Butterfly (MMFF)

Flammen in der Nacht

Nach viel zu langer Zeit endlich ein neues Kapitel! Leider hänge ich bei den anderen Geschichten noch, aber die kommen auch bald dran...


Obig kam mit übergeworfenem Morgenrock in die kleine Dienstmädchenkammer, in der Anna gerade Melinas Kopfverletzung verband. „Was ist passiert“ Meinte Obig verstimmt. Wie immer war kein Mitgefühl in den alten gierigen Augen zu sehen.
„Sie sind verletzt worden“
„Wer war das?“ Fragte Obig kühl und lehnte sich an den Türrahmen. Anna zuckte mit den Schultern, mittlerweile hatte es ihr Herr aufgegeben ihr Manieren einzubläuen.
Die Magd hatte ihren eigenen Kopf. Sie deckte Ina zu und blickte ihren Herrn aus kalten Augen an.
„Sie hat nicht viel gesagt“ Meinte sie dunkel und deutete auf Melina, die vor sich hin starrte. Mischa schob sich schweigend an ihrem Vater in den Raum, mit einer Schüssel Suppe und einem kleinen Stapel Kleidung.
„Was soll das?“ Fragte Obig grob.
„Wir sind keine Wohlfahrt“
Misha blickte nicht auf, reichte mit schmalen Lippen Melina die Suppe und drückte sich wieder an ihrem Vater vorbei aus dem Raum.
„Ich rede mit dir“ Keifte Obig ihr nach und stieß einen verächtlichen Laut aus.
„Nichtsnutz“ Zischte er und trat zu Melina, er packte grob ihr Gesicht und musterte es.
„Wird es Narben geben?“ Fragte er Anna, die nur leicht den Kopf schüttelte. Sie verachtete den alten Mann aus tiefsten Herzen, er war es der den Hof ihrer Eltern ruinierte, ähnlich wie es jetzt mit dem Hof der Mädchen machte. Er wollte Anna als seine Mätresse haben, doch die Mutter verhinderte dies, indem sie Obig sagte, dass sie seine Tochter wäre. Ob es nur eine Lüge war, oder die Wahrheit konnte Anna nicht sagen, aber Obig hatte davor Respekt, er nahm Anna nach dem Ruin des elterlichen Hofes wie geplant auf, aber er fasste sie kein einziges Mal an. Zugegeben manchmal glaubte Anna selbst daran seine Tochter zu sein, sie sah Mischa so sehr ähnlich, dass man sie wirklich für Schwestern halten konnte.

„Versorg die beiden“ Meinte er kühl und wandte sich ab.
„Ich werde es deinen Schulden anrechnen“ Er musterte die noch immer starre Melina und stieß einen verächtlichen Laut aus. Damit verschwand er. Melina blickte nur mit glasigen Augen zu ihrer Schwester, der Anna behutsam ein kühles Tuch auf die Stirn legte.
„Was ist passiert?“ Fragte Anna leise.
„Ein Mann“ Hauchte Melina. „Er wollte uns töten“
„Töten?“ Anna musterte sie skeptisch. Normal waren Männer an anderen Dingen interessiert.
„Er war hinter Ina her“ Anna griff nach der Suppenschale, als sie Melina beinahe aus den Händen geglitten wäre.
„Jetzt seit ihr erst mal sicher“ Anna lächelte ihr verhalten zu.
„Der Alte ist ein kaltherziger Brocken, deshalb weiß er sein Haus zu schützen“
Sie drehte sich um und schloss leise die Türe hinter sich. Melina seufzte und legte die Hände vor die schmerzenden Augen. Sie war nicht lange ohne Bewusstsein gewesen. Müde blickte sie zu ihrer Schwester und kauerte sich an ihr Bett. Sanft strich sie eine der weißen Strähnen aus ihrer Stirn.
„Schlaf ein wenig, mein Liebes“ Hauchte sie und legte ihren dröhnenden Schädel neben Inas Kopf.
„Fürs erste sind wir sicher“ An später wollte sie nicht denken.

