Weihnachtsengel
Kaiba.
„Es ist aber so. Ich habe niemanden mit dem ich Weihnachten feiern kann“, meinte Kisara. Sie schaute ihn an und hatte einen sturen Blick drauf, einen Blick, den Seto von sich selber kannte.
„Das glaub ich dir nicht“, schüttelte er den Kopf. „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte er nach. Hier dachte er sich, dass er einen guten Grund gefunden hatte, um Kisara zu zeigen, dass sie nicht alleine war.
„Ich hab keine Eltern mehr. Sie sind vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben, damals war es der 24. Dezember genau um 15:23 Uhr, sie waren noch schnell auf dem Weg gewesen und wollten was besorgen. Seid dem Tag bin ich alleine und ich hasse Weihnachten, es ist mir egal, ich will es nicht feiern, ich habe keinen Grund dazu“, antwortete die weißhaarige.
„Das tut mir Leid für dich“, entgegnete Kaiba. Das erste Mal, meinte er diese Bemitleidung ernst. Er schaute sie an und sah dann wieder auf ihren Arm. „Auch wenn es weh tut, du solltest dich nicht schneiden“, fing er wieder an.
„Ich weiß, aber es ist das einzige, wo ich weiß, dass ich meinen Körper wieder spüren kann. Meine ganzen Gefühle und mein ganzes Wesen ist kalt geworden. Ich spüre mich selber nicht mehr und das ritzen ist eine Möglichkeit, wie ich es wieder schaffe“, war Kisara ein.
„Eben nicht, es ist keine Möglichkeit. Das bildest du dir nur ein, hör auf damit. Hör auf, zu denken, dass so alles wieder in Ordnung kommt. Das ist nicht wahr, man muss selber dafür kämpfen, dass man Leben kann. Auch wenn du ein kalter Mensch geworden scheinst, so musst du auf deinem eigenen Wege wieder in dein altes Leben zurück finden und sich ritzen ist keine Lösung. Irgendwann würde der Schmerz sicher vergehen und es würde dir nicht helfen, es lindert nicht deine Schmerzen. Hör auf mich“, sagte Seto. Er selber war über seine Worte auch überrascht, aber an ihnen schien etwas wahres zu sein.
„Bitte mach nicht den selben Fehler wie ich. Lass nicht zu, dass dein Herz kalt wird. Versuch die Wärme in ihm zu erhalten“, sprach Kisara. Sie wechselte einfach das Thema und schaute ihn an.
„Die Wärme in meinem Herzen?“, wiederholte Seto den letzten Satz.
„Ja, ich spür es. Du kamst einfach zu mir und wolltest mir helfen. Du selber sagst zwar, dass du ein eiskalter Mensch bist und das behaupten auch alle von dir, aber ich merke doch, dass das nicht stimmt. Das bist nicht du, ich nehme an, es ist einfach nur dein Schutzschild um nicht verletzt zu werden“, warf Kisa ein.
„Nein, ich bin nicht so ein Mensch. Ich bin kalt und ich kann mich nicht mehr ändern“, seufzte Kaiba. Es tat ihm etwas Leid, dass er so war, wie er war.
„Das denk ich nicht. Man kann sich immer ändern. Mach nicht den selben Fehler wie ich. Feier zusammen mit deinem Bruder und zeig ihm wie sehr du ihn lieb hast. Wenn das geht, dann werdet ihr ein schönes Fest der Liebe haben“, lächelte die weißhaarige und stand auf. „Ich muss jetzt gehen.“
Als Kisara schon einige Meter von ihm entfernt war, schaute er wieder zu ihr. Die ganze Zeit davor blickte er nachdenklich auf den Boden. Vielleicht hatte sie doch recht gehabt. „Warte mal, wie heißt du?“, fragte er nach.
„Kisara, einfach nur Kisara“, lächelte das Mädchen ihn an.
