Winterträume

Winterträume

Vorwort:

Dieser One-Shot ist eigens für einen Wettbewerb bei www.animemanga.de geschrieben worden. – Es standen 20 Themen zur Auswahl und ich habe mich für „Winterträume“ entschieden, weil mir an einem Abend die Idee dazu kam.
Diese Geschichte ist in der Ich-Perspektive geschrieben und auch wenn es am Anfang dramatisch klingt, so endet es doch „friedlich“.
Übrigens verwende ich hier keine Namen, sodass jeder jemand anderen darin sehen kann. Ob derjenige, aus dessen Sicht es geschrieben ist, w oder m ist, ist auch jedem selbst überlassen – vielleicht sieht ja auch jemand seine Lieblingscharas darin? ;-)

Ähnlichkeiten mit Geschichten, Ereignissen, oder Ähnlichem anderer Autoren sind rein zufällig und somit auch nicht beabsichtigt!



30. One-Shot:
Ereignisse in einem Leben – Teil 09
Winterträume

Ich schreie! Laut!
Bin total verzweifelt!
Tränen laufen über mein Gesicht… rinnen aus meinen Augen an meinen Wangen hinunter… und ich schreie noch immer!
Meine Stimme überschlägt sich und ich weiß nicht, ob ich wirklich LAUT schreie, denn ich höre mich selbst nicht mehr.
Ich zittere am ganzen Leib… Meine Finger bewegen sich unkontrolliert… zucken hin und her… Mein Körper weiß einfach nicht, wie er reagieren soll!

Ich sehe dich da liegen… auf dem Boden… regungslos… mitten im Schnee.
Du liegst einfach nur so da… mit dem Bauch auf dem Boden… die Arme und Beine ein bisschen von dir gestreckt.
Der Schnee liegt so hoch, dass ich dein Gesicht nicht sehen kann… aber trotzdem bin ich mir sicher, dass du mit diesem mitten im Schnee liegst.
Du scheinst nicht zu atmen, denn dein Körper bewegt sich keinen Millimeter. Bis auf den kalten Wind, der mit deinen Haaren spielt, rührt sich nichts bei dir…
Alles um dich herum ist weiß… Alles voller Schnee…
Keine Fußspuren, die zu dir führen, oder zurück…
Weit und breit nichts weiter, als Schnee…
Rundherum sehe ich nur das kalte Weiß… und mittendrin DICH!

Ich falle auf die Knie… kann immer noch nicht glauben, dass DU dort liegst… Doch ich spüre, dass DU es bist! Ich kann zwar dein Gesicht nicht erkennen, um dich zu identifizieren, doch die Form deines Körpers und die Sachen, die du trägst, kommen mir bekannt vor… Ich bin mir sicher, dass DU es bist, der da liegt!
Meine zittrigen Hände bewegen sich langsam auf dich zu… prallen jedoch an irgendetwas ab! Als ob Glas, oder eine unsichtbare Barriere, da ist, gegen die ich stoße…
Ich verschwende keinen Gedanken daran, zu überlegen, was das wohl ist, was mich hindert, zu dir zu gelangen… Ich weiß nur, dass es da ist und mich nicht zu dir lässt!
Meine Handflächen klatschen dagegen! – Doch wegdrücken kann ich es nicht! Habe keine Kraft dazu…
Ich kratze mit den Fingern daran, während ich meine Hände zu Fäusten balle. – Dann schlage ich mit den Fäusten darauf ein! Immer weiter… immer härter… Schreie dabei noch immer deinen Namen, ohne dass ich meine Stimme höre…
Die Tränen bahnen sich noch immer den Weg aus meinen Augen… Den Schmerz, den ich mittlerweile in meinen Händen haben müsste, spüre ich nicht – der seelische überwiegt einfach!
Ich schließe kurz meine Augen, um meine Kraft zu mobilisieren… um noch einmal verzweifelt laut aufzuschreien und so fest, wie ich nur kann, zuzuschlagen!

Ich reiße meine Augen auf! Mein Herz rast! Tränen quellen aus meinen Augen hervor! Ansonsten äußerlich total ruhig, kann ich mich innerlich gar nicht mehr beruhigen! Ich bin völlig aufgewühlt… fast panisch!
War das nur ein Traum? Ich habe etwas Angst, neben mich zu sehen… habe Angst, dass es doch kein Traum gewesen war… dass ich dich wirklich verloren habe…
Doch schließlich höre ich, wie jemand neben mir atmet.
Kann es sein…?
Wie in Zeitlupe drehe ich meinen Kopf herum und schiele neben mich.
Jetzt fließen die Tränen unentwegt! Aber nicht aus Verzweiflung, sondern Erleichterung! – Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich gerade bin! Du liegst neben mir und schläfst friedlich! Du bist nicht tot! Du lebst!
Ich kann es immer noch nicht fassen und richte mich auf, um dich genauer anzusehen.

Der helle Mond wird vom Schnee reflektiert, der draußen, wie eine weiße Decke, auf der Welt liegt. Reiner, sauberer, blütenweißer Schnee. – Der gleiche Schnee, in dem ich dich vor ein paar Sekunden habe liegen sehen…
Das Schlafzimmerfenster ist angekippt und eine kalte Nachtluft weht hinein. Doch irgendwie realisiere ich diese Kälte nicht.

