Fanfic: Doppelleben - Kapitel 10 - Teil 1

normalerweise nicht tat. Ein weiterer Grund, warum er Wartezimmer hasste: die Zeitverschwendung.


Dann schloss Lars die Augen und beschäftigte sich damit, wie er die Invasion überhaupt stoppen sollte. „Hoffentlich bekomme ich schon bald weitere Informationen von dem Engel“, dachte er, während er in Gedanken weiter an seinem Ball formte. Dann durchschoss ihn ein ungeheurer Gedanke. „Was, wenn ich die Invasion nur stoppen kann, indem ich Shampoo töten? Aber das würde mir der Engel doch nicht antun! Oder?“


Gedankenverloren schlug Lars die Augen auf. Nachdenklich starrte er auf seine Hände. Sofort erstarrte er. Denn er hielt einen weiß leuchtenden Ball in der Hand. Völlig perplex starrte Lars ihn an. „Woher zur Hölle kommt dieser Ball?“, dachte er.


Dann fiel ihm auf, dass das kein gewöhnlicher Ball war. Er sah fast so aus, als würde er aus Licht bestehen, jedenfalls wirkte er, als würde er gar nicht aus einem festen Material bestehen. Doch Lars Tastsinn überzeugte ihn vom Gegenteil.


Erst dann fiel Lars wieder ein, wo er sich befand. Hektisch sah er sich nach den anderen Leuten um. Niemand beachtete ihn. Doch dann fiel ihm der kleine Junge auf, der ihn mit großen Augen anstarrte, während ihm unbeachtet Rotz aus der Nase lief.


Lars legte den Zeigefinger an die Lippe, als Zeichen, dass er ruhig sein sollte. Panisch blickte Lars sich dann um, wo er den Ball verstecken konnte. Als die Schwester hereinkam und seinen Namen aufrief, erschrak Lars so sehr, dass er den Ball vor Schreck einfach hinter sich gegen die Wand warf.


Er hörte nur noch einen lauten Knall und fand sich auf dem Boden wieder. Ächzend stand er auf und wischte sich den Staub von der Kleidung. Alle starrten ihn an. Augenblicklich wurde Lars knallrot im Gesicht und lachte gekünstelt. Schnell warf er einen Blick auf die Wand, die aber komischerweise völlig normal aussah. Nur der Stuhl lag umgekippt davor.


„Ich muss eingeschlafen sein. Dann bin ich wohl umgekippt!“, sagte Lars, wobei er immer noch überlaut und verlegen lachte und den Stuhl wieder aufstellte. Dann ging er so schnell er konnte und mit hochrotem Kopf aus dem Wartezimmer. Hinter sich hörte er noch eine quäkende Stimme:


„Mami, Mami! Der Junge ist ein Zauberer!“


Was die Mutter antwortete, konnte er nicht mehr verstehen. Die junge, hübsche Krankenschwester hielt ihm die Tür zu einem Behandlungszimmer auf und lächelte ihn süß an. Verlegen lächelte Lars zurück und begab sich schnell in das Zimmer.


Völlig verwirrt setzte er sich auf die Kante einer Liege, die an der Wand des kleinen Raumes stand. Fragen über Fragen schwirrten durch seinen Kopf. „Was war das vorhin für ein Ball? Und woher kam der? Der Junge meinte, ich wäre ein Zauberer. Könnte es sein, dass… Und warum beachten mich plötzlich alle Mädchen? Habe ich mich so sehr verändert?“


Lars rutschte von der Liege und stellte sich vor einen großen Spiegel an der Wand. Lange und intensiv betrachtete er sein Spiegelbild. Selbst durch seinen Pullover war zu erkennen, dass er einiges an Muskelmasse besaß.


Auch sein Gesicht hatte sich verändert, wie er feststellte. Es wirkte älter und erwachsener. Weiterhin stellte er verlegen fest, dass er sich dringend einmal rasieren sollte. Er vermerkte es irgendwo in seinem Gedächtnis.


