Allein wegen dir
sich ging?“, fragte er gleich nach. Mit seinen ganzen Gedanken war er an jenem Tag nur noch bei Kisara gewesen. Er wollte unbedingt wissen, was Akunadin mit ihr vor hatte, vor allem, nachdem Mana das Gespräch zwischen ihm und Goza erwähnte.
„Nein, alles war ruhig gewesen, soweit ich es gesehen habe“, sagte der Zauberlehrling. „Ich habe fleißig geübt und darf morgen auch auftreten, zusammen mit Meister Mahado“, freute sie sich etwas. „Auch habe ich darauf geachtet, was Meister Akunadin machte und er hat nichts gemacht. Jetzt ist er wieder auf dem Kampfübungsplatz und geht mit den Soldaten und Wachen nochmals alles für Morgen durch“, erklärte das Mädchen.
„Gut, dann werde ich nun in das Gemach von Akunadin gehen und nach Kisara sehen, du bleibst hier“, sagte er zu Mana schon in einem befehlerischen Tonfall. Ohne, dass sie auch nur etwas dagegen sagen konnte, ging er los und befand sich vor dem Zimmer seines Meisters. Er klopfte nicht an, er ging einfach rein, weil er dadurch den Moment der Überraschung auf seiner Seite hatte, sollte doch etwas geplant worden sein.
„Kisara?“, meinte er leise und sah das Mädchen auf einem Stuhl sitzen. Sie hatte nun keine Lumpen mehr an, wie vorher, viel eher hatte sie ein schönes Tänzerinnengewand an. Es war weiß, was ziemlich zu ihr und ihren Haaren passte. Das Gewand sah, wenn man es genau nehmen wollte, ziemlich heiß aus. Kisara hatte einen weißes Oberteil bekommen, dass schon so ähnlich wie ein BH war, nur hatte es an der Seite rüschen, ebenso an dessen Ende. Das Oberteil ging ihr bis knapp über die Brust, der Rest war nackte Haut gewesen, welche bis zum Bauchnabel zu sehen war, danach folgte ein orientalischer Rock, der mit ein wenig Gold verschönert worden war. Kisara so zu sehen, verschlug ihm fast die Sprache, aber er musste sich wieder fangen, damit es nicht auffallen würde.
„Schon Euch wieder zu sehen“, murmelte das Mädchen leise. Es behagte ihr nicht, in diesen Sachen im Palast zu sein, aber sie musste sie tragen. Heute hatte sie noch Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen, aber morgen durfte sie nicht mehr zeigen, dass sie es nicht mochte.
„Ist alles in Ordnung bei dir...du siehst aus, als sei dir unwohl“, warf der Priester ein.
„Es ist nur das Gewand, es zeigt ein wenig zu viel Haut“, sprach Kisara leise und wandt den Blick zur Seite ab.
„Das ist verständlich, wenn ich du wäre, würde es mir auch nicht behagen“, murmelte Seth leise und sah sich um. Dann ging er einfach an Akunadins Schrank und zog einen langen Mantel heraus. Diesen legte er Kisara langsam um und schloss ihn zu. „Nun zeigst du keine Haut.“
„Danke“, lächelte das Mädchen ein wenig und sah anschließend den Boden an. Seth war ihr gerade so nahe gewesen, dass es auch ein wenig unangenehm gewesen war, vor allem weil sie wusste, dass dies nicht sein durfte.
„Darf ich dich was Fragen?“, fing er an. Er musste einfach wissen, was sie über den morgigen Tag wusste und ob sie den Pharao umbringen sollte.
„Aber natürlich, fragt mich alles, was Ihr wissen wollt“, nickte die weißhaarige.
„Wegen Morgen, welche Rolle spielst du da? Mana hatte ein Gespräch zwischen Meister Akunadin und Goza belauscht, sie wollen dich für ihre Zwecke benutzen, sag mir, was genau sie meinen“, bat er Kisara und legte seine Hände auf ihre Schultern.
