Fanfic: Ring des Todes
Kapitel: Ring des Todes
Ring des Todes
1565 Gordolon
Schnell, schneller wie Schatten, tanzten die Lichter über dem Moor auf und ab, vollführten große Kreise und blieben manchmal sogar starr am Fleck stehen. Langsam konnte er, Dragorn, erkennen, wie viele es waren, nämlich zwölf, unheimlich und beängstigend, fast wie Geister schwebten sie dahin. Dragorn tat ein paar Schritte vom Pfad, der durch das Moor führte, der ausgetrampelt und mit dunklem, schleimigem Gras bewachsen war, zurück, duckte sich beim Laufen leicht, um sich von der vielleicht nahenden Gefahr zu schützen. Hinter ihm ragte ein mächtiger Wald empor, dessen Stämme alt und knorrig und mit dichtem Moos bewachsen waren. Silbenmoorwald nannte man ihn und er entsprang den tiefen des Moores, was einst ein Stausee war, der schließlich durch den Wall gebrochen war, sich aber nicht ganz vom Land entfernt hatte. Mit der Zeit entstanden viele, kleine Teiche, die mit seltsamen Schilfpflanzen bewachsen und deren Wasser trüb waren. Durch diese Gewässer, so hieß es, streiften oft die gefährlichen Wächter des Höllenschlundes, ein schwarzer, wolkenverhangener Berg, der hinter den Sumpflanden aufragte und in dem eine Höhle geschlagen worden war, die viele Millionen Kilometer tief sein und in welcher der finstere König Kauladin seine Gemächer haben sollte.
Natürlich war das alles nur ein Hirngespinst der Bauern, die ihn hier hergeschickt hatten, um diesen verdammten Ring zu finden, der in einem der vielen Teiche gefallen war und dem Magie zugesprochen worden war. Seit Dragorn’ s Herr, der König der Gleishad – Gefildes, ihn abkommandiert hatte, den Dorfbewohnern beim Bau der Bauernburg zu helfen, hatte es nur Ärger gegeben, ständig wollten die einfachen Leute Gold- und Silbermünzen vom ihm stehlen, von denen er selber nur wenige besaß, oder es gab irgend ein Problem, das die Leute nicht alleine beheben konnten und so musste er sich jedes mal tierisch ins Zeug legen, um diesen nervenden Gestalten zu helfen, wie zum Beispiel letztens, als ein Pfeiler der Palisadenwand umkippte und einem der Dörfler im Schlamm begrub. Keiner konnte den Balken wegräumen und so musste Dragorn ran und sich in den Matsch werfen um den armen Kerl freizuschaufeln und den stamm wegzudrücken.
Aber das eigentliche Erlebnis, was ihn hierher brachte, war, als die Tochter des Goldschmiedes von ihrem Vater einen Ring mit angeblichen Zauberkräften erhalten hatte, die sich nur bei Vollmond zeigten. Diesen hatte sie bei einem morgendlichen Spatziergang durch den Sumpf verloren und natürlich war sie auch gleich zu ihm gekommen und hatte ihn angebettelt ihr zu helfen, da keiner der anderen Landsleute Kampferfahrungen hatten und es nachts hier nur so von Dämonen und Geistern wimmelte, hatte er schließlich zugesagt und war unter äußerst schwierigen Begebenheiten, die ihm anstrengend erschienen, zu den Ufern des Moores gelangt.
Dragorn duckte sich hinter eine besonders große und knorrige Wurzel und beobachtete die Lichter, die sich beim näherkommen als ziemlich menschliche Wesen entpuppten. Diese Menschen, schienen schwer bewaffnet und mit dicken Rüstungen bekleidet zu sein und man musste sich fragen, wie diese spindeldürr erscheinenden Gestalten so eine gewaltige Montur tragen konnten. Auch, das konnte Dragorn jetzt erkennen, waren die seltsamen, wie Glühwürmchen erscheinenden Lichter Fetzend von hellgelber Magie, welche sich in kleinen, leuchtenden Punkten um die Spitzen der gewaltigen Speere der Wesen drehten, und ein schummriges Licht aussandten. Es waren Reiter, auf teuflischen Gäulen, die still wie der Tot wankten und langsam, mit geisterhaft vorsichtigem Tempo ihre Wege durch den Sumpf fanden. Diese Reiter waren eigentlich keine Menschen mehr, erkannte Dragorn jetzt, wankte geschockt und mit Angstschweißausbrüchen auf der Stirn zurück, da es reitende Skelette in Rüstungen mit scharfen Eckzähnen waren, zwölf an der Zahl, welche die Leere in ihren Augenhöhlen gefangen zu halten schienen.
„Die Wächter des Höllenschlunds...“, stotterte Dragorn, schluckte und fühlte sich wie zu einer Salzsäule erstarrt, torkelte gefühllos zurück und stockte dann am ganzen Leib zitternd unter einer großen Kiefer, die schwarz und finster in den kühlen Nachthimmel aufragte.
Langsam versuchte er sich zu fassen, denn die Gestalten schien ihn gesehen zu haben, bewegten sich mit der genausten Präzision auf ihn zu während sie die Spieße in ihrer knochigen, bleichen Hand drehten und wendeten.
„Du musst es schaffen!“, sagte er mit gepresster Stimme zu sich selbst, während er versuchte die Muskelkrämpfe in seinem Körper zu bändigen. Stockend bewegte er die Hand, wie als würde er nur für Sekunden aus der Lähmung erwachen, zu seinem breiten, ledernen Gürtel, an dem sein Sarazenenschwert geheimnisvoll prangte.
