Fanfic: Divided Blood

“Aber ich werde es trotzdem versuchen. Wir können sie nicht einfach so leiden lassen.” Tucker schüttelte den Kopf, stand aber trotzdem auf und ging mit mir mit ins Schulgebäude. Genau da klingelte es und die Leute stürmten aus den Zimmern. Auch Kyle und Cornelius kamen uns entgegen. Tucker reichte Cornelius den Eisbeutel, den er sofort mit Erleichterung an seinen Hinterkopf legte. Sofort erkündigte ich mich.
“Wo ist Liss?”
“Sie ist nach Hause gefahren.” , sagte Kyle.
“Können wir sie nicht besuchen?” , fragte ich ihn und schaute ihn mit flehendem Blick an.
“Takara…” , fing er an.
“Kyle, bitte!”
“Nein!” Ich schaute ihn enttäuscht an. “Sie braucht Ruhe, Takara. Dass du da auftauchst, wird sie am wenigsten brauchen.”
“Dann sag mir die Adresse, ich gehe dann alleine hin.” , gab ich giftig zurück, was ich eigentlich von mir nicht erwartet hatte. Tucker kicherte und Cornelius schaute Kyle verspottend an. Dem war es natürlich schnell unangenehm, woraufhin er meinen Arm nahm und mich in die nächste Stunde zerrte.
In den letzen Schulstunden des Tages passte ich nicht mehr auf. Stattdessen verbrachte ich die Zeit damit, mich um Liss Sorgen zu machen, was weder für mich, noch für Kyle gesund war, denn jedes Mal, wenn ich in meinen Sorgen vertieft war, versuchte er mich auf jede Weise, die ihm nur einfiel, aus meiner Trance aufzuwecken. Doch meistens half es nicht, was ihn sehr nervte. Als wir dann schließlich auf dem Parkplatz standen und auf Ann warteten, gab er auf.
“Na gut, dann bring ich dich eben zu Liss!” , kam aus ihm ganz schnell und für mich überraschend raus. Ich schaute ihn froh an und fiel ihm um den Hals. “Bitte, bitte.” , sagte er als Antwort auf meine Gedanken. Schnell fing ich mich auch wieder. “Ich bring dich hin und hol dich dann später ab, in Ordnung?” Ich nickte eifrig. Da kam auch schon Ann, die das Schauspiel lachend beobachtet hatte. Sie öffnete schnell die Tür und ließ uns rein.
“Lass Takara bitte bei Liss raus.” , sagte Kyle zu Ann. Sie fragte auch nicht nach und fuhr los. Ich schaute aus dem Fenster und sah noch mir bekannte Häuser. An einer Kreuzung bog sie dann Links ab und fuhr in die Richtung der Innenstadt. Und schaute mir die Häuser und die Straßen genau an, denn ich war hier noch nie. Die Häuser sahen schon etwas älter aus, aber gepflegt. Es waren dreistöckige, aneinander gereihte Ein-Familien-Häuser. Es standen sehr viele parkende Autos und es spielten sehr viele Kinder auf der Straße, was uns das Fahren sehr erschwerte. Ann parkte vor einem Haus, das Aussah wie jedes andere. Ich machte die Tür auf und Kyle zeigte mir mit der Hand in welchem Haus sie wohnte. Etwas zögernd stieg ich die Treppen hoch und drückte die Klingel auf der groß “MeRone“ stand. Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte und wäre am liebsten weggelaufen. Schnell ging die Tür auf. Ein großer Mann mit kurzen, schwarzen Haaren und Schnauzer stand mir gegenüber. Er hatte die gleiche Ausstrahlung wie Liss und lächelte mich an:
“Hallo. Und du bist…”
“Takara.” , gab ich leise von mir. “Ist Liss zu Hause?” Der Mann schaute erstmal nach oben, dann wieder zu mir und zögerte etwas.
