Fairytales
Körper muskulös. Ich streckte eine Hand nach ihm aus um ihn zu berühren, doch da schrak er zurück und sprang zur Seite. Nun konnte ich seinen gesamten Kopf sehen. Ein breiter Kopf mit diesen lieben Augen. Er sah mich noch einmal an und dann verschwand auch er. Er rannte los und war so schnell weg, wie er auch gekommen war. Worüber ich sehr froh war. Ohne ihn wäre es nun aus mit mir gewesen!
Doch was nun? Was lauert als nächstes auf mich? Ich fühlte mich nicht sehr wohl so ganz allein, aber hier bleiben wollte ich auch nicht. Ich machte mich auf den Weg um nach jemanden zu suchen oder vielleicht ein Dorf oder eine Stadt zu erreichen. Am See entlang schien eine Art Pfad zu sein. Ich ging dorthin um es mir von dort aus anzusehen. Der Weg schien oft benutzt zu werden. Er führte auch nicht in den Wald. So entschloss ich mich ihm zu folgen. Irgendwo würde ich dann schon landen. Ich hoffte es zumindest, denn lange alleine würde ich hier nicht lange überleben, wie man ja gerade gesehen hatte. Ich stapfte durch den Sand, schaute dabei immer auf den Boden um nicht wieder hinzufallen. Meinem Rücken ging es zwar schon etwas besser, aber das würde sich mit einem weiteren Sturz schnell ändern!
‚ Hach…Ich bin wirklich hoffnungslos…‘, dachte ich.
Das dicke und schwere Buch erschwerte mir den Pfad um einiges. Am liebsten hätte ich es weggeschmissen, aber das konnte ich nicht machen. Schließlich war es der einzige Weg hierher und vielleicht auch wieder der einzige Weg zurück. Aber wollte ich überhaupt zurück? Bis jetzt bin ich noch niemandem begegnet und geriet bis jetzt nur in Schwierigkeiten…trotzdem fühlte ich mich hier irgendwie….zu Hause. Immer wieder schielte ich in den Wald. Ich sah wie der wütende Wolf wegging, aber es könnte ja sein, dass er wiederkommt. Aber komischerweise fühlte ich mich nun sicher. Ich weiß nicht warum…irgendwie hatte ich das Gefühl beschützt zu werden. Doch plötzlich hörte ich einen lauten Knall und schrak zusammen von dem Lärm. Weiter vor mir, etwa 500 Meter stieg eine riesige Rauchwolke in den Himmel. Ich wusste nicht was mich dort erwarten würde, aber ich fing an zu rennen. Vielleicht würde ich da jemanden treffen. Und tatsächlich. Oben, am Hügel angekommen blieb ich luftschnappend stehen und schaute runter ins Tal, wo ich zwei Gestalten erkennen konnte. Es waren Menschen! Das glaubte ich zumindest. Ich ging langsam und vorsichtig weiter auf sie zu, denn sie schienen mich noch nicht bemerkt zu haben. Ich hörte sie miteinander reden…oder streiten?
„Oh Luvia. Wie oft soll ich es dir denn noch erklären? Du musst dich mehr konzentrieren. So wird das nichts.“, sagte das Mädchen mit den langen grünen Haaren und den abstehenden Ohren. Sie schien eine Elfe zu sein.
„Ja…Tut mir ja Leid. Ich versuche es ja, aber es gelingt mir einfach nicht…“, antwortete das andere Mädchen. Sie war kleiner, als das andere, hatte kurze blonde Haare und neben ihr lag ein langer Stab. Etwa ein Zauberstab?
„Du passt einfach nicht gut genug im Unterricht auf.“
„Aber das ist so langweilig….“, stöhnte die Blonde.
„Komm wir versuchen es nochmal.“, sagte die mit den grünen Haaren und reichte dem anderen Mädchen die Hand.
Sie wollte gerade nach ihrer Hand reichen, als sie diese schließlich zurückzog und in meine Richtung sah. Sie richtete die Hände in einer merkwürdigen Haltung auf mich.
„Halt! Wer ist da!“, rief sie.
Ich blieb stehen. Hoffentlich gab es nicht wieder Ärger…mir verschlug es die Sprache.
„Wer ist das?“, fragte nun das andere Mädchen die Grünhaarige.
„Ich weiß nicht. Ich habe sie hier noch nie zuvor gesehen. Sie könnte ein Feind sein.“
„Ein Dämon? So ein Quatsch. So sieht sie nicht aus…“, bestritt die Blonde die Aussage und ging an ihrer Freundin vorbei und kam nun auf mich zu.
