Allein wegen dir
ich wir werden vielleicht adoptiert“, grinste Seto bis über beide Ohren.
„Ja, ich weiß, aber was ist mit mir?“, fragte das Mädchen leise und mit einem Hauch Traurigkeit.
„Mach dir darum keine Sorgen“, fing Seto an. Ihm fiel eben erst auf, dass er Kisara vergessen hatte und nun musste er sich etwas einfallen lassen, damit er das Mädchen wieder besänftigen konnte. „Es ist einfacher, wenn er zuerst nur von zwei Kindern etwas weiß. Sobald er mich und Mokuba adoptiert hat, werde ich für dich ein gutes Wort einlegen, dann holen wir dich auch raus, versprochen“, lächelte Seto.
„Verspochen“, nickte Kisara. Dann wiederholten es alle drei noch einmal und gaben sich die Hand darauf. „Versprochen ist versprochen und wird auch nie gebrochen“, riefen die drei Kinder und lachten gemeinsam.
„Du hattest es versprochen“, sagte Kisara, nun stand sie wieder auf und sah Seto an. Er hatte sie belogen, die ganze Zeit über und dann erinnerte er sich nicht mehr an sie. Es war schlimm, sehr schlimm gewesen. Sie hatte ihm vertraut und blieb dennoch alleine.
„Ich weiß“, murmelte Kaiba. Langsam konnte er sich auch wieder daran erinnern, vor allem wo sie es nun erwähnt hatte. Ein schlechtes Gewissen hatte er trotzdem nicht, viel eher zog er seine Augenbraue hoch und sah sie an. Warum mussten alle nur immer so sentimental sein und gleich mit dem Weinen anfangen?
„Es tut mir Leid, Kisara, wir wollten dich nicht vergessen, ehrlich“, sagte Mokuba leise, dem das alles viel näher ging, als seinem Bruder.
„Hört auf...hört bitte auf“, stammelte das Mädchen. „Ich will nichts mehr von euch hören, ihr seid doch wie die Anderen, sobald ich nicht mehr gebraucht werde, werde ich fallen gelassen. Ich will das nicht mehr und euch sehen will ich auch nicht mehr“, fauchte sie. Dann drehte sie sich um und lief einfach los in das Gebäude.
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„Kisara...“, wiederholte Seth den Namen des Mädchen, welches ihm gegenüber stand. Noch immer verharrte seine Hand an ihrer Wange. „Du hast einen wunderschönen Namen“, fügte der Priester hinzu. Und er hatte Recht gehabt, ihr Name war außergewöhnlich und schön gewesen.
„Es ist mein Name“, murmelte das Mädchen leise und wandt sich bei seinen Berührungen. Er konnte merken, dass es ihr nicht gefiel, so von ihm angefasst zu werden, auch wenn es nicht schlimm gewesen war.
„Hmmm?“, murmelte er und musterte das Mädchen. Ihm fiel gleich auf, dass sie ein wenig mager war und dass sie nicht viel zu Essen bekommen haben musste. „Warte hier“, befahl er dann recht freundlich und ging aus dem Zimmer. Eigentlich hätte er Akunadin aufsuchen müssen und mit ihm über sie reden, aber jetzt war es ihm egal gewesen. Das Mädchen war schwach und sie musste dringend etwas zu Essen bekommen.
Schnell ging der Priester in die Vorratskammer, wo er sogleich auf seine kleine Freundin traf.
„Mana...hast du mich vielleicht erschreckt“, meinte er leise murmelnd und nahm einige Sachen auf ein hölzernes Tablett.
„Das war keine Absicht, hast du schon mit Akunadin gesprochen?“, fragte sie nach.
„Nein, er war nicht im Zimmer, dafür habe ich jemand anderen dort getroffen und bringe das Essen. Solltest du nicht üben?“, er musterte sie mit einem strengen Blick. Teils besorgt, dass sie es nicht schaffen würde die Tricks rechtzeitig zu beherrschen, aber auch teils nachdenklich, weil er sich wegen dem Mädchen nicht verplappern wollte.
„Wie du, mache ich eine kleine Essenspause. Die darf sogar ich mir gönnen“, grinste sie ein wenig. „Akunadin hat Besuch? Wer ist es?“, wie immer war Mana gleich neugierig gewesen, vor allem einen Tag vor der Zeremonie. Zu Atemu durfte sie nicht gehen, der war mit anderen Dingen beschäftigt, aber dies hielt sie nicht davon ab, sich mit Seth zu beschäftigen und mit ihm ihren Tag zu verbringen, auch wenn sie eigentlich üben sollte.
„Du bist gar nicht neugierig“, meinte der Priester und sah sie an. Ihm war bewusst, dass sie das nur fragte, weil sie wohl ahnte, dass sich alles nur um den Pharao drehte, aber da Seth selber nicht mehr wusste, konnte er ihr auch nicht viel sagen. „Es tut mir Leid, ich habe sie eben erst getroffen und sie ist ziemlich verschlossen, ich kann dir da nicht mehr sagen“, sagte er.
„Dann komm ich mit und frag sie“, schlug der Zauberlehrling vor.
„Das ist keine gute Idee, ich hab sie, nachdem ich ein Weilchen im Zimmer war, erst dazu bekommen, mir ihren Namen zu verraten. Lass mich das mal machen und mach dir keine Sorgen“, neckte er sie und ging schließlich an ihr vorbei.
„Seth...“, sie rief seinen Namen und warf mit einem Apfel nach ihm, dem er geschickt auswich. Ein wenig grinsend ging der Priester zurück in das Zimmer. Das Mädchen saß nun wieder am Boden, sie hatte die Beine an sich gezogen und war verängstigt gewesen.
