Allein wegen dir
hin. Die Mauer überrannte er binnen weniger Sekunden und dann sah er vor sich die Gestalt. „Bleib stehen“, rief er dieser zu.
„Warte, Seto“, hatte Mokuba gerufen, dann lief er seinem Bruder nach und kletterte über die Mauer. Auch ihm fiel die Person auf und sofort erkannte er, dass hinter den langen Haaren, ein Mädchen steckte.
Aber sie rührte sich nicht, zwar blieb sie kurz stehen, schaute aber nicht zurück. Vielmehr ging sie weiter nach vorne und verschränkte ihre Arme. Nach hinten sah sie nicht und dann ging sie weiter.
Ein Nebel war vor ihr erschienen und es machte ihr keine Angst, Mokuba schon viel mehr, der Kleine klammerte sich an Setos Hosenbein und schluckte bei dem Gedanken, dass der Nebel bald weiter nach hinten kommen würde.
„Warte“, rief Kaiba erneut und legte den Arm um Mokubas Schultern, aber das Mädchen war im Nebel verschwunden.
„Wer war das?“, fragte der schwarzhaarige nach.
„Unser Feind“, spottete Seto. Für ihn war sie der Feind gewesen, ein feiger Feind, da sie einfach verschwunden war und, in seinen Augen, kannst vor der Konfrontation hatte. „Komm, wir gehen auch“, befahl der Ältere und machte sich mit seinem Bruder auf den Weg in den Nebel, wo auch er verschwand.
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„Halte still“, befahl ein etwas älterer Mann. Eigentlich war er nicht so alt gewesen, aber verglich man ihn mit seiner 'Ware' dann konnte man schon vom hohen Alter sprechen.
Wie jeden Tag befand er sich auf dem ägyptischen Marktplatz und bot seine 'Ware' an. Heute hatte er kein Glück gehabt und musste schon eher das Geschäft schließen. Es fing an zu regnen, selten, aber auch in Ägypten gab es dies ab und an mal. Momentan war er damit beschäftigt gewesen, seinen Sklavinnen die Fesseln anzulegen, damit diese nicht auf die Idee kommen würden und weg liefen. Aber sollte es so sein, hatte er vor gesorgt gehabt, zwei seiner besten Männer standen ihm zur Seite und würden die Ausreißerin oder Ausreißerinnen sofort wieder einfangen. Nichts leichter als das. Nachdem alle Mädchen fertig versorgt waren, fing er an die Plane abzubauen und in eine Tasche zu stecken. Für heute warf das Geschäft nichts mehr. Morgen würde er wieder sein Glück versuchen und erneut, die Mädchen anbieten.
„Meint ihr wirklich, morgen wird es besser sein, Meister?“, wollte einer der Männer wissen. Er selber war sich unsicher gewesen, da es heute schon nicht so ganz lief, wie es sollte und der Regen würde es nicht leichter machen. Wenn es mal regnete, dann würde dies sicher noch einige Tage andauern.
Regen war zwar gut gewesen für die Ernte und das Leben, aber für den täglichen Markt, war es eine Qual gewesen, es waren weit aus weniger Menschen da gewesen, die bereit waren etwas oder jemanden zu kaufen.
„Wir werden sehen, wenn nicht, dann lassen wir die Mädchen versteigern, dafür finden sich immer genug Interessenten“, sagte der Mann und sah den Anderen böse an. Es ziemte sich nicht, zu denken, dass man es nicht schaffen würde.
„Verzeiht“, nickte der Andere und half beim Einpacken. Er wollte kein schlechtes Licht auf sich fallen lassen und schwieg deswegen immer weiter.
Als alles endlich eingepackt war, machten sich die drei Männer mit den sieben Frauen auf den Weg nach Hause. Die Hütte war nicht gerade groß gewesen und sobald sie da waren, wurden die Mädchen in ihr kleines Zimmer gesperrt wo sie nicht mehr raus durften, zumindest nicht bis zum nächsten Morgen.
„Das ist alles die Schuld der Neuen...seit sie hier ist, wird keine von uns mehr, an einen großzügigen Adligen oder Kaufmann verkauft“, beschwerte sich eines der Mädchen.
Sie alle hatten sich bisher mit ihrem Schicksal abgefunden und wussten, dass sie keine Chance hatten, je daraus zu entkommen. Sie waren Ware und mit ihnen wurde Handel getrieben, aber bisher hatte es jede von ihnen geschafft. Jede, die der Mann verkaufte, wurden in weniger als drei Tagen an jemanden verkauft und hatte ein besseres Leben, als in diesem kleinen Raum, doch alles änderte sich.
Es fing an, als der Sklavenhändler Nael in der Wüste ein Mädchen aufgelesen hatte. Sie war alleine und ihre Wasserflasche war schon leer gewesen. Ebenso hatte es das Mädchen nicht geschafft gehabt zur nächsten Oase zu kommen, viel eher brach sie bewusstlos im Sand zusammen. Es war kein Wunder gewesen, dass sie sich einen Sonnenstich zu gezogen hatte, doch sie hatte Glück gehabt oder das Schicksal wollte nicht, dass sie stirbt, wodurch sie gefunden wurde. Sofort nahm sich Nael ihrer an und brachte sie mit. Als das Mädchen, genesen war, kam sie in den Raum der Sklavinnen und sollte dort von ihnen, über ihr neues Leben aufgeklärt.
Zuerst erschraken die Mädchen, dann aber nahmen sie sie bei sich auf. Sie dachten sich nichts dabei, aber schon nach zwei Tagen, wo keine an einen der Männer verkauft werden konnte, gingen Gerüchte herum. Die neue, das Mädchen mit der hellen Haut, der weißen Haare und der hellblauen Augen, soll verflucht worden sein und jeder, der sich in ihrer Nähe befand mit.
