Seven Moons before dawn

beiden und doch gleichzeitig auch die Spannung, die in der Luft lag, waren förmlich greifbar. Es war still. Leise hörte man das so laut erscheinende Ticken der Uhr, das entfernte Wasserplätschern der heißen Goura-Quellen, doch all dies wurde nicht als störend empfunden. Bei genauem Hinsehen war hinter der Unsicherheit von Fearless etwas anderes: Einigkeit und gegenseitiges Verständnis auf einer nicht nachvollziehbaren Ebene.

Plötzlich ging die Tür auf, und Ritsu-Sensei, der als allseits strenger, wortkarger und zum Zynismus neigende, verschriene Direktor der Waffenschule trat ein. Fast synchron blickten Alex und Daisuke auf, tauschten einen kurzen Blick und sahen den Direktor erwartungsvoll an. Dieser jedoch bemerkte seine Gäste im ersten Augenblick gar nicht, sondern war in ein Gespräch verwickelt.

„Nein Nana, ich sage dir, ihn in die Organisation aufzunehmen ist gef- ... es interessiert mich nicht was Ritsuka Aoyagi sagt oder tut, es macht keinen Unterschied wer das Sacrifice ist. Soubi-kun gehört immer noch sich selbst, immer noch mir ... Natürlich habe ich als sein ehemaliger Lehrer Anspruch auf ihn! Komm später vorbei, ich habe jetzt keinen Nerv dir zuzuhören.“

Ohne in irgendeiner Art und Weise die Stimme erhoben zu haben, seufzte Ritsu-sensei leise und blickte dann auf, er hatte die Blicke seiner beiden Schüler wohl gespürt. Fragend sah er die beiden an. „Was treibt euch hierher, Daisuke? Ihr seid verbunden, na und?“ Gelassen setzte sich Ritsu an seinen Schreibtisch, zog eine Schublade auf und fing scheinbar nicht interessiert an ein Formular auszufüllen.

Daisuke sah seinen Schulleiter leicht verwirrt an. Höflich setzte er zur Antwort an, schaute jedoch kurz zu seinem Sacrifice, in wessen Gesicht man lesen konnte wie in einem offen herumfliegenden Tagebuch. Daisuke selber wusste vieles, doch eines nicht: Wie er und sein augenscheinlich leicht zu verschreckendes Sacrifice gerade zu dem Namen „Fearless“ gekommen waren, war ihm schleicherhaft. Und auch bei seinem Sacrifice spürte er wieder die leichte Verunsicherung, während Alex seinen Blick kurz erwiderte, dann aber wieder zu ihrer Namensstelle wanderte.

Nachdem Ritsu keine Antwort bekam, blickte er kurz auf, und erfasste mit einem Blick die Situation. Erneut schaute er auf das Formular, indem er die neuen Daten von Fearless eingetragen hatte, runzelte leicht die Stirn. Er hatte schon so viele frisch verbundene Paare gesehen ... doch mit diesem wusste selbst er wenig anzufangen. In diesem Team „Fearless“ schienen die klassischen Rollen getauscht zu sein: das Sacrifice wirkte unerfahren und hatte gerade einmal die Grundausbildung absolviert, Daisuke hingegen war eine der besten Schüler die er vorzuweisen hatte, er kannte ihn selber von Kindesbeinen an und hatte ihn teilweise selbst trainiert. Erneut betrachtete er das Blatt, schüttelte noch einmal fassungslos den Kopf, erhob sich von seinem Schreibstisch und trat zu einem Schrank rechts von ihm, augenscheinlich um das Formular einzusortieren.

