Fanfic: Divided Blood

er selbst recht hatte, und ich auch. Ich war auch der Meinung, dass ich Liss vielleicht aufhalten würde, wenn ich gewusst hätte, was sie vorhatte. Tucker fuhr fort:
“Mir ist aber was an Ayumi aufgefallen.” Kyle lachte:
“Was denn? Dass du sie nie abkriegst?” Kyle lachte nochmal und Tucker warf verärgert meinen Radiergummi nach ihm. Sie kamen mir vor wie Kinder. Ich lächelte auch.
“Jetzt hör doch mal zu!” Er bückte sich zu uns, damit wir ihn besser hören konnten, wenn er flüsterte. “Als Liss den Tisch krachen ließ, saß Ayumi neben Cassandra. Aber eine halbe Sekunde später stand sie schon zwei Meter vom Tisch entfernt. Irgendetwas stimmt da nicht, das kann ich euch sagen.” Kyle protestierte:
“Vielleicht ist sie einfach nur schnell! Man weiß ja nie.”
“Oder ein Drecksblut.” Beide schauten mich an, als ich merkte, dass die Wörter von mir kamen. Tucker lächelte. Es gefiel ihm wohl, dass ich seiner Meinung war.
“Das war auch meine Theorie.” Er schaute zu Kyle, dieser brachte aber ein starkes Argument, was unsere Theorie aufhob.
“Tucker, denk doch mal nach, wir reden von Ayumi! Cassandras Schwester. Die Ayumi, die wir schon seit der ersten Klasse kennen. Wäre sie ein Drecksblut, hätten wir das doch schon lange gemerkt. So dumm sind wir doch nicht!” Man konnte sich lange streiten, aber es stimmte. Sogar ich, die noch nicht so lange mit Drecksblütern vertraut ist, kann sich denken, dass man vor Menschen seine Kräfte verstecken kann, aber nicht vor anderen Drecksblütern. Tucker schaute denkend nach unten. Eine Weile später sagte er:
“Du hast wahrscheinlich recht.” Kyle lächelte siegreich. Kurz darauf klingelte es. Komisch, die Stunde verlief ziemlich schnell und kam mir auch sehr kurz vor. Wir drei machten uns auf in die Cafeteria, in der zur dieser Zeit nicht gerade viele da waren. Wahrscheinlich hatten die meisten etwas Angst wegen dem eingekrachten Tisch, denn natürlich war dieses Ereignis nicht alltäglich. Wir holten uns schnell was zu essen und ich folgte Kyle an einen Tisch in der Ecke des Saals, wo schon Liss und Cornelius auf uns warteten. Sie taten, was schon klar war: Sie stritten gewaltig. Dass Liss gerade ihre Kräfte im Spiel hatte, merkte man, den man hörte keinen Mucks.
Ehe wir unser Essen auf dem Tisch abstellen konnten, schubste Liss Cornelius zur Seite, der über die Bank hinter ihm stolperte und krachend hinfiel. Er fing an laut zu fluchen, doch Liss interessierte es nicht. Sie ging um den Tisch rum, schnappte mich an der Hand und zog mich aus dem Saal. Ihr Gesicht war rot vor Wut und sehr angespannt. Ich drehte mich um und sah, dass Kyle und Tucker gerade versuchten Cornelius aufzustellen, der aber um jeden Preis nicht hochkam. Sara stand daneben und schaute uns kopfschüttelnd hinterher. Vor mir erschien eine Wand, also war ich um die Ecke abgebogen. Ich guckte wieder zu Liss, die mich zum Mädchenklo schleppte.
