Shadownight
viele...?” Wie viele waren verletzt?
“Die Hälfte der Saalbesucher von heute Mittag.. Und.. Noch ein paar andere...”
“Werden sie durchkommen?”
“Nein.. Felia... Sie.. Sie sind schon tot.”
Einen Augenblick lang herrschte Stille – sogar der Wald war verstummt.
Dann sackte ich zu Boden und starrte entsetzt auf den Pfad.
Farn hing mir im Gesicht, doch ich ignorierte ihn.
Ich spürte, wie mein Bruder sich neben mich fallen ließ, und einen Arm um mich legte, ganz sanft. Und ich musste ihn etwas fragen, was furchtbar, aber wichtig war...
“Jemand, der uns nahe steht?”
Er schwieg eine ganze Weile, aber ich drängte ihn nicht. Das war für ihn genauso schwer wie für mich. Der Wind heulte, und der Regen setzte ein, während der Morgen endlich da war, und die Tiere des Waldes erwachten.
“Mutter.”, sagte Jamil nur.
Und mein Kopf sackte auf seine Schulter, die Augen leer und aufgerissen und ich war unfähig, mich zu bewegen.
“Und.. Vater.”
Das war das Ende.
Die Dämonen hatten gesiegt.
Es war vorbei.
Mein Bruder weinte leise, und irgendwann weinte ich auch, weinen, wie Vampire es taten. Ohne Tränen.
Doch der Regen lieh sie uns, und in diesem Augenblick waren zwei mächtige Vampire einfach nur noch... schwach.
Ich hatte weder auf die Zeit geachtet, noch auf den Regen, noch auf den Sonnenstand.
Ich wusste nur, dass, als ich den Kopf hob, es hell war. War es noch derselbe Tag? Oder doch schon der nächste?
Oder vielleicht sogar der übernächste?
Leere klaffte in meiner Brust, aber auch Hass.
Gewaltiger Hass.
Mein Bruder war stumm, und so hatte ich Zeit, endlich nachzudenken.
Wie hatte ich nur denken können, Dämonen wären vielleicht gar nicht so schlimm, wie sie immer dargestellt wurden?
Das waren Monster.
Barbaren.
Abschaum.
Und ich ballte meine Hände zu Fäusten.
“Das werden sie büßen.”, sagte ich leise, und stand auf.
Mein Bruder, immer noch so schwach, immer noch so fahl, sah mich an.
Seine Augen waren so leer wie mein Geist war. Meine Seele war.
“Wer?”, fragte er leise.
“Diese Höllengeschöpfe. Dämonen, wie sie genannt werden. Sie sollen sterben. Und es ist mir egal, was Elias sagt, es ist mir auch egal, ob ich ein Narr bin, und für nichts und wieder nichts sterbe.
Ich werde den Mörder unserer Eltern finden, und wenn ich bei dem Versuch sterbe, werde ich so viele Dämonen wie nur möglich mitreißen.”
Jamils Blick war weiterhin leer.
Ich wusste, er wollte was sagen, mir sagen, ich wäre zu arrogant, zu selbstsicher.
Er wollte mir sicher sagen, ich würde spinnen, und nicht einen einzigen Dämon töten.
Aber er schwieg, er war zu schwach, zu gelähmt.
Und ich blickte zum Himmel, und schwor mir, die Dämonen auszurotten, so wie sie es verdient hatten.