Unverhofftes Wiedersehen
Wenn Erinnerungen zurückkommen
Neue Freunde - Neue Liebe?
1. Kapitel
Frühling. Zwitschernde Vögel, wärmende Sonnenstrahlen und feuchtes frisches Gras. Es war Frühling. Chihiro sah sich den Kirschbaum an, der in seiner vollen Pracht erblühte. Es gab nur wenige solcher Momente, in denen sie einfach nur im Gras liegen konnte und sich entspannte. Ihr Blick fiel immer wieder auf die Kirschbäume zu ihrer linken Seite. Manchmal wünschte sich Chihiro, dass sie einen anderen Namen hatte, wie zum Beispiel Sakura oder Momoko. Ja, diese Namen gefielen ihr gut. Doch seit dem Abenteuer ins Zauberland mit Haku, Jubaba und ihren Eltern, lernte sie ihren ungewöhnlichen Namen zu schätzen wissen.
Denn nicht jedes Mädchen hieß so und er hatte einen Wiedererkennungswert.
Ihr Großvater gab ihr diesen Namen, er liebte sie sehr. Doch dann verstarb er unerklärlicherweise an einem Herzfehler, der sich nicht mehr beheben ließ. Er war ihr Kummerkasten, sie vertraute ihm all ihre Probleme an – selbst nachdem sie weggezogen war. Sie erzählte ihm auch alles über ihren Aufenthalt im Zauberland. Über Kamaji, Lin und all ihren anderen Freunden dort, darüber wie sehr sie sie vermisste, darüber dass sie sich vorgenommen hatte monatlich zum Tunnel, der sich als Eingangstor zum Zauberland entpuppte, gehen zu wollen. Und nun war er weg – verstorben.
Doch sie war nicht allein, denn sie hatte viele Freunde, die ihr Trost spendeten, Eltern, die sie in die Arme nahmen. Sie verkraftete seinen Tod gut. Doch in Momenten wie diesen, wo sie ihren Träumen nachging und sich in ihre Gedanken vertiefte, wünschte sie sich, dass er wieder da wäre, dass sie ihre Freunde im Zauberland besuchen konnte, dass sie ihre Vergangenheit und ihre Identität vergessen dort vergessen könnte.
Ja, vergessen. Das wäre gut.
Seit dem Abenteuer im Zauberland verging viel Zeit – sechs Jahre. Jeder verändert sich in seinem Leben, so auch Chihiro.
Sie ist zu einer jungen hübschen Dame herangewachsen, die sich in den letzten Jahren, wie jedes Mädchen im ihren Alter, optisch verändert hatte. Jetzt trug sie ihre Haare hüftlang, glatt, gestuft und mit helleren Spitzen in einer helleren Nuance. Ihren Pony trug sie fransig und mit einem rechten Scheitel. Selbst ihre Augenfarbe hatte sich ein wenig verändert, denn sie wurden ein wenig heller. Sie braucht kaum Make-up, da sie von Natur aus rosige Wangen und einen hellen Teint hat. Ihre Figur ist zierlich und schlank. Zu ihrem Glück hat sie die langen Beine ihres Vaters geerbt und dank ihrer Mutter hat sie einen guten Stoffwechsel, was hieß, dass sie ohne zuzunehmen alles essen konnte, was sie wollte.
Sie ging selten mir den Trends mit, da sie ihr nie wirklich gefielen. So konnte sie sich auch nicht für diese „Fell-Winterstiefel“ anfreunden.
Für eine kurze Zeit schloss sie ihre Augen. Eigentlich wollte sie heute zu Yusuke gehen, doch sie entschied sich spontan um und ging zu ihrem Lieblingsplatz auf der großen Wiese zwischen den vielen Kirschbäumen. Ein süßlicher Duft von den Blüten der Bäume stieg ihr in die Nase. Sie drehte den Kopf in die Richtung des Duftes und als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie zwei Beine. Sie erkannte diese Schuhe wieder, denn sie hatte sie selbst für diese Person ausgesucht, als sie mal zusammen shoppen waren. Es war Yusuke, der direkt neben ihr in der Sonne stand.