Als sie die Tür aufmachte, kroch mir leicht feuchter Mief in die Nase. Wir beide waren allein. Ich kam mir etwas unbeholfen vor und blieb stehen, nachdem die Tür sich schloss. Liss ließ meine Hand los, stellte sich an einen Waschbecken und machte das Wasser an, dessen Geräusch den Raum erfüllte. Sie ließ es in ihre Hände laufen und spritzte reichlich davon in ihr Gesicht, worauf sie tief einatmete. Ob sie auf etwas wartete? Ich schaute ihr in den Rücken, was sie zu spüren schien. Es war eine Weile still, bis Liss sich zu mir drehte. Ihr Eyeliner war etwas verschmiert, aber man bemerkte es nicht wirklich. Sie schaute mir in die Augen, was ein leichtes Bereuen in mir auslöste, obwohl ich gar keinen Grund dazu hatte. Nach einer weiteren Pause brach Liss die Stille:
“Hast du Ayumi nach dem Vorfall gesehen?” Ich war etwas verwirrt, schüttelte aber trotzdem den Kopf. Liss fuhr fort:
“Was hat sie zu dir gesagt?” Man hörte leichte Wut in ihrer Stimme.
“Nichts.” , log ich.
“Lüg mich nicht an!” , rief sie, was mir eine Schauer über den Rücker gleiten ließ. So aufgebracht kannte ich Liss bis jetzt noch garnicht. “Ich weiß, dass sie mich bedroht hat!” Ich versuchte mich nochmal daran zu erinnern, was Ayumi mir im Gang sagte. Sag ihr lieber, sie soll es lassen, bevor ihr was schlimmes passiert, sagte sie. Liss hatte recht, Ayumi hatte sie bedroht. Aber woher wusste sie das? “Cornelius hat’s mir gesagt.” Sie lehnte sich an den Waschbecken und versuchte sich wieder in den Griff zu kriegen. “Er hat jetzt Angst, dass Ayumi wissen könnte, wer wir sind und es weiterverbreitet. Alle meine Freunde hassen mich jetzt.” Ihr krochen Tränen in die Augen. Ich versuchte sie zu umarmen.
“Das stimmt doch nicht. Keiner hasst dich.” Sie schlug mir die Hände weg.
“Oh doch. Alle außer dir, denn dir ist es einfach noch nicht bewusst, wie ernst und gefährlich unsere Lage jetzt ist.” Ich schaute sie an und sah, was ich noch nie bei ihr gesehen hatte. Die eigentlich starke, mutige und lustige Liss hatte keine der genannten Eigenschaften. Sie sah zerbrechlich und verletzt aus. Ich konnte sie einfach nicht so sehen, aber verschwinden konnte ich auch nicht. Ich würde es mir einfach nicht ums Herz bringen, sie jetzt allein zu lassen.
Die Tür zum Mädchenklo ging auf und Sara trat herein. Sie schaute sich die ganze Szene an und ging schließlich zu Liss. Sie umarmte sie und flüsterte ihr was ins Ohr. Dann schaute sie mich an und machte eine Kopfbewegung Richtung Tür, was so viel hieß, dass ich gehen sollte. Ohne zu zögern ging ich mit gesenktem Kopf raus in den stickigen Gang. Als sich die Tür schloss blieb ich stehen und hob den Kopf. Vor mir standen Kyle und Cornelius. Cornelius brach die Stille des leeren Gangs:
“Was ist los mit ihr?” Ich beantwortete rasch die Frage:
“Sie glaubt, ihr hasst sie.” Meine Stimme, oder eher Stimmchen, klang piepsig, was ich hasste.
“Ich hoffe, es ist nicht wegen mir.” Cornelius schien sich echt Sorgen zu machen, was ich nicht wirklich verstand, denn er und Liss hassten sich über alles.
“Ich würde sagen, wir gehen jetzt und lassen die drin allein.” , schlug Kyle vor. Er schlug seinen Arm um mich und zog mich in die Cafeteria, ich riss mich aber los. Er schien die Welt nicht mehr zu verstehen:
“Was ist denn los?”
“Ich gehe lieber raus.”
“Soll ich mitkommen?” Ich brachte ein kleines Lächeln zustande.