„Und wo kann ich dich finden? Ich würd gern mehr über dich erfahren und mit dir reden, vielleicht würde es dir auch gut tun“, rief er ihr zu.
„Ich bin überall, mal hier, mal dort. Aber meistens bin ich in deiner Nähe, du musst nur an mich denken und schon bin ich da“, antwortete sie ihm.
„Wie meinst du das?“, fragte Seto nach. Er verstand es nicht.
„Ein Engel hat keinen festen Wohnsitz. Ein Engel, besonders ein Schutzengel ist immer da, wo der Schützling gerade ist“, meinte Kisara.
Seto konnte es nicht glauben, für ihn stand eines fest, es gab keine Engel und schon gar keine Schutzengel. Und wenn es sie geben sollte, dann wäre er sicher die letzte Person, die einen bekommen würde, nicht er, nicht der eiskalte Geschäftsmann.
„Das kann nicht sein. Engel gibt es nicht“, wandte Kaiba ein.
„Doch es gibt sie. Sie können nur von den Menschen nicht gesehen werden, aber sie sind da und sie beschützen die, die sie lieb haben. Ich hab dir doch von dem Unfall meiner Eltern erzählt. Es war vor zwei Jahren, an Weihnachten, aber sie waren nicht alleine im Auto. Ich war ebenfalls dabei. Ich glaube ich muss dir nicht mehr dazu sagen, den Rest kannst du dir sicher selber denken“, entgegnete Kisara.
„Du bist mit deinen Eltern gestorben?“, fragte Seto nach. Er konnte es nicht fassen. Die ganze Zeit redete das Mädchen darüber, dass sie keinen hatte mit dem sie Weihnachten feiern konnte und nun erzählte sie ihm das.
„Genau, so war es. Aber ich bin nun ein Engel, ich kann meinem Schutzbefohlenen helfen, helfen, damit sein Weihnachtsfest schön wird“, lächelte die weißhaarige.
„Werden wir uns wieder sehen?“, wollte Kaiba wissen. Er mochte sie und ihm taten die Gespräche mit ihr gut. Er wollte noch öfters einige mit ihr führen, aber er wusste nicht, ob sie sich je wieder sehen würden.
„Ich bin immer bei dir. Egal wo du bist, ich pass immer auf dich auf. Denk nur an mich und ich komme wieder“, lächelte das Mädchen. Bevor Seto auch nur etwas sagen konnte, war sie verschwunden. Da wo sie stand, war nichts mehr. Eine Weile schaute Seto immer noch an diese Stelle, er fühlte, als würde er ihre Aura immer noch spüren können, aber das weißhaarige Mädchen war nicht mehr da. Seto schaute kurz auf seine Uhr. Es war gerade Mitternacht gewesen und Weihnachten fing an. Ruhig machte er sich auf den Weg nach Hause.
Am nächsten Tag, genauer genommen am frühen Nachmittag wachte Seto sehr spät auf, er kam Abends nicht allzu früh nach Hause und musste sich noch ausschlafen. Die Begegnung mit Kisara war kein leichtes für ihn gewesen und er hatte es schon fast vergessen, aber kurz vor dem Aufwachen fing er an von ihr zu träumen. Er schaute in ihr Gesicht, es war von Wärme umgeben und er wünschte sich, dass das Mädchen bei ihm war. Nachdem Seto aufwachte, fing er an zu seufzten. Er hatte einen Beweis. Es gab keinen Engel namens Kisara, da er an sie dachte und sie war nicht da. Es reichte ihm, wütend stand er auf und verließ sein Zimmer.
Mokuba wartete schon ungeduldig auf seinen großen Bruder.
„Da bist du ja“, lächelte der Kleine. „Ich dachte schon, du würdest den heutigen Tag verschlafen“, seufzte er.
„Mach dir darum keine Sorgen. Diesen Tag verschlaf ich schon nicht. Ich feier ihn mit dir“, lächelte Seto und wuschelte seinem kleinen Bruder zum ersten Mal durch die Haare.