Leicht sarkastisch sagte er: „Ich wusste gar nicht, dass ich hier wohne. Eigentlich dachte ich sogar, dass ich vier Häuser weiter von dir wohne.“ Ohne auf seine Bemerkung einzugehen, stieß Chihiro voller Begeisterung heraus: „Hey!!! Wir sind im Partner-Look!!!“ Dabei setzte sie sich auf und glitt mit ihren Händen über ihr T-Shirt um auf dieses Meisterstück, wie es Chihiro es zu bezeichnen pflegte, aufmerksam zu machen. Und tatsächlich. Chihiro hatte ein gelbes T-Shirt mit Kirsch-Aufdruck an und Yusuke hatte ein weißes T-Shirt mit einem Aufdruck eines Cocktails an, in dem sich eine Kirsche befand.
Yusuke und Saki waren die besten Freunde hier in Ituka von Chihiro. Sie hatte sich heimlich in Yusuke verliebt. Als dieser ein Mädchen namens Tamao kennen lernte und mit ihr sogar zusammenkam, brach eine Welt für sie zusammen. Sie wusste, dass sie ihm ihre Gefühle gestehen musste, was sie auch wenige Tage später tat. Leider entschied sich Yusuke nicht für Chihiro sondern für Tamao, seitdem versucht Chihiro nichts mehr als ihren besten Freund in ihm zu sehen, das hielt sie jetzt nun schon ein halbes Jahr durch. Zwar machte sie noch manchmal einige Witze, in denen es darum geht, dass sie ihn immer noch abgöttisch verehrt, jedoch weiß jeder Beteiligte, dass das nicht der Wahrheit entspricht.
Yusuke verdrehte unwillkürlich seine Augen und setzte sich neben Chihiro.
„Es gibt einen Grund, weshalb ich mit dir reden wollte.“, fing er an, „ mir ist da etwas vorgefallen.“ Er setzte ein Lächeln auf, welches seine wahren Gefühle verbergen sollte.
„ Tamao….Tamao hat mit mir Schluss gemacht.“ Sein Lächeln verschwand, seine Lippen fingen an zu zittern und sein Blick wurde glasig. „ Sie meinte, dass sie nicht mehr dieses gewisse etwas für mich empfindet. Eigentlich schon seit nach unserem ersten Mal…..“
Jetzt konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Er lehnte sich an Chihiros Schulter, welche nun anfing ihm seinen Rücken zu streicheln. Sie drehte sich Minuten später zu ihm hin und umarmte ihn, was er schweigend hinnahm. Er wusste, dass Chihiro es nicht mochte umarmt zu werden bzw. jemanden generell zu umarmen.
Dafür war er ihr sehr dankbar.
Es schien als ob eine Ewigkeit verging. Schließlich war Chihiro die Erste, die was sagte: „Nimm es nicht so schlimm. Sieh es doch mal so: Sie weiß gar nicht was ihr mit dir entgeht! Außerdem bist du jetzt wieder frei….frei wie ein Vogel, der egal wie stürmisch es ist, immer seine Flügel ausbreitet und zum Flug ansetzt.“ Mit diesen Worten wischte sie ihm sanft seine Tränen weg und lächelte schwach. „ Hast es schon Saki erzählt?“ Kopfschüttelnd versuchte er deutlich zu machen, dass er jetzt nicht reden möchte. „Lass uns hier sitzen bleiben. Ich will mit dir alleine sein.“, sagte er kaum vernehmbar.
Chihiro legte sich wieder hin. Ihr schien die Sonne ins Gesicht, doch das störte sie nicht. Sie genoss es richtig. Er hatte gesagt, dass er mit ihr allein sein möchte. Ihr Herz machte Freudensprünge, denn es bestand doch noch einwenig Hoffnung. Und so lagen sie einfach nur schweigend nebeneinander.
Erst am Abend gingen sie wieder. Zuerst gingen sie zu Yusuke, weil er fragen musste, ob er bei Chihiro übernachten durfte, dann hieß es nichts wie los zu Saki.
