Alte Rechnungen
beiden Drachen vor der jungen Frau auf. Sie selbst wird nur noch geschützt durch den kleinen Fuchs auf ihrer Spielfeldseite. Ihre Augen sind klar und geben Furchtlosigkeit vor, doch ihre Körperhaltung signalisiert mehr als deutlich, wie beunruhigt sie ist.
Mehr als erfreut nimmt Kaiba dies zur Kenntnis. „Angst bekommen? Das solltest du auch! Und ich zeige dir auch gleich warum. Nun gehört mein Ultradrache nämlich wieder mir, so wie es sein sollte!“, er schreit es fast. „Nun rettet dich nichts mehr! Ich versetze meinen Hyosanryo in den Angriffsmodus und dann ist alles, was noch zwischen deinen Lebenspunkten und meinem Blauäugigen Ultradrachen steht; dieses mickrige Flohbündel. Aber nicht mehr lange! Los mein Hyosanryo, greif ihren Fuchs an und feg ihn vom Platz!“
Wieder einmal wird die vernichtende Wirkung des Drachenhorns aktiviert und mit einem gewaltigen Energiestrahl wird der kleine Fuchs pulverisiert. Kaiba ist nun ganz in seinem Element. Es ist ihm richtig anzusehen wie er diesen Kampf genießt. Ein seltsames Flackern hat sich in seine Augen geschlichen. Er legt seine ganze Leidenschaft in das was nun kommt. „Endlich ist es soweit!“, ruft er feurig, „Los mein Ultradrache greif ihre Lebenspunkte direkt an und zwar mit deiner dreifachen Lichtblitzattacke!“
Um die drei Münder des Drachen bilden sich leuchtende Kugeln die sich zu mächtigen, gleißenden Strahlen bündeln und kaum sind seine letzten Worte verklungen, da schießen die gebündelten Kräfte des Drache auch schon direkt auf die schlanke, junge Frau zu, die schützend ihre Hand vors Gesicht hält, als könnte sie so die Wucht des Angriffes abwehren. Doch es ist vergeblich! Die holographische Projektion des Drachen ist hier beinah wie lebensecht und so wird sie von der Wucht des Angriffes gut einen Meter nach hinten geschleudert.
„Yuki!“, ruft Yami besorgt auf, „Ist alles in Ordnung?“ Fast will er schon zu ihr hinüberlaufen, doch da kommt schon wieder Leben in die junge Frau. „Bleib da Yugi, mir... fehlt nichts!“, bringt sie hervor. Unsicher bleibt Yami stehen. Ärgerlich geht sein Blick zu Kaiba hinüber der nur mit verschränkten Armen hinter seinen Drachen steht und seine Gegnerin kaltlächelnd betrachtet.
„Kaiba, das geht jetzt zu weit!“, ruft er aus, „Diese Hologramme sind fast wie echt. Dieser Angriff hätte sie wirklich verletzen können. Das hier ist immer noch nur ein Spiel, und es gibt keine Rechtfertigung dafür, wenn jemand dabei ernsthaft zu Schaden kommt!“
„Falsch Yugi!“, sagt Kaiba kühl, „Das hier ist kein Spiel, es ist ein Kampf und er wird nur einen Sieger und nur einen Verlierer geben. Es war ihre eigene Entscheidung mich herauszufordern. Sie kennt diese Technik, sie hätte wissen müssen was dabei auf dem Spiel steht. Wenn ihr etwas geschieht, hat sie sich das selbst zuzuschreiben. Aber mir war von vornherein klar, dass sie einfach nicht das Zeug dazu hat mich zu schlagen.“
„Sei dir da bloß nicht so sicher!“ Mühsam ist Yuki wieder auf die Beine gekommen. Sie hat durch den Sturz ein paar Schrammen abbekommen. Ein wenig zittrig hält sie ihre Duelldisk hoch. Die Anzeige auf dem Display zeigt noch genau 250. „Ich habe noch immer ein paar Lebenspunkte übrig!“, sagt sie fest, „Und du bist mit deinem Zug fertig. Solange ich noch Punkte habe werde ich weiterkämpfen, verlass dich drauf!“
„Warum bist du bloß so stur?“, ruft Kaiba ärgerlich, „Dir sollte klar sein, dass du keine Chance mehr hast. Du hast kaum noch Lebenspunkte und ich habe mehr Monster als ich brauche um dich auszulöschen, ein für allemal! Und weißt du was, ich kann es wirklich kaum erwarten bis ich dich endlich vollkommen zertreten und zerbrochen habe!