Der Krähenmann packte Sam und schleuderte ihn quer über die Straße, Sam rappelte sich auf und blickte den Krähenmann herausfordernd an.
„Deine Stunde ist vergangen“ Stieß er hervor und Blut tropfte aus seinem Mundwinkel.
„Meine Stunde“ Krächzte der Dunkelgekleidete.
„Endet nie“ Er drehte sich von Sam ab. Mit einem spitzen Schrei verlor sein Körper die Form und dunkler Nebel waberte über den Boden Richtung Gutshof. Sam zog sich auf die Beine. Er durfte nicht aufgeben, das Leben der Einen stand auf dem Spiel. Keuchend schleppte er sich vorwärts. Man hatte ihm gezeigt, was passieren würde, wenn er sie nicht schützen konnte, wenn er seine Mission nicht vermochte zu erfüllen. Was ihnen allen drohte und nur dieses Mädchen abwenden konnte.

Mischa öffnete einen Spaltbreit die Türe zu ihrer Kammer.
„Wie geht es ihnen?“ Fragte sie zögerlich und Anna brachte ein halbherziges Lächeln zustande. Das Mädchen tat ihr leid, sie wurde von der ganzen Familie schlecht behandelt, durch ihre viel zu freundliche Art war sie ein leichtes Opfer der allgemeinen Herzlosigkeit in diesem Hause.
„Sie werden es überleben“ Meinte Anna kühl und wollte weiter. „Anna“ Die Magd hielt inne.
„Es tut mir leid“ Die junge Frau nickte und ließ ihre Halbschwester im Dunkel zurück. Misha fühlte sich berufen für alles was ihr Vater verbrach, sich schlecht zu fühlen. Doch mit dieser Einstellung würde sie nicht weit kommen.
Anna blieb an der Türe zum Abtritt stehen. Mit einem mürrischen Seufzen öffnete sie die Türe. Es war eine laue Nacht, viel zu warm für diese Jahreszeit, was ihnen bestimmt im Sommer eine Fliegenplage bescheren würde. Sie stellte die kleine Kerze auf den Sims, raffte ihren Rock und hielt inne. Sie streckte ein wenig den Kopf um besser nach draußen auf den Hof zu sehen. Im Schein der Fackeln lag einer der Wachposten reglos im Dämmerlicht. Sie ließ ihre Hände sinken, fasste den Sims und versuchte nach unten zu blicken, was dort im Gang war. Einige von Obigs Männern waren auf dem Hof, beugten sich über den reglosen Mann. Anna hielt den Atem an, als ein Schatten sich in das Licht bewegte, die Männer umschlang und lautlos ihre Körper zu Boden sanken. „Mein Gott“ Hauchte sie. Der Schatten nahm feste Form an. Ein Mann stand zwischen den leblosen Körpern und rieb sich geschäftig die Hände. Anna konnte ihn nicht recht erkennen, doch ein kalter Schauer jagte über ihren Rücken, sein Gesicht schien zu Lächeln und es wirkte, als ob er sie im kleinen dunklen Fenster erkannt hätte. Anna wirbelte um, rannte durch die Gänge und riss die Türe zu der Stube der Knechte auf, doch die Räume waren leer. Ihr Herz setzte aus. „Hannes?“ Rief sie in das Dunkel, sie hatte die Kerze vergessen. Keiner gab ihr Antwort. Sie machte ein paar Schritte hinein, als ihr Fuß gegen etwas stieß, sie beugte sich hinab und presste ihre Hand vor den Mund, als sie erkannte, dass dort ein Mensch am Boden lag. Sie stürmte hinaus, ohne Nachzudenken steuerte sie Mishas Zimmer an. Jeder andere war ihr egal, aber Misha wollte sie hier raus bringen. Etwas ging hier vor, dem sie nicht gewachsen waren, sie mussten weg.
Sie stieß die Türe auf. Der Raum war leer. Mit einem leisen Fluch wandte sie sich ab. Wohin war dieses starrsinnige Mädchen schon wieder hin verschwunden.