Die Tür ging leise auf und die Schwester kam herein. „Es dauert noch eine Weile, bis der Doktor kommt!“, sagte sie lächelnd und drückte die Tür leise zu.


Verlegen murmelte Lars ein „aha“ und stand unschlüssig mitten im Raum herum. Die Schwester kam lächelnd auf ihn zu. Ein ungutes Gefühl ergriff Lars. „Ähm…was machen sie denn jetzt?“, fragte er zögernd.


Die Krankenschwester lächelte ihn weiter an und fuhr mit der Hand über seine Arme. „Ich soll dich untersuchen.“, hauchte sie Lars ins Ohr. Ihre Hand verschwand unter Lars Pullover. Er geriet langsam ins Schwitzen. Verzweifelt überlegte er, wie er ihr entkommen konnte.


Als die Krankenschwester langsam ihre Bluse aufknöpfte und Lars Hand darunter schob, wurde er knallrot im Gesicht und stammelte: „Ich…also…ich habe eine…schon…Freundin…“ Er wollte seine Hand schnell wieder wegziehen, doch die Schwester hielt sie fest und lächelte ihn an.


„Na und? Sie wird es doch nie erfahren!“, flüsterte sie mit erotischer Stimme. Langsam wurde es Lars zu viel. Er wollte das nicht, obwohl sein Körper ihm etwas anderes sagte. Wütend zischte er: „Ich würde Shampoo niemals betrügen!“


Er entriss sich ihr und ging einige Schritte zurück. Die Krankenschwester sah ihn mit gerunzelter Stirn an.


Dann ging sie wieder in die Offensive, indem sie ihre Bluse ganz auszog. Lars sah sich rasch um. Schnell öffnete er das Fenster, sprang auf die Fensterbank und meinte: „Wenn sie weiter versuchen, mich zu verführen, springe ich!“


Die Krankenschwester stockte mitten in der Bewegung. Lars hockte auf der Fensterbank und grinste sie triumphierend an. In dem Augenblick ging die Tür auf. Vor Schreck sprang Lars auf, stieß sich den Kopf an der Wand über ihm und fiel rücklings aus dem Fenster.


Im Flug hörte er noch, wie die Krankenschwester sagte: „Oh, Herr Doktor! Ich habe schon auf sie gewartet…“ Das einzige, was ihm durch den Kopf schoss war das Wort Schlampe.


Die Wiese hinter dem Haus kam rasend schnell auf ihn zu, aber Lars war noch geistesgegenwärtig genug, sich so in Position zu bringen, dass er den Fall mit allen Vieren abbremsen konnte. Als er landete, hatte er das Gefühl, als würden ihm alle Gelenke explodieren.


Keuchend vor Schmerz ließ er sich zu Boden sinken. In Ranmas Welt hätte ihm ein Sprung aus dem dritten Stock kaum etwas gemacht, aber in seiner Welt war das etwas anderes. Mit der Zeit ebbte der Schmerz ab.


Langsam richtete Lars sich auf und befühlte seine Arme und Beine. Erleichtert atmete er auf, gebrochen schien nichts zu sein. Er humpelte einige Schritte, dann konnte er wieder einigermaßen vernünftig gehen.


Er ging um das Haus herum und wieder auf die Straße. Es verlangte ihm nach einem Bett und einem heißen Kaffee. Doch mit einer gewissen Bitterkeit bemerkte er, dass er sein Portemonnaie zuhause liegen gelassen hatte.


Er stöhnte laut auf und stand unschlüssig mitten auf der Straße herum. Ein lautes Reifenquietschen riss ihn abrupt in die Wirklichkeit zurück. Er konnte dem Auto gerade noch ausweichen, stolperte aber über den Kantstein und legte sich der Länge nach hin. Das Auto raste einfach hupend weiter.


