Colors Of The Wind!!!
und in verschwörerischem Ton. Er blickte Kenny ganz tief in die Augen, und Kenny blieb der Atem weg.
"Natürlich, Señor." röchelte Kenny. Er bekam kaum Luft.
"Sehr schön.", sagte Kai und packte das Etui wieder weg. Dann deutete er Kenny mit einer Handbewegung, dass er die Türe wieder aufmachen und das Fenster zum Lüften öffnen sollte.
Dieser gehorchte aufs Wort und warf dabei auch gleich noch einen kurzen Blick aus dem Fenster. Für einen kurzen Augenblick erschien es ihm, als hätte er ein anderes Segelschiff gesehen, doch im nächsten Augenblick war es weg. Er musste sich wohl getäuscht haben. Das dachte er zumindest!
In Wahrheit hatte der Adjutant nämlich in diesem Augenblick das Schiff der französischen Eroberer gesehen, die ebenfalls auf das wilde Land zusteuerten.
Keiner von den Spaniern hatte bisher das französische Schiff bemerkt, aber die Franzosen hatten die Spanier schon längst bemerkt. Aber weil Brooklyn, der französische Kommandant, ein ganz Lieber war und sich nichts aus den Spaniern machte, hatten sie bisher noch nichts unternommen. Brooklyn dachte nämlich, dass dieses wilde Land bestimmt groß genug für sie alle wäre. Seine Männer dachten da aber anders, weil sie die Spanier nicht ausstehen konnten. Die Spanier hatten nämlich mal ihren König beleidigt, und so etwas merkten sich die Franzosen.
Während also die französischen Matrosen auf das Land zuhielten und ärgerlich das spanische Schiff beobachteten, lag Brooklyn auf dem Segelmast und beobachtete die Wolken, den Himmel, und die vielen, vielen Vögel, die über ihm vorbei flogen.
'Ach wenn ich doch nur auch so frei wäre und fliegen könnte.', dachte er.
Denn das war sein größter Wunsch und deshalb hatte er sich auch freiwillig für die Eroberung des wilden Landes gemeldet. Er hoffte, dass wenn sie genügend Reichtümer und Sklaven mit nach Hause brachten, dass er dann genügend Geld hatte, um endlich frei zu sein.
Denn im Moment war er gar nicht frei. Er musste tun, was ihm der König auftrug und ihm aufs Wort gehorchen. Und der König hatte ständig irgendwelche Aufträge für ihn. Aber er war nun einmal auch der beste Mann der französischen Armee. Deswegen war er ja auch der Kommandant und hier in dieses wilde Land geschickt worden.
Er war schon ganz gespannt, was ihn hier erwarten würde. Vielleicht würde er ja sogar eine hübsche Wilde sehen, die er sich zur Frau nehmen könnte! Er hatte nämlich noch keine Frau, weil die Frauen bei ihm zu Hause ihm nicht gefielen und es nur auf sein Geld abgesehen hatten.
Aber eine Wild machte sich bestimmt nichts aus Geld. Und auch wenn sie seine Sprache nicht verstand, reden mussten sie ja nicht so viel, darum ging es ja in einer Ehe auch gar nicht.
Außerdem würde er somit einiges an Geld sparen, denn diese Frauen bei ihm in Frankreich zu Hause wollten immerzu nur einkaufen gehen.
"Sir!", schrie auf einmal jemand von unten und Brooklyn erkannte seinen treuen Steuermann Garland. Garland war der einzige Mann an Bord, der ihm sympathisch war. Er war pflichtbewusst und ehrgeizig.
"Was ist denn?", fragte Brooklyn ganz leise, ja er flüsterte es fast nur, so leise sagte er es. Er mochte es nicht herumzuschreien, vor allem nicht jetzt, wo er doch so nachdenklich gestimmt war.
"In etwa einer halben Stunde sind wir so weit, dass wir an Land gehen können! Was sollen wir alles mitnehmen und wer soll den ersten Trupp bilden?", die Frage hallte in Brooklyns Ohren wieder, hatte Garland doch schon wieder laut gerufen.
"Ich komme gleich runter, dann kümmere ich mich um alles.", hauchte Brooklyn und warf einen letzten neidischen Blick auf die Möwen, die über ihm kreisten.
Dann glitt er elegant vom Mast und flog engelsgleich hinunter an Deck. Sanft und still wie eine Katze landete er schließlich und ging dann zu Garland.
"Den ersten Trupp bilden wir beide und Crusher. Den zweiten führt Kane an, er soll sich zwei Männer suchen, die er für fähig hält. Der Rest der Männer bleibt erst einmal an Bord bis wir die Lage ausgekundschaftet haben!", sagte Brooklyn, so leise dass man meinen konnte, er würde nur seinen Mund bewegen und gar keinen Ton von sich geben.
Garland, der das schon gewohnt war, nickte und gab die entsprechenden Anweisungen weiter. Dann kümmerte er sich wider um das Ruder und Brooklyn blieb neben ihm am Geländer stehen und betrachtete die Wellen vor dem Schiff, in denen sich das Sonnenlicht brach und die ihn anfunkelten wie tausend Diamanten.
Ein paar Delfine kamen geschwommen und sprangen neben dem Schiff her.
Brooklyn lächelte und strecke eine Hand nach ihnen aus. Er mochte Delfine.
Plötzlich runzelte er die Stirn, denn etwas weiter weg vom Schiff schien ein Mann auf einem Delfin zu reiten! Wie konnte das den möglich sein? Er schaute genauer und sah das überglückliche Gesicht eines blondhaarigen Wilden, der, als er seinen Blick bemerkte, ihm fröhlich zuwinkte.
Brooklyn war verwirrt und ärgerlich zugleich, so schien dieser wilde, unzivilisierte Mensch doch genau das zu haben, was er sich so sehnlich wünschte!