“Brauchst du nicht.” Ich drehte mich um und ging auf den Ausgang zu. Das ich ihn in diesem Moment möglicherweise wieder verletzte, tat mir zwar weh, doch ich musste einfach mal allein sein. So schnell wie möglich öffnete ich die Tür und spürte den kalten Zug von frischer Luft auf meinem Gesicht. Es fühlte sich einfach nur toll an und ich lächelte. Schnell ging ich ein paar Schritte auf die Wiese vor der Schule und setzte mich drauf. Es war still und ich hörte nur die Paar vorbeifahrende Autos. Ich atmete tief ein und aus. Die Luft war eiskalt und brennte mir leicht in der Kehle. Ich dachte nochmal an Liss. Es tat wirklich weh, sie so schwach und zerbrechlich zu sehen. Dass Cornelius ihr erzählt hat, dass Ayumi sie bedroht hat, war glaub ich nicht der einzige Grund, wieso sie weinte. Ich nahm meine lange Kette in die linke Hand und drückte sie ganz fest. Wieso ich das machte, verstand ich selber nicht, doch es lenkte mich ein bisschen ab.
“Takara?” , hörte ich Tuckers Stimme. Ich drehte mich um und sah, dass er dicht hinter mir stand. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, er machte einen Schritt nach vorn und setzte sich rechts neben mich. “Was machst du hier, so allein?” Ich zuckte mit den Schultern.
“Ich glaube, ich brauchte mal Zeit für mich.” Er nickte mit einem strengerem Blick.
“Hmm verstehe. Dass Kyle dich allein gelassen hat ist echt ein Wunder. Schließlich will er dich doch immer beschützen.” Er schüttelte lachend den Kopf. Das mit dem Beschützen machte mir ein mulmiges Gefühl, also wechselte ich schnell das Thema.
“Was hast du eigentlich gemacht?”
“Ich hab für Holmes einen Eisbeutel geholt.” Er hob seinen rechten Arm um mir den blauen Beutel in seiner Hand zu zeigen. “Er hat sich ziemlich stark den Kopf am Boden gestoßen.”
“So schlimm sah er aber garnicht aus.” , konterte ich und Tucker lächelte.
“Holmes versucht halt ein richtiger Mann zu sein. Ist schon ein bisschen hart wenn man zwei Jahre jünger ist als die anderen.” Ich schaute überrascht, was er sofort bemerkte. “Man sieht es ihm garnicht an was?” Ich schüttelte den Kopf. Man könnte im Gegenteil denken, dass Cornelius viel älter ist, denn er ist viel größer und muskulöser als seine Klassenkameraden. Tucker wechselte schnell ohne Grund das Thema. “Was ist eigentlich mit Liss? Wie geht’s ihr?” Dieses Thema hätte ich am liebsten vermieden, aber mir blieb nichts anderes übrig als zu antworten.
“Sie hat ziemlich viel geweint.” Tucker machte ein ernstes Gesicht.
“Das mit Holmes war für sie bestimmt echt zu viel. Sie hat ja gerade ziemliche Probleme in der Familie.”
“Probleme in der Familie?” Tucker schaute mich an. Er war genauso überrascht wie ich, dass Liss mir nichts davon erzählt hatte. Nervös knetete er den Eisbeutel in seinen Händen und beschloss schließlich, mir das zu erzählen.
“Ihre Mutter ist gestorben.”
“Was? Gestorben?” , flüsterte ich ungläubig.
“Oder sogar ermordet. Sie weiß es noch nicht genau. Aber ein paar aus der Schule haben es im Fernsehen gesehen. Sie wurde nach einem ihrer Auftritte von ihrem Manager tot in ihrem Hotelzimmer aufgefunden.” Das war eine schlimme Nachricht, obwohl ich ihre Mutter noch nicht mal kannte. Kein Wunder, dass Liss so am Boden zerstört war. Schließlich liebte sie ihre Mutter immer noch, auch wenn sie sie nicht oft sah.
“Wir müssen schnell zu ihr.” Ich stand schnell auf, doch Tucker hielt mich an meiner Hand fest.
“Du kannst nichts für sie tun, glaub mir. Ich kenne Liss.”
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