Erinnern und Finden
Pharao sprach war fest und ehrlich. Sobald er sich erinnern würde, wusste wer fehlte, das Gesicht wieder erkennen würde, würde er sich auf die Suche machen. Doch jetzt erstmal würde er sich seinen Freunden und Gefährten zeigen und sich vor den Göttern verneigen, wie es der Brauch vorschrieb.
„Wirklich!?“, freute sich Mana und klammerte sich dabei an seinem Arm fest.
„Mein Herr…“; Mahado sah ihn skeptisch an. Für ihn war dieser Plan alles, aber nicht durchführbar. Wer das Totenreich betrat, konnte es nur zur Reinkarnation wieder verlassen. „Ich fürchte um euch… der große Osiris wird euch sicher verwehren zu gehen. Hier in seinem Reich ist nun unser zuhause. Wir haben auf euch gewartet, keine Reinkarnation angestrebt. Ihr habt sicher gemerkt was aus Seth geworden ist. Er kannte euch nicht mehr in seinem neuen Leben und hat seinen Glauben verloren. Wir gehen davon aus, dass sie die fehlende Person ebenso ein neues Leben erlangte und alles vergaß. Ihr solltet es auf sich beruhen lassen, egal wann und wie ihr eure Erinnerungen an uns alles zurückbekommt, es ist sicher besser wie es jetzt ist.“
„Du sorgst dich zu sehr mein Freund“, gab der Pharao zurück. „Wir werden sehen, und wenn ich der Meinung bin das ich suchen will, dann hoffe ich das ihr mich unterstützt und nicht versucht mich umzustimmen. Ich musste lange warten um euch wieder zusehen. Mein Gedächtnis hat noch immer Lücken, aber sie werden sich schneller füllen als ich zu hoffen wage, denn schon jetzt, nur da ich euch sehe und mit euch sprechen kann, kommen mir Stücke zurück und setzten sich wie ein Puzzle zusammen. Noch ist es lange nicht wieder vollständig und einiges wird sicher im Dunkeln bleiben, doch alles Wichtige wird sich sicher wieder anfinden.“ Er lächelte ihn an. Ihm war bewusst, dass er noch so vieles Lernen musste, wieder erreichen sollte, um allen seinen Früheren Freunden gerecht zu werden.
„Glaubt ihr es gibt Indikatoren?!“ Mana sah zu ihm auf und in ihren Augen standen große Fragezeichen.
„Wie meinst du das?!“, hackte Mahado nach, der sich mehr darüber wunderte das Mana dieses Wort kannte.
„Na Auslöser, die unserem Prinzen helfen sich zu erinnern. Er hat gesagt, er erinnere sich ein Wenig, nur nachdem er uns gesehen hat. Also kann es doch sein, das es auch mit den Andere klappt und bestimmte Dinge oder Situationen seine Erinnerungen anstacheln.“ Versuchte sie zu erklären und es klang sogar schlüssig und nicht schusslig.
„Das werden wir sehen“, erwiderte Atemu der sich allmählich wunderte das sie ihn so sehr in Beschlag nahm: „Lässt du mich wieder los? Dann läuft es sich besser.“
„Oh ja.. klar Prinz! Aber ich hab dich so sehr vermisst…“, räumte sie etwas kleinlaut ein. „Mehr als jeder andere. Ich war ja eine von den Wenigen war, die den Kampf damals überlebt haben und musste daher ohne dich weitermachen.“
„Stimmt…“, Atemu nickte betroffen. Er erinnerte sich aus den Fragmenten des Spieles der Schatten das Mana eine der wenigen waren die er nicht sterben sah. Sie hatte ihn überlebt. „Wie war es denn? Nachdem ich verschwunden bin?!“
„Hm…“, sie dachte nur einem Moment nach: „Anstrengend… Seth wurde dein Nachfolger und dann hat er alles neu aufgebaut. Ich hab ihm geholfen und nach Mahado den Millenniumsring übernommen. Im neuen Rat um Pharao Seth übernahm ich alle Pflichten meines Lehrers und wurde eine große Dame… Na ja… soweit als mir möglich war. Ich habe auch mein Leben lang vermisst, auch wen es nicht allzu lange war. Gut drei Jahre nachdem Seth Pharao wurde, bin ich krank geworden. Da Karim nicht mehr am Leben war und sein Nachfolger nicht sein Wissen hatte, konnte mir auch keiner Helfen und ich bin jung gestorben.“ Mana sprach frei von der Leber weg, es störte sie nicht weiter, dass es so gewesen war. Es war ihr Schicksal gewesen und ihr Leben, wenn auch kurz war spannend und erfüllt gewesen.