Aber kurz bevor er den Griff erreicht hatte, jagte ein ohrenbetäubender Schmerz durch seinen Arm, von der Hand aus bis zur Schulter und in seinem Inneren schien etwas fürchterlich laut zu knallen und dann alles leicht zu werden. Die Verkrampfung aus seiner Hand lies augenblicklich, aber mit einem schmerzhaften Knacken nach und er konnte sein Schwert völlig packen, es schwungvoll aus seiner Scheide ziehen und seinen kurz aufblitzenden Glanz bewundern. Seine Augen blinzelten ungläubig , als seine Angst völlig nachließ und eine ungewohnte, fast spöttische Kühle weiderkehrte. Ein Lächeln, vielleicht das erste seit zwei Tagen, huschte über seine Lippen und blieb da für einen ungezwungenen Augenblick haften.
Noch immer hielten die unheimlichen Reiter mit den flammenden Speeren auf ihn zu, doch jetzt waren sie nicht mehr für ihn unheimlich, sondern einfach nur noch Skelette, in denen noch ein Funken Leben steckte, das er jetzt einfach aushauchen konnte. Ein leichter Windstoß blies seine langen, schwarzen Haare auseinander und sie ordneten sich wie von alleine wieder hinter seiner Schulter. Der erschöpft grinsende Gesichtsausdruck blieb und er ließ das Schwert in einer Übung kurz durch die Luft sirren, und trat in Kampfstellung, während ihm der erste Reiter schon sehr nahe gekommen war.
In einer einzigen, blitzschnellen Sekunde stach der Wächter mit seiner magischen Waffe nach im, die viel länger als zuvor zu sein schien und zerfetzte sein Hemd. Fast währe er, Dragorn, es gewesen, der zerfetzt worden, währe, wenn er nicht eilig gehandelt hätte und ausgewichen wäre.
Nun hielt der Dunkle in der geschickt ausgeführten Bewegung Inne und zischte dem bereiten Krieger zu:
„Ein schöner Tag zum sterben, nicht wahr?“
Das Geräusch, was er beim Sprechen machte, war höllisch und hörte sich an, als währe ein Eiswürfel in einem Glas mit Wasser zersprungen.
Schon das nächste Rühren des Teufels, hätte den Ringsucher töten können, da sich die Lanze in einem unaufmerksamen Moment seinerseits in seine Brust gebohrt und Rippen zerstoßen hatte, die sich nun mit einem Film aus giftigem Eis umschlossen fühlten. Das war die Magie der toten Wächter. Der Schmerz explodierte in seiner rechten, nun stark blutenden Brust und begann sich weiter in ihm auszubreiten.
Dragorn presste das Leid in einem einzigen, aber langandauernden Schrei heraus, versuchte gegen die Magie anzukämpfen, während er den breiten, hölzernen Pfahl mit einem Ruck aus sich herausriss und dicker, Blutstrom aus der Wunde schoss und er fast die Besinnung verlor, doch ein Schlag mit dem Speer des zweiten Reiters gegen seine Schläfe, riss ihn aus seiner Besinnungslosigkeit und ein dröhnen drang durch die linke Seite seines Kopfes und er vernahm das leise Geräusch von zu Bruch gehenden Knochen.
„Jetzt noch nicht!“, brüllte der zweite Reiter dem ersten mit der eisigen Stimme zu, „Wir wollen noch unseren Spaß mit dem Kerlchen hier haben!“
Die nächste Geste des Dunklen, lies Dragorn erstaunen, denn der Teufel legte doch tatsächlich die Hand auf seine Brust, drang in ihn ein wie durch nichts, befühlte den Schlag des Herzens, umklammerte es schattenhaft und riss es mit einer fast sanften Handbewegung heraus, doch seltsamerweise verlor der Ringsucher kein blut und erlitt auch sonst keinen weiteren Schmerz, eher wurde ihm der alte genommen und kein Gefühl war mehr in seinem Körper. Alles erschien ihm unheimlich, doch damit kümmerte er sich nicht mehr, da war nur noch diese durchdringende Leere in ihm, die ihn zu bestrafen schien und sein Leben in Ketten hielt und ihn einfach nicht sterbend zusammenkrachen ließ.
„Nun bist du ein Unsterblicher!“, gurrte der Reiter mit diesem leichten, hohlen Zischen in der frostigen Stimme und grinste hämisch, „Du wirst nun tun, was wir von dir verlangen, oder dein Leben auf dieser Welt ist für immer verwirkt, Diener!“
„Und so lange wir dein Herz in der Hand und deine Seele in Ketten halten, bist du es... Unser Diener! Willenloser! Schmarotzender Untertan!“, schallte der dritte und machte eine wegwerfende Geste mit der knochigen Hand, „Du wirst uns in den Höllenschlund folgen und uns deinen Körper zum spielen überlassen, oder du siehst kein Tageslicht mehr... Ach und geb mir dein Schwert! Es ist gut, ich werde es gebrauchen können!“
Willenlos warf Dragorn es ihm zu, wobei seine Muskeln schlaff und wie tot erschienen. Das Skelett fing die Waffe in der Luft auf und betrachtete es kurz, warf es aber dann doch in einen der sumpfigen Tümpel, spuckte und schüttelte den Kopf.
„Schlechtes Material! Brauche es doch nicht... Was hast du sonst noch bei dir, Unsterblicher?“
Der Ringsucher lies seine Arme am Körper herunterbaumeln und der lederne, kleine Rucksack rutschte ihm von den Schultern, landete mit einem dumpfen Scheppernd auf dem Boden. Danach öffnete er ihn gehorsam. In ihm befand sich eine Flasche Wasser, ein harter Kanten Brot, eine angebissene