Misha goss summend Wasser in die Schale. Sie hatte ihren Gästen vergessen etwas zum Waschen zu bringen.
Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass jemand den Schwestern etwas böses wollte. Sie mochte vor allem Ina, die immer so lieb zu allen war und mit ihrer scheuen Art musste man sie einfach ins Herz schließen. Sie verdächtigte ja insgeheim ihren Vater hier wieder die Finger mit im Spiel zu haben.
Sie seufzte, als sie auf dem Weg in die Kammer an dem Quartier ihres Vaters vorbei kam. Schon lange teilte er nicht mehr mit der Mutter ein Gemach. Licht fiel auf den Flur, die Türe stand offen. Sie drückte sich an die Wand, würde ihr Vater sie nur wieder schelten, weil sie freundlich zu ihren Gästen war. Scheu blickte sie in das Gemach und hielt inne.

Obig saß über den Unterlagen und unterzeichnete einige Dokumente. Er hatte seit einigen Jahren schon Schwierigkeiten einzuschlafen, so konnte er nicht wieder sich einfach nach der Störung zur Ruhe legen, aber er war praktisch und würde die schlaflose Nacht für unerledigte Arbeiten nutzen. Über die Störung war er keinesfalls verärgert, immerhin hatte wer auch immer da heute Nacht am Werke war, seine süßen Goldstücke endlich in sein Haus geführt. Er sollte dem Fremden danken, dachte er versonnen und hatte in Gedanken schon die kleine Ina unter sich im Bett. Er seufzte vor Vorfreude und zuckte zusammen, als hinter ihm ein hämisches Lachen vom Fenster her drang. Es war zu heiß und stickig, um bei geschlossenem Fenster zu schlafen.
Er blickte um, sprang vom Stuhl auf, dass er nach hinten kippte und griff den spitzen Brieföffner vom Schreibpult. „Was soll das“ Keifte er den seltsamen Fremden an, der geduckt im Fenster saß, mit schiefen Kopf Obig aus dunklen Knopfaugen musterte und breit grinste. Der Fremde hob den Kopf und schnüffelte laut. „Hmm“ Meinte er versonnen. „Hmm“ wiederholte er und kicherte. Neben seinen Kopf kam etwas hereingeflogen. Eine fette Krähe setzte sich auf den Bettpfosten und beide starrten den verängstigten Obig an, der sich langsam zur Türe schob und die Klinke nach unten drückte.
„Willst du reisen, sollte dir jemand den Weg weisen“ Zischte der Fremde und ehe Obig sich versehen konnte hatte er ihn am Kragen gepackt und zurück in den Raum gezogen. Die Krähe flatterte mit den Flügeln. Obig fasste den Brieföffner fester und rammte ihn dem Fremden in die Brust, der ungerührt mit der anderen Hand das Metall wieder raus zog und es achtlos fallen ließ. „Zwei kleine Täubchen, hast du sie gesehen?“ Obig starrte ihn nur mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen an. Ein verräterischer Fleck bildete sich zwischen seinen Beinen.
„Sie werden mit mir gehen“ Meinte der Krähenmann lächelnd und blickte in die alten Augen.
„Aber für dich will ich mir Zeit nehmen und dir ein Geschenk geben“ Er ließ ihn aus und Obig hastete zur Türe, als etwas in seinem Rücken stieß und ihn von den Füßen riss. Der Krähenmann saß entspannt, mit überschlagenen Beinen auf seinem Rücken und tätschelte seinen Hinterkopf mit den schütteren, grauen Haaren.

Lachend zog er eine Klinge und legte sie an Obigs Kehle.
„Geifer, Geifer“ Begann er leise lachend. „Alter Eifer“ Hauchte er in Obigs Ohr.
„Wolltest zarte Brüstchen küssen, dafür wirst
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