Mit leidvoller Mine richtet sie sich auf. „Warum bloß hasst du mich so sehr, Seto Tejima?“, ruft sie aus, „Warum ist es dir nicht möglich mit der Vergangenheit Frieden zu schließen? Was hab ich dir denn nur getan? Sag es mir endlich! Sprich es doch wenigstens aus, verdammt noch mal!“
Kaiba sagt kein Wort, aber seine Kiefer sind so fest ineinander verbissen, dass es fast schmerzt. Der Blick den er Yuki zuwirft ist tödlich und seine rechte Hand ist so sehr zur Faust geballt, dass seine Knöchel weiß hervortreten. „Mach endlich deinen letzten, jämmerlichen Zug!“, sagt er mit Grabesstimme. Mehr ist aus ihm nicht herauszubekommen.
Einen Augenblick hält Yukis fast flehender Blick ihn gefangen, doch dann lässt sie betrübt den Kopf hängen. Die Fransen ihres Ponys verdecken nun fast vollständig ihr Gesicht. Als sie ihre Karte zieht, wirft sie kaum einen Blick darauf.
„Es tut mir alles wirklich sehr leid, Seto, auch wenn du mir das vielleicht nicht glaubst. Es war niemals meine Absicht dich so sehr zu verletzen und ich hoffe, du kannst mir irgendwann einmal verzeihen. Aber es macht mich traurig, dass du nicht einmal den Mut aufbringst mir offen ins Gesicht zu sagen, was dir so zu schaffen macht.“
Kaibas Gedanken rasen. Er versucht verzweifelt sie abzuwehren. Schon wieder steigen Bilder der Erinnerungen in ihm auf. Damals an diesem Baum... nein, er verdrängt es gleich wieder. Sie wird ihn nicht soweit kriegen, das wieder zurück zu holen. Es schmerzt zu sehr. Es schmerzt einfach zu sehr, verdammt noch mal! Er will davon nichts wissen und nie wieder etwas davon hören. Die Wahrheit die er sich stattdessen darübergepinselt hat ist viel einfacher zu ertragen. Nein!, ruft er sich zur Ordnung, Es ist die Wahrheit!
„Ich setze ein Monster verdeckt aufs Feld und außerdem spiele ich eine Karte verdeckt!“, sagt Yuki schwach, „Und damit beende ich meinen Zug!“ „Deinen letzten Zug!“, ergänzt Kaiba gepresst, „Jetzt bin ich dran! Wird Zeit dir den Rest zu geben!“ Er blickt auf die Karte die er gezogen hat. Er lächelt kalt. „Und hier kommt auch schon das Monster, das dir endgültig das Licht ausknipsen wird! Ich beschwöre meinen: Mystischen Jin der Lampe (1800/100)!“
Sogleich materialisiert sich das grüne, geistähnliche Monster auf dem Spielfeld. „Es ist aus mit dir Yuki Atsumi!“, ruft Kaiba triumphierend, „Los Jin, vernichte ein für alle mal ihr Fuchsfeuer!“ Die grüne Gestalt formt eine schillernde Kugel um ihre Hände und gleich darauf triff diese auf dem Fuchs auf und vernichtet ihn. „Und jetzt Hyosanryo, erledige ihr verdecktes Monster!“ Mit der Macht seines Hornes richtet der Drache seinen Angriff auf die verdeckte Karte vor ihm. Als sie in ihre Einzelteile zerspringt kann man einen kurzen Blick darauf werfen, was es gewesen ist. Kaiba stutzt einen Moment. „Was? Noch ein brennender Dornenbusch? Du musst wirklich verzweifelt sein. Etwas anderes blieb dir wohl nicht übrig. Offenbar hast du deine Niederlage endgültig eingesehen. Warum solltest du dich sonst mit einem Monster verteidigen, dass mir 1000 zusätzliche Lebenspunkte gibt, wenn ich es zerstöre?“ Im gleichen Moment steigt Kaibas LP-Anzeige auf 8050.
