Butterfly (MMFF)

sich an die Frau, die sanft über ihre Haare strich und ihr zuflüsterte, dass sie jetzt wieder hier sei.
„Wir wollten die Damen nur in unserer Stadt willkommen heißen“ Die junge Frau blickte die beiden Herren einen Moment aus traurigen Augen an und nickte.
„danke, doch bitte verstehen Sie, dass wir sehr zurückgezogen leben und diese Art von Besuchen nicht schätzen“ Meinte sie so kalt, wie sie es vermochte. Sie führte das weißhaarige Mädchen an den beiden jungen Männern vorbei und schob sie durch die Haustüre, dann drehte sie sich noch einmal um und lächelte traurig.
„Bitte entschuldigen Sie uns“ Damit schloss sie die Türe und lehnte sich seufzend an das Holz. Sie hörte, wie sie sich unterhielten, ihre Stimmen entfernten sich. Anna kaute auf ihrer Lippe.
„Die werden wiederkommen, du warst zu freundlich“ Melina blickte in die harten Augen und seufzte. Sie waren zwei Wochen durch das Land gehetzt, hatten nicht zurückgeschaut, waren mit nichts aufgebrochen und mussten feststellen, dass sie die Flucht ebenso wenig überlebt hätten, wie zu bleiben. Dass sie diesen verfallenen Hof pachten konnten, war ein Segen.
Auch wenn die Angst in ihrem Nacken saß, dass die Krähe sie hier finden würde, sie mussten irgendwo etwas zur Ruhe kommen.
„Sie hat das Medaillon angenommen“ Meinte Melina ruhig. Zum Glück hatte Misha etwas Schmuck bei sich, als sie Hals über Kopf von dem brennenden Haus geflüchtet waren. Auf der Hauptstraße hatte sie ein Händler in die nächste Stadt mitgenommen und von da an, reisten sie quer durchs Land, schliefen draußen und hielten sich versteckt. Harte zwei Wochen und der Schock saß ihnen noch tief in den Gliedern. Melina war froh über Anna, die fest wie ein Felsen stand und vor allem für die immer noch traumatisierte Misha ein Halt war. Auch für sie selbst war die ruppige Magd eine gewaltige Stütze. So lange sie nicht alleine sein musste, konnte sie alles schaffen.

„Tja, das lief nicht wie geplant“ Meinte Roberto etwas irritiert und blickte zu Blake, der in Gedanken war.
„Sie verstecken sich“ Meinte er langsam. „Die Damen verstecken sich hier mitten im Nirgendwo, vor etwas“
Sein Gesicht heiterte sich auf.
„Mit viel Geduld, kann man da wahre Wunder bewirken“ Er knuffte seinen Freund in die Seite.
„Ich denke, wir sollten sie nicht mehr stören, sie wirkten als hätten sie eine harte Zeit hinter sich“
„Umso besser“ Trällerte Blake, der sich selbst am liebsten in der edlen Ritter Rolle sah.

Lares öffnete Rio die Türe.
„Euer Vater wird nicht sehr erfreut sein, wenn Ihr wieder bei mir zu finden seid, als über Euren Büchern.“ Rio schmunzelte und zuckte mit den Schultern.
„Ich sollte nicht selbstständig denken, sondern nur dem Vorbild meines geschätzten Vaters folgen“ meinte Rio seufzend und nahm dankend den Becher Wasser entgegen.
„Die Hitze macht einen fertig“ Meinte Lares und strich sich über die Stirn. „Dabei ist noch nicht einmal Sommer“ Seufzte er.
„Wenn das so weiter geht, werden die Felder alle öde“ Meinte Rio sorgenvoll. „Und mein Vater sieht einfach nicht die Nöte der einfachen Menschen“ Traurig blickte er in den Steinkrug. Er mochte den Geschmack von Wasser aus diesem Krug. Er hasste den Metallgeschmack der Kelche, er hasste es verdünnten Wein zu trinken, der seinen Kopf immer so vernebelt werden ließ. Er mochte es hier zu sitzen auf rauen Holz und dem kleinwüchsigen Förster zu lauschen, wenn er erzählt was in den Wäldern vor sich geht, wenn er im Verdacht hätte zu Wildern und welche Tiere er beobachtet hätte.
Wenn Rio könnte, er würde seinen Titel aufgeben und in der kleinen Stadt leben, nicht in der Grafschaft, nicht in der muffigen Burg, die sich nie ändern würde. Er hasste den Luxus, den Wohlstand, das alles geschenkt bekommen. Er wollte kein Grafensohn sein, er wollte nicht in dieser Enge leben, er wollte mit Lares tauschen, in den Wäldern nach dem Rechten sehen, Wilderer jagen und ein richtiges Leben leben. Nicht immer mit Intrigen konfrontiert zu werden oder von falschen Damen, die sich ihm an den Hals warfen, nur wegen der Stellung wegen.
Rio seufzte und nahm einen tiefen Schluck. Wie er diesen Geschmack doch liebte.
„Ihr hadert wieder Eures Schicksal“ Meinte Lares und Rio schüttelte den Kopf. „Nein“ Rio erhob sich, er überragte den Förster um fast zwei Köpfe. „Ich werde in der Seestadt nach dem Rechten sehen“
Er ließ seinen Blick durch das kleine Försterhaus gleiten. „Wenn du wieder Probleme mit den Wilderern hast, lass es mich wissen. Ich werde helfen“
Lares nickte. Er wusste welch ausgezeichneter Kämpfer der junge Graf war. Auch wenn er es nicht mochte, Blut zu vergießen.
Rio schwang sich auf sein Pferd, das bereits ungeduldig tänzelte. Sein Hengst war temperamentvoll und niemand am Hof seines Vaters konnte Nachtschweif kontrollieren. Dabei sah Rio es nicht als Kontrolle, sondern Harmonie zwischen ihnen beiden. Er verstand, dass Nachtschweif frei sein wollte, wer wollte das nicht. Er gab seinem Pferd die Sporen und gemeinsam donnerten sie über den Waldpfad.