„Seto...ist das dein Ernst?“, wollte Mokuba wissen. Er konnte es nicht fassen und umarmte ihn vor Freude.
„Ja, es wird ein tolles Weihnachten, solange wir zwei uns haben, brauchen wir niemanden anderen“, entgegnete der Ältere.
Mittlerweile war es Abend geworden und die Kaibas aßen zusammen im Speisezimmer. Nach dem Essen ging es in das Wohnzimmer, wo Mokuba gleich auf die Geschenke zu stürmte. Er packte diese so schnell wie es nur ging auf und freute sich über deren Inhalte. Es waren Spielzeuge, Duell Monsters Karten und andere tolle Dinge enthalten. Seto hingegen setzte sich einfach nur auf das Sofa und sah dem Kleinen zu.
„Danke, Seto“, lächelte der schwarzhaarige und stand mit einigen Pakten vor Seto. „Das sind deine Geschenke, ich hoffe du freust dich.“
„Danke, kleiner Bruder. Wenn sie von dir kommen, dann freu ich mich immer“, lächelte Kaiba. Er nahm die Pakte in die Hand und schaute darauf. Wenn er ehrlich war, so hatte er keine Lust auf Geschenk auspacken gehabt, aber wegen seinem Bruder tat er es dennoch.
„Und gefällt es dir?“, wollte Moki wissen.
„Es ist...toll“, nickte Seto und umarmte ihn. Es waren nicht viele Geschenke gewesen, aber man konnte sehen, dass sich Mokuba bei der Auswahl viel Mühe gab und Seto wollte dieses auch würdigen.
Es gab nur noch ein Geschenk, welches übrig war. Eigentlich hätte es leicht übersehen werden können, aber es zog Seto magisch an. Seto stand auf und ging zu diesen. Es lag nicht wie die anderen neben ihm, scheinbar hatte es Mokuba vergessen mit zu bringen, da es immer noch unter dem Weihnachtsbaum lag. Neben dem Geschenk war eine kleine Karte angebracht.
„Fröhliche Weihnachten
Kisara“, stand da drauf. Lächelnd riss Seto die Packung auf und machte es auf. Er freute sich, dieses Geschenk schien für ihn das Beste zu sein, was er je bekommen hatte.
„Und was ist es?“, fragte Mokuba leise.
„Schau mal“, freute sich Seto. Er zeigte es sofort seinem kleinen Bruder und dieser war erstaunt, über Setos fröhliches Gesicht.
„Von wem ist es?“, wollte der Kleine wissen.
„Von Kisara“, sprach Seto ihren Namen aus.
„Wer ist das?“, stellte Moki wieder die Frage.
„Mein Schutzengel.....“, kam es als Antwort von Seto zurück. Mehr sagte er nicht, da er wusste, dass sein kleinerer Bruder das nicht verstehen würde. Sie hatte tatsächlich an ihn gedacht und ihm noch ein Geschenk gemacht.
Mokuba freute sich ebenfalls für seinen Bruder, er war glücklich gewesen und dies lag nicht an dem schönen Weihnachtsfest, sondern an der Tatsache, dass es auch Seto diesmal erfreute.
Am selbigen Abend lag Seto auf seinem Bett. Er schaute sich sein Geschenk an und blickte ab und an nach oben an die Decke. Seine Gedanken schwirrten um Kisara. Seid er sie getroffen hatte, war er ein anderer Mensch gewesen, er fühlte fortwährend, was gut und was schlecht war. Außerdem konnte er endlich wieder lächeln und die Tage mit seinem Bruder genießen. Sie musste tatsächlich ein Engel gewesen sein, immerhin grenzte es schon an ein Wunder, das er Lächeln konnte oder gar einen Tag richtig genießen konnte.
„Danke“, sagte er leise. Innerlich hoffte er, dass sie es mit bekommen würde.
„Du brauchst dich nicht zu bedanken“, sagte eine Stimme. Wie