„Oh.. Hattest du den Kinder?!“, der Pharao sah sie fragend an. Er hatte sich immer gefragt welcher Mann Mana wohl zur Frau nehmen würde.
„Nein. Nachdem ihr und Mahado tot ward, hab ich mich auf den Aufbau gestürzt und keine Zeit an Liebe oder so etwas verschwendet. Zudem hab ich mich schon darauf gefreut Ägypten wieder Blühen zu sehen, was mir aber leider nicht lange vergönnt war.“ Sie streckte sich und grinste breit: „Aber hier ist es auch schön! Und da ihr jetzt da seid, können wir uns überlegen ob wir die Götter bitten uns zurückzuschicken und ein neues Leben beginnen. Ich würde mich sooo freuen, wenn wir zusammen ein richtiges Leben haben könnten. Viel erleben und um die Welt reisen! Hier ist es toll, aber auch etwas langweilig auf die Dauer… Tot zu sein ist nicht immer so lustig wie man denken könnte.“
„Das es lustig sein könnte tot zu sein, ist auch nur etwas das dir einfallen kann! Wer hat denn wie ein Wasserfall geheult, als ich gestorben bin?“, wandte Mahado ein und brummte ein wenig.
„Aber das war was anders! Ich hab dich verloren! Und ich hab auch bei ….“, Mana stockte… Sie hatte bei Keinem der Anderen so geweint, da in den Wirren der folgen Tage damals die Tränen eines Jeden versiegt waren. Aber geweint hatte sie später, nachdem die Schlacht geschlagen war und sie zur Ruhe gekommen war. Noch gut erinnerte sie sich an den Schrein, in dem sie bis zu ihrem Tod täglich frische Lotusblumen aufgestellt hatte und um ihre Freunde geweint, gebetet und mit den Toten gesprochen hatte. Wie viele Botschaften sie ihnen ins Jenseits geschickt hatte, hatte sie nicht mehr gezählt und immer wieder von Herzen gehofft das ihre Seelen sicher im Westen angekommen waren und von Osiris aufgenommen worden seien. So gute und reine Seelen wie die ihrer Freunde hatte sie kaum gekannt, nur das Atemu noch nicht im Totenreich gewesen war, hatte sie hart getroffen, als sie nachgekommen war. Auf ihn hatte sie sich am Meisten gefreut gehabt. Ihren Prinzen und besten Freuden und genau der war nicht da gewesen… Dabei war er vor ihr verschwunden. Doch dann hatte sie verstanden ohne Mumie war Ka, Ba und Ach im Zwischenraum gefangen und unerreichbar für den Westen. Umso erstaunlicher das er jetzt hier war.
„Wo ist denn deine Mumie?!“, wollte sie wissen.
„Meine Mumie?!“, wiederholte er verdutzt; „Wie kommst du drauf?!“
„Na ja. Wir haben alle beigesetzt nur dein Leichnam konnte weder gefunden, doch mumifiziert werden. Aber da du hier bist, wird er wohl gefunden worden sein und auch mumifiziert. Anderenfalls hätte dein Ach keine Heimstätte mehr und dein Ba wäre nicht ins Totenreich gekommen“, klärte Mana auf.
