ran blickte nach oben und da bekam sie auch schon die ersten Tropfen auf die Nase. „Regen, wie damals...“
Darauf erwiderte er nichts, denn ihm war klar gewesen, dass sie sich nicht wegen seiner Worte bedanken musste. Doch sie tat es trotzdem. Ihm fiel auf, dass sie sehr sonderbar war, nicht wie die anderen Menschen, die ihn eher gemieden hätten, auch wenn man sich in einem fremden Land schon einmal getroffen hatte.
„Sprichst du oft fremde Männer an, die du einmal in einem fremden Land gesehen hast?“
Der Regen fiel nun auf die Erde herunter, früher als Kind wurde ihm erzählt, dass die Engel weinten, doch er glaubte an keine Engel und auch an keinen Gott. Da ähnelte er wohl einer alten 'Bekannten'.
„Eigentlich nicht. Aber ich kann Ihnen doch vertrauen. Sie wussten immerhin von Anfang an, wie ich mich fühlte und ich hatte schon geahnt, dass sie für das FBI tätig sind“, meinte Ran.
„Ich könnte trotzdem dein Feind sein...vielleicht hab ich mich nur verändert und warte, bis ich mit dir alleine bin“, sagte er ernst und wenn man ihn nicht besser kannte, so konnte man glatt sagen, dass in seiner Stimme etwas Bedrohliches lag. Auch so war er und es war wirklich viel Zeit vergangen, Veränderungen können immer passieren, er hat es selber mit erlebt und man musste bereit sein, dass ein Mensch, nicht immer so blieb, wie man ihn kannte.
„Ich wusste es einfach...Sie können doch gar kein schlechter Mensch sein. Sie haben mich schließlich gewarnt, dass ich nicht Fremde ansprechen soll. Würden Sie mir wirklich was antun wollen, dann hätten Sie es doch schon lange tun können“, sagte Ran und blickte ihn an. Sie hatte Recht gehabt, wenn er ihr wirklich was tun wollte, dann hätte er nicht mit ihr darüber gesprochen und sie auch nicht gewarnt.
„Trotzdem, sprich keine Fremden an, nicht jeder ist so nett wie ich“, meinte er und setzte sich in Bewegung. Er floh nicht vor dem Regen, er wollte viel lieber auf seinen Posten gehen, auch wenn sie ebenfalls zu diesem gehörte.

Zuerst bewegte sich Ran keinen Millimeter von der Stelle, aber dann machte sie einen großen Satz nach vorne und folgte ihm.
Ein kleiner Blick huschte an die Seite, wo sie auch schon wieder stand. Sie folgte ihm wie ein Hund, fiel ihm auf und eigentlich hätte er schmunzeln sollen, tat es aber nicht.
Sein Blick blieb gleich und er sah, wie immer grimmig aus.
„Nun schauen Sie doch nicht so böse, Sie sind doch kein schlechter Mensch“, warf Ran ein. Sie wusste gar nicht, warum sie es sagte, aber sie wollte nicht, dass das Gespräch nun zu Ende ging. Vielleicht aber wollte sie auch, einfach nur ein wenig mit ihm spazieren, um nicht mit Shinichi zu sprechen. Sie hatte immer noch Angst gehabt, dass dieser sie nicht mehr mochte, nicht mehr sehen wollte.
„Hmm“, murmelte Akai leise. Sie wieder wirklich eine der wenigen Personen, die ihn nicht als schlechten Menschen sagen, dabei war er, was er, über sich dachte, doch einer. „Pass auf mit dem, was du über mich denkst“, entgegnete er.
„Finden Sie es nicht? Ich werde es weiterhin denken, egal was Sie mir sagen. Da höre ich auf meine Intuition“, meinte das Mädchen. Sie konnte nicht verstehen, warum er sich nicht für einen guten Menschen hielt, aber sie hatte auch nicht geahnt, was in ihm vorging.
„Denk was du willst“, japste der junge Mann und blickte zu Ran. Erst nun fiel ihm wieder auf, dass das Mädchen ja noch ein Kind war und nicht jemand, mit dem er sonst so rum hing. „Musst du nicht mal wieder zu deinem Freund?“, fragte er nach. Auf eine große Unterhaltung hatte er keine Lust mehr und außerdem, wollte er es heute nicht.
Mein Freund?Ran wurde automatisch rot und sah Akai an. „Er ist nicht mein...Freund, er ist ein Freund und momentan ist er nicht da. Er ist Detektiv und gerade bei einem Fall“, stammelte sie nur noch.
„Aha“, sagte er nur darauf und blickte gerade aus. Es wunderte ihn, dass sie noch nicht gegangen war, da er doch ziemlich unhöflich ihr Gegenüber zu sein schien, doch scheinbar konnte nichts das Verhalten des Mädchens ändern.
Auf dem Boden vor ihm, lag eine Taubenfeder. Shuichi mochte diese Vogelsorte gar nicht und trat einfach auf die weiße Feder, es war Absicht und er ging weiter.
Ran allerdings blieb stehen und hob die Feder auf. Sachte machte sie den Dreck herunter und hielt diese in ihren Armen und lief dann zu ihm.
„Warum hebst du das Ding auf?“, fragte er nach. Er verstand es einfach nicht, es war nur eine Feder gewesen, sonst nichts.
„Warum nicht? Es ist so etwas Einfaches und doch so schön. Wäre es nicht manchmal toll, Federn zu haben? Dann könnte man immer die Menschen sehen, die man so sehr vermisst“, schmunzelte Ran ein wenig. Sie dachte gerade daran, dass sie gerne Flügel hätte und damit zu Shinichi fliegen könnte. Aber sie wusste, dass es nur Träumerei war und nie in Erfüllung ging.
„Und gleich erzählst du mir noch, dass es Engel gibt“, sagte er spöttisch. „Und, dass das Leben gar nicht mal so schlecht war.“
„Wissen Sie was, Sie reden wie jemand, den ich damals in New York kennen lernte. Vielleicht kennen Sie sie, die große Schauspielerin Sharon Vineyard“, lächelte Ran. „Ich habe sie damals getroffen und sie war so traurig, sie meinte, es gäbe keinen Gott und damit auch keine Engel. Ich fand ihre Auffassung wirklich bedrückend, aber ich glaube am Ende hat sie begriffen, dass es doch anders ist. Schade, dass sie verstorben ist“, fügte das Mädchen hinzu. Sie wurde traurig und hätte sich gewünscht, dass Sharon noch am Leben wäre.