„Ich weiß es nicht, ich dachte die ganze Zeit doch selber, dass ich als Sklavin an den Pharao gehe und dann wurde ich heute zur Tänzerin ausgebildet. Ich kann Euch nicht sagen, welche Rolle ich spiele, weil ich dieses selber nicht weiß. Ich bin ich und mache das, was ich für richtig halte oder was man mir aufzwingt“, murmelte Kisara leise. Sie hatte die Hoffnung aufgegeben, dass Seth dies alles verstehen würde, sie verstand es doch selber nicht.
„Du sagst mir auch die Wahrheit?“, wollte der Priester eindringlich von dem Mädchen wissen.
„Ja, ich lüge nicht, ich versprech es Euch“, antwortete Kisara.
„Ich glaube dir“, nickte er und nahm sie kurz in seine Arme. Warum, das wusste er selber auch nicht so recht. Vielleicht war es, weil sie ihm Leid tat und hier sein musste, obwohl es ihr nicht behagte, aber vielleicht auch, weil sie etwas an sich hatte, dass ihn an sie zog.
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„Kisara, warte“, rief Mokuba und wollte ihr hinter her laufen, allerdings wurde er von Seto aufgehalten. Dieser wollte nicht, dass sein kleiner Bruder ebenfalls in das Gebäude lief und mit den schrecklichen Ereignissen ihrer Kindheit konfrontiert wurde.
„Aber, Seto, wir können sie doch nicht einfach gehen lassen. Du weißt doch, wir haben es ihr damals versprochen und wir sollten ihr helfen. Das was sie hier machte, war doch nur ein Hilferuf gewesen“, warf Mokuba leise ein. Er hoffte, dass sein Bruder ihn verstehen würde und auch wissen würde, warum die zwei das nun machen mussten.
„Ich weiß das, aber so wie sie momentan drauf ist, wirst du nicht zu ihr durch kommen“, meinte Kaiba. Es war sicher gewesen, sein Bruder war einfach viel zu gut für diese Welt gewesen. Immer wollte er den Menschen helfen, auch welchen, die seine Hilfe nicht wollten, wie es schien.
„Es ist egal, wir waren mit ihr befreundet, wir dürfen sie nun nicht einfach so gehen lassen. Sie braucht uns, wir sollten ihr einfach erklären, warum wir sie nicht raus geholt haben“, meinte der Kleine. „Es kann dir doch nicht so egal sein, was mit ihr passiert“, warf der Kleine noch ein.
„Mokuba, es tut mir wirklich Leid, aber wir können nicht zu ihr. Du siehst doch, wie sehr sie uns hasst, sie würde uns sonst was antun oder es versuchen. Und ich werd dich sicher nicht dieser Gefahr aussetzen“, meinte Seto streng.
„Aber Seto....“, murmelte Mokuba traurig. Er hatte geahnt, dass es so kommen würde und auch, dass Kisara die zwei dadurch nur noch mehr hassen würde. Das durfte aber nicht sein, er hatte sie vergessen gehabt, auch wenn er noch sehr klein war, aber trotzdem war es keine Entschuldigung gewesen. Am schlimmsten war es, dass er noch alles aus dem Waisenhaus wusste, aber Kisara, das Mädchen mit dem er und sein Bruder befreundet waren, das hatte er vergessen gehabt, genau wie das einstige Versprechen.
„Du lässt ja eh keine Ruhe“, sagte Kaiba und sah den Kleinen an. „Gut, wir gehen rein, aber du bleibst an meiner Seite, ich lass nicht zu, dass sie dir etwas Antut“, warf er ein. Er konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass sie seinem Bruder etwas tun würde, aber bei Menschen die Rache wollten, konnte man nie so recht wissen und deswegen ging Kaiba lieber auf Nummer sicher.