Nein, keiner wollte sie haben, kein Mann und auch keine Frau. Die weißhaarige hingegen blieb dennoch ruhig und in sich verschlossen. Sie sprach nie und man fragte sie auch nie. Das Mädchen war einsam gewesen, einsam und alleine und dennoch lebte sie noch.
„Wenn ihr mich fragt, sollte man das Mädchen in der Wüste aussetzen und dafür Sorgen, dass sie nicht gefunden wird“, schlug eine vor. Ihr Tonfall war bissig und hart gewesen. Die anderen Mädchen aber lachten nur, während sich die besagte einfach nur klein machte um möglichst wenig aufzufallen.
„Das sollte man mit ihr machen...aber Nael wird das sicher nicht zu lassen, der will sie nur verkaufen, das zählt für ihn“, seufzte Eine.
Die ganze Zeit über, musste die weißhaarige diesen Gesprächen lauschen, immer und immer wieder. Sie konnte die Augen kaum schließen, ohne Angst zu haben, am nächsten Tag nicht mehr aufwachen. Sie war immer die letzte gewesen, die einschlief und die erste die wieder aufwachte.
„Los steht auf, es geht auf den Markt“, rief Nael und machte sich schon bereit. Es dauerte nicht lange, da waren schon alle Mädchen fertig gewesen, sie waren es gewohnt in diesem Takt das zu machen und fragten schon gar nicht nach. Nach einem kurzen Frühstück ging es für alle wieder zurück zum Markt. Mittlerweile hatte der Regen aufgehört, was sehr komisch für diese Zeit war, aber es war nicht mehr zu ändern.
Nachdem Nael seinen Stand aufgebaut hatte, präparierte er alle seine Sklavinnen und wartete, wie jeden Tag darauf, dass die Männer her kommen würden.
„Wir haben eine Pechsträhne“, meckerte eines der Mädchen herum und blickte dann auf die weißhaarige. Sie war die Pechsträhne und keiner konnte ihr sagen, dass es nicht so gewesen war.
„Mädchen...Ruhe und bringt euch in Position“, sagte Nael leicht verärgert. Auch er hatte gemerkt, dass das Geschäft nicht mehr so gut lief, seit er ein bestimmtes Mädchen bei sich hatte. Anfangs hatte er angenommen, dass es anders sein würde, da sie so ein außergewöhnliches Aussehen hatte, aber er hatte sich geirrt. Die Menschen schienen Angst vor ihr zu haben oder verachteten sie, keiner wollte in ihrer Nähe sein, sich auf sie einlassen oder auch nur, die anderen Sklavinnen vom Stand kaufen. Langsam ließ der Händler seinen Kopf hängen, gut war es definitiv nicht gewesen. Stunden vergingen und immer noch war keiner da gewesen. „Kommt...bauen wir ab“, befahl er allen. Es hatte nichts mehr gebracht, würden sie noch weiter hier sein. Nachdenklich musterte er das Mädchen. Sie sagte nichts, sie stand einfach nur da, normalerweise schätzte er das bei einer Sklavin, aber bei dem Mädchen war es nicht so gewesen. Sie war sein Unglück und das sollte sie nun bereuen. Sie würde nichts mehr zu lachen haben.
„Wir würden gerne Eure Skalvinnen sehen“, sprach ein Mann. Auch er war älter gewesen und dennoch feiner angezogen, als die Anderen.
„Aber sicher mein, Gebieter“, nickte Nael und gab seinen Leuten ein Zeichen. Diese reihten schnell alle Sklavinnen auf und traten zur Seite. Endlich war wieder einer da gewesen, der sich für die Mädchen interessierte und möglicherweise auch eine von ihnen kaufte.
„Schaut doch, dieses Mädchen, sie ist gerade 17 Jahre alt, Jungfrau, ihre Haut ist weich und glatt...oder diese hier, sie ist 19 Jahre alt und hat die ersten Erfahrungen gesammelt, sie könnte jeden Mann verwöhnen“, stellte Nael sämtliche seiner Mädchen vor, bis auf eine. Die weißhaarige ließ er außen vor und als diese sich ebenfalls bei den Anderen aufreihte, wurde sie wieder zurück geschickt. Diesmal sollte sie nicht daneben stehen und den Interessenten vergraulen.
„Was sagt Ihr dazu?“, fragte Shimazu seinen Herrn und Meister.
„Ich weiß nicht...wir brauchen etwas exotisches...unser Prinz wird nicht an jedem Tag zum Pharao gekrönt“, warf Goza ein. Er war ein Diener des alten Pharaos gewesen und würde auch dem neuen als Berater dienen. Zusammen mit Shimon teilte er sich diese Postion, doch innerlich hoffte er immer wieder, dass er bald als Einziger Berater dem Pharao zur Verfügung stehen würde.
„Etwas exotisches?“, wollte Nael noch einmal wissen. Dann pfiff er nach seinem Diener, welcher die weißhaarige her brachte. „Vielleicht sehr Ihr euch diese an. Sie spricht nie und leistet gehorsam“, erklärte er und wies auf das Mädchen hin.
„Sie ist nicht schlecht...gehorsam ist sehr gut. Ich nehmen sie, sie wird ein Geschenk an den Pharao zu dessen Krönung“, meinte Goza. Er wusste, dass sein Geschenk mehr aufsehen erregen würde, als ein Anderes, zumal der künftige Pharao den Ruf hatte, dass er nicht so war, wie die anderen Menschen, die sich der Lust des Fleisches hin gaben. Nein, Atemu war anders gewesen und genau deshalb, würde sein Geschenk das Beste sein. Allerdings musste er es sich mit Akunadin teilen, da dieser erst auf die Idee gekommen war,