„Große Schauspielerin...von wegen“, murmelte Akai und musste was auflachen, hielt sich dennoch zurück.
Er kannte sie, er kannte die große Schauspielerin Sharon Vineyard, er wusste, dass sie nicht so großartig war, wie alle immer taten. Nicht Sharon, dieses Biest persönlich. Eine Frau, die wusste was sie wollte und mit ihrem Charme jeden Mann um den Finger zu wickeln vermochte.
„Es gibt keine Engel“, warf Akai ein.
„Es tut mir Leid, aber das glaube ich nicht. Ich glaube daran, dass es Engel gibt, sie sind immer bei uns und wollen uns helfen. Sie sind immer da“, sagte das Mädchen leise.
Shuichi hingegen schüttelte einfach nur den Kopf und lachte dann auf. Die Vorstellungen, die Ran hatte, fand er einfach nur noch witzig.
„Warum lachen Sie?“, wollte das Mädchen wissen.
„Engel, oh man, das ist doch einfach nur zum Lachen. Es gibt keine Engel und sie sind auch nicht immer bei Einem“, sprach Shu und dachte nach. „Es gibt sie nicht.“
Ran wurde traurig und sah auf den Boden. Sie wusste nicht, warum er so dachte und was passiert war, dass seine Worte so kalt und kühl waren. „Warum sagen Sie das?“, murmelte das Mädchen.
„Weil es meine eigene Erfahrungen sind“, sagte Shuichi. Sie würde es nicht verstehen und er konnte ihr auch nicht sagen, was damals passiert war. Damit würde er sie nur noch mehr anstacheln, dass es Engel gab und genau das wollte er nicht. „Merk dir eines, das Leben ist grauenvoll und es geht nicht immer so, wie man es sich gerne wünscht.“
„Was kann ich dafür, wenn Sie so denken? Mit Ihnen zu reden ist zwecklos“, meinte Ran leicht wütend. Seine Worte trafen sie, sogar sehr.
„Du hast Recht“, grinste Akai und machte eine kleine, aber auch überaus dramatische Pause, in der er ihr das Gefühl gab, dass sie mit ihren Worten Anklang bei ihm fand. „...es ist zwecklos mit mir zu reden“, fügte er hinzu.
„Wie viel...?“, fragte er nach.
„Was meinen Sie damit?“ Sie war irritiert und wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie hatte gar nicht verstanden, was er mit seiner Frage bezweckte.
„Wie viele Engel hast du schon gesehen?“ An der nächsten Kreuzung blieb er stehen, die Ampel zeigte Rot und normalerweise wäre es ihm egal, aber hier war noch das Mädchen, welches ihm sicher folgen würde, würde er es tun, alleine, um nur zu sagen, dass er gerade etwas Falsches oder Gefährliches tat.
Seine Hand legte er auf die Druckfläche und gab somit der Ampel das Signal, dass Menschen über diese gehen wollten und dass diese bald auf Grün schalten sollte. Normalerweise war er kaum zu Fuß unterwegs, immer wieder in seinem Chevi, aber hier, hier hatte er ihn nicht.
„Ich? Keinen, aber ich denke dennoch, dass es welche gibt“, sagte Ran und ballte ihre Fäuste.
„Wie ich es mir dachte“, meinte er. Sie hatte noch keine Person verloren, die als Engel in ihrer Nähe war.
„Durchs Leben hasten, dass wäre angenehmer“, murmelte er leise. Und wie es das wäre, aber er konnte es nicht tun. Er war auf der Jagd, der Jagd nach ihrem Mörder und er würde nicht eher ruhen, als dass er sie auffliegen ließen und ihn seiner gerechten Strafe übergeben würde. Als die Ampel grün wurde, ging er einfach drauf los, einfach gerade aus, die Straße entlang. Wieder lag sein Schweigen in der Luft.
Dann erblickte er ein kleines Café, ging rein und setzte sich auf einen Platz in der Raucherecke. Sofort zündete er sich seine Zigarette an. Außer der, die er nun im Mund hatte, hatte er noch eine in der Schachtel. Seine letzte, vielleicht sogar aller letzte und die erste, die er vielleicht nicht rauchen würde. Diese Packung hatte er von ihr bekommen, sie mochte es nicht, dass er rauchte und zusammen hatten sie einen Pakt geschlossen, er würde nur noch diese eine Schachtel rauchen und dann nicht mehr. Bisher hatte er sich auch daran gehalten, nur das er zwischendurch auch andere Marken aufrauchte, ehe er sich an diese Schachtel machte.
Ran wusste nicht, wie ihr Geschah und blickte ihm nach. Sollte sie nun stehen bleiben, gehen oder ihm nach laufen? Dann aber entschied sie sich dazu. Sie wollte ihm nach gehen und folgte ihm in das Café hinein.


Irgendwie war Ran ein wenig gespannt gewesen, wie er reagieren würde, dass sie ihm folgte und mit ihm sprechen wollte. Noch
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