Melina öffnete die Türe zu dem kleinen eingezäunten Garten, wo alles brach lag und Anna versuchte das Unkraut zu entfernen, das beinahe alles überwuchert hatte. Sie erhob sich, wischte sich mit ihren dreckigem Arm über die nasse Stirn. Misha saß im Gras und starrte vor sich her. Sie sprach nicht mehr viel.
„Hast du Ina gesehen?“ Fragte Melina besorgt und Anna schüttelte den Kopf. „Ich geh sie suchen“
Meinte Melina besorgt und wandte sich ab. „Vielleicht ist sie wieder einem Schmetterling gefolgt“ Melina drehte sich um und blickte in Annas kühle Augen.
„Wir wissen beide, dass du endlich die Augen öffnen musst. Die Zigeunerin ist nicht die Lösung, wir müssen endlich Ina dazu bringen, zu erzählen was hier vor sich geht“
„Sie weiß nichts“ Meinte Melina gehetzt und verließ den Garten. „Natürlich“ Maulte Anna und schlug die Hacke in den harten Boden. „Und Schmetterlinge sind ja so gesellig“ Sie haute noch einmal mit aller Gewalt in den Untergrund und hielt inne. „Was sagst du dazu?“ Sie blickte zu Misha, die einfach nur auf die Grashalme starrte. „Genau“ Meinte Anna. „Wenigstens gibst du mir recht, dass das hier alles stinkt“

„Ina“ Melina seufzte. Seit ihrer Flucht war es das dritte Mal, dass Ina verschwand. Und jedes Mal wenn Melina sie gefunden hatte, wirkte ihre Kleine wieder etwas verstörter und verschlossener. Natürlich gab sie Anna recht, aber was auch immer hier vor sich ging war gefährlich.
Sie lauschte und plötzlich hörte sie Inas Stimme ihren Namen rufen. Ihre Schritte wurden schneller, es kam aus dem Wald. Von weiten konnte man Inas weißen Schopf sehen, sie kauerte über einer Gestalt.
„Melina“ Wisperte sie. Auf ihrem Schoß lag ein junger Mann, dessen Kopf blutete. „Was ist geschehen“ Fragte Melina. Ina schluchzte und schüttelte den Kopf. Der junge Mann begann sich zu bewegen und Ina starrte erschrocken auf sein Gesicht. „Schon gut“ Meinte Melina und zog den jungen Mann in die Höhe. „Kannst du mich hören“ Fragte sie klar und stützte den Mann, der stöhnend zu sich kam.
„Das Mädchen“ Murmelte er leise. „Ist das Mädchen in Ordnung“ Melina blickte zu Ina, die auf ihren Lippen kaute. „Das Mädchen ist in Ordnung“
„Mein Pferd“ Melina seufzte und verstand langsam was hier vor sich ging. „Ist nicht mehr hier“
„Komm“ Meinte Melina und zog den Verletzten auf die Beine. „Wir werden uns das erst mal ansehen müssen“ Sie strich seinen blutigen Schopf zurück und musterte die Wunde. „Sieht schlimmer aus, als es ist“ Munterte sie den jungen Mann auf und griff ihn unter die Arme.
„Komm“ Sie winkte Ina neben sich, die mit gesenkten Kopf neben ihr her trottete.
„Bist du wieder einem Schmetterling gefolgt“ Fragte Melina streng und Ina zog nur den Kopf ein, antwortete darauf nichts und Melina fühlte sich nicht im Stande weiter zu bohren. Ihr fehlte einfach die Kraft. Was hatten sie schlechtes getan, um so etwas verdient zu haben, dachte sich Melina müde.
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