At the cemetery
I found you
First and last
At the Cemetry
Es war bitter kalt. Schnee bedeckte die umliegenden Baumwipfel, drückten die Äste schwer nach unten.
Der Wind peitschte die Schneeflocken umher, ließ ihre Wange und ihre Ohren vor Kälte glühen.
Ihre Hände steckten in ihrer Jackentasche, rot und taub.
Ihre Augen brannten, was allerdings weniger wetterbedingt war.
Das Grab war noch unberührt, die zentimeterhohe, weiße Pracht glitzerte im schwachen Sonnenlicht.
Sie hatte Kerzen mitgebracht. Eine für jeden Gefallenen.
Hermine bemerkte nicht wie die ersten heißen Tränen ihre brennenden Wangen hinunterliefen und dort langsam zu Eis erstarrten. Ihr Gesicht glich einer Maske, unbeweglich. Schmerzhaft.
Hier lagen sie alle. Ihre Freunde, ihre Feinde.
Menschen, die sie gekannt hatte, die sie kennen lernen wollte.
Allein unter der kalten Decke aus Schnee. In Vergessenheit geraten.
Dabei waren sie es gewesen, die die Schlacht von Hogwarts so sehr beeinflussten. Starben, damit sie überleben konnte.
Sie und noch viele mehr.
War das Opfer gerechtfertigt gewesen?
Wollte sie denn überhaupt leben, wenn so viele andere Menschen ihr Leben dafür hergaben?
Sie las die eingravierten Namen auf dem Stein der Ehrerbietung.
Ein unterdrücktes Schluchzen entfloh ihrer Kehle. Unnötig, denn niemand hier hörte sie
Sie war allein hier.
Niemand würde sie hier suchen, niemand sie finden.
So dachte sie jedenfalls.
Sie drehte abrupt den Kopf, als sie das Knirschen des Schnees vernahm.
Dort stand jemand. Groß, mächtig, in schwarz gehüllt.
Beinahe bedrohlich wirkte die Gestalt, wäre nicht eine eigenartige Aura von ihm ausgegangen.
Und sie wusste mit Sicherheit, dass dort kein Feind stand. Niemand der ihr Böses wollte.
Sie wandte sich wieder um, fixierte weiter den Grabstein an diesem menschenleeren Friedhof.
Sie hörte die Schritte die ihn näher zu sich brachten.
Es war ein selbstbewusster Gang, majestätisch und drohend zugleich.
Sie kannte ihn, wusste wer er war.
Und sie lief nicht weg, schlug keinen anderen Weg ein, blieb stehen.
Hier vor ihm. Schutzlos. Ihre Mauer um sie herum war zusammengebrochen und noch hatte sie nicht genügend Kraft gehabt sie wieder aufzurichten.
Nun stand er still neben ihr. Für eine lange Zeit.
Betrachtete das Grab, betrachtete den Schnee. Den Ort. Sie.
Sah die winzigen Eiskristalle an ihren Wangen, die einst ihre Tränen gewesen waren.
„Granger.“ Er brach die Stille. Seine Stimme, brüchig und leise.
Sie wandte den Kopf, doch konnte sie sein Gesicht nicht sehen, verborgen unter der schwarzen Kapuze seines Mantels.
„Malfoy.“ Resignierend. Kein Gefühl in ihrer Stimme. Zerbrochen.
„Es tut mir leid.“ Es fiel ihm schwer diese Worte über seine Lippen zu bringen, doch sie waren aufrichtig und voller Reue.
Ein leichtes Lächeln breitete sich auf Hermines Gesicht aus.
Sie wusste wofür diese Worte standen, wusste, dass er es ernst meinte, wusste, dass es ihm viel Kraft kostete und wusste, dass sie ihm verzieh.
Sie sah ihn an. „Du warst ein Kind.“
„Ich war ein Verräter.“ Dunkel und samt seine Stimme. Voller Trauer.
„Du wurdest gezwungen.“
„Ich war voller Vorurteile.“
„Du wurdest so erzogen.“
„Ich bin ein Malfoy.“
„Du wurdest so geboren.“
„Du findest für jedes meiner Vergehen eine Ausflucht. Warum?“
Sie blickte ihm in das vor Dunkelheit verhüllte Gesicht.