„Luvia. Bleib hier!“
Ich stand dar wie angewurzelt. Mir war das alles nicht geheuer.
„Hallo. Haben wir dich erschreckt?“, fragte sie mich.
Ich konnte nicht antworten, ich hatte eine Art Kloß im Hals. Die Grünhaarige Elfe kam nun auch zu mir.
„Du musst keine Angst haben. Ich bin Luvia.“, sagte das blonde Mädchen, lächelte und reichte mir die Hand.
„Ich…..Ich heiße Lina.“, antwortete ich und schüttelte ihre Hand.
„Lina. Ein schöner Name.“, lächelte Luvia. Sie hatte strahlend blaue Augen, wirklich toll und ein sehr nettes und freundliches Gesicht, was mir gleich die Angst nahm.
„Entschuldige wenn ich dich erschreckt habe. Ich bin Rachel. Freut mich dich kennenzulernen.“, begrüßte mich die Elfe.
So langsam fand ich meine Sprache wieder und mir fiel ein, was ich denn eigentlich fragen wollte, falls ich jemanden antreffen würde.
„Ich…Ich weiß nicht wo ich bin. Wie heißt dieser Ort? Wo bin ich hier?“, fragte ich ohne zu zögern.
Die beiden sahen mich verwundert an und dann wechselten sie untereinander einige Blicke.
„Bist du nicht von hier?“, fragte Rachel mich.
„Nein…Ich…Ich bin irgendwie hierhergekommen. Ich weiß nicht….“
„Wie? Wie ist das passiert?“
Ich sah runter zu dem dicken Buch, dass ich mit meinen Armen umschloss.
„Hiermit.“, ich hielt ihnen das Buch hin.
„Mit dem Buch?“, fragte Luvia verwundert und skeptisch zugleich.
„Ja. Ich komme aus New York und da habe ich mir dieses Buch aus einer Bibliothek gekauft und zu Hause gelesen. Darin steht so ein komischer Spruch. Den habe ich vorgelesen und dann bin ich auf einmal hier wieder aufgewacht.“, erzählte ich ihnen.
„New York? Kenne ich nicht….das sagt mir nichts….dir Rachel?“, Luvia schaute auf zu der Elfe.
Rachel antwortete nicht, sie blätterte bereits in dem Buch herum und hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“
„New York liegt auf einem anderen Planeten Luvia. New York liegt in der Welt die für uns nicht zu betreten ist. Nur wenige schaffen es sich dorthin zu zaubern. Es ist die Erde. Wo nur Menschen leben und wo es keine Magie gibt.“, antwortete Rachel, worauf sich meine Augen weiteten. Auch Luvia schien erschrocken.
„Was für einen Zauberspruch hast du vorgelesen, Lina?“
„Ich glaube es war die Seite 465.“, das war die Zahl an die ich mich nur erinnern konnte.
Rachel schlug mit einem Mal die Seite 465 auf und las gründlich alles durch. Ich trat neben sie und schaute ebenfalls mit in das Buch. Dann entdeckte ich den Zauberspruch, ganz unten.
„Der war es. Diesen hier hatte ich mir vorgelesen.“, ich zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn.
Rachel erstarrte förmlich. Dann klappte sie das Buch wieder zu und überreichte es mir.
„Wir müssen gehen. Wir müssen zurück zur Akademie. Lina? Du wirst mit uns kommen.“, sagte Rachel in einem seltsamen Tonfall und schlug bereits die Richtung ein, in die wir gehen mussten.
„Hey Rachel! Was ist denn los? Warum denn zurück? Und warum soll Lina mitkommen?“, Luvia verstand genauso viel wie ich. Wieso sollte ich mit? Gut ich wäre so oder so mitgegangen, als ganz allein hier in der Wildnis herumzuirren, aber trotzdem…was ist mit ihr los?
„Sie muss zur Direktorin.“
„Zu Miss Castillio? Warum?“, fragte Luvia erschrocken.
„Weil sie die Auserwählte ist!“, sagte Rachel ernst und mit einem Mal schien Luvia alles zu verstehen.
Sie drehte sich zu mir um und sah mich entgeistert an. Ich dagegen verstand nur Bahnhof.
„Auserwählte?“
„Ja, ich kann es dir jetzt nicht erklären Lina. Tut mir sehr Leid, aber du brauchst dir keine Sorgen machen, wir passen auf dich auf. Nur wir müssen nun schleunigst gehen. Es ist wichtig. Du bist wichtig!“, Rachel sah mich mitfühlend an und da wurde mir klar, dass sie keine Scherze machte, sondern, dass es wirklich wichtig war….Ich war wichtig….