Tears in Heaven
Tears in Heaven
Disclaimer: Ich besitze Ranma ½ nicht. Diese wundervolle Serie respektive dieser wunderbare Manga gehört Rumiko Takahashi und allen anderen, die sich das Recht auf die Vermarktung der Serie erkauft haben. Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld, sondern lasse lediglich meiner Phantasie freien Lauf. Der Titel der Geschichte spielt auf kein Lied an, das man während des Lesens hören könnte, sondern ist frei erfunden.
Das im Sonnenlicht bläulich schimmernde Tautröpfchen fiel behutsam von seinem Kleeblatt auf die braune, tonhaltige Erde hinab, versickerte, nachdem es in tausend kleine, in ihrer strahlenden Perfektion einem Diamant gleichenden Kügelchen zerbarst war, langsam in ihr, bis es schließlich auf ein unterirdisches, für menschliche Augen unsichtbares, unscheinbares Flüsschen traf, in dessen warmen Armen es sich mit den zahlreichen anderen Tautröpfchen verband und somit das Bächlein, dessen Strom stetig kräftiger wurde und nach wenigen Schritten bereits wieder an die Oberfläche trat, speiste, nur um kurz darauf in einen azurblauen See, in dessen kaltem Körper die von den warmen Armen umschlossenen Kügelchen in der Reflektion des Lichtes tausend prachtvolle Tode starben, mit in allen Farben erblühenden Blumen umringten Insel zu münden. Dorthin trieb das Tautröpfchen mit seinen tausend Brüdern und Schwestern, bis es schließlich von einem samtenen Finger aus der innigen Umklammerung gerissen wurde und für wenige Sekunden, getrennt von seines gleichen, auf den sicheren Tod wartete.
Geschmeidig floss das kalte Nass an der seidenen Haut der jungen Frau hinab, um wieder in den See zu tröpfeln. Nachdenklich betrachtete die blauhaarige Frau das nasse Element und den damit verbundenen, ewig währenden Kreislauf des Lebens, während eine leichte, angenehm kühle Brise den ruhigen See aufwirbelte, kleine Wellen erzeugend, und zugleich eine Strähne ihres prächtigen, blauen Haares in ihr Gesicht blies. Lächelnd strich sie diese wieder hinter ihr Ohr und blickte ihr Spiegelbild sehnsüchtig an:
Die ungetrübten Strahlen der hell scheinenden Sonne wärmten ihre blasse Haut und ließ sie in einem plötzlichen Wohlgefühl für wenige Momente all ihre Sorgen und all ihren Kummer vergessen. Genüsslich schloss sie ihre Augenlider, während sie ihre sinnlichen, roten Lippen öffneten und einen Seufzer freigaben, den die Winde bis an weit entfernten Gestaden tragen sollten. Sie spürte ihre Umgebung: der sachte Wind, der sie mit seinen samtenen Flügeln umfing und mit ihr spielte wie mit einem gefangenen Drachen; die wärmenden, Leben spendenden Strahlen der Sonne, die sie in luftige Höhen trugen; das wohltuende Gefühl des weichen Grases unter ihren nackten Füßen.
Das erste Mal in ihrem Leben war die junge Frau frei, frei von allen Verpflichtungen, frei von allen Erwartungen, frei von allem Druck; und doch war sie gefangen. Trotz ihrer Freiheit wusste sie, dass der Preis, den sie zahlen müsste, sie bis in alle Ewigkeit zu einer Gefangenen machen würde. An diesem wundervollen, bezaubernden Ort spürte sie die Freiheit, nach der sie sich immer gesehnt hatte. Ihr Körper, ihr Geist und ihre Seele waren frei, doch ihr Herz war gefangen. Eine einzige Träne entfloh ihrer geschlossenen Augen, perlte von ihren langen Wimpern ab und rollte langsam und zärtlich an ihrem Gesicht hinab, eine salzige Spur hinterlassend.
„Ist es das?“, fragte sie den alten See. „Ist es das?“
„Mein Kind, was weinst du?“ Zwar hatte die junge Frau das leise Kommen dieser Person nicht wahrgenommen, doch wusste sie bevor sie auch nur gesprochen hatte, dass sie an diesem wundervollen Ort war und auch, wer sie war, sodass ein trauriges Lächeln ihre Lippen umspielte. „Dies ist ein zauberhafter Ort, an dem Freude und Sorglosigkeit regieren. Was trübst du unseren wolkenlosen Himmel mit deinem Kummer?“
„Ist es das?", wiederholte die junge Frau traurig. „Ist es das, Mutter?“
Die schlanken Arme der älteren Frau schlossen sich liebevoll um den Körper der jüngeren Frau, zogen sie in eine herzliche Umarmung und führten sie, eine längst vergessene Wärme in der Brust der suchenden, wartenden Mutter ausbreitend, in schwindelerregende Höhen des unbeschreiblichen Glückes. Die süße Wiedervereinigung entlockte den geschminkten Augen heiße Freudentränen, aber so sehr sie sich auch freute, ihr Lächeln verblasste nach wenigen freudigen Momenten, denn die wiedergefundene Tochter erwiderte ihre herzliche Begrüßung nicht.
Die von einem wundersamen Stoff bekleideten Arme der jungen Frau hingen leblos an ihrer Seite, ihr trauriges Lächeln war einer bitteren Grimasse der Enttäuschung gewichen und ihre Tränen, die den beiden wunderschönen Frauen gemein waren, zeugten nicht von ihrer Freude, sondern von dem herzzerreißenden Gefühl der Verzweiflung, das sich langsam in ihrer Brust ausbreitete, ihre Sinne verstärkte und jedes so geliebte Detail des perfekten Landes in schwarzem Hass erstrahlen ließ.
