Fanfic: Der Magier im schwarzen Netz

Kapitel: Kapitel 1

Nachdenklich faltete Shinichi die Zeitung zusammen. Kaitou Kid war seltsam. Nach dem Tod von Aoko Nakamori hatte es zwei Monate lang keinen Raubzug gegeben. Zwei Monate, in denen er wie vom Erdboden verschluckt war, bis eine Nachricht die Polizei gestern Abend erreicht hatte. Die Ankündigung war nicht veröffentlich worden, aber Shinichi hatte sich Kids Rätsel von Inspektor Megure geben lassen. Das Leben war schon einfach, wenn man wieder groß war.
Grübelnd holte er eine Kopie der Nachricht hervor und las diese erneut durch.

Am Tag des größten Unglücks
Während der zweiten Magischen Stunde
werde ich
Die Tränen der Prinzessin trocknen.

Mit freundlichen Grüßen
Kaitou Kid

Shinichi wurde in seinen Gedankengängen gestört, als es an seiner Haustür klingelte. Seufzend erhob er sich. Wer wollte denn schon so früh am Morgen etwas von ihm? Er öffnete die Tür und bekam den Schock seines Lebens.

Grübelnd runzelte Saguru Hakuba die Stirn. Kaitou Kuroba hatte sich verändert seit vor zwei Monaten Aoko Nakamori bei einem von Kids Raubzügen von einem Hochhaus gefallen war.
Wenn der Blonde Halbjapaner allerdings mit seiner Vermutung richtig lag, dann war Kuroba als Kid direkt dabei gewesen. Umso tiefer musste der Schock für den Braunhaarigen sitzen.
Saguru war bei diesem Raubzug nicht dabei gewesen, da er wegen familiärer Angelegenheiten in London zu tun gehabt hatte. Er hatte nur die Filmaufnahmen eines der Fernsehteams gesehen und es war schrecklich.
Das Team hatte Kid mit ihren Kameras verfolgt. Zunächst war er auf dem Dach des Haido-Hotels gelandet und dort verschwunden. Doch nur ein paar Minuten später, als die Menschen schon gehen wollten. War er wieder in einer Rauchwolke aufgetaucht. Er war mit seinem Drachen losgeflogen, direkt zum Dach eines der gegenüberliegenden Hochhäuser.
Und dann war plötzlich Aoko im Bild erschienen. Fallend. Kid war zu ihr geflogen, um sie aufzufangen, doch er hatte sie nur knapp verpasst.
Auf Anweisung der Polizei und insbesondere Ginzo Nakamoris war den Sendern die Ausstrahlung dieser Bilder verboten worden. Völlig zurecht wie Saguru fand. Als der Blonde am nächsten Morgen den Klassenraum betreten hatte, war ihm sofort Kurobas Schweigen aufgefallen.
Seitdem hatte er den jungen Magier in Ruhe gelassen und Kid war zweit Monate auch nicht mehr aufgetaucht. Umso überraschender war es für ihn gewesen, eine Nachricht von ihm in der Morgenausgabe zu lesen.
Sofort war Sagurus Jagdinstinkt geweckt worden und er verfolgte den Oberschüler seit dieser die Schule verlassen hatte. Natürlich in gebührendem Abstand.
„Kaito, so eine Überraschung!“, der Braunhaarige sah auf und Saguru folgte dem Blick des Schülers. Ein alter Mann stand vor dem Magier und sah ihn freundlich an.
„Jii, was machst du denn hier?“
„Ich muss zur Bank, sonst gehe ich heute Abend hungrig zu Bett“, der alte Mann lachte und auch Kaitou rang sich ein kleines, ehrliches Lächeln ab.
In Gedanken ging Saguru schnell alle Informationen durch, die er über Kaitou Kuroba besaß. Der alte Mann war Konosuke Jii, ehemaliger Assistent und Haushalter des Magiers Toichi Kuroba. Und ebenso ein guter Freund des vermutlich neuen Kaitou Kid.
„Ich begleite dich.“
„Ach, das brauchst du nicht“, trotzdem setzte sich der Mann in Bewegung und protestierte nicht, als Kaitou sich neben ihn gesellte.
Saguru folgte den beiden zur nächsten Bank und schlich sich selbst hinein. Er stellte sich an einen Geldautomaten und tat so, als wäre er zutiefst beschäftigt. Jii derweil ging zum Schalter um sein Konto ein wenig zu erleichtern. Kaitou stand abseits und wartete. Dann gingen die Glastüren auf und zwei Männer ganz in Schwarz mit Skimasken auf dem Gesicht betraten die Bank.
