One day I'll fly away
weit entfernt zu sein. Mit einer unglaublichen Schnelligkeit verging nun die Zeit für sie. Der Dolch welcher noch vor wenigen Augenblicken zu seinem Ziel schwebte raste nun wie ein Blitz schnell und unerbittert auf den Hals des Mannes nieder.
Heraneilen einer Gestalt am Horizont.
Jegliches Gefühl war mit entsetzlicher Unbarmherzigkeit zurückgekehrt. Sie spürte den tiefen Kloß der ihr die Kehle zuschnürte und ihr das Atem schwer machte. Angst durchzog ihren ganzen Körper, eine unangenehme Gänsehaut macht sich in ihr breit. Die Geräusche hallten wie das Echo in den Bergen in ihren Kopf wieder. Ein wirres durcheinander immer wiederholender Geräusche. Sie konnte keinen einzigen Ton klar vernehmen, konnte so keinen klaren Gedanken mehr fassen. Doch trotz der vielen Eindrücke um sie herum könnte sie ihren Blick immer noch nicht von dem entsetzlichen Schauspiel vor ihr abwenden, welches ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ…
Galoppieren von Hufen in der Ferne
… und ihren Atem stocken ließen.
Peitschenhiebe die, die Luft durchtrennen
Die silbrige Klinge durchfuhr den Hals des Mannes, ein horizontaler schmaler Schnitt durchzog seine Kehle. Kaum einen Augenschlag später floss sein dunkelroter Lebenssaft in Strömen aus seiner Wunde.
Pferde wirren
Ein erstickendes und röchelndes Geräusch konnte man vernehmen, ehe der Mann seinen Körper nicht länger kontrollieren konnte, dieser nach vorne zusammen sackte und schließlich seitlich umfiel.
Rufe in fremder Sprache
Seine Augen glitten in die Leere, während sich eine gewaltige Blutlache um den toten Körper ausbreitete.
Knirschen von Sand unter Kufen,…
Er war Tod. Noch ein Opfer von so vielen die heute sterben mussten…
… als ein Untoter Ritter sein Pferd aus vollen Galopp zum stehen brachte.
Benommen blickte Ailana auf die am Boden liegende Gestalt. Sie konnte ihren Blick immer noch nicht von seinen Augen abwenden. Seine Pupillen blickten in das Nichts. Sie hätte eigentlich den Drang danach haben sollen laut zu schreien, aufzustehen und davon zu laufen, so weit sie ihre Füße tragen mochten. Doch sie konnte nichts dergleichen unternehmen, denn sie fühlte sich plötzlich so leer. Sie spürte keine Angst, keine Kälte, keine Trauer. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an. In ihren Ohren hörte sie nur das Rauschen ihres eigenen Blutes, welches alle anderen Geräusche um sie herum fast komplett überdeckte. Sie war wie in Trance, wie Paralysiert, weit weit weg…
Die Untote Wache die so eben den Mann die Kehle aufgeschlitzt hatte, wischte seine Klinge an einen alten Lumpen sauber. Fragend schauten nun auch die restlichen Untoten zu den eben eingetroffenen, ebenfalls Untoten Ritter. Dieser war soeben von seinem Pferd abgestiegen und schritt allmählich auf die beiden ersten Wachen zu. Der untote Ritter trug eine hochrangigere Rüstung, als die Wachen die hier draußen die lästige Aufgabe des Menschen töten übernommen hatten. Der Ritter kam neben der Leiche des Mannes zum stehen, er betrachtete sie nur kurz und schien verärgert zu sein, als er sich wieder seinen Kameraden zuwandte.
Seine Rüstung knarrte und klirrte bei jeder seiner Bewegung. Ein langes Schwert zierte seine rechte Seite. Haare fehlten ihm völlig, genauso wie Ohren und seine Nase. Stattdessen zierte ihn dort ein angedeutetes Nasenbein welches eher einem ovalen Loch glich. Seine teilweise verweste Haut wies einen gräulichen Ton auf.
Er stampfte ärgerlich mit seinem knochigen Fuß auf.
„Ihr Nichtsnutze, könnt ihr denn gar nichts richtig machen?!“
Die Wachen schauten immer noch verdutzt drein, soweit sichtbare Gefühlsregungen bei einen untoten Gesichtern überhaupt möglich waren.
„Doch Herr, wir töten diesen Abschaum so wie uns befohlen“, sagte die Wache, während er dabei seine knochigen Hände hob um den aufbrausenden Ritter möglichst zu besänftigen.
„Befohlen, wer hat DAS befohlen?“ Dabei deutete der kahlköpfige mit seinen skelettenden Zeigefinger auf die Bäume und die dort hängenden Menschen, während seine dunkle Stimme sich vor Zorn fast überschlug. Doch er ließ die beiden gar nicht erst zu Wort kommen. Er stieß die Luft zwischen seinen verfaulten Zähnen aus, um sein innerstes zu beruhigen und setze schließlich ruhig fort.