„Da ihr beide anscheinend nicht in der Lage seit zu reden und die Stunde bei Nagisa geschwänzt habt - wird sie mich wieder zerreißen - möchte ich euch wenigstens bitten die beiden anderen, die sich zuzeit auf der Krankenstation befinden dürften, doch bitte zu mir zu schicken, ja?“, Ritsu wandte sich wieder den beiden zu. Leicht schmunzelte er. Anscheinend hatte er diesen Alex Sanders eingeschüchtert, er versteckte sich unmerklich hinter Daisuke. Dieser war, wohl seinem Instinkt folgend, aufgestanden und hatte sich mehr oder weniger demonstrativ beschützend vor den Grauhaarigen gestellt, der bis jetzt noch keinen einzigen Ton gesagt hatte. Scheinbar sprachlos saß er da, nicht einsehbar für Ritsu.

„Daisuke tut mir jetzt schon ein wenig Leid ... hoffentlich sind die Bande zwischen den neuen Paaren nicht so stark dass sie alle gleich vor Beschützertum überlaufen.“, dachte der Schulleiter zynisch. Laut kam ihm nur ein „Ihr könnt gehen, ist das nicht offensichtlich.“ über die Lippen. Ritsu wandte den beiden den Rücken zu. Kaum nachdem die Worte seine Lippen verlassen hatten, hörte man im nächsten Moment das Klacken und Schlagen der Tür. Er spürte noch den fragenden Blick Daisukes einen Moment lang in seinem Rücken, doch dann machte sich auch dieser auf den Weg.

Misaki hatte sich derweil zu Faithless gesellt und war auch seit Beginn den Unterrichts nicht auf ihren ursprünglichen Platz zurückgegekehrt. Warum auch? So unfreundlich und herablassend wie sie verrufen waren schienen Faithless überhaupt nicht zu sein. Misaki saß neben Hana, schaute leicht träumend aus dem Fenster und hörte Nagisa-senseis immer noch andauerndem Geschrei nur mit halbem Ohr zu. Noch immer machte sie sich leichte Sorgen um Tari und Daisuke. „Höchstwahrscheinlich schwänzen die beiden einfach und nehmen sich irgendwo hier auf dem Gelände eine Auszeit“, dachte sie zynisch. Sie fragte sich sowieso warum diese beiden Blindgänger noch nicht zu einander gefunden hatten, dabei war es doch so offensichtlich. Leicht unverständlich schüttelte Misaki den Kopf und wandte den Blick wieder der Klasse zu, die sich allgemein in einem halb träumerischen, nur körperlich anwesenden Zustand zu befinden schien, als plötzlich ein Geräusch neben ihr Misakis Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

Hana kicherte leise. Auch der braunhaarige Kohaku, wie Misaki vorhin seinen Namen erfahren hatte, lächelte leicht angesichts seines Sacrifices. „Was ist denn mit euch los?“, flüsterte Misaki leise, interessiert. Da Hana offenkundig zu sehr damit beschäftigt war sich auszukichern, antwortete Kohaku ihrerstatt. „Hast du es denn noch nicht mitbekommen? Ein neues Paar soll sich heute morgen gebildet haben, und was macht das Sacrifice? Bricht erstmal zusammen.“, ruhig schilderte Kohaku weitere Einzelheiten des Gerüchts, welches hier gerade die Runde machte. „Sie soll in der Krankenstation liegen.“

„Sie?!“, schoss es Misaki durch den Kopf. Plötzliche Sorge keimte wieder in ihr auf und merkliche Blässe zeichnete ihren ohnehin schon blassen Hauttyp. „Stimmt etwas nicht?“, bemerkt nun auch Hana Misakis Veränderung. „Nein ... alles in Ordnung ...“, murmelte sie leise und wandte leicht den Kopf ab. Auch der wolkenlose Himmel und der sanfte Wind, der die Gräser im Sonnenschein wiegte konnte ihre Gedanken nicht zur Ruhe bringen. Ihr Gedanken rasten.

Was, wenn Daisuke und Tari sich verbunden hatten? Beide fehlten im Unterricht. Misaki war sich sicher dass es Tari war die zusammengebrochen war. Gott, sie fühlte sich so einsam ... Hilflos schaute Misaki zur Uhr, worauf ihr Blick sich noch weiter verdunkelte. Definitiv, diese Stunde dauerte viel zu lange.