Sie fielen Kaitou sofort ins Auge und auch Saguru hatte sie bemerkt. Der Blonde steckte unauffällig eine Hand in seine Hosentasche und benachrichtigte mit der Kurzwahltaste die Polizei. Es würde nicht lang dauern und die ersten Streifenwagen waren hier.
„Alle auf den Boden!“, schrie einer der Männer, hob eine Waffe und schoss in die Luft. Die Leute schrieen und warfen sich auf den Boden. Einige Kinder schluchzten leise. Auch Kaitou hatte sich flach auf den Boden gelegt und ließ seinen Blick vorsichtig durch die Bank schweifen. Dadurch entdeckte er Saguru, der seinen Blick auffing und ihm zunickte. Also war die Polizei schon unterwegs.
Kaitou drehte den Kopf leicht zu Jii. Neben dem Mann lag eine Frau, die sehr verängstigt schien.
„So beruhigen Sie sich doch“, Jii versuchte alles, um der Frau ein wenig die Angst zu nehmen.
„Ruhe, alter Mann!“, einer der Männer kam auf Jii zu, die Waffe im Anschlag. Kaitous Herzschlag beschleunigte sich. Hoffentlich war die Polizei bald da! Nervös ballte er seine Hände. Ihm fiel beinah ein Stein vom Herzen, als er die ersten Sirenen hörte.
„Ich wollte doch nur-“, versuchte Jii sich zu verteidigen, doch der Mann unterbrach ihn unwirsch: „Ich sagte Ruhe!“
Ein Schuss. Entsetzt blickte Kaitou auf Jii, der ihn mit geweiteten, toten Augen anstarrte. Blut lief ihm über das Gesicht. Kaitou zitterte. Er konnte es nicht fassen. Jii!
Die aufgeregten Stimmen und Schreie drangen kaum noch zu Kaitou hindurch. Er bekam nicht mit, dass die Polizisten mittlerweile angekommen waren und die Räuber festgenommen hatten. Sein Blick heftete sich auf Jii. Langsam näherte er sich ihm und nahm eine der faltigen Hände in die Hand.
„Jii“, seine Stimme war leise. Er spürte den Druck hinter den Augen und es war ihm egal. Die Tränen tropften auf seine Hand und er ignorierte es.
„Jii!“
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er sah nicht auf.
„Komm, Kuroba“, von irgendwoher kannte er die Stimme, doch er konnte sie nicht zuordnen. Er wurde hochgezogen und weggebracht. Bevor er die Bank verließ, sah er noch einmal zurück. Jii.

Gelangweilt starrte Heiji Hattori aus dem Fenster der Bahn. Er fuhr zusammen mit Kazuha nach Tokyo, um Shinichi und Ran mal wieder zu besuchen. Es war unwirklich dem Oberschüler gegenüber zu treten, wenn der kein laufender Meter war.
„Heiji! Heiji!“
„Mhm?“, der Jugendliche sah zu Kazuha, die ihm eine Zeitung vor die Nase hielt.
„Was ist denn?“, er versuchte noch nicht einmal die Langeweile aus seiner Stimme zu verdrängen.
„Sieh dir das mal an“, sie deutete auf die erste Seite. Ein Bild war darauf abgebildet, ein Bild von dem wohl arrogantesten magischen Dieb aller Zeiten. Nun neugierig geworden sah er auf und riss ihr die Zeitung fast aus der Hand.
„’Kaitou Kid macht wieder Jagd’?“, schnell blätterte er zur angegebenen Seite und las sich das Rätsel durch.
„Zur zweiten magischen Stunde?“
„Was heißt das denn?“, Kazuha las sich den Artikel erneut durch, „Wirst du daraus schlau?“
„Nein. Vielleicht hat Kudo ja schon eine Ahnung.“
„Vergiss nicht, Heiji. Wir fahren nach Tokyo, um Urlaub zu machen. Wehe du lässt dich wieder in irgendeinen Fall reinziehen!“
Unwohl wand sich Heiji ein wenig. Musste Kazuha ihn so bestimmt ansehen? Er machte das doch nicht mit Absicht!
„Ist ja schon gut“, seufzend starrte er wieder aus dem Fenster. Gerade jetzt, wo Kid nach zwei Monaten wieder aufgetaucht war. Menno, da ging der ganze Spaß flöten!