“Ja, sie ist zu Hause. Du kannst ja mal reinkommen.” Er hielt mir die Tür auf und ich kam in den schön eingerichteten, blauen Flur. An der linken Wand hing ein goldener Spiegel mit einer Kommode drunter und rechts war eine nach oben führende Treppe. Links von mir war eine Tür, die scheinend ins Wohnzimmer führte, geradeaus sah ich durch eine Tür ein helles Zimmer mit einer Glaswand mit einem Garten dahinter.
“Alessandra, komm runter.” , rief der Mann. Ich hörte jemanden die Treppe runter rennen.
“Was ist?” , rief Liss. Als sie mich sah, machte sie große Augen. “Was machst du denn hier?”
“Ich wollte sehen, ob es dir besser geht.” , sagte ich leise. Liss lächelte verkrampft.
“Wir gehen nach oben Dad. Komm.” Sie nahm meine Hand und ich ging die leicht runde Treppe hoch. Dann gingen wir rum und gingen eine weitere Treppe hoch. Dann kamen wir in einem dunklem Raum. Ich blieb stehen und betrachtete die Wände, was bei der Dunkelheit sehr schwer war. Liss ging zu einem Fenster im Zimmer und machte die Rollladen hoch. Der Raum erfüllte sich von Licht und ich sah dann die mit verschiedensten Postern zugekleisterte Wände. Im Zimmer standen ein Tisch mit einem Computer, ein Bücherschrank und ein Bett. Einen Kleiderschrank gab es nicht, denn ihre Kleidung lag verteilt auf dem ganzen Boden. Mittlerweile hatte Liss schon das zweite Fenster erhellt und setzte sich auf ihr Bett. Sie schaute mich mit schmerzenden Augen an.
“Hat es dir schon jemand erzählt? Also das mit meiner Mom.” Ich nickte. Sie schaute auf den Boden. ”Cornelius hat’s mir in der Mittagspause gesagt. Auch das mit Ayumi.” Ich kämpfte mich kurz durch die Berge von Kleidung und setzte mich neben sie.
“Hat er gesehen, dass sie starb?”
“Ja. Im Fernsehen heute morgen. Es ist jetzt Thema Nr.1.”
“Warum?”
“Weil es ein Mord war, Takara! Man hat sie brutal erstochen.”
“Wer macht sowas?”
“Würde ich hier sitzen, wenn ich’s wüsste?” Ich sah sie an. Man sah den Schmerz in ihr. Sie stand kurz vorm Zusammenbrechen. Es war ein Anblick, der auch mir ziemliche Sorgen bereitete. Ich hörte Schritte auf der Treppe und drehte meinen Kopf dahin. Liss’ Vater stand auf den Stufen.
“Alessandra, hast du vielleicht Hunger?”
“Nein, Dad.” , antwortete sie leicht bissig.
“Und deine Freundin.”
“Auch nicht.”
“Vielleicht durst?”
“Wir brauchen nichts!” , schrie sie fast. Ohne ein Zucken ging der Vater mit lauten Schritten nach Unten. Im Gegensatz zu Liss sah er ganz normal aus. Nicht traurig, nicht gekränkt, einfach nur normal. Ich schaute nochmal zum Vergleich zu Liss. Sie starrte gefühllos auf den Boden und ich wusste, dass sie jederzeit wieder anfangen würde zu weinen.
Ich öffnete meine Arme und wollte sie in der Arm nehmen, wie es sich für eine gute Freundin eben gehört, doch sie schuckte mich mit eine leichten Stoß weg.
“Du solltest lieber gehen, Takara. Es wäre nicht gut für dich, hier zu bleiben, ehrlich nicht.” , sagte sie und schaute mich nochmal zum Abschied mit ihren großen, von den Tränen glänzenden Augen an.
Langsam stand ich auf, kämpfte mich durch den Berg ihrer Klamotten und ging die Treppe so leise wie möglich runter, was sehr schwer war, denn die Stufen quietschten fürchterlich. Ich wusste nicht, was ich von diesem Besuch erwartet hatte, doch ich war trotzdem enttäuscht. Nicht von Liss, sondern mehr von mir selbst, denn ich habe darauf gehofft, sie wieder aufzuheitern.
