Piccolo und Jeneine

Kapitel 2

Sonnenstrahlen, die durch den Rollo hindurch kamen, hüllten das Gästezimmer in ein Dämmerlicht.
Ich hörte Son Gokus Familie unten lachen und meine Kaffeesucht machte sich bemerkbar. Ich wollte mich gerade aufsetzten, da ziepte etwas an meinem Hinterkopf. Verdutzt schielte ich über meine Schulter. Piccolo war gestern also doch noch irgendwann zurück gekommen und in der Nacht hatte sich seine Hand wohl irgendwie in meiner Frisur verfangen. Ich griff danach und schob sie beiseite. Piccolo schlug die Augen auf. Ganz da war er noch nicht, so verdattert wie er guckte. "Du wolltest meine Haare nicht loslassen", stupste ich mit meinem Zeigefinger gegen seinen. Dabei geriet ich irgendwie ins Straucheln, deshalb stützte ich mich mit meiner freien Hand neben seinem Kopf ab. Jetzt war er aber definitiv wach, so weit wie er seine Augen aufgerissen hatte. "Übrigens," legte ich meinen Kopf schief, "Guten Morgen!" Schon wieder war sein Gesicht mehr rot als grün. Direkt süß. "Morgen", stammelte er. Ich lächelte und kletterte aus dem Bett. Ja, der war wohl ziemlich verschossen. Andererseits hatte ich die Angewohnheit, in Dinge zu viel hinein zu interpretieren. Vielleicht war er weibliche Gesellschaft eben einfach nicht gewöhnt und verhielt sich deshalb so komisch. Doch als ich das Zimmer verließ und noch mal zu ihm schaute, wirkte er immer noch wie paralysiert. In meinem Bauch kribbelte es komisch. "Du kriegst gleich dein Koffein!", dachte ich, als ich in meinem kurzen Nachthemd die Treppe herunter ging.

Nach dem Frühstück begannen wir sofort mit dem Training. Wir mussten uns ja schließlich auf den Kampf gegen die Cyborgs vorbereiten. Son Goku bestand darauf, dass wir uns ins zwei Gruppen aufteilten. Natürlich waren er und Gohan stärker als Piccolo und ich, aber es kam mir so vor, als würde Goku in erster Linie dafür sorgen wollen, dass wir "ungestört" waren. Aber ob das so eine gute Idee war, wo Piccolo doch glaubte, ich wäre aus Porzellan?! Wie schon im Ring wich er mir die ganze Zeit nur aus. Ich griff ihn mit einem Halbkreisfußtritt zum Kopf an, den er fabelhaft blockte, doch er merkte zu spät, dass es nur ein Phantombild gewesen war und ich rammte ihm mein Knie in den Solarplexus. Besorgt sauste ich zu dem Trümmerhaufen, der vor Piccolos Aufprall ein großer Berg gewesen war. Mein Trainingspartner hatte sich zwar schon wieder aufgerafft, doch er hustete und ich erschrak darüber, wie viel Kraft in meinem ersten Treffer seit einer halben Stunde gesteckt hatte. "Geht's?", hielt ich ihn an der Schulter fest. "Klar!" Er grinste und klopfte sich den Staub von den Klamotten. "So, jetzt attackierst du mich und ich hüpfe in der Gegend herum!", schlug ich vor. Er sah nicht gerade begeistert aus. "Nur so lange, bis du dich revanchiert hast", versuchte ich weiter, ihn zu überreden.
"Wie heißt diese Ki-Attacke, die du beim Turnier benutzt hast?", lenkte er vom Thema ab.
"Ich hab keinen Namen dafür. Nenn sie doch Jeneines-geniale-extrem-tolle-Spezialattacke oder so?"
"Zeig mir, wie sie funktioniert."
"Na meinetwegen," seufzte ich. Hoffentlich hatte er wenigstens davon was.
Gegen Nachmittag wurden die Partner getauscht, Piccolo kämpfte jetzt gegen Son Goku, Son Gohan folglich gegen mich. Der kleine war echt gut, kein Vergleich zu seinem Freund Kuririn, der mir vor einer Woche das Preisgeld und die Silbermedaillie überlassen musste. Es machte eine Menge Spaß mit ihm zu trainieren, endlich konnte auch ich mal Gebrauch von ein paar Abwehrmechanismen machen. Leider war eine meiner Meidbewegungen nicht schnell genug und ich kassierte einen hübschen Aufwärtshaken, der mich direkt zwischen Piccolo und Son Goku schleuderte. Piccolo, völlig abgelenkt von meinem Sturzflug, ließ sich von Son Gohans Vater eine überbraten, und der Sayajin fand das überaus lustig. Ich schaffte es gerade noch, mich kurz über dem Boden abzufangen, da gab Piccolo seine neu erlernte Ki-Explosion zum Besten. Er führte seine Hände vor der Brust auseinander, ein großer Energieball bildete sich dazwischen, und als er seine Arme nach vorne ausstreckte, musste Goku seine Haarfarbe ändern, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Der Supersayajin schüttelte lachend den Kopf, als ich meinen 'Schüler' mittels Handzeichen lobte. Piccolo lächelte verlegen, ich zwinkerte ihm zu und kümmerte mich dann wieder um Son Gohan. Schon wieder dieses dubiose Gefühl im Magen. Was war denn jetzt schon wieder?! Zu niedriger Blutzuckerspiegel, oder was? Piccolo hatte solche Probleme bestimmt nicht, betrieb er doch offenbar Photosynthese, so wenig wie er futterte. Hm, irgendwie dachte ich immer an ihn, wenn ich Appetit hatte. Gohan holte mich diesmal aber schnell wieder zurück in die Realität. Ich bemerkte gar nicht, wie rasch die Zeit verging, als wir weitermachten.