„Wie dem auch sei! Soll sich ein anderer mit diesem Thema beschäftigen, ich werde meine Ewigkeit jedenfalls nicht mit solchen Unsinn erfüllen!“
Sein Blick glitt noch einmal über die Leiche des Mannes, ehe sich sein Augenmerk auf die noch lebenden Menschen richtet. Er Überschlug ihre Zahl und verzog abermals ärgerlich sein Gesicht.
„Etwa 30 Menschen. Hmm… nicht gerade viel, aber besser als nichts.“
„Herr“, sprach eine Wache ihn zögerlich an. „ hat man uns falsche Befehle erteilt?“
„Wie es scheint!“, stieß er immer noch wütend hervor. „Dieser Abschaum sollte nach Unterstadt gebracht werden. Man fand Händler die eine Hohen Betrag an Gold für Sklaven, Gladiatoren und Versuchsobjekten zahlen. 30 dieser Menschen sind nicht unbedingt viel, aber sollten zur Deckung der ersten Nachfrage vorerst reichen.“ Erklärte der Ritter sachlich und setzte schließlich nach einer kurzen Pause fort. „Bringt dieses Ungeziefer nach Unterstadt und zwar jeden einzelnen lebendig! Ich dulde keine weiteren blutigen Spiele an meiner Ware, wenn nur ein EINZIGER auf den Wege nach Unterstadt sein Leben lässt, kommt ihr für den Schaden auf! Habt ihr Verstanden?!“
Die Wachen nickten eilig. Sie hatten verstanden und sie wussten das mir ihren Herrn nicht zu Spaßen war und vor allem nicht, wenn es sich hierbei um Gold handelte. Egal wer auch immer ihnen diese falschen Befehle erteilt hatte, würde wohl bald sein untotes Leben aushauchen.
Der untote Ritter schwang sich wieder zurück auf sein Pferd. „Hurtet euch gefälligst, die Händler warten nicht ewig!“ Damit wandt er sein Ross um und galoppierte mit derselben Geschwindigkeit mit der er gekommen war zurück in die Hauptstadt der Untoten, nach Unterstadt.
Hurtet euch…
Das ließen sich die Wachen nicht zweimal sagen, schnell erteilte sie Befehle zum Aufbruch an die restlichen untoten Wachen.
Das nächste was Ailana wieder vernahm waren hektische Rufe um sie herum, doch sie verstand diese eigenartige Sprache nicht und eigentlich interessierte es sie herzlich wenig. Streng genommen war ihr gerade so ziemlich alles egal. Sie fühlte sich immer noch leer, so unglaublich leer und müde von allem. Genauso leer wie die toten Augen des Mannes vor ihr, die sie immer noch fixierte. Doch plötzlich durchzuckte ein Schmerz ihren Körper. Sie spürte wie sie vom Boden hochgezogen und auf ihre Beine gestellt wurde. Erst jetzt bemerkte sie, das sie am ganzen Körper etwas Zitterte, ihre Knie fühlten sich unglaublich wackelig an, als würden sie jeden Moment nachgeben. Sie schaute sich um, wer ihr diesen Schmerz zubereitet hatte und schaute nur einen Augenblick einer der Untoten Wachen fauliges Gesicht. Sie drehte angewidert ihren Kopf weg als ihr der übel riechende Geruch des Untoten in die Nase stieg.
Dieser hatte die am Boden hockende Ailana unsanft an ihren Oberarm gepackt und sie aufgestellt. Sie war jung und scheinbar noch tüchtig genug, die würde von selbst laufen können, dachte sich der Untote. Damit sollte er Recht behalten.
Der Untote entfernte sich von Ailana genauso schnell wie er gekommen war. Sie richtete noch eine weile ihren Blick auf ihn, nur um auch sicher zu gehen, dass er ihr nicht noch einmal zu nahe kommen würde. Während sie nur langsam misstrauisch ihren Blick von der Wache abwand, glitten ihren Augen über ihre Umgebung. Es war ein regelrechter Aufruhr!
Überall liefen untote Wachen herum, zerrten die am Boden kauerten Menschen auf. Dann und wann beobachtete Ailana wie scheinbar sehr schwache Geschöpfe aus der Reihe gezogen und unsanft in eine umfunktionierte Holzkarre, welche einen Käfig sehr nahe kam gesperrten wurden. Einige dieser armen Menschen rührten sich schon gar nicht mehr, wahrscheinlich würden sie nicht mehr lange leben.
>> Dann haben sie es endlich hinter sich gebracht <<
Hinter sich gebracht? Dachte sie wirklich schon so? Wenn sie es sich recht überdachte hatte sie Glück gehabt … oder nicht? Immerhin wäre sie doch nun an der Reihe gewesen. Sie hätte an den Baum dort hängen müssen oder in ihren eigenen Blut. War es also gut oder schlecht, dass sie noch nicht tot war? Gut oder schlecht?! Sie kam ins grübeln während sie den hektischen treiben um sie herum misstrauisch beäugte. War sie froh, dass sie noch lebte? Sie horchte kurz in sich …
>> ...? <<
… Nichts! Da war nichts mehr.