Alte Rechnungen

behandelt ihre Angestellten freundlich.“ Dann nickt der Mann und gleich darauf verlässt er das Zimmer. Seto und Mokuba bleiben alleine zurück.
„Erinnerst du dich an diese Situation?“, fragt die Feuerprinzessin. Mit ernster Mine steht Kaiba da. „Natürlich erinnere ich mich daran!“, sagt er, „Das habe ich schon beim letzten Mal gesehen als ich hier war. Mein Stiefvater hatte mir den Auftrag gegeben dieses Geld, das er mir geliehen hat, zu verzehnfachen und das innerhalb eines Jahres. Ich sollte damit beweisen, dass ich in der Lage bin Geschäfte zu führen und Profit zu machen. Wenn ich diesen Test bestünde, würde er mir eines Tages die Kaiba-Corporation überlassen. Wenn ich es nicht schaffen sollte, würde er uns beide wieder zurück ins Waisenhaus schicken. Das war der Deal!“
„Wirklich eine schwierige Aufgabe für jemanden in deinem Alter und eine harte Bedingung“, bemerkt Yami. „Ich bitte dich Yugi“, entgegnet Kaiba geringschätzig, „Zumindest von dir hätte ich erwartet, dass du mir mehr zutraust. Mein Stiefvater hatte eine Vorliebe dafür, andere mit harten Prüfungen und schweren Entscheidungen zu Demütigen, aber bei mir hat er sich die Zähne ausgebissen! Er dachte, ich würde gleich kapitulieren oder zumindest irgendwann jämmerlich versagen, aber ich habe ihn eines Besseren belehrt. An diesem Tag nahm ich mein Schicksal in die eigene Hand. Es gelang mir das Geld an nur einem einzigen Tag zu verzehnfachen.“
Yami-Yugis Augen weiten sich. „Was wirklich? Wie hast du das denn geschafft.“ „Durch einen ganz hinterhältigen Trick!“, mischt sich nun die Feuerprinzessin ein. Kaiba sieht sie schief von der Seite an: „Was du hinterhältig nennst, nenne ich raffiniert!“ „Ich würde eher skrupellos sagen!“, gibt sie zurück, „Du hast es vielleicht geschafft deinen Stiefvater zufrieden zu stellen, doch zu welchem Preis?“ „Was soll das Gerede?“, fragt Kaiba gereizt, „Was willst du eigentlich?“ „Das wirst du gleich sehen!“
Das Szenario läuft weiter. Die Tür öffnet sich und der Mann namens Lekter tritt ein. „Ich habe eine Firma gefunden, die ihre Angestellten wie Familienmitglieder behandelt.“ „Sehr schön!“, sagt Seto, „Zeigen sie die Unterlagen her!“ Er nimmt die Blätter in Empfang und studiert sie kurz. Dann auf einmal stutzt er. Noch einmal liest er die Zeile. Dann hebt er den Blick. Ein grimmiger Zug liegt um seine Mundwinkel. „Diese Firma ist perfekt für meine Zwecke! Kaufen sie 51% von den Anteilen und geben sie mir dann bescheid!“
„Aber wie konntest du durch diese Firma die Forderung deines Vaters erfüllen?“, fragt Yami-Yugi. „Ganz einfach!“, erklärt Kaiba abfällig, „Ich habe dem Besitzer klar gemacht, dass ich die Firma in winzig kleinen Stückchen weiterverkaufen und sämtliche Angestellte entlassen werde, wenn er mir die 51 Anteile nicht zum zehnfachen Preis zurückkauft.“
Yami reißt die Augen auf: „Kaiba! Das hast du wirklich getan? Hast du denn überhaupt kein Gewissen?“ „Aber er hat es getan!“, bestätigt die Feuerprinzessin kühl, „Und zwar erst recht nachdem er gesehen hat wem diese Firma gehörte!“ Kaiba wirft ihr einen geringschätzigen Blick zu: „Sollte ich jetzt deswegen ein schlechtes Gewissen bekommen? Das Ganze war nur eine geschäftliche Angelegenheit. Wer von Geschäften keine Ahnung hat, verdient es nicht eine Firma zu leiten. Es war also ganz allein ihre eigene Schuld!“
„Durch das was du so liebenswürdig ‚Geschäfte’ nennst, hast du die kleine Firma in den Bankrott getrieben!“, funkelt die Feuerprinzessin jetzt, „Macht dir das denn überhaupt nichts aus?“ „Hmh! Das ist doch nicht mein Problem!“, meint Kaiba abfällig, „Ich habe mein Ziel erreicht und damit ist die Sache für mich erledigt!“
Die Feuerprinzessin versteift sich. „Ja, du kannst wirklich stolz auf dich sein!“, sagt sie bitter, „Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet! Dass er seine Firma und schließlich alles was er besaß verloren hat, nahm der Besitzer sich letztendlich so sehr zu Herzen, dass es ihn das Leben kostete!“ Bei diesen Worten läuft ein leichtes Zucken über Kaibas Maske der Selbstbeherrschung.