Der Wilde kam auf seinem Delfin näher, bis er mit den anderen Delfinen direkt neben dem Boot schwamm. Lachend ließ er seinen Delfin ganz hoch springen und streckte seine Hand nach Brooklyn aus. Brooklyn wurde nass gespritzt und als er in die Augen des Wilden blickte, vergaß er seinen ganzen Ärger, denn auch wenn es nur ein kurzer Moment war, schien es ihm doch als würde er ganz lange in den herrlich himmlisch azurdiamantblauen Augen des Wilden versinken. Wie hypnotisiert streckte er auch seine Hand aus, aber da war der Sprung schon wieder vorbei, und der Junge ritt lachend davon.
Garland schüttelte verdutzt den Kopf: "Komisch, was es hier alles gibt!"
Aber Brooklyn stand wie verzaubert da, das Bild des blonden Wilden hatte sich ganz tief in sein Hirn gebrannt.
Währenddessen waren die Spanier inzwischen dabei ihr Lager aufzubauen. Sie hatten ein paar Bäume gefällt, um damit ihre Zelte zu schützen. Nicht nur vor wilden Tieren, sondern auch vor den Eingeborenen. Sie hatten zwar bisher noch niemanden hier gesehen, aber man wusste ja nie! Es war besser, vorsichtig zu sein.
Während nun also die Männer unter Kennys Aufsicht hart schufteten, nutzte Kai die Gelegenheit, um sich ein bisschen umzusehen.
Der dunkle Wald hatte schon aus der Ferne sehr anziehend auf ihn gewirkt, und nun spazierte er neugierig hindurch. Da waren sehr viele bunte und komisch aussehende Blumen, die es bei ihm in Spanien nicht gab und die er aber sehr schön fand. Viele Pflanzen sahen seltsam aus, oder gefährlich. Oder beides. Ganz viele verschiedene Düfte hingen in der Luft, dass sie ganz schwer war und Kai fühlte wie bei jedem Atemzug ganz viel Luftfeuchtigkeit und Blumenduft in seine Lunge wanderte und wieder rausfand.
Neben den vielen Pflanzen waren auch viele Tiere unterwegs. Er sah Affen, Vögel, ein paar Katzen, Schlangen und was es sonst noch so ein einem Urwald gab. Es waren auch lauter Insekten unterwegs. Das fand er nicht sehr schön.
Aber damit musste man hier wohl leben.
Plötzlich hörte er ein seltsames Geräusch und als er sich umdrehte, war da ein kleiner Wolf, der ihn wütend anknurrte. Er hob nur verwirrt die Brauen, hatte er doch gar nichts getan, was den Kleinen so verärgern konnte!
Vorsichtig ging er in die Hocke und holte aus seiner Tasche ein bisschen Speck, den er sich als Proviant für seinen kleinen Spaziergang mitgenommen hatte, heraus und hielt sie dem kleinen Wolf hin.
"Na, hast du Hunger? Magst du was essen, mein Kleiner?"
Er lächelte das Tier freundlich an, als er plötzlich einen heißen Atem auf seinen Armen spürte. Als er sich umdrehte musste er hart Schlucken, denn da war plötzlich ein ausgewachsener Wolf!!
Dass ihn der kleine Wolf in die Hand biss, half ihm da auch nicht sonderlich viel weiter!
Eingeschüchtert wollte er einen Schritt zurück gehen und vor dem großen Wolf zurückweichen, aber da stand ja der kleine Wolf, der immer noch auf seiner Hand rumkaute, und so stolperte Kai über ihn drüber. Das mochte der große Wolf, der anscheinend der Mamawolf des kleinen Wolfes war, überhaupt nicht, und wütend heulte er, obwohl es ja eigentlich eine sie ist, auf und stürzte sich auf Kai.
Auf einmal hörte Kai einen seltsamen Befehl und aus dem Gebüsch neben ihm sprang ein großer Tiger und fiel den Wolf an. Der Wolf jaulte erschrocken auf und rannte davon, und sein Junges rannte hinterher.
Der Tiger fauchte noch ein bisschen, dann legte er sich schnurrend hin und streckte alle viere von sich.
Da trat aus dem Gebüsch ein junger Mann, dessen Aussehen Kais Atem so ganz sehr stocken ließ. "Orikululu!", rief die wilde Schönheit und in Kais Ohren klang die melodiöse Stimme wie Musik. Sie war sehr weich und geschmeidig, genauso wie ihr Besitzer.
Anfangs starrte der Blaugrauhaarige nur in das wunderschön gepflegte und zarte Gesicht seines Gegenübers, in die bernsteinfarbenen, glänzenden Augen, die ihm klar machten, dass kein Edelstein dieser Welt schöner sein könnte. Sein schwarzes, langes Haar hatte er zu einem Zopf geflochten, den er sich als Gürtel um die Hüfte gebunden hatte. Auf einmal wurde ihm klar, dass der Fremde nackt vor ihm stand und lediglich eine Kette aus verschiedenfarbigen Blättern um den Hals trug.
Sein Körper war ganz muskulös, obwohl er dennoch sehr schlank und schmächtig war, seine Haut war leicht gebräunt und glänzte herrlich in der Sonne.
Kais Blick musterte den Mann langsam von Kopf bis Fuß und er blieb an seinem edlen Stück hängen. Es war wohlgeformt und unheimlich schön anzusehen.
Auf einmal fiel Kai auf, was er da gerade tat und wurde rot und blickte ihm ins Gesicht.
"Ululu Ilantiguna strativari?!"
An einem ganz anderen Ort des wilden, unerforschten Landes, auf dem die Spanier und mittlerweile auch die Franzosen gelandet