Do you really want to hurt me?

Aoi x Reita

Der "Fremde"

Benebelt öffnete ich die Augen. Die letzte Nacht war wohl alles andere als toll. Aber was wundert es mich noch? Ich wusste ja, was auf mich zukommt, denn es war reine Routine. Zögernd wollte ich aufstehen, doch meine Beine ließen es nicht zu. Sie waren noch nicht funktionstüchtig. Also viel ich wieder zurück ins Bett. Ein tiefer Seufzer entglitt meiner Kehle. Wie sollte ich jetzt aus dem Zimmer kommen, ohne das mein Vater mich bemerkt? Ich wagte noch einen Versuch und stand auf. Diesmal klappte es.
Wie spät war es eigentlich? Mein Blick viel auf die Uhr. 6.30 Uhr. Ich hatte also noch genügend Zeit. Um 8.45 Uhr würde der Unterricht beginnen.

Ich nahm neue Klamotten, welche ich anzog und schloss leise meine Türe auf. Langsam – fast wie in Zeitlupe, lief ich die Treppen nach unten. Meine Mutter war in der Küche, doch sie wollte ich genau so wenig sehen, wie meinen Vater. „Yuu?“ Ich zuckte zusammen. Meine Mutter wollte gerade wieder zum reden ansetzen, doch ich unterbrach sie. „Wo ist Vater?“ - „Er ist nicht hier. Ich weiß nicht wo er ist.“ Ich nickte nur, verschwand dann im Bad. „Yuu es kann so nicht weiter gehen!“ - „Lass mich in Ruhe.“ Wieso konnte ich nicht einmal in der Früh meine Ruhe vor ihnen haben? „Das mit deinem Vater tut mir leid, ich will ihm helfen, aber er lässt niemanden mehr an sich ran, du kennst ihn doch!“ - „Du bist doch genau so wie er.“ Schon seit einigen Monaten distanziere ich mich mehr und mehr von meinen Eltern. Meine Mutter hatte nichts besseres zu tun, als mit jedem x-beliebigen Mann ins Bett zu steigen. Warum ich davon wusste? Ich hatte es mit eigenen Augen gesehen. Mein Vater war nicht besser. Irgendwann wird sich auch seine letzte Gehirnzelle von ihm verabschieden. Und das alles nur wegen Alkohol.

Als ich mit dem waschen fertig war, ging ich aus dem Badezimmer und desinteressiert an meiner Mutter vorbei. „Yuu. Jetzt sei doch nicht so.“ Ich packte meine Sachen zusammen, zog mich an und ging fort. Ich weiß, dass es viel zu früh war, aber ich wollte keinen mehr sehen. Es tat verdammt weh so behandelt zu werden und das von seinen eigenen Eltern. Was hab ich in meinem Leben nur falsch gemacht? Es war noch dunkel und es begann zu regnen, doch dies interessierte mich nicht wirklich. „Yuu! Wo gehst du so früh hin?!“ Mit einem Murren drehte ich mich zur Geräuschquelle um und blickte in die auch nur halb offenen Augen meines Vaters. Der hat mir gerade noch gefehlt. Er packte mich am Handgelenk, doch ich riss mich gekonnt von ihm los und suchte das Weite. Ich wusste nicht wohin ich rannte, was mir auch völlig egal war, ich wollte einfach nur weg. Weg von meinen Eltern, welche mich schon seit Monaten wie Dreck behandelten.

In einem fremden Garten blieb ich dann hinter einem Busch sitzen. Dort war ich bestimmt sicher vor meinem Vater. Na ja, wer weiß ob er sich überhaupt die Mühe macht mich zu suchen. Ein seufzen entglitt meinen Lippen. „Hey, wer bist du? Was machst du hier?“ Ich sprang auf und wich ein paar Schritte zurück. „Du brauchst keine Angst haben, ich tu dir nichts.“, meinte mein gegenüber. Er hatte schwarzblonde Haare und trug ein Mundschutz, deswegen konnte man nicht viel seines Gesichtes erkennen. Aber das was man sah, war effektiv perfekt. „Was machst du hier draußen? Und das auch noch im Regen.“ Ich wollte antworten, doch es ging nicht. „Na ja egal, komm erst mal mit rein, du holst dir ja den tot.“ Da ich keine Anstalten machte meine Geschwindigkeit zu beschleunigen, musste der Fremde eben nachhelfen. Er stellte sich hinter mich und schob mich ins Haus.

„Du kannst dir ein Bad nehmen. Meine Eltern sind nicht hier, ich bring dir eben Klamotten.“ Wir versteinert stand ich noch an der Tür und sah dem Fremdling hinterher, welcher gerade die Treppen hoch rannte. Er war ziemlich nett und schien auch noch in meinem Alter zu sein. Diese Gedanken ließen mich leicht schmunzeln und ich bequemte mich dann doch endlich dazu, meine Schuhe und Jacke auszuziehen. „Hier. Das müsste passen. Ich lass dir schnell Wasser rein.“ Er drückte mir die Klamotten in die Hand und verschwand sofort wieder. Hatte er denn kein Sitzfleisch? Immer noch blieb ich an der Stelle stehen, bis der Junge wieder kam. „Ach ja. Mein Name ist Akira. Ich nickte nur, sah dann auf den Boden. „Und du?“ Ich antwortete nicht und sah weiterhin zu Boden. „Bist du Stumm? Kannst du nicht sprechen?“ Wieder sagte ich nichts, wusste selbst nicht warum.
„Hm...Ist auch egal. Geh jetzt am besten Baden.“ er begleitete mich ins Bad und ich schloss dann die Türe. Ich hatte ein komisches Gefühl bei einem fremden zu Baden. Ich entkleidete mich meiner Kleidung und stiegt dann in das warme Nass.

Als ich fertig war, zog ich den Stöpsel raus und stieg aus der Wanne. Dann griff ich nach einem Handtuch und trocknete mich ab. Es war so schön. Endlich wieder entspannen und-... „Alles klar bei dir?“ Ich sah zur Tür. Ich zog die Klamotten an, welche Akira mir gegeben hatte. Sie rochen so gut. Dann öffnete ich die Tür und ging raus. „Und ich dachte schon du wärst ertrunken.“, sagte er grinsend. Ich tat es ihm gleich und schmunzelte. Er nahm mich an der Hand und zog mich mit auf die Couch. „Hey...“ Ich sah zu ihm. Unsere Blicke trafen sich. Ungewollt wurde ich rot. „Wenn deine Stimme genau so hübsch ist wie deine Augen, verstehe ich nicht warum du sie nicht einsetzt.“ Was sollte das denn jetzt? „I-ich...“ - „Ich wusste es, du kannst es!“, sagte er und nahm seine Hand wieder weg.

„Es ist besser wenn ich wieder gehe. Ich bereite dir bestimmt nur Probleme.“ - „Ach was. Tust du sicherlich nicht.“ Ich grinste und stand auf. „Es würde nur wieder ärger geben, außerdem muss ich noch in die Schule.“ - „Mh...kommst du heute Abend nochmal?“ - „Ich...weiß nicht...ich..“ - „Ok, dann bis heute Abend.“ - „Ähhh...“ - „Ich freue mich~...“ Und schon wurde ich zur Tür geschoben. Dort zog ich meine Jacke und Schuhe an und drehte mich noch einmal zu Akira. „Mein Name ist übrigens Yuu.“ - „Schöner Name.“ - „Da-danke..“ Wir verabschiedeten uns und ich lief wieder weg.
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