Regungslos steht Yuki auf ihrer Spielfeldseite, ihr Kopf ist noch immer gesenkt. Mit einem befriedigtem Lächeln beobachtet Kaiba sie. „Damit ist nun deine letzte Verteidigung aus dem Weg geräumt. Alles was ich noch tun muss, ist meinem Drachen zu befehlen dich anzugreifen und das Duell ist zuende!“
Nun hebt Yuki den Kopf. Ihr Blick ist klar aber ihre Mine spiegelt großen Kummer wieder. „Du hast recht! Wenn du mich angreifst, dann ist das Duell zuende, aber wenn du deinem Drachen befiehlst mich anzugreifen, dann wirst du verlieren!“ „Lächerlich!“, ruft Kaiba aus, „Du bist anscheinend vorhin auf den Kopf gefallen! Ich habe ganze 8050 Punkte und du nur lächerliche 250. Ganz gleich was für eine Karte du dort noch auf deinem Feld hast, du kannst unmöglich noch gewinnen.
„Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass ich dann deine Firma übernehme. Wie willst du eine Firma leiten wenn du nicht einmal die Zahlen in einem Duellmonsters-Spiel auf die Reihe bekommst?“ „Lass das mal meine Sorge sein!“, erwidert Yuki ruhig, „Ich werde meine Firma nicht verlieren. Aber wenn du darauf bestehst jetzt diesen Angriff durchzuführen, dann wirst du dieses Duell verlieren! Aber ich gebe dir noch einmal die Gelegenheit dein Gesicht zu wahren und freiwillig aufzugeben!“
„Sag mal, du hast sie doch nicht mehr alle!“, ereifert Kaiba sich wütend, „Du erwartest von mir dass ich aufgebe? Jetzt? Einen Angriff vom Sieg entfernt?“ Dann fasst er sich wieder: „Warum rede ich eigentlich noch mit dir, ich lasse lieber Taten sprechen! Los mein Ultradrache...!“ Doch Yuki unterbricht ihn: „Halt! Du wolltest es ja so! Ich aktiviere jetzt meine Falle!“ Die Karte vor ihr wird aufgedeckt. „Es ist die Fallenkarte: Selbstzerstörungsknopf!“
Kaum sind ihre Worte verklungen kann man sehen wie Kaiba erbleicht. Alle Farbe ist aus seinem Gesicht gewichen und ihm steht vor Schreck der Mund offen. Völlig perplex sieht er nun wie ein mechanischer roter Knopf auf dem Spielfeld erscheint. Wie in Zeitlupe nimmt er wahr wie ein virtueller Finger sich dem Auslöser nähert.
Mit gesenktem Blick erklärt Yuki die Wirkung dieser Karte: „Wenn der Selbstzerstörungsknopf aktiviert wird fallen automatisch beide Lebenspunkteanzeigen auf Null. Vorraussetzung dafür ist allerdings, dass meine Lebenspunkte weniger als deine sind und die Differenz mindestens 7000 Punkte beträgt, und da ich 250 Punkte und du 8050 hast, wird der Knopf nun aktiviert!“
Kaum hat sie ausgesprochen, da kommt auch schon Leben in beide Anzeigen und beide rollen solange bis sie gleichzeitig bei Null ankommen. Nur wenige Augenblicke später verlieren auch schon die Monster auf dem Feld an Schärfe und dann verschwinden sie vollkommen aus ihrem Blickfeld.