Fanfic: Angel Slayer
aufgeschlagen. Die Verschmelzung war erfolgreich!
*
Karias Schulter zuckt. Sie hebt den Kopf vom Tisch. Benommen sieht sie sich um.
“Karia ...”, stöhnt Anna aufgelöst, als sie ihre Hände auf ihren Mund legt. Über ihr Gesicht fließen heißen Tränen.
Die beiden Scheintoten sehen aus, als ob nie was gewesen wäre. Die Blutflecken auf ihren Oberteilen werden immer blasser bis sie gänzlich verschwunden sind. Die beiden herzförmigen Steine leuchten nicht mehr, dafür haben sie ihre Größe und ihre Farbe geändert. Zirka zwei Zentimeter groß und breit und jeweils dunkelblau oder regenbogenfarben.
Mariella steht langsam auf, stützt sich an Karias Tisch ab. Mrs Henning ist konfus. “Was ist passiert? Geht es euch gut? Braucht ihr irgendetwas?”
Karia und Mariella schauen sich an, dann wenden sie sich an ihre Deutschlehrerin und antworten zweistimmig: “Wieso? War was?”
Der Rest der Klasse blickt verwirrt drein. Mrs Henning kratzt sich verständnislos an Kopf.
“Ihr könnt mir nicht sagen, dass ihr nichts mehr wisst!”, fährt Johannes, ein sechzehnjähriger, schlanker, schwarzhaariger Teenager, mir tiefbraunen Augen, sie an.
“Doch können wir ...”, haucht Karia verlegen auf den Boden blickend. Insgeheim ist sie nämlich in den zwei Jahre älteren Jungen verliebt. Eine unerreichbare Schwärmerei, wie immer.
“Ich will kein Risiko eingehen. Ihr beiden geht jetzt in den Sani-Raum und legt euch hin!”, bestimmt Mrs Henning, über die Köpfe der Mädchen hinweg. Wiederspruch ist bei dieser Frau zwecklos. Sie krallen sich die Steine und verlassen gehörig den Musikraum 210, der auch für andere Stunden genutzt werden kann. Anschließend warten sie neben der Tür des Sanitärraumes auf ihre Deutschlehrerin.
Lange Zeit traut sich keiner der Mädchen etwas zu sagen. Zu tief sitzen noch die Erinnerungen an ihr vergangenes Erlebnis. War es nun ein Traum oder nicht?
“Warst du auch in so einem Raum gefangen?”, unterbricht Karia die Stille. Sie sieht ihre Freundin nicht an. Die Blonde starrt an die Wand, auf die man ein Bild von einem bekannten Dichter gemalt hatte.
“Ja”, bohrt Mariella Löcher in den Boden.
Mrs Henning kommt aus dem Musikraum. Sie trägt ein dickes, schweres Schlüsselbund mit sich herum. Die dunkelblonde, kurzhaarige Frau schließt den beiden Mädchen den Sani-Raum auf und fragt sie nochmal, ob denn wirklich alles in Ordnung sei.
“Glauben Sie es doch! Uns geht es wirklich gut.”, beruhigt Mariella den ‘Schul-Drachen’ und ist froh als sie endlich geht. Schnell schiebt sie ihre Freundin in den Raum hinein und lehnt sich, an die hinter ihr schließende Tür. “Puh ... Endlich Ruhe vor der alten Schachtel!”
“Pass auf, gleich kommt sie wieder rein und scheißt dich zusammen.”, grinst Karia die sich auf das Bett gesetzt hat.
“Das würde bei meinem Glück echt noch fehlen!”, lacht die Braunhaarige. Sie setzt sich neben ihre Freundin.
“Was hat das alles nur zu bedeuten?”, fragt Karia ernsthaft auf den Boden blickend.
“Hm? Wovon redest du?”
“Na, von allem! Von den Steinen, von diesen Räumen, von der fremden Stimme, halt von allem!”
“Ach ... Ich versteh den Mist auch nicht. Das ist doch alles Unsinn! Für wie bescheuert hält man uns denn, hä? Das haben wir sicher nur geträumt. Ja, genau! Das hatte sich alles nur in unserem Kopf abgespielt!”
“Ich hoffe inständig das du Recht hast.”
Das hoffe ich auch.
Doch Mariella hat Unrecht! Seit diesem Vorfall geschehen immer mehr merkwürdige Dinge. Karia hat rätselhafte Visionen von der Zukunft, die sie körperlich entkräften. Mariella verfällt öfter in eine Art Dämmerzustand, in dem sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.
Im Unterricht oder in den Pausen fühlen sie sich ständig beobachtet. Sie haben den Eindruck, als
ob formlose Wesen sie verfolgen würden. Was, genauer betrachtet, völlig unmöglich ist. Beide wissen das es Kreaturen wie Dämonen, Vampire, Werwölfe und all so ein Zeug, nicht gibt. Doch so langsam kommen in ihnen Zweifel auf. Das Erlebnis in diesen Räumen war schon sehr real. Was können sie noch glauben und was nicht?