„Wie gesagt, du warst einKind.“
„Und jetzt bin ich erwachsenen. Wie kannst du mir verzeihen?“
Hermine wandte sich ihm nun entgültig zu, ignorierte die Kälte, als sie die Kapuze vom Kopf des Slytherin strich.
Die blonden Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, waren länger als sonst. Seine silbergrauen Augen leuchteten.
Er stand vor ihr, ein großer Engel, schön und doch gebrochen.
„Die Zeit ist auch an mir nicht spurlos vorübergegangen.“
Sie nahm eine seiner Haarsträhnen zwischen die Finger, die ihm noch einen Augenblick zuvor frech in die Augen gefallen war, und legte sie hinter sein Ohr.
Er zuckte zusammen ob der Berührung ihrer kalten Haut auf seiner.
„Wie kannst du vergebenn, nach allem was ich getan habe?“
Und plötzlich fiel seine ganze Fassade in sich zusammen.
Sie sah den wahren Malfoy. Verletzlich und allein. In Furcht und voller Sehnsucht nach Vergebung.
Wie könnte sie ihm die Antwort verwehren? Wie könnte sie ihn jemals zurückweisen?
Wie könnte sie jemals darauf vertrauen neue Hoffnung zu finden?
Aber sie war eine Gryffindor und sie riskierte viel, indem sie ihm vergab.
„Du bist nicht mehr mein Feind. Du bist alles was mir noch geblieben ist.“
„Du hast Potter und Weasley.“ Er schüttelte den Kopf und wandte sich dem Grabstein zu.
Der Wind peitschte ihm die blonden Haare ins Gesicht und es war hoffnungslos zu versuchen sie wieder einzufangen und zu bändigen.
„Ich habe zu viel gesehen in dieser Zeit. Zu viele Dinge die ich vergessen möchte, zu viele Dinge die das Leben das ich kannte, zerstört haben.
Der Krieg war nur ein Teil davon. Ich habe mich nie richtig frei gefühlt.“
„Du hast ihnen die Freundschaft gekündigt.“, stellte er fest, ohne zu verhehlen, dass er nicht unbedingt unglücklich damit war.
Hermine warf ihm einen Seitenblick zu.
„Nein. Freundschaft ist das Einzige, dass ich ihnen bieten kann. Ich will mein Leben so leben, wie ich es für richtig halte.“
„Und was hälst du für richtig?“ Er wagte es nicht in ihre Richtung zu blicken.
Stumm fixierte er weiter das Grab, ohne es jedoch wirklich zu sehen. Er wartete auf ihre Antwort.
„Zu verzeihen. Ich habe gesehen wer du bist. Habe gesehen zu was du fähig bist.
Und ich habe gesehen, dass du nicht böse bist, dass du nicht wie dein Vater bist.“
„Doch bin ich viel mehr als du denkst.“
„Ich weiß.“
Er wandte sich ihr zu, blickte ihr in die Augen, voller Wärme und Zuversicht.
„Aber ich möchte es herausfinden.“
„Wie?“ Er war verwirrt. Eindeutig. Er runzelte die Stirn.
„Sag du es mir.“, bat Hermine und ging einen Schritt auf ihn zu.
„Granger.“ Er war nun wieder ernst. Sein Blick distanziert. Doch es schreckte sie nicht ab, nach alledem was sie gesehen hatte.
„Ja.“
„Ich bin ein Malfoy.“
Sie lächelte. „Ich weiß.“
„Ich bin ein Slytherin.“
„Deswegen.“
„Ich bin ein Verräter.“
„Das warst du.“
„Ich bin stolz.“
„Das bist du.“
„Und trotzdem willst du mich?“
Sie lachte. Warf ihr buschiges Haar nach hinten, blickte ihm in die Augen.
„Wer sagt das?“ Frech und fröhlich. Plötzlich.
„Ich weiß es.“ Ein selbstsicheres Grinsen stahl sich auf seine Mundwinkel.
„Dann haben wir ja alles geklärt, nicht?“.
„Ich denke schon.“ Er nickte.
„Und warum muss ich dann noch immer frieren?“
Sie war beleidigt. Eindeutig.
Malfoy lachte aus ganzem Herzen und schnell zog er sie in seine Arme und küsste sie.
Und wenige Minuten später stellte er sie als die neue Herrin von Malfoy Manor vor.