Fanfic: Clair de Lune
gläsernes Herz zersprang in tausend Stücke und jede einzelne Scherbe wurde von ihrem Blut, das von einer unsichtbaren Kraft weiter angetrieben wurde, denn ihr Herz konnte es nicht sein, so sehr schmerzte es, in jeden Teil ihres Körpers befördert, und bohrte sich erbarmungslos tief in die Venen. Der stechende Schmerz breitete sich rasend schnell aus, doch Akanes Tränen waren versiegt. Langsam, beinahe in Trance stand sie auf, hob ihren Mantel auf, dankte ihrer Schwester, die ihr etwas zurief, was Akane nicht verstand, und machte sich auf den Weg, um ihren Verlobten zu finden.
„Es ist nicht so wie du denkst, Akane!“
Erschöpft setzte sich Ranma an den die Theke des Restaurants und blickte seine beste Freundin, die in blau gekleidete Chefköchin, hungrig an. Mit einem glockenhellen Lachen goss jene schwarzhaarige Frau den Teig auf die heiße Herdplatte und zog einen Pfannenwender aus dem Gurt, den sie immer trug.
„Das Übliche, Schätzchen?“, fragte sie amüsiert, als sie seinen hungrigen Blick spürte.
„Du kennst mich einfach zu gut, Ucchan!“, lächelte Ranma und keiner der beiden Freunde bemerkte, wie sich die Türe einen Spalt öffnete.
„Das hat heute bei dir aber ziemlich lange gedauert“, bemerkte die Chefköchin, als sie den Teig wendete und blickte ihren Freund neugierig an.
„Hm, das letzte Mal hat es bei dir länger gedauert, heute eben bei mir“, antwortete er frech und fügte schnell hinzu, als er sah, dass Ukyo damit drohte, sein Abendessen verbrennen zu lassen: „Okay, okay, ich habe ein Weihnachtsgeschenk gekauft! Willst du es sehen?“
„Es ist doch noch gar nicht.... natürlich will ich es sehen, was denkst du denn?“
Die Leere, die Akane in sich fühlte, wich mehr und mehr einer unerschütterlichen Wut, als sie die Türe zu dem geschlossenen Restaurant ein wenig weiter öffnete, um das Geschenk sehen zu können. Das brennende Gift in ihren Adern löste die Scherben ihres Herzens auf und vergiftete ihren Kopf, während ihre Aura gefährlich und unkontrolliert aufwallte.
„Oh, oh, die ist wunderschön!“, rief Ukyo begeistert aus. „Und die Zeit?“
„Wann wir essen gehen“, antwortete er stolz. „Oder, na ja, zumindest der Tisch ist reserviert, ob wir gehen, das ist eine andere Frage.“
Bevor die Chefköchin antworten oder der Kampfsportler sich umdrehen konnte, wurde die Türe zum Restaurant wütend aufgeschlagen. Ohne eine Entschuldigung abzuwarten, holte Akane mit ihrer flachen Hand aus und gab dem verdutzt blickenden Mann eine schallende Ohrfeige.
„Das hast du also die letzten vier Wochen gemacht!“, rief die junge Frau mit unnatürlich hoher Stimme und blickte mit einem gewaltigen Feuer, das Ranma noch nie so in ihrem Augen hatte lodern sehen, auf ihn herab. „Du, du, du Westentaschencasanova! Du Vollidiot! Du Trottel!“
„Jetzt halt mal die Luft an, du Trampel!“, unterbrach der junge Mann ihre Schimpftirade unsanft und rieb sich die brennende Wange. „Das ist überhaupt nicht so, wie du denkst!“
„Pah!“, rief sie verächtlich. „Als ob ich dir das glaube!“
„Warte, Schätzchen! Hör’ dir an, was er zu sagen hat!“, mischte sich die Chefköchin plötzlich ein, doch ein einziger Blick der vor grenzenloser Wut bebenden Frau genügte, um sie zum Schweigen zu bringen. Stattdessen hob sie eine kleine Tüte auf, die ihr bester Freund fallen gelassen hatte und warf sie der jungen Frau zu. „Mach auf!“
„Ukyo, was?“, fragte der Kampfsportler, doch als er die Tüte sah, erbleichte er, versuchte sie, seiner Verlobten aus der Hand zu stehlen, doch war zu langsam.
„Huh?“, staunte Akane, als sie die Tüte öffnete und eine goldene Damenuhr zum Vorschein kam. „Was ist das?“
„Nichts, also gib’s wieder her!“, rief der Junge mit dem rabenschwarzen Haar aufgeregt, doch er konnte nicht handeln, denn in diesem Moment traf ihn ein riesiger Pfannenwender auf den Hinterkopf, sodass er mit einem leisen Stöhnen auf den Boden fiel.
„Das ist dein Weihnachtsgeschenk! Deswegen hat er nachmittags hier gearbeitet und hat abends, falls noch etwas zu erledigen war, bei einem Kurierdienst gejobbt.“
„Und woher soll ich wissen, dass es für mich und nicht doch für dich ist?“, fragte Akane skeptisch, obwohl sich die gläsernen Scherben langsam wieder zusammenfügten und an ihren rechten Platz getragen wurden, um dort zu ihrem Herzen zusammenzuwachsen, das vor Freude tanzte.
„Schau’ mal auf die Abdeckung!“
„Für Akane von Ranma?“, fragte sie leise und blickte liebevoll auf die bewusstlose Gestalt am Boden.
„Und das mit der Zeit hast du gehört, oder?“
„Sag’ mal, Akane“, riss sie die Stimme ihrer großen Schwester Nabiki aus ihren Tagträumen und brachte sie auf unwirsch in die Realität zurück. Um den großen Tisch im neuen Zuhause ihrer ältesten Schwester Kasumi, an dem das Weihnachtsessen dieses Jahr stattfand, hatten sich alle ihre Freunde und ihre Familie eingefunden. „Dass ihr vor drei Jahren so plötzlich geheiratet habt, das war ja eine ziemlich Überraschung! Erzählst du uns jetzt endlich, wo, wie und wann ihr euch dazu entschieden habt?“
„Nein“, antwortete Akane leichthin und legte dann ihr Besteck auf den Tisch – Ranma tat es ihr gleich. „Und da wir schon bei Überraschungen sind: nächstes Jahr werdet ihr wohl für eine Person mehr decken müssen!“