Als die Sonne untergegangen war, beendeten Son Goku und Piccolo ihr Training, um die anderen beiden Z-Kämpfer aufzugabeln und dann zusammen nach Hause zurückzukehren. Son Gohan und Jeneine hatten sich im Gras breit gemacht und quatschten.
"Sag mal, Jeneine, warum hast du überhaupt an dem Turnier teilgenommen?"
"Wegen dem Geld. Damit ich nicht mehr bei meinen Eltern wohnen muss."
"Glaubst du nicht, dass sie dich vermissen?"
Die hübsche, junge Frau lachte bitter auf: "Nein, ganz bestimmt nicht!"
In diesem Moment landeten der Namekianer und Gohans Vater neben den beiden.
"Son Gohan, lass uns gehen!"
"Jah, Papa!", sprang der Junge auf, "Weißt du was, Jeneine hat mir versprochen, dass sie mir das mit den Parabel-Nullstellen erklärt!"
"Mein Sohn, was zur Hölle sind Raparbel-Nullstellen?!"
"Höhere Mathematik!", grinste Jeneine, als sie sich fest vom Boden abstieß, fast zeitgleich mit den anderen. Sie war wunderschön anzusehen, ihr Pferdeschwanz betonte ihr hübsches, ovales Gesicht, über dessen Stirn die Fransen ihres schräg geschnitten Ponys flatterten, sie hatte eine sportliche, feminine Figur, verpackt ihn Hüftjeans und T-Shirt und ihre verführerischen, vollen Lippen formten ein Lächeln. Sie war immer so gut gelaunt, so als wäre sie noch nie in ihrem Leben enttäuscht oder verletzt worden. Piccolo schaffte es gerade noch, einem entgegenkommenden Adler auszuweichen. Son Goku und Son Gohan, die das Ganze beobachtet hatten, lachten sich kaputt. Jeneine, die wissen wollte warum, drehte sich um. Neugierde funkelte in ihren schmalen Augen, doch sie erblickte nur noch zwei Sayajins, die sich vor Lachen die Bäuche hielten und Piccolo, der sich sehr für die Landschaft interessierte. Goku flog, immer noch kichernd, neben sie heran.
"Was ist so lustig?"
"Der Witz ist leider schon vorbei," zuckte Son Gohans Vater mit den Schultern, "Aber, sag doch mal, auf was für Typ Mann stehst du eigentlich so?"
"Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Naja, du siehst doch super aus, mal schauen, ob sich einer für dich auftreiben lässt!"
Piccolo und Gohan unterhielten sich jetzt angeregt über Gohans Lieblingscomics.
"Naja, das Wichtigste ist, dass er mich liebt."
Goku nickte hektisch.
"Und ansonsten größer und breiter als ich, sonst krieg ich Komplexe!"
"Erzähl weiter!"
"Hhm... das Aussehen ist mir eigentlich gar nicht so wichtig, sollte halt kein Walross sein oder so was in der Art."
"Wie sieht es aus mit Individualisten?"
"Ich weiß, worauf du hinaus willst!", lachte Jeneine, "Aber, um deine Frage zu beantworten, alle meine Freundinnen sagen, ich hätte einen seltsamen Geschmack."
"Wieso, nach was schmeckst du denn?"
"Das wirst du bestimmt nicht herausfinden!"
"Na, ich kann später ja mal den Oberteufel fragen!"
Jetzt rammte sie ihm spielerisch ihren Ellebogen in die Seite.
Zwei Meter hinter Goku ging es gerade um Pokémon.
"Das Evoli muss dich sehr mögen, damit es sich zu Nachtara entwickelt - oh, Piccolo, ich glaub, die wollen was von dir!"
"Nein, nein, erzähl mir erst noch das mit den Power-Ups!"
"Öhm, na gut."
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