Allein wegen dir
aus den Händen fallen, was sie je festhielt. Sie konnte es nicht fassen, dass die Beiden nun doch rein gekommen und bei ihr waren. Das konnte nicht sein. Kurz schüttelte sie den Kopf, dann aber sah sie auf Beide. „Was wollt ihr?“, fragte sie nach.
„Es tut uns Leid, dass wir dich damals vergessen haben. Das wollten wir nicht, ehrlich“, meinte Moki.
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es für mich nicht schlimm war, dass du mich vergessen hast. Du warst schließlich noch ein kleiner Junge, aber dein Bruder war es nicht. Ich habe erwartet, dass der große Seto Kaiba wissen würde, dass er noch ein Versprechen zu halten hatte, aber das war doch alles nur Show“, keifte sie den Älteren an. Sie war wütend, sehr wütend sogar.
„Wenn du wirklich meinst, dass mein Leben einfach war in den vergangenen Jahren, dann liegst du damit falsch. Es war mehr als schwer gewesen und ich konnte nicht an alles denken. Alles aus meiner Vergangenheit hab ich ein für alle mal, weg geschlossen, wodurch ich auch dich vergessen hatte. Ich gebe zu, es war nicht wirklich galant gewesen, aber es ist nun passiert, leb damit oder tu es nicht“, meinte Kaiba emotionslos.
„Aber Seto“, der Kleine konnte nicht glauben, dass sein Bruder dies wirklich gesagt hatte. Es war für ihn ein Schock gewesen und er glaubte, dass es für Kisara schlimmer sein musste.
„Stimmt, hab ich vergessen, du bist der Einzige, der ein schreckliches Leben und eine schreckliche Kindheit hatte, aber schau dich mal an. Du hast deinen Bruder, du hast eine Firma, du bist reich und hast alles was du je wolltest. Und was habe ich? Ich habe meine zwei besten Freunde verloren, war noch Jahre im Waisenhaus, bevor ich von einem Priester adoptiert wurde, aber was hat mir das alles gebracht? Ich bin immer noch genau so alleine wie zuvor“, warf das Mädchen ein. Sie wollte gar nicht, dass er Mitleid mit ihr hatte, sie sollte ihn einfach nur verstehen.
„Das ist nicht wahr“, warf Moki nun ein. „Seto hatte ein schlimmes Leben gehabt, immer wieder wurde er von unserem Stiefvater zum lernen gezwungen, das ging von morgens bis abends so, irgendwann wollte er nicht, dass du auch in die ganze Sache rein gezogen wirst und hat Gozaburo deswegen nicht gesagt, dass er dich adoptieren soll. Und nachdem Seto so sehr von ihm gequält worden war, hatte er einfach gedacht, dass es das beste wäre, wenn er seine Vergangenheit hinter sich lassen würde und ein neues Leben anfängt“, sprach der Kleine und sah sie an.
Damit hatte Kisara gar nicht gerechnet gehabt und sie ahnte nicht, dass es ihm so schlecht ging. Aber dann wurde sie von Seto aus ihren Gedanken gerissen.
„Du wolltest meinem Bruder etwas antun, oder warum hast du dann das Monster auf uns gelenkt?“, fragte Kaiba nach.
„Damit ihr mich hier endlich wahr nehmen würdet. Seit ihr zwei im Cyberspace seid, bin ich euch gefolgt, immer und immer wieder, aber nie habt ihr meine Anwesenheit gefühlt, die ganze Zeit über wart ihr einander wichtiger. Aber mit dem Angriff hab ich euch auf mich aufmerksam gemacht und wollte ich ihm irgendwas antun, dann hätte ich ein Monster gewählt, dass stärker als dein weißer Drache wäre“, warf Kisara ein.
„Und was erwartest du nun? Soll ich mich halbherzig bei dir entschuldigen? Das kannst du vergessen, ich bin nicht mehr so jemand. Ich habe andere Prioritäten“, meinte Kaiba zischend. Das Mädchen ging ihm wirklich auf die Nerven und er wollte sie am liebsten erwürgen und dennoch hielt er sich zurück.