„Das mach ich“, nickte der Kleine und hielt sich an Setos Hand fest, die er fest drückte, als die zwei in das Gebäude gingen. Dafür dass es nur ein Hologramm war, schien es sehr echt und sah genau so aus, wie das Waisenhaus zu der damaligen Zeit. Beide Kaiba Brüder erschraken deswegen, dass es wieder so real sein würde, damit hatten sie nicht gerechnet.
„Hab keine Angst“, murmelte Seto zu seinem Bruder und sah sich weiter um.
Zuerst kamen beide wieder in den Eingang des Heimes, dieser sah auf den ersten Blick recht freundlich aus. Auf den Wänden hingen Bilder von Kindern gemalt und alles war hell gewesen, ganz anders aber sah es in den Zimmern aus. Diese waren meistens dunkel gewesen und es gab nicht viel zu sehen. Direkt danach war das Büro des Leiters gewesen und an der Wand hing dessen Name, hier kamen alle Kinder hin, die entweder Mist bauten oder aber adoptiert worden waren. Die Brüder gingen weiter und kamen so am Gemeinschaftsraum an. Alles war wie früher gewesen, die kleinen Tische standen immer noch an ihren alten Positionen, selbst die Schränke waren noch da gewesen.
„Nein...“, stammelte Kaiba. Es war wirklich alles wie damals gewesen, damals wo er Kisara hatte zum ersten Mal getroffen. Er sah das alles noch genau vor sich, wie sie auf dem Stuhl saß und zur Seite zum Schrank nach einem Buch griff. Automatisch ging Seto zu diesem Schrank und zog das Buch, welches er damals Mokuba vorgelesen hatte raus. Es war immer noch da gewesen und so schlug er einige Seiten auf, aber von Kisara war keine Spur gewesen.
„Ist das das Buch, aus dem du mir früher vor gelesen hast?“, fragte der Kleine nach, während er seinem großen Bruder zu gesehen hatte.
„Ja, die unendliche Geschichte von Michael Enden. Eigentlich kein Buch, dass man kleinen Kindern zu lesen geben sollte. Es ist zwar schön, aber in dem Alter noch ein wenig unverständlich und dennoch war es unser Lieblingsbuch gewesen“, sagte Kaiba leise.
„Aber nur, weil wir damals auch so viel Phantasie hatten, das wir wirklich glaubten, alles in dem Buch sei real oder würde real werden, wenn wir es uns nur wünschen würden“, entgegnete Mokuba etwas lächelnd. Er erinnerte sich noch an jedes einzelne Kapitel und wie ihm vor gelesen wurde.
„Da hast du Recht“, nickte Kaiba und legte das Buch wieder weg. Es waren nur Erinnerungen und diese hatte er, mit sehr viel Mühe, bereits ausgelöscht. Es war nicht mehr wichtig gewesen, daran zu denken. Kopfschüttelnd sah er auf den Kleinen.
„Wenn sie nicht hier ist, wo wird sie sein?“, wollte Moki wissen. Eigentlich hätte er gedacht, dass Kisara hier sein würde, hier wo sie Seto kennen lernte, hier wo Seto das Schachspiel gegen Gozaburo gespielt hatte.
„Ich kann mir da noch einen Ort denken“, murmelte der Ältere und zog mit seinem Bruder die Treppen nach oben. Dort ging er dann schnurrstracks zu einem Zimmer, dessen Tür er gleich öffnete.
Kisara war dort gewesen, sie saß auf dem Kleinen Bett und hielt einen weißen Teddybären und ein Kissen fest in ihren Händen umklammert. Tränen liefen an ihren Wangen herab und sie merkte nicht einmal, dass nun 'Besuch' da war. Damit hatte sie nun nicht gerechnet, dafür war sie viel zu lange hier gewesen und keiner kam zu ihr.
„Hey Kisara...“, rief Mokuba ihr zu.
Das Mädchen erschrak und ließ alles