„War jemand während meiner Abwesenheit hier gewesen?“, fragte er nach und schloss die Tür hinter sich. Als Antwort bekam er nur ein Kopfschütteln. Scheinbar war das Mädchen wieder still gewesen, so wie schon zuvor. Der Priester ließ den Kopf hängen und setzte sich schließlich neben sie, auf den kalten Boden. „Ich hab dir etwas zu Essen gebracht, hier nimm“, sprach er leise und reichte es ihr.
Zuerst zögerte Kisara noch, aber dann, als sie das frische Essen aus der Vorratskammer des Pharaos gesehen hatte, änderte es sich. Langsam fing sie an, dieses zu essen, während Seth sie von der Seite beäugte. Dies wurde dem Mädchen ein wenig unangenehm und sie blickte immer mal wieder auf den hohen Priester. Als sie dann fertig gewesen war, legte sie die ganzen Reste vor sich hin und schwieg weiter, aber nicht lange. Danach war das Wasser daran, hastig trank sie dieses aus dem Becher aus.
„Danke...“, murmelte sie leise und starrte auf ihre Beine. Sie hatte ein wenig Vertrauen zu ihm gefasst, was eher daran lag, dass er anfing sie, wie einen normalen Menschen zu behandeln. Er gab ihr zu Essen, als er merkte, dass sie Hunger hatte und das würden nicht alle Menschen machen.
„Wenn du noch etwas willst, also wenn du noch Hunger hast, dann sag es mir, ich werde dir dann wieder etwas Besorgen“, sagte der Priester.
„Ich habe nicht mehr Hunger“, sprach die weißhaarige leise. Man konnte merken, dass sie es nicht gewohnt war, viel zu reden und lieber weniger sagte.
„Erzählst du mir, was du hier machst?“, wollte er wissen. Nicht das er neugierig war, es war nur die Tatsache, dass Akunadin ein junges Mädchen in seinem Zimmer hatte, eine Person, von der er nichts wusste und doch das Gefühl hatte, sie zu kennen. Es war komisch gewesen, aber sie kam ihm so bekannt vor, ihre Haare, ihre Augen, alles war so vertraut gewesen.
„Ich...ich weiß nicht...ich war auf dem Markt...dann...wurde ich...gekauft“, stotterte sie ein wenig. Normalerweise tat sie dies nicht, aber wenn sie, wie hier, ein wenig aufgeregt war und das Gefühl hatte, das es falsch war zu sagen, woher sie kam bzw. wie sie her kam, dann fing sie an zu stottern.
„Schh...ganz ruhig. Du warst also auf dem Markt und dann wurdest du gekauft? Bist du eine Sklavin?“, fragte er sie ganz offen und bekam ein Nicken als Antwort. „Hmmm“, murmelte der Priester. Mit Sklavinnen hatte er bisher nicht viel am Hut gehabt, er hat sie immer gemieden und versucht sich nicht in der Nähe von einer aufzuhalten, aber nun änderte es sich. „Bist du wegen Akunadin hier?“
„Nein...“, murmelte sie nun auch leise. Dann, sah sie ihn kurz an, aber sofort drehte sie ihr Gesicht wieder weg. Ihr war bewusst, dass er nicht Pharao Atemu war und somit war sie nicht das Geschenk an diesen Priester. Sie war gespannt, aber auch nervös gewesen, den Pharao zu sehen.
„Was machst du dann in seinem Zimmer?“, wollte Seth wissen.
„Meinem Meister wurde gesagt, dass ich...dass ich an den Pharao gehen würde“, sagte Kisara leise und blickte wieder auf den Boden. Sie schämte sich das zu sagen, sie schämte sich, dass sie nur wie ein Stück Dreck behandelt wurde und eigentlich austauschbar war.
„Du bist nicht glücklich damit oder?“, stellte er erneut eine Frage. So langsam konnte man meinen, es war nur ein Verhör gewesen, was zwischen den Beiden war. „Ist es so schrecklich, dass du hier sein musst oder eher, weil du keine Sklavin bist?“
„Ich...“, sie fühlte sich nun wie ein offenes Buch, welches ausgerechnet einer der Priester am Palast lesen konnte. Sie hatte Angst gehabt, große Angst, dass er auch bald von ihrem Geheimnis erfahren würde und sie deswegen verurteilen würde. „Ich war in der Wüste zusammen gebrochen...danach beim Sklavenhändler und seitdem bin ich eine Sklavin“, meinte Kisara. Auch wenn sie versuchen würde es zu verschweigen, es würde nicht klappen. So wie sie den Priester einschätzte, war ihr klar gewesen, dass er es früher oder später erfahren würde, also hatte sie keine Nachteile, wenn sie es nun aussprach.
„Dann werde ich mit Akunadin darüber reden, warum du hier bist, wenn dies alles gegen deinen Willen geschehen war“, sagte der Priester und stand auf.
„Nein...bitte haltet ein, ich hab mich an dies Leben gewöhnt, etwas Anderes habe ich nicht mehr“, warf das Mädchen ein. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass sich jemand in ihrem Namen beschweren würde, das durfte sie einfach nicht zu lassen.
„Aber Kisara...du tust das nicht, weil es dein Lebensziel ist, es ist doch auch in deinen Augen falsch oder?“, fragte er nach. Nachdenklich musterte er das Mädchen und ihm fiel auf, dass etwas mit dem Mädchen nicht stimmte. „Warum warst du in der Wüste gewesen?“, fragte er nach.
„Ich suche jemanden, einen Jungen, er hat mir vor zehn Jahren das Leben gerettet, ich bin im dankbar und will mich erkenntlich zeigen und alles für ihn tun, was er auch verlangen mag. Wegen mir brannte damals sein Dorf ab und das nur, weil er mich aus den Händen von Banditen befreit hatte“, erzählte die weißhaarige