Ächzend stand Lars wieder auf und versuchte den Schmutz ohne Erfolg aus seiner Kleidung zu klopfen. „Kann ich dir helfen?“, ertönte eine weibliche Stimme.


Lars sah auf und stand einem Mädchen mit hellbraunen, schulterlangen Haaren gegenüber, das vielleicht ein Jahr älter war als er und einige Einkaufstaschen trug. Verlegen meinte Lars: „Öhm…nein, eigentlich nicht. Trotzdem danke!“


Das Mädchen musterte ihn interessiert und fragte: „Du siehst wirklich schlimm aus! Hast du keine Eltern?“


Lars antwortete: „Doch…oder…nein…in gewisser Weise nicht.“


Das Mädchen packte Lars am Arm und zog ihn mit sich. Völlig verdutzt ließ Lars es geschehen. „Du Armer! Ich werde dir erstmal einen schön heißen Kaffee kochen! Wenn du möchtest, kannst du dich auch eine Weile in meinem Bett ausruhen. Du siehst aus, als könntest du ein wenig Schlaf gut gebrauchen.“


Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Verdattert musterte Lars das Mädchen unauffällig aus dem Augenwinkel. Irgendetwas an ihrer Art und ihrem Gesichtsausdruck kam Lars bekannt vor, als hätte er sie schon einmal gesehen.


Lars deutete auf die Einkaufstaschen und fragte: „Ähm…kann ich dir vielleicht die Taschen abnehmen?“


Das Mädchen schüttelte fröhlich den Kopf, so dass die langen Haare ihr Gesicht umspielten. „Nein, brauchst du nicht! Die sind ja nicht schwer.“, antwortete sie.


Doch Lars nahm ihr die Taschen einfach aus der Hand und meinte: „Ich kann doch nicht fröhlich neben einem Mädchen herlaufen, dass sich mit Einkaufstaschen abschleppt. Wie sieht denn das aus!“


Das Mädchen sah ihn kurz verwundert an und lächelte dann. Spontan hakte sie sich bei dem verdutzten Lars ein. Doch da er nicht unfreundlich erscheinen wollte, sagte er nichts. Außerdem mochte er sie auf eine ihm bisher unbekannte Art.


Schon nach wenigen Minuten standen sie vor einem Reihenhaus. Verlegen zuckte das Mädchen mit den Schultern. „Ich wohne in der Wohnung da oben links. Ist nichts Tolles, aber für mich reicht es.“


Lars nickte und folgte ihr dann um das Reihenhaus herum, wo sich die Eingänge befanden. Das Mädchen schloss die Tür auf. Sie stiegen das Treppenhaus empor und betraten dann die Wohnung des Mädchens.


Lars zog sich höflich die Schuhe aus, während das Mädchen hinter ihm die Tür schloss.


Verlegen fragte Lars: „Wo sollen die Tüten hin?“


Das Mädchen bedeutete ihm zu folgen und führte ihn durch das Wohnzimmer in eine kleine Küche. Dort stellte Lars die Tüten ab. „Wie heißt du eigentlich?“, fiel Lars plötzlich ein.


Während sie Kaffeepulver in einem Filter häufte, antwortete sie beiläufig: „Alexandra Pfau, und du?“


Lars stand wie vom Blitz getroffen da. War es möglich? Doch dann schüttelte er den Kopf. „Alles in Ordnung?“, fragte Alexandra mit einem besorgten Blick. Lars nickte. „Ja, ich war nur ein wenig überrascht, dass wir den gleichen Nachnamen haben, dass kommt ja nicht ganz so oft vor. Ich heiße nämlich Lars Pfau.“, grinste er sie an.


Alexandra lächelte ihn an und fragte dann: „Willst du vielleicht duschen? Du siehst ziemlich schmutzig aus.“ Lars antwortete: „Oh, das wäre nett. Aber ich will keine
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