Du wachst auf. Bist anscheinend durch meine Bewegungen wach geworden.
„Was ist los?“, nuschelst du, als du siehst, wie ich kerzengerade im Bett sitze und dich anstarre.
Doch ich kann es immer noch nicht fassen… ich brauche Gewissheit… deine murmelnde Stimme gibt mir noch immer keine 100prozentige Gewissheit!
Meine Hand zittert ein bisschen, als ich sie langsam auf dich zu bewege.
Zuerst berühre ich deine Hand sanft, als ob ich Angst hätte, dich dadurch wie eine Glasstatue zu zerbrechen. Doch schließlich umfasse ich sie fest! Ich will dich nicht loslassen! Habe zu sehr Angst, dass ich dich dann verlieren würde!
Natürlich sagt mir mein Verstand, dass dies die Wirklichkeit ist… dass du nicht einfach so verschwinden würdest, wenn ich dich losließe… Aber mein Herz ist zu aufgewühlt! Es übertönt den Verstand! Es will Gewissheit! Will nicht loslassen! Will dich für immer festhalten…

„Was ist denn los?“, fragst du mich noch einmal besorgt. „Hattest du einen Albtraum?“
*Er ist es wirklich! Kein Zweifel!*, gestehe ich mir ein. *Ich kann ihn anfassen… ihn hören… Er ist echt!* Unwillkürlich schlucke ich.
Dass du mich etwas gefragt hast und nun auf eine Antwort wartest, habe ich nicht realisiert. Ich habe einfach nur deine Stimme gehört… aber kein Wort von dem, was du gesagt hast, verstanden.
Auch ohne dass ich etwas sage, scheinst du zu merken, dass etwas nicht mit mir stimmt, denn ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, ziehst du mich in eine Umarmung. Du sagst nichts weiter. Hältst mich einfach nur fest. – Du weißt genau, was ich brauche, um mich wieder zu beruhigen.
Ich schließe meine Augen. Mein Herz beruhigt sich langsam wieder und meine Tränen ebben auch ab. Nur zittern tue ich noch immer leicht…
Ich schlinge meine Arme um dein Genick und drücke mich noch näher an dich heran.
Mittlerweile kann ich deinen Herzschlag und deinen Atem hören… Ich fühle mich wieder sicher… Die Panik von eben sitzt mir zwar immer noch im Nacken, aber trotzdem erfüllt mich eine innere Zufriedenheit, da ich deine Anwesenheit nun wahrnehme.
Wieder sagst du etwas zu mir. – Doch noch immer verstehe ich deine Worte nicht… Höre nur deine zärtliche Stimme, wie sie leise etwas Beruhigendes sagt. Ich begreife zwar nicht deine Worte, aber spüre an deinem Tonfall, dass du dir Sorgen um mich machst.

Nach ein paar Minuten – die mir wie Stunden vorgekommen sind – sitzen wir noch immer so da.
„Wieder gut?“, fragst du mich flüsternd.
„Ja… Ich denke schon…“, nuschle ich.
„Willst du mir sagen, was du Schlimmes geträumt hast?“ Ich höre noch immer einen sorgenvollen Unterton aus deiner Stimme.
Aber ich habe Angst, es dir zu erzählen. Deshalb schüttle ich leicht meinen Kopf. – Wie könnte ich dir je sagen, dass ich geträumt habe, dass du stirbst? Nein! Das kann ich dir auf gar keinen Fall erzählen! Niemals!
„Glaubst du… dass du wieder einschlafen kannst?“
Wieder schüttle ich meinen Kopf und murmele: „Nein…“ Es ist völlig unmöglich, jetzt wieder einzuschlafen! Ich bin noch immer wach, durch den Schreck von eben – und doch hundemüde!
Du seufzt auf.
Ich kann dich ja verstehen… Aber kannst du nicht auch mich verstehen? Ich habe Angst, einzuschlafen! Angst, dass ich wieder davon träumen könnte, dich zu verlieren!
Ich schiele auf die Digitalanzeige des Weckers – es ist noch mitten in der Nacht! „Schlaf du ruhig wieder“, wispere ich. Wenn ICH schon nicht schlafen kann… oder will… sollst wenigstens DU wieder einschlafen. – Natürlich hätte ich lieber, dass du mich weiterhin umarmst und vielleicht auch mit mir sprichst… Aber du brauchst schließlich auch deinen Schlaf! Du musst morgen – nein, HEUTE – immerhin auch wieder früh aus den Federn…

Ich lasse von dir ab, um dir so zu zeigen, dass ich dich nicht brauche… dass es jetzt reicht… dass du mich loslassen und dich wieder hinlegen kannst… dass du jetzt genug für mich getan hast – obwohl das nicht der Fall ist.
Doch du drückst mich in die Kissen zurück, krabbelst mit unter meine Bettdecke, kuschelst dich an mich und ziehst mit einem Arm die Decke so, dass sie uns beide bis zu den Nasenspitzen bedeckt.
Innerlich danke ich dir dafür.
Du umarmst mich… drückst mich ganz fest an dich, sodass ich halb auf dir liege.
Das tut so gut… so unendlich gut, dich mit Haut und Haar zu spüren…

„Weißt du noch, wie wir vor ein paar Tagen diesen wunderschönen Winterspaziergang gemacht haben?“, beginnst du flüsternd. Du sprichst so leise, dass ich dich gerade so verstehe – was aber nur daran liegt, dass unsere Gesichter so nah beieinander sind. Läge ich mit dem Rücken zu dir, würde ich dich kaum hören.
Mit einem „M-Hm“, drücke ich ein > ja < aus. Natürlich erinnere ich mich daran! – Wie könnte ich das vergessen?!
„Die verschneite Landschaft sah doch toll aus“, redest du weiter. „Die Bäume, die mit einer dicken Schneeschicht überzogen waren… Der vereiste See, an dem wir vorbeigegangen sind… und die ganzen verschneiten Pflanzen, die am Rand vom See waren…“
„Ja…“, flüstere ich. Ich kann mich noch genauso gut daran erinnern.
Während du mir weiter von deinen Eindrücken erzählst, kommen mir die Bilder von unserem Spaziergang wieder in den Sinn…

Der Himmel war
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