Blauer Mond

Prolog

Sie zog sich die Kapuze tief ins Gesicht und schirmte ihre Augen vor den Blicken der neugierigen Passanten ab. Rin war es gewöhnt angestarrt zu werden, es war in jedem Dorf, in jeder Stadt und in jedem Land immer dasselbe.
Beinahe musste sie lachen, doch war an ihrer Situation nichts Komisches. Rin mochte Städte nicht, egal welche, sie zog das Land und seine wechselreichen Gestalten vor. Sie kam nur in die Stadt, wenn sie dringend etwas brauchte. Verbandsmaterial und Antibiotika in diesem Fall.
Blue wurde bei ihrem letzten Abenteuer verletzt, aber einen Arzt konnte sie nicht aufsuchen, er würde nur Fragen stellen und diese konnte sie nicht beantworten. Außerdem war Rin sehr wohl in der Lage Verletzungen und der gleichen selbst zu versorgen. Ob es sich dabei um ihren eigenen Körper und um den ihres Wolfshundes handelte, war egal. Sie kannte sich aus und die Natur bot ein reiches Sortiment an Heilmitteln. Aber auch diese reichten manchmal nicht aus. Besonders in einer Gegend, wo nicht alles wuchs und die Vorräte sich dem Ende neigten.
’Wo, zum Teufel ist hier eine Apotheke? ’, dachte Rin zum wohl hundertsten Male. ’ In dieser Stadt muss es doch so was geben. Wenn man schon mal etwas braucht…’
„ Entschuldigung“, sagte Rin und sprach eine junge Frau an. „ Ich suche eine Apotheke. Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich eine finde?“
Die junge Frau starrte Rin entgeistert an und reagierte nicht. Stattdessen lies sie ihren Blick über den langen, dunklen und sehr alt aussehenden Mantel gleiten. ’Wenn sie jetzt schreit, wäre sie nicht die erste’, schoss es Rin durch den Kopf. ’Es ist doch immer dasselbe’.
„ Bitte, Miss. Ich brauche dringend eine Apotheke!“, sagte Rin nun leicht gereizt. Die Frau starrte noch immer und schien unschlüssig, wie sie antworten sollte.
„ Ähm…also…äh…eine…eine…“, stotterte die junge Frau.
„ Eine Apotheke!“
Die Frau dachte nach. Rin konnte beinahe ihre Gedanken hören.
„ Die…äh…nächste Straße rechts.“ rief die Frau und drehte sich schnell um und lief weg.
’ Tja, so geht’s auch. Warum haben die Menschen Angst vor mir? Sehe ich denn so merkwürdig aus?’, dachte sie.
Sie lief die Straße weiter und bog dann rechts in eine Gasse ein. Ganz hinten an deren Ende entdeckte sie das Zeichen der Apotheke.
„ Gott sei Dank“, flüsterte Rin leise und lief schneller.

’Sie ist hier!’ dachte er. ’ Ich hätte nie gedacht, dass sie es bis hier hin schafft. Unglaublich!’ Er zog sich weiter in die Nische zurück. Wenn er es wollte, konnte er für jeden unsichtbar sein, selbst für jemanden wie Rin. Er beobachtete, wie sie die Apotheke betrat und wartete. ’ Ob sie wohl verletzt ist? Nein, ich kann nichts erkennen. Oder…’, weiter kam er nicht mit seinen Gedanken, denn Rin trat aus dem Laden. Sie blieb stehen und sah genau in seine Richtung. Er zuckte zurück. ’ Nein, sie kann mich unmöglich sehen!’
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