„Nein, ich wollte nur, dass du dich wieder daran erinnerst, was du mir einst versprochen hast. Mehr nicht“, sagte sie leise und stand auf.
„Gut...nun weiß ich es ja wieder. Was machst du nun?“, keifte Seto und sah sie an.
„Ich schicke euch wieder nach Hause, du hast sicher gemerkt, dass ich, genau wie Noah diese Welt kontrollieren kann, deswegen werde ich euch von hier raus bringen und ihr könnt wieder weiter leben. Ich hab ja nun was ich wollte, die Erinnerungen“, murmelte die weißhaarige leise und verschränkte beide Arme vor ihrem Brustkorb.
„Halt die Hände still“, zischte Kaiba. Auch wenn sie meinte, sie würde die Beiden nun wieder zurück bringen, er konnte sich dem nicht sicher sein, vor allem weil er nicht wusste, was genau sie alles hier kontrollieren konnte. Ein weiteres Mal würde er in keine Falle tappen.
„Was?“, Kisara nahm nun ihre Arme wieder runter und sah ihn an. „Ich dachte, ihr wolltet wieder nach Hause“, warf sie ein sah Seto an. Das konnte nicht sein ernst sein.
„Warum sollten wir dir Trauen? Du behauptest, dass du uns zurück bringst und in Wahrheit lieferst du uns vielleicht Noah aus“, warf Kaiba ein. Der Gedanke war verlockend gewesen und dann würde er seinem kleinen Stiefbruder noch in den Hintern treten können, ehe er von hier verschwinden würde.
„Ich habe keinen Grund euch auszuliefern. Es stimmt, am Anfang wollte ich Rache haben, aber ich habe gemerkt, dass es nicht der richtige Weg ist, den ich gehen würde. Ich würde dann nur so werden wie du und das will ich nicht, das muss ich auf jeden Fall verhindern. Du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass ich dich nach Hause bringen werde, zumindest dich aus dem Cyberspace bringen, den Rest musst du schon alleine machen, mehr kann ich nicht für euch zwei tun. Und wenn du mir nicht glaubst, dann ist dies deine Sache, aber ich verspreche dir, dass ihr wieder aufwachen werdet“, meinte das Mädchen leise.
„Ein Versprechen? Warum sollte ich diesem Glauben? Ich hab dir damals auch etwas versprochen und es nicht gehalten, wie können wir nun sicher sein, dass du dich daran halten wirst?“ Egal was Seto dachte, jedes Mal musste er daran denken, dass er ihr damals etwas Versprochen hatte und dieses Versprechen gebrochen hatte, sie hatte nun jedes Recht gehabt und konnte das Gleiche mit ihm machen, wenn sie nur wollte und dagegen hätte er vielleicht nichts tun können.
„Ich bin nicht wie du, ich bin anders und ich habe mich entschlossen, meine Vergangenheit nicht zu vergessen. Sie ist ein Teil von mir und wird auch ewig in mir enthalten sein“, antwortete Kisara. „Deswegen kannst du mir auch Vertrauen, wenn ich sage, dass ich euch wieder zurück bringe“, lächelte sie ein wenig. Nun hatte sie es verstanden, egal was er tat, sie konnte ihn nicht Hassen, weil er alles nur für sich und sein Leben getan hatte, damit er, nein damit Mokuba es besser haben würde. „Ihr müsst mir einfach nur Vertrauen“, fügte sie hinzu und ließ eine Lichtkugel erscheinen, in der die zwei Fremden dieser Welt eintauchten.
„Kisara...ich versprech dir, Mokuba und ich, kommen dich in der realen Welt besuchen“, rief Kaiba ihr zu, ehe er verschwand.
Das Kinderheim wurde wieder dunkel und Kisara blieb alleine zurück.
„Danke, das du das gesagt hast, aber ich glaube nicht, dass du mich finden wirst. Leb wohl, Seto Kaiba.“