Ausgelaugt ließ sich Kaitou an der Tür seines Zimmers hinuntergleiten. Ihm war kaum bewusst, wie er hier angekommen war. Anscheinend hatte Hakuba nach Hause geleitet. Seine Mutter war sehr besorgt um ihn gewesen, aber er hatte kein Wort gesagt.
„Kaitou?“, sie klopfte an die Tür, doch er antwortete nicht. Die Tränen liefen unaufhaltsam über seine Wangen. Erst Aoko und jetzt Jii. Vor seinen Augen.
„Kaitou!“, warum nannte sie denn seinen Namen? Konnte sie ihn denn nicht in Ruhe lassen?
„Kaitou! Es ist jemand am Telefon für dich.“
Seufzend rieb er sich über die nassen Augen und stand auf. Er öffnete die Tür. Seine Mutter sah ihn besorgt an.
„Was ist denn los?“
„Telefon für dich.“
Mit müden Schritten ging er an ihr vorbei und nahm den Hörer in die Hand.
„Kuroba?“
„Hast du einen schönen Tag gehabt?“
Kaitou stockte der Atem. Er schluckte. Diese Stimme kannte er.
„Was wollen Sie?“, aufgeregt starrte er auf das Gerät, als könnte er seinen Gesprächspartner sehen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du heute auch in der Bank erscheinst.“
„Heute? Sie.. Das waren Sie!“
„Kluges Köpfchen. Bist du nun bereit zu kooperieren? Sonst könnte noch ein Unglück passieren. Wäre doch schade, Vollwaise zu werden.“
„Lassen Sie meine Mutter in Ruhe!“
„Na, na. Du bist nicht in der Lage, Drohungen auszusprechen.“
„Was wollen Sie?“, doch als Antwort erklang nur ein Freizeichen. Zitternd ließ Kaitou den Hörer fallen und stürzte zur Toilette. Ihm war speiübel.
„Kaitou“, nervös versuchte seine Mutter mit ihm zu sprechen. Wer war denn nur am Telefon gewesen, dass ihr Sohn so verstört war? Das konnte doch nicht nur an Jiis Tod liegen.
„Kaitou!“, sie klopfte nochmals an die Badtür und endlich öffnete sich diese. Ihr Sohn stand vor ihr und er sah schrecklich aus. Wäre er noch blasser gewesen, hätte sie sofort den Krankenwagen gerufen. Es schien als würde er gleich zusammenbrechen.
„Kaitou, was ist denn los?“, sie zog ihn in die Küche und platzierte ihn dort erst mal auf einem der Stühle.
„Ich mach dir einen Tee, dann geht es dir gleich besser.“
Kaitou bezweifelte das ehrlich, doch er konnte sich nicht dazu durchringen etwas zu sagen. Am liebsten hätte er das ganze Geschehen aus seinem Gedächtnis verbannt, aber immer wenn er die Bilder vor sich sah kamen die Tränen.
Dankbar griff er nach der Tasse, die auf einmal vor ihm stand. Wenigstens hatten seine zitternden Finger jetzt etwas, woran sie sich klammern konnten. Er trank einen Schluck und beinah sofort wurde ihm ein wenig wärmer.
„Mama?“, seine Mutter sah ihn fragend an und er
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