Brokers and Druids (MMFF)

Der Preis eines Warriors!

Einer ihrer Lehrer hatte einmal zu ihr gesagt:
“Mayra, ich weiß, dass es so aussieht, als könnte man das Problem nicht lösen. Aber versuch es doch einmal mit einer anderen herangehensweise. Der direkte Weg ist nicht immer der einfachste!”
Diese zwei Sätze widersprachen sich eigentlich.
Der direkte Weg ist logischerweise der Kürzeste und dadurch der Einfachste.
Leider musste man in solch einer Berechnung noch mit einkalkulieren, dass Hindernisse auftreten können. Wenn man bei dem Bild eines Weges bleibt, dann wären das Steine, umgestürzte Bäume, überflutete Wegstücke und verschüttete Wege.
Beim Lösen eines Problems ist es genauso. Der direkte Weg ist manchmal versperrt.
Wen man ein Problem lösen möchte, und viele Umwege gehen muss, dann ist das nichts anderes als Wissenschaft.
Fazit: Wenn der Weg durch Hindernisse versperrt ist, dann räumt man diese entweder beiseite oder man nimmt einen anderen Weg um ins Ziel zu kommen.
Genau an diesem Punkt stand Mayra.
Vor einer Woche hatte man ihr zwei schwarze Eier ins Labor gebracht.
Sie solle sie untersuchen und feststellen, um was für Eier es sich hier handelte.
Das erste was Mayra tat, war den Begriff „schwarzes Ei“ im Internet zu googeln.
Sie fand ein paar tolle Bilder über schwarze Löcher und einen Eintrag über ein Hilfsmittel für Zaubertricks, nichts brauchbares.
Sie hatte auch nicht ernsthaft damit gerechnet etwas zu finden, aber manchmal fand man im Internet erstaunliches.
Der nächste Punkt bestand also darin die Eier zu untersuchen.
Normalerweise hätte sie wenig Interesse an etwas so banalem wie Eiern, aber diese zwei hier erweckten ihre Aufmerksamkeit.
Als sie zum ersten Mal eines von ihnen in der Hand hielt, hatte sie Angst bekommen.
Sie wusste nicht wieso und das führte dazu, dass ihr noch unbehaglicher wurde.
Das Gefühl war genauso unbegründet wie die Angst vor Spinnen, trotzdem fürchten sich Millionen von Menschen vor Spinnen.
Bei einem der Eier hatte sie auch heute noch ein ungutes Gefühl, wenn sie aber das zweite Ei anfasste fühlte sie sich regelrecht geborgen.
“Verrückt!”
Sie musste ihren eigenen Gedankengang unterbrechen, um sich nicht noch weiter in ihren eigenen wirren Gefühle und Gedanken zu verstricken.
“Endschuldigung, haben sie etwas gesagt Ma’am?”
Mayra wusste das es nur Jack war, dennoch konnte sie ein erschrockenes Zusammenzucken nicht ganz verhindern.
“Oh, ich muss mich entschuldigen! Habe ich sie erschreckt Ma’am?”
Die Drehung, mit der sie sich zu Jack herumdrehte, fiel etwas zu kräftig aus und sie stürzte beinahe. Glücklicherweise konnte sie sich noch an der Kante des Labortisches abfangen.
Mit einem etwas verlegenen Lächeln, versuchte sie, Jack zu beruhigen.
“Nein, nein! Sie haben mich nicht erschreckt! Ich war nur ein bisschen in Gedanken versunken und vorhin habe ich nur mit mir selbst geredet.”
Aber aus Jacks besorgtem Gesichtsausdruck ließ sich schließen, dass ihm der Beinahe-Sturz nicht entgangen war.
“Sind sie sicher, dass mit ihnen alles in Ordnung ist Ma’am?”
Ihr heftiges Nicken bereute Mayra sofort, vor ihren Augen begannen plötzlich bunte Lichtblitze zu tanzen.