Alex hatte auf Daisuke ein paar Meter hinter der Direktorstür gewartet. „Ich hätte niemals gedachte dass der so einschüchternd sein kann ... irgendwie mag der mich nicht.“, sagte Alex leise und schaute aus dem Fenster. Bei so einem schönen Wetter drin zu sein verschlechterte definitiv seine angeschlagene Laune, soviel stand fest. Auch Daisuke schien es nicht besser zu gehen, doch dieser sah Alex einen Moment lang nur verwirrt an. Dann jedoch ein leises Lächeln über die Lippen, und er klopfte seinem Sacrifice aufmunternd auf die Schulter. „Ach Quatsch, er doch nicht. Und jetzt komm, wir müssen noch zur Krankenstation.“ damit zog Daisuke Alex mehr oder weniger, man merkte ihm an dass er es eilig hatte.

Noe saß mit besorgtem Gesichtsausdruck am Bett ihrer Partnerin. Ihr Name war wieder verblasst, der Verbundenheit und unendlichen Freude war jedoch die Besorgnis um Tari gewichen. Seimei hatte sie es ihr beschrieben wie sich so eine Verbindung anfühlte, doch erst jetzt als sie ihr Sacrifice, welches sie nicht hatte beschützen können, dort so zerbrechlich wirkend liegen sah, begriff sie. Begriff sie, wie wenig sie damals begriffen hatte. Auch wenn sie dachte sie hätte verstanden, so hatte sie nicht, war sie begriffstutzig gewesen? Ein weiterer Blick in Taris zerbrechlich wirkendes Gesicht gab ihr die Antwort: Nein ... dieses Gefühl der Verbundenheit überstieg selbst nun, in jenem Moment ihren Horizont.

Lautes Getrappel, die Tür zum Krankenzimmer schlug auf. Abrupt hob Noe den Kopf und sah zu ihrer Verwunderung zwei Jungen in ungefähr ihrem Alter hereinstürmen. Suchend blickten sie sich um, wobei der Blonde einen entschlosseneren Eindruck zu machen schien als der Grauhaarige hinter ihm. Letztendlich fiel sein Blick auf Noe und schließlich auf Tari; seinem entschlossenen Ausdruck wich Entsetzen. Bestürzt trat Daisuke an Taris Bett, fassungslos starrte er sie an. Ohne Noe auch nur eines Blickes zu würdigen, fasste er Tari leicht an der Schulter und schüttelte sie sachte.

Noe beobachtete all dies mit wachsender Besorgnis, ihr Beschützerinstinkt brannte wohl mit ihr durch. „Sag mal bin ich vielleicht ein fliegender Geist oder bin ich so leicht zu übersehen?!“ Untypisch für Noe zierte ein wütender Gesichtsausdruck ihr Gesicht. Daisuke drehte sich zu der Schwarzhaarigen um. Leicht runzelte er die Stirn. Er war schon so lange hier, doch dieses Gesicht war ihm gänzlich unbekannt. Noch immer ruhte seine Hand auf Taris Schulter, doch er musterte Noe. Alex hingegen hielt etwas Abstand und beobachtete die beiden Mädchen neugierig, schließlich kannte er sie beide nicht.

„Öhm, ich bin ihre Waffe, falls es dich interessiert, und ich würde dich bitten mir zu sagen was du von ihr willst.“ Mühsam beherrscht schien Noe versuchen die Fassung zu waren. Einen Augenblick lang war sie erschocken über sich selbst, so kannte sie sich und ihr ruhiges Naturell überhaupt nicht. War das wirklich sie?! „Hoffentlich liegt es nur daran, dass wir frisch verbunden sind“, schoss es ihr durch den Kopf, während sie Daisuke weiter schon beinahe mit einem versteinerten Gesichtsausdruck anstarrte.

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