Bei ihr angekommen, wurde erstmal alles erzählt. Doch diesmal war Yusuke stärker als am Nachmittag.
Plötzlich wurden sie inmitten ihres Gespräches gestört. Jemand hat an der Tür geklingelt. „Das muss mein Cousin Hikkai sein.“, meinte Saki und sprang auf, um ihm die Tür zu öffnen. Es dauerte nicht lange bis dieser besagte Hikkai bei ihnen im Zimmer saß.
Er war hoch gewachsen und sehr gut gelaunt, was überhaupt nicht zur jetzigen Atmosphäre der Drei passte. Es war für Chihiro wie Liebe auf dem ersten Blick als sie sein T-Shirt sah: Er hatte ein knallrotes T-Shirt mit vielen schwarzen Sternen drauf. In grauer Schrift stand „ROCK AROUND THE WORLD“ drauf.
„ Und? Wer seid ihr so?“
„Also, wer ich bin weißt du ja schon. Das andere Mädchen heißt Chihiro und dieser junger Herr hier heißt Yusuke. Das sind meine besten Freunde. Und ihr wisst ja schon wie er heißt.“
„ Oh….Partner-Look?“, stellte Hikkai fragend fest, wobei er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Seid ihr zusammen?“
Chihiro wollte grad antworten, doch Yusuke kam ihr zuvor. Und seine Antwort überraschte alle Beteiligten, außer Hikkai: „Ja. Seit einem Jahr. Nicht wahr Schatz?“
Sein Zwinkern blieb von Chihiro nicht unbemerkt. „Jub. In drei Wochen ist unser Jahrestag.“ Bevor Yusuke mit Tamao zusammenkam, haben Chihiro und er oft Leute auf diese Art und Weise verarscht. Es ging sogar bis zu einem innigen Kuss hin – was aber nur einmal passiert war, weil es ein richtiger Härtefall war. Da ist es doch kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hat.
So auch jetzt. Yusuke, welcher die ganze Zeit auf dem Boden saß, stand nun auf, setzte sich zu Chihiro aufs Bett und beugte sich zu ihr vor. Sie küssten sich.
Saki konnte sich ihr Lachen nicht verkneifen. „Was ist denn?“, fragte Chihiro scherzend und nur halb von Yusukes Lippen gelöst. „ Haha….Leute hört auf damit! Hikkai wird hier bei uns bleiben. Heißt, dass ihr irgendwann auffliegen werdet.“
„Was? Wie jetzt?“, fragte Hikkai völlig perplex.
„Pass auf.“, sagte plötzlich Yusuke, „ Wir sind gar nicht zusammen. Wir wollten dich nur verarschen.“ „Aber ihr habt euch doch geknutscht……..wie……wann………….wieso???“, stammelte er vollkommen verwirrt.
„Einfach nur so.“, sagte Chihiro mit einem Unschuldlächeln so frech sie konnte.
„ Ihr seid also gar nicht zusammen???“
„Nein Hikkai.“
„Aber das kam voll echt rüber.“ Allgemeines Gelächter entstand. Selbst Hikkai, welcher nur schwer begriff, wie sich beste Freunde nur so „lecken“ konnten, konnte sich sein Lachen nicht mehr zurückhalten.
„ Aha. Macht ihr so was oft?“
„ Nein Hikkai. Eher selten, dann aber auch ohne Kuss, sondern nur mit Händchenhalten und so.“
„ Ihr seid doch Freaks!“
„ Danke! Du aber auch.“
Lange blieben sie nicht. Um zehn gingen Chihiro und Yusuke zu Chihiro nach Hause. Ihre Eltern waren verreist. Es war bereits die zweite Woche, die sie weg waren. Es waren Ferien. Yusuke und Chihiro machten es sich in ihrem Zimmer gemütlich, kuschelten sich aneinander und redeten über Hikkai. Darüber was für ein tolles T-Shirt er anhatte, darüber wie lustig es war, als sie ihn verarscht hatten und darüber, dass Tamao blöd ist.
„ Ich will aber nicht Single sein.“
„