„Mein Kind“, hauchte die ältere Frau erschöpft in das Haar ihrer Tochter, „du kennst die Antwort auf deine Frage bereits, nicht wahr?“
Die junge Frau umschlang das weiße Kleid ihrer Mutter, schmiegte sich an ihre Brust und weinte bitterlich in ihre Schulter. Die herzerweichenden Schluchzer ließen den Wind verstummen und die wohltuende Wirkung der lieblichen Sonnenstrahlen vergehen. Heiße Tränen fielen auf das Kleid, während Akane sich ihrer selbst schämte. Nicht, weil sie sich nicht des unerwarteten, aber wundervollen Wiedersehens freuen konnte oder weil sie ihren Tränen freien Lauf ließ, sondern weil sie sich von einem sonnigen Gefühl zu einer absurden Annahme hatte verleiten lassen: dass sie hier jemals glücklich sein könnte. Währenddessen strich die Mutter der Tochter liebevoll durch ihr wunderschönes Haar und versuchte, sie zu beruhigen.
„Hier, meine Liebe, bist du frei“, flüsterte sie sanft in ihr Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du hast nichts zu befürchten und nur dem Begehr deines Herzens zu folgen. Was weinst du also, Liebling?“
Die reizenden Worte besänftigten das wild schlagende Herz der jungen Frau und sie richtete ihre roten, tränennassen Augen auf die ihrer Mutter. Schweigend standen die beiden Frauen in einer starren Umarmung, bis sie schließlich wieder auf das Gewand ihrer Mutter blickte und ihre von Schluchzern raue Stimme leise erhob.
„Ich habe dich vermisst, Mama“, sagte sie leise. „Und ich will, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Und wie sehr dich auch Nabiki, Kasumi und Paps vermissen und lieben.“
Frau Tendo lächelte sanft und hielt ihre jüngste Tochter eine Armlänge von sich entfernt, sodass sie die Blüte ihrer Schönheit, die sie ihr gesamtes, kurzes Leben in dem jungen Mädchen gespürt hatte, voller Liebe betrachten konnte und führte ihre Hand ruhig und langsam unter das Kinn ihrer Tochter, diese liebevoll dazu zwingend, ihr in die Augen zu sehen. Dort jedoch sah sie, was sie am meisten fürchtete. Zwar verschwand ihr anmutiges Lächeln, das eine göttliche Kaiserin an Sanftmut und Liebe nicht zu übertreffen vermochte, nicht aus ihrem lieblichen Gesicht, doch richtete sich ihr verschleierter Blick in weite Ferne.
„Ich weiß, mein Schatz“, erwiderte sie sanft auf die Worte ihrer Tochter und deutete auf ihr Herz. „Ich kann es hier fühlen. Und auch ich vermisse euch. Warum setzen wir uns nicht, Liebling?“
Schweigend setzten sich die beiden Frauen nebeneinander auf das grüne, saftige Gras und blickten auf den blauen See. Vorsichtig ließ Akane die Füße im Wasser baumeln. Schließlich, als das Schweigen zu laut wurde, lehnte sie ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter und gähnte herzhaft, da die beruhigende Gegenwart ihrer Mutter all ihre Ängste genommen hatte, und fand den Mut, die Frage zu stellen, die ihr Herz zu zerreißen schien.
„Mama“, sagte sie und spürte, wie ihre Mutter den Kopf leicht zu ihr neigte. „Sind wir im Himmel?“
„Nein, Liebling“, antwortete ihre Mutter leise. „Du kannst nicht in den Himmel, solange dein Herz dich nicht ziehen lässt. Und du kannst auch nicht zurück in die Welt der Lebenden.“
Akane setzte sich langsam aufrecht hin und blickte ihre Mutter mit ihren großen, haselnussbraunen Augen an. Die ältere Frau konnte den Kummer und Schmerz, der darin zu sehen war, nicht ertragen, schloss mit einem gequälten Blick ihre Augen und wünschte sich, dass ihre Tochter wieder anfangen würde zu weinen. Dies, so meinte sie, wäre erträglicher als die unbeschreibliche Seelenqual, die ihre kleine Tochter in diesen unsicheren Momenten fühlte.
„Wer?“, fragte sie sanft, „wer ist es, nach dem dein Herz, dein ganzes Wesen verlangt? Nach wessen Gegenwart verzehrst du dich, mein Kind?“
„Ich, du weißt es vielleicht nicht, Mama, aber ich bin, ich bin verlobt und, ich, ich…“
„Schatz“, flüsterte sie und ließ ihre Tränen auf das Haar ihrer Tochter fallen, „du bist in der Blüte deiner Jugend, wunderschön und klug. Was hängt dein Herz an einem Mann, den du nur zur Erhaltung deiner Ehre hättest heiraten müssen? Hier, bei mir, bist du frei und wirst nie mehr leiden. Bleib bei mir, Töchterchen. Ich vermisse dich so sehr und auch für dich ist die Zeit gekommen.“
Doch in Akanes Augen entbrannte eine gewaltige Flamme der Hoffnung, die auch die tröstenden, verführerischen Worte ihrer Mutter nicht zum Erlöschen bringen konnte. Am fernen Horizont sah sie einen hellen, silbernen Streifen, der den neuen Tag ankündigte; denn hier, so war sich die junge Frau sicher, gab es keine Nacht, keine Angst und kein Leid.
„Mama, ich gehöre nicht hier hin! Ich würde nur Leid verspüren und so sehr ich dich vermisse, die Zeit ist nicht gekommen, dass wir wieder vereint sind!“
Die ältere Frau blickte ihre Tochter lange Zeit nachdenklich an. Dann lächelte sie traurig und nahm die