„Hm… Ich weiß es nicht, wen ich ehrlich bin…“, musste Atemu zugeben. Ich habe in einem jungen Mann einen Freund und Wirt gefunden, der mein Ba mit sich trug, bis wir beide sowie viel voneinander gelernt hatten um uns zu trennen. Bei der letzten Prüfung hab ich meine Freiheit erlangt und bin zu euch gegangen... Ich weiß nicht mehr wie ihr genau gestorben bin und wo…“ Es fühlte sich komisch an. Etwas stimmte also doch noch nicht. Nicht alles was so, wie es sein sollte… Ob er durch sein Ach nachsehen konnte? Oder würde er dann verloren gehen in der Wüste des rothaarigen Gottes und von seinem Tier durch die Zeiten gejagt werden, wie alle anderen auch, die im heißen Sand verscharrt worden waren?
„Wirklich?!“, Mana runzelte die Stirn und sah zu ihrem alten Lehrmeister auf.
„Tut mir leid Mana, aber da wirst du Andere fragen müssen. Herrin Isahra hätte es uns sicher sagen können, aber ich weiß es nicht. Mein Gebiet ist die Magie, nicht das was über den Horizont der sterblichen Menschen hinausgeht. Wir werden warten müssen. Die Götter werden unseren Herren noch richtig willkommen heißen und mit ihm Sprechen. Das Herz wird gewogen… Es wird nicht mehr lange dauern und sie werden ihn zu sich rufen“, erwiderte Mahado ruhig und sah zum Himmel der Unterwelt auf: „Ich bin mir sicher das dieser letzte Test positiv sein wird.“
Atemu hatte ihm zugehört. Dieser Name… den sein alter Freund genannt hatte… irgendwie kam er ihm bekannt vor. Bekannt, doch in seinem letzten Schattenspiel gegen Zork war dieser Name nie gefallen… Nein Isahra… keine Frau oder Mädchen in seiner Erinnerungswelt hätte es sein können. Wenn Mahado recht hatte und sie Dinge wusste, die über Sterbliches hinausgingen, dann war sie sicher angesehen und niemand der an seinem Hof unbekannt gewesen wäre. Er erinnerte sich an seinen Stab… Mahado, Mana, Karim, Shada, Isis, Seth, Akunadin, Shimon dazu sein Vater und seine Mutter, viele Diener und Freunde, mit oder ohne Namen… Hohe alte Priester und die Namen der Götter durchbrochen von mehr Lücken, als Erinnerungen in seinem Kopf waren. Er sollte wohl aufhören darüber nachzudenken, denn es würde ihm nichts bringen.
„Dann geben ihm die Götter aber alle seine Erinnerungen wieder?!“, platzte aus Mana eine Frage heraus.
„Ich denke wenn unser Herrscher das Wiegen des Herzens positiv besteht, dann wird er seine Erinnerungen wieder erlangen. Unsere Götter werden ihn sicher damit belohen, da er unsere Welt gerettet hat“, erwiderte Mahado zuversichtlich.
„Mach dir keine Sorgen Mana, ich werde mich sicher wieder erinnern wen es an der Zeit ist, wo ich es muss und wichtig ist.“, versichte Atemu dem jungen Mädchen neben sich und erreichte mit ihr und Mahado zum Tempel.
Der Tempel war in seinen Ausmaßen ähnlich dem in Karnak. Riesige Tore mit Reliefs der alten Götter und Zeit, flankiert von gut fünf Meter hohen Papyrus und Lotus bewachsenen Säulen. Auf den Mauern setzten sich Muster und Texte in Hieroglyphenform weiter und beschrieben die Zeremonie zum Wiegen des Herzens. Osiris, Maat, Thot, Nepththys und Anubis waren dargestellt in ihrer menschlichen Gestalt. Ra, Horus, Isis und andere Götter waren in ihrer tierischen Form abgebildet.
„Willkommen!“, das linke Tor schwang auf und eine