„Es war ein hoher Preis, aber du hast ihn gerne bezahlt, um endlich in die mächtige Kaiba-Familie aufgenommen zu werden, nicht wahr?“, sagt die Feuerprinzessin gepresst, „Ist es das was du wolltest? Bist du nun zufrieden, Seto Tejima?“
Augenblicklich fliegen Kaibas Augen auf. „Wie hast du mich genannt?“, fragt er beunruhigt, „Woher kennst du diesen Namen? Sag schon!“ Die Feuerprinzessin starrt ihn einen Momentlang an, dann verdreht sie die Augen: „Es hoffnungslos mit dir! Du willst es scheinbar nicht begreifen. Aber ja, ich kenne deinen wirklichen Namen, und wenn du dich nicht so stur weigern würdest dich richtig zu erinnern, dann wüsstest du auch wer ich bin.“
„Wozu soll ich mich an irgendetwas aus meiner Vergangenheit erinnern?“, meint Kaiba schnippisch, „Davon habe ich nichts! Ich schaue lieber in meine Zukunft und du, wer immer du auch bist, solltest das auch tun!“
„Kaiba, nimm doch Vernunft an!“, mischt sich nun Yami wieder ein, „Du kannst deine Vergangenheit nicht immer ignorieren und totschweigen! Mag ja sein, dass in deiner Kindheit einige unschöne Dinge passiert sind, aber unsere Vergangenheit ist es doch erst was uns zu dem macht was wir sind.“ „Misch dich nicht ein Yugi!“, ruft Kaiba aufgebracht, „ Du hast überhaupt keine Ahnung worum es hier geht! Ich weiß genau wer ich bin. Ich habe es endgültig satt, dass du ständig glaubst mir etwas über Bestimmung und Schicksal erzählen zu müssen. Ich will von deinen lächerlichen Märchen nichts mehr hören! Und damit Schluss!“ Wütend wendet er sich ab.
Leise tritt Noah an Yami heran. „So wird das nichts, Yugi. Er muss sich endlich mit seiner Vergangenheit abfinden. Ich habe es gesehen. Ich weiß was seine Bestimmung ist. Du musst es ihm zeigen!“ Verdutzt schaut Yami-Yugi Noah an: „Aber wie? Wie soll ich ihm das denn klar machen? Wie kann ich ihm die Wahrheit begreiflich machen?“ „Das hier ist eine virtuelle Welt“, gibt Noah zurück, „Sie kann nach Belieben gestaltet werden. Du hast doch den Millenniumsstab mitgebracht. Benutze ihn!“
Yami reißt die Augen auf: „Den Millenniumsstab? Du meinst wirklich ich sollte ihn benutzen?“ „Warum denn nicht?“, meint Noah, „Der Millenniumsstab kann die Seelen der Menschen kontrollieren, aber er kann auch die Wahrheit ans Licht bringen. Wenn du ihn mit dieser Technik hier kombinierst, kannst du Seto sein wahres Ich vor Augen führen. Dann kannst du ihm zeigen was wirklich in seinem Inneren steckt.“
Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist, überlegt Yami, wir wissen noch zu wenig über diese Millenniumsgegenstände. „Aber Noah scheint sich damit auszukennen“, wendet Yugi ein. „Ja, aber können wir ihm vertrauen?“, fragt Yami zurück. „Ich denke schon. Er hat uns damals geholfen und seit wir hier sind, hat er sich immer freundlich und hilfsbereit gezeigt. Außerdem braucht er unsere Hilfe. Wenn Kaiba ihm nicht hilft aus dieser Cyberwelt zu entkommen, dann wird er nicht mehr lange leben. Wir müssen es versuchen!“
„Also schön, Noah“, sagt Yami, „Was soll ich tun?“ „Dieses Programm reagiert auf deine Gedanken“, erklärt Noah, „Der Millenniumsstab ist mit diesem System gekoppelt. Du musst ihn dir nur vorstellen, dann kannst du ihn auch benutzen.“ Yami wirft Noah einen abschätzenden Blick zu, doch hinter seiner Aufforderung scheint nichts als arglose Hoffnung zu stecken.
Schließlich nickt Yami leicht und schließt die Augen. In seinen Gedanken stellt er sich den Millenniumsstab vor. Immer stärker konzentriert er sich darauf. Bis er sich auf einmal gewahr wird, dass der Stab in seiner Hand Gestalt annimmt.
Überrascht öffnet er die Augen. In seiner Hand hält er nun den Millenniumsstab. Es hat tatsächlich funktioniert!, denkt er bei sich. „Doch wie können wir ihn jetzt dazu benutzen Kaiba klar zu machen, dass seine Vergangenheit bereits ins alte Ägypten zurückreicht?“, fragt Yugi. „Es gibt nur einen Weg das herauszufinden!“, sagt Yami. Er packt den Millenniumsstab fester. „Willst du das wirklich machen?“, meint Yugi besorgt, „Wer weiß was dann passiert.“ „Keine Sorge Yugi!“, sagt Yami fest, „Dieser Stab gehört schließlich rechtmäßig mir und deshalb gibt es auch keinen Grund weshalb ich ihn nicht benutzen sollte.“ Mit diesen Worten streckt er den Stab aus.
In diesem Moment dreht die Feuerprinzessin sich hastig zu ihm um. „Nein!“, ruft sie aufgeregt, „Das darfst du nicht tun! Es ist noch zu früh! Du weißt ja nicht was du da tust!“ Doch in eben diesem Moment beginnt der Stab in Yamis Hand zu leuchten, ebenso wie jetzt auch sein Puzzle. Kaibas Augen weiten sich. „Was zum...?“, bringt er hervor. Doch das Leuchten wird immer greller und breitet sich immer weiter aus. Innerhalb von Sekunden sind die vier in ein gleißendes Licht getaucht, so dass sie geblendet die Augen schließen müssen. „Was hast du getan?“, stößt die Feuerprinzessin hervor, dann muss auch sie die Augen zusammenkneifen.
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