“Ich glaube sie sollten sich etwas hinlegen Ma’am. Wann haben sie das letzte Mal geschlafen?”
“Wann ich das letzte Mal geschlafen habe? Ich weiß nicht. Ich glaube am Montag.”
Die Sorgenfalten auf Jacks Gesicht wurden tiefer.
Das war eindeutig die falsche Antwort, mahnte sich Mayra in Gedanken.
Sie mochte Jack eigentlich recht gern, aber im Moment wollte sie einfach nur, dass er verschwand.
“Mit Montag meinen sie sicher den Montag von letzter Woche, Ma’am! Hätten sie heute etwas geschlafen, wären sie nicht so erschöpft!”
Erst langsam sickerten die erhaltenen Informationen in Mayras Gehirn.
“Heißt das, heute ist Montag? Das ist doch ein Witz! Nach einer Woche Schlafentzug steht niemand mehr in einem Labor und arbeitet!”
“Das weiß ich, Ma’am! Das weiß ich. Ich hole ihnen eine Liege herunter, dann müssen sie nicht nach oben, ich glaube das würden sie nicht mehr schaffen! Was haben sie eigentlich untersucht Ma’am?”
Mit einem Kopfnicken, für das sie mit weiteren funkelnden Sternen vor ihren Augen belohnt wurde, deutete sie auf die beiden Eier.
“Die hat man mir letztens gebracht und ich komme einfach nicht weiter! Ich darf sie nicht aufbrechen und soll dennoch untersuchen, um was es sich hierbei handelt. Ich hab die letzte… Woche… alles versucht um hineinsehen zu können. Sind sie sicher, dass es eine Woche ist?”
“Ja ganz sicher Ma’am. Sie haben versucht hineinzusehen? Was dann?”
Mayra widerstand dem Drang zu Nicken und setzte ihren Bericht fort.
“Ich hab es mit Röntgen, Computertomographien und etlichem Anderen versucht, aber nichts scheint durch diese verdammte Schale sehen zu können. Ich hab schon ein dutzend Vermutungen aufgestellt und wieder verworfen. Das einzige was ich mit Gewissheit sagen kann, ist, dass es kein Hühnerei ist und das ist auch schon alles!”
Jack hatte die Zeit, die sie mit Erklärungen verschwendet hatte, genutzt, um sie auf einen der Drehstühle zu befördern und ihr, ohne ihren Widerspruch abzuwarten, eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt.
“Hier trinken sie etwas. Ich bin gleich zurück Ma’am.”
Mayra wusste mit ziemlicher Sicherheit, dass ihr Jack nicht zugehört hatte. Dennoch war sie ihm irgendwie dankbar, er machte sich eben Sorgen.
Als sich hinter Jack die Fahrstuhltüren schlossen, wandte sich Mayra wieder den Eiern zu. Oder wollte es zumindest.
Erst jetzt, als sie saß, bemerkte sie, wie müde sie war. Bevor sie sich selbst ermahnen konnte, nicht einzuschlafen, glitt sie bereits in die Welt der Träume ab.


“Was willst du?”
Claires Stimme blieb ruhig und kühl, aber ihre Finger glitten zu ihrem Schwertgurt hinab.
Ihre Position war für ein schnelles Ausweichmanöver denkbar schlecht, deshalb hoffte sie, dass er dieses Mal einen Nutzen aus einer Unterhaltung mit ihr zog.
Sie lag gerade ausgestreckt auf einer Kinderrutsche und betrachtete einen Baum auf der anderen Seite des Spielplatzes. Auf dem Baum stritten sich gerade zwei Eichhörnchen um eine Eichel.
“Du kannst wirklich beängstigend sein, Claire. Wie hast du mich dieses Mal erkannt?“
Claire machte sich gar nicht erst die Mühe aufzustehen und ihm gegenüber zu treten, allein die Tatsache, dass er mit ihr redete machte deutlich, dass er etwas wollte.
“Du möchtest also etwas von mir? Hast du wieder versucht deine kranken Pläne umzusetzen?”