Als ich unten ankam, kam Mr. MeRone gerade aus der Küche, lehnte sich an den Türrahmen und reichte mir eine Art Ticket.
“Gleich die Straße runter ist eine Haltestelle. Nimm den Bus, der auf dem Ticket drauf steht, er bringt dich nach Hause.” Ich nahm das kleine Stückchen Papier, was es im Grunde auch war, zog meine Schuhe unter der Beobachtung von Mr. MeRone an und schaute nochmal auf das Ticket, auf dem groß “Bus Nr. 701” stand. Ich tat so, als würde ich das Ticket begutachten, doch meine Gedanken waren ganz woanders, denn ich dachte darüber nach, wie ich Mr. MeRone meine Frage stellen sollte. Ich weiß nicht, ob ich das Ticket 20 Sekunden oder 10 Minuten angestarrt habe, es kam mir trotzdem wie eine Ewigkeit vor. Schließlich fasste ich mich, drehte meinen Kopf zu Liss’ Dad und fragte ihn:
“Wie können sie es so leicht aushalten. Also den Tod ihrer Frau.”
Nachdenklich schaute Mr. MeRone auf den Boden. Ich merkte, dass ich ihn mächtig ins Grübeln brachte, denn eine Antwort kam nicht. Anstatt einer Antwort machte er, ohne mich anzuschauen, die Tür auf und zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich gehen sollte.
Ohne zu zögern trat ich in die kalte Frische hinaus, ging die Treppe runter und dann nach rechts zur Haltestelle, die ich schon von dort aus sehen konnte. Es war kalt geworden. Dies haben wohl auch die Straßenkinder gemerkt, denn es war keine Menschenseele auf der Straße. Sogar die Autos schienen wie stillzustehen. Wäre ich neu in der Stadt, würde ich denken, ich wäre in einer Geisterstadt angekommen. Der Wind versuchte mir die Jacke auszuziehen, in die ich mich so gut wie möglich eingekuschelt habe. So kam mir dieser kleine Weg vor wie ein Freiheitskampf. Als ich dann bei der Haltestelle ankam, schaute ich auf den Fahrplan und auf die große Uhr, die drüber hing. Mein Bus würde also in ca. drei Minuten gekommen.
Ich setzte mich auf die Wartebank und schaute mich um. Neben mir saß eine Gestalt, die ich schon mal vorher gesehen habe. Sie hatte genau das Gleiche an wie heute Vormittag, wo ich sie schon mal getroffen habe. Sie drehte ihren Kopf zu mir und schaute mich mit ihren grauen Augen an. In ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
“Hallo, Takara.” , sagte Ayumi mit ihrer engelsgleichen Stimme. “Wie geht es denn Liss?” Sie klang nicht wirklich besorgt und ich wüsste keinen Grund, um ihr zu antworten, doch ich tat’s trotzdem.
“Ihr geht’s nicht so gut.” , sagte ich leise und schaute auf den Boden.
“Also hat sie das mit ihrer Mutter erfahren. Von Holmes, nicht wahr?” Sie erwartete nicht meine Antwort. “Die Ärmste, ich kann sie wirklich sehr gut verstehen, ich weiß ja auch nicht ob meine Eltern am Leben sind oder nicht.” Sie klang sehr ehrlich. Es wunderte mich aber trotzdem sehr, dass sie mit mir redete. Ich schaute zu ihr und sah, dass sie traurig auf den Boden starrte, obwohl es mich garnicht interessieren sollte, so gemein wie sie zu Liss und den anderen war. Entweder sie meinte es ernst, was ich leicht bezweifelte, oder sie war eine sehr gute Schauspielerin. Arg konnte ich darüber nicht nachdenken, denn es kam mein Bus.
Schnell stürmte ich in den Bus, gab mein Ticket dem dicken Busfahrer und
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