Sie konnte regelrecht fühlen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, dafür musste sie ihn nicht einmal sehen.
“Du bist heute wieder besonderst gut gelaunt was? Lass uns doch lieber in eine Bar gehen und dort ein bisschen was Trinken, der alten Zeiten wegen. Streiten können wir uns auch ein andermal.”
Claire schloss für einen Moment die Augen und dachte darüber nach, wie sie ihn am schnellsten wieder losbekommen würde.
“Du hast es also versucht und natürlich hast du wieder auf das falsche Pferd gesetzt. Also, was genau ist passiert? Hat der Druide da hinten was damit zu tun?”
Claire hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Mit solchen Reaktionen bekam sie ihn bestimmt nicht so schnell los. Aber vielleicht war ja an der Sache mit der Umkehrpsychologie etwas dran.
Demnach müsste sie genau das Gegenteil von dem sagen, was sie eigentlich wollte. Dann hätte sie ja schon einmal einen guten Anfang gemacht.
Aber sie spürte auch, dass sie ihn ziemlich provoziert hatte. Wahrscheinlich wäre es besser, es ruhiger angehen zu lassen. Was leichter gesagt als getan war. Sie hasste diesen Kerl, er stank nach Blut, Tod und verbranntem Fleisch. Sie hatte ihn schon damals gehasst, aber an diese Zeit wollte sie nicht zurück denken, das würde nur alte Wunden wieder aufreißen.
“Warum sollte ich dir Rede und Antwort stehen, wenn du nichtmal auf meine Fragen antwortest?”
Mittlerweile hatte Joshua die Rutsche umrundet und stand nun vor ihr.
Er wirkte leicht nervös und schien seinen Blick regelmäßig über den Platz wandern zu lassen.
“Weil du mich brauchst! Ist es nicht so?”
Es war wirklich schwer sich zurückzuhalten, wenn man jemanden so hasste.
Joshuas Gesicht verzog sich kurz, aber er beherrschte sich. Noch!
“Na gut! Was ist dein Preis?”
Seine Stimme hatte sich etwas verändert, sein Ton war eindeutig verärgert.
“Mein Preis? Gerade du solltest wissen, dass ich nicht käuflich bin. Ich mag ja ein Warrior sein, aber ich arbeite nicht für jeden. Wie hast du das immer ausgedrückt? ‚Verfolge nur dann die Ziele eines anderen, wenn du damit auch deinem eigenen Ziel näher kommst!’ So ähnlich war es doch oder? Ich durfte ja am eigenen Leib erfahren, was das für dich bedeutet!”
“Du bist deswegen immer noch sauer? Soll das ein Witz sein? Das ist jetzt schon über ein Jahr her!”
“Wenn du das so siehst, dann kannst du ja gehen!”
Claire gestand sich im Stillen ein, dass sie etwas zu emotional reagierte.
Ein Jahr war für die Verhältnisse eines Warriors sehr lange, und das nicht etwa, weil sie eine kurze Lebenserwartung hatten, sondern weil in einem Jahr so vieles geschehen kann.
Ein Warrior erlebte in einem Jahr so viele Verluste, wie ein Mensch in seinem ganzen Leben.
Kaum hatte sich ein Warrior mit einem anderen seiner Art angefreundet, schon standen sie sich wieder als Feinde gegenüber.
Die Söldnerkultur der Warriors war für eine dauerhafte Bindung nicht geeignet.
Freunde kamen, Freunde gingen und meistens trocknete ihr Blut an Claires eigener Klinge.
Für einen Warrior war ein Streit, der über ein Jahr zurücklag, längst verjährt.
Doch in diesem Fall wusste Claire, dass es, zumindest für sie, nicht so war.
“Sture Ziege, aber wie du willst! Ich gehe!”
Mit einer entschlossenen Bewegung machte er sich auf den Weg zu James.
Claire war froh.
Dieser